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Sitzungen der Berliner Gesellschaft

für das Studium der neueren Sprachen.

65. Sitzung, den 25. Februar 1862. Herr Pröhle referirt 1) über den im zweiten Jahrgang des Preussischen Jahrbuches enthaltenen Aufsatz von L. Wiese: Das höhere Schulwesen in Preussen; 2) über das vierte Heft der Findlinge, von Hoffmann von Fallersleben; 3) über Germania, Beiträge deutscher Dichter und Dichterinnen, Berlin, 1861; 4) Das Haus zum Pelikan in Regensburg, von Neumann, Regensburg, 1862; 5) die Thierwelt, von Masius, Essen, Bädeker, 1861; 6) Lebensweise und Fauna der besonders in Deutschland einheimischen Jagdthiere; 7) Hanne Nüte un de lütte Pudel, von Fritz Reuter. Gelegentlich eines aus letzterer Schrift mitgetheilten Bruchstücks erhebt sich eine von Herrn Strack eröffnete Debatte über den hochdeutschen Anstrich des darin angewendeten Plattdeutsch. Herr Pröhle ist dagegen der Meinung, dass Fritz Reuter gerade darin eine hohe Meisterschaft bekunde, wie er im Munde des Ungebildeten Hoch- und Plattdeutsch sich mischen lasse. Herr Reymond liest den zweiten Act seines Lustspiels: les Faiseurs.

Herr Leo theilt nach der dänischen Uebersetzung des Saxo grammaticus von Wedel die Quelle des Shakspeare'schen Hamlet mit. Die Prüfung, wie sich dieselbe im englischen Dichter gestalte und was sich aus derselben für die Charakteristik des englischen Hamlet ergebe, behält er einem spätern Vortrage vor.

Herr Mahn spricht über einige auf stock endigende Namen von Städten auf ursprünglich slawischem Boden: Rostock, Wittstock, Bialystock und deutet sie, nach vorgängiger Widerlegung früherer Erklärungen aus der slawischen Wurzel des zweiten Bestandtheils Fliessendes als: Auseinanderfliessendes, Hochfliessendes, Weissfliessendes, indem er zugleich die Richtigkeit seiner Herleitung aus der respectiven geographischen Lage motivirt. Er bittet schliesslich, ihm eben so endende Namen von Orten auf jetzt oder einst slawischem Gebiete zu fernerer Deutung angeben zu wollen.

66. Sitzung, den 4. März 1862. Herr Gosche theilt aus dem einundzwanzigsten Bande der Bibliothèque de l'Ecole des Chartes Paul Meier's Untersuchungen über die Metrik des Gesanges auf die heilige Eulalia mit, worin er Littre's Behauptungen widerspricht, dass dieselbe durchweg in zehnsilbigen Versen sei. anderen Aufsätze desselben Bandes. über Moses Mendelssohn von Kaiserling und hebt von den siebzehn Abtheilungen desselben namentlich die sechszehnte über den Spinozismus Mendelssohn's hervor.

Eben so berichtet er über die
Endlich erwähnt er das Werk

Herr Strack spricht über die neuesten Ausgaben des Reineke Fuchs. Ueber die Aussprache des Plattdeutschen erhebt sich wiederum zwischen den Herren Pröhle, Sachse, Müller, Kuhlmey, Herrig eine kurze Discussion.

Herr Reymond liest den Schluss seines Lustspiels les Faiseurs. Herr Giovan oly spricht über Aussprache, Ausdehnung und Literatur der Romanischen Sprache.

Herr Herrig theilt Curiositäten aus Programmen mit und legt die eingegangenen Schriften vor.

67. Sitzung, den 18. März 1862. Herr von Holzendorf erhebt Bedenken gegen die allgemeine Herleitung des Wortes ambassadeur aus ambactus, Bedenken namentlich aus dem Sinne des Wortes: Amt, da doch vor dem 16. sec. Gesandtschaften nur Geschäfte für den einzelnen Fall, vorübergehende Aufträge waren. ,,Dass ferner an die Ausübung eines Amtes nicht zu denken sei, zeigen die alten Verbalbedeutungen. In einem Pönitential des heiligen Columban steht:

qui praesumit facere ambasciam, non permittente éo qui praeest, 50 plagis inhibeatur, d. h. wie man schon im Mittelalter übersetzt, qui e patria egredi vel peregre proficisci praesu

munt.

In einer Urkunde aus dem 9. sec. bedeutet ambasciata so viel wie Botschaft und ambasciare, Botschaft bringen, (ambasciavit mihi). Daneben findet sich ambasciare aliquid, etwas als Mittelsperson erlangen und zugesichert erhalten. Es heisst in einer Urkunde Karl's des Kahlen von 877: Imperatrix ambasciavit signum Caroli gloriosi. Eine grosse Anzahl von Urkunden, namentlich Schenkungsurkunden beginnt mit den Worten N. N. ambasciatores oder ambasciaverunt. Die Kirche hielt es in früheren Zeiten für sicherer, weltliche Grosse als Schenkungsbürgen fungiren zu lassen. Ambasciare aliquid heisst daher: sich etwas versprechen und gewähren lassen."

Nach diesen Ausführungen schlug der Vortragende für ambassadeur zwei Herleitungen vor, einmal aus invagiare der invagiator, der sicher Geleit erhalten hat, da sich factisch die Gesandten früher um solches erst bekümmern mussten, zweitens aus wacta.

Die Herren Mahn, Sachs, Gessner vertheidigen gegen den Vor

tragenden die Unbedenklichkeit der frühern Ableitung und machen auf die formellen Bedenken gegen die vorgeschlagenen aufmerksam.

Herr Tschérédéeff fährt in der Schilderung der russischen Literatur des 18. sec. fort.

Herr Mahn untersucht den Namen Celten etymologisch. Er deutet denselben als: Tapfere.

Die Gesellschaft beschliesst nachstehende öffentliche Bekanntmachung, welche den Tagesblättern übergeben werden soll: Die Berliner Gesellschaft für das Studium der neueren Sprachen hat den Beschluss gefasst, zu gründlichen Leistungen auf dem Gebiete der neueren Sprachen durch Reisestipendien und durch Prämiirung vorzüglicher Arbeiten erhöhte Anregung zu geben. Zunächst gedenkt der Verein solchen Gelehrten, welche mit einer wissenschaftlichen, das Studium der neueren Sprachen fördernden Arbeit beschäftigt sind, zu der es der Quellenforschung im Auslande bedarf, durch seine Unterstützung die Ausführung ihres Unternehmens zu erleichtern. Für das nächste Jahr sind zu diesem Zwecke 500 Thaler bestimmt, die je nach der Wichtigkeit der zu lösenden Aufgabe ganz oder zum Theil gezahlt werden sollen. Die Gesellschaft ladet daher die Studiengenossen, und zwar besonders die jüngeren, hiermit ein, sich um Ertheilung des Stipendiums bei dem Vorsitzenden, Professor Dr. Herrig, bis zum 1. Juli dieses Jahrs zu bewerben, zugleich sich über die bisher gemachten Studien auszuweisen und die bereits begonnenen Vorarbeiten zur Prüfung vorzulegen. Die Verleihung des Stipendiums wird am 26. October dieses Jahres erfolgen. Die geehrten Redactionen Deutscher Zeitungen werden um gefälligen Abdruck dieser Einladung gebeten. Berlin, den 31. März 1862. Der Vorstand der Berliner Gesellschaft für das Studium der neueren Sprachen.

68. Sitzung, den 1. April 1862. Herr Rudolph erörtert die Grundsätze, die er in der von ihm und van Muyden gemeinschaftlich herausgegebenen Auswahl französischer Schriftsteller zu befolgen gedenkt.

Herr Mahn untersucht die Etymologie des Wortes Eichhorn; er sieht darin wegen des scandinavischen ikorn für ekorm die Bedeutung: Eichwurm, Eichschlange, wenn es nicht vielleicht ein hybrides, halb schwedisches, halb lappländisches Wort sei.

Herr Traxel macht Mittheilungen aus der in Berlin in deutscher, französischer, englischer Sprache erscheinenden Conversationshalle.

Hierauf legt der Vorsitzende die nachstehenden Erklärungen zu Shakspeare der Gesellschaft vor, welche Herr W. Rushton in Liverpool eingesandt hat.

Shakspeare's Tenures.

King Henry.

So shaken as we are, so wan with care,
Find we a time for frighted peace to pant,
And breathe short-winded accents of new broils
To be commenced in stronds afar remote.

I. Henry IV. Act 1 Scene 1.

Spoke at a venture. Look, here comes more news.

Enter Morton.

Northumberland.

Yea, this man's brow, like to a title-leaf,
Foretells the nature of a tragic volume:

So looks the strond, whereon the imperious flood
Hath left a witness'd usurpation.

Say, Morton, didst thou come from Shrewsbury?

2. Henry IV. Act 1 Scene 1.

Strond, is a Saxon word signifying a shoar or bank of a sea or any great river (Cowell). In an ancient charter are these words Richardus rex, etc. Notum facimus vobis nos concessisse etc. Deo et sancto Albano Ecclesiae suae sancti Oswini de Tynemuth, cellae sancti Albani et Monachis ibidem Deo servientibus omnes terras suas et omnes homines suos, cum sacha, soca, over strond et streme, on wode et felde, Toll, Them, and Grithburge, Hamsoene, Murdrum and Forestall Danegeld, Infangenethef and Utfangenethef, Fleminefrenicth, Blodwith, Urecke, etc. And the Gloss. in 10 Scriptores interpreting these words, on strond et streame, on wode et felde, saith, Voces Anglicae veteres et in antiquioris aevi chartis crebro repertae; Privilegium sapiunt seu potius Privilegi latidudinem sive amplitudinem et sic Latine legantur, in Littore, in Fluvio, in Sylva et Campo.

Tranio.

Master, you look'd so longly on the maid,
Perhaps you mark'd not what 's the pith of all.

Lucentio.

O yes, I saw sweet beauty in her face,
Such as the daughter of Agenor had,

That made great Jove to humble him to her hand,
When with his knees he kiss'd the Cretan strand.

Taming of The Shrew Act 1 Scene 1.
Bassanio.

In Belmont is a lady richly left,

And she is fair, and, fairer than that word,

Of wond'rous virtues; sometimes from her eyes
I did receive fair speechless messages:

Her name is Portia; nothing_undervalued

To Cato's daughter, Brutus' Portia.

Nor is the wide world ignorant of her worth;
For the four winds blow in from every coast
Renowned suitors: and her sunny locks
Hang on her temples like a golden fleece;

Which makes her seat of Belmont, Colchos' strand,

And many Jasons come in quest of her.

Merchant of Venice Act 1 Scene 1.

-

An im

Strand, saxon, strande. Any shoar or bank of a sea or river. munity from custom and all imposition upon goods or vessels by land or by water, was usually expressed, by strand and stream. As king Henry II. to the Church of Rochester, Concedo et confirmo in perpetuum cum socue et soke, strand and stream. Mon. Anglic. Tom. 3. p. 4. So the same Prince granted to all tenants and traders within the Honour of Walingford, that by water and by land by wood and by strand, quieti sint de thelonio, passagio, etc. Paroch. antiquit. p. 114.

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Man.

The spoons will be the bigger, sir. There is a fellow somewhat near the door, he should be a brazier by his face, for, o' my conscience, twenty of the dogdays now reign in 's nose; all that stand about him are under the line, they need no other penance: That firedrake did I hit three times on the head, and three times was his nose discharged against me; he stands there, like a mortar-piece, to blow us. There was a haberdasher's wife of small wit near him, that railed upon me till her pink'd porringer fell off her head, for kindling such a combustion in the state. I miss'd the meteor once, and hit that woman, who cried out, clubs! when I might see from far some forty truncheoneers draw to her succour, which were the hope of the Strand, where she was quartered.

Henry VIII. Act 5.

Hence the street in the west suburbs of London, which lay next the shoar or bank of the Thames, is called the strand. And G. Duglase mentions the strandis of the sea (Cowell Interpr.).

Gloster.

Why, 'tis well known, that, whiles I was protector,

Pity was all the fault that was in me;

[For I should melt at an offender's tear's,

And lowly words were ransome for their fault.]

Unless it were a bloody murderer,

Or foul felonious thief, that fleeced poor passengers,

I never gave them condign punishment:
Murder, indeed, that bloody sin, I tortured
Above the felon, or what trespass else.

2. Henry VI. Act 3 Scene 1.

For as much as the most necessary office and duty of the law is to preserve and save the life of man, and condignly to punish such persons that unlawfully and wilfully murder, slay or destroy men, and also that another office and duty of law is to punish robbers and thieves, which daily endeavour themselves to rob and steal,

Clown.

Advise you what you say; the minister is here. Malvolio, Malvolio, thy wits the Heavens restore! endeavour thyself to sleep, and leave thy vain bibble babble.

Twelfth Night Act 4 Scene 4.

or give assistance to the same, and yet by craft and cautele do escape from the same without punishment:

Laertes.

Perhaps, he loves you now;

And now no soil, nor cautel, doth besmirch
The virtue of his will: but, you must fear,
His greatness weigh'd, his will is not his own;
For he himself is subject to his birth:

Hamlet Act 1 Scene 2.

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