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Neuzeit anhaftenden Manier, für die Schilderung ernster Vorfälle wieder.

Bei allem aufrichtigen Bedauern, welches der frühe Tod Murger's in der Pariser Schriftstellerwelt hervorrief, war doch die allgemeinere Ansicht über sein Talent die, dass dasselbe ein einseitiges, der weiteren Entwickelung wenig fähiges gewesen sei. In Allem was er geschaffen, tönten, so meinte man, die alten Klänge aus der Vie de Bohême, welche mit seinem Wesen auf das Tiefste verwachsen schienen, wenn auch in vielfach veränderten Weisen, immer wieder und wieder durch. Man ist fast geneigt, dieser Behauptung beizupflichten, wenn man spätere Productionen, wie die „Scènes du Pays latin," oder „les Vacances de Camille" ansieht. Aber wer Murger's zweites grösseres Werk „Adeline Protat, ou Scènes de la Vie de Campagne" ruhig auf sich hat wirken lassen, wird doch jener Ansicht entgegentreten und dem Dichter eine Entwickelungsfähigkeit zugestehen müssen, der leider nur das längere Leben gefehlt hat.

In „Adeline Protat" haben wir einen in sich abgeschlossenen Roman und zwar einen Roman aus dem Volksleben, eine wirkliche Dorfgeschichte vor uns, in deren Anlage sich allerdings vielfach die Unbehülflichkeit des Anfängers zeigt, die aber von einer feinen psychologischen Beobachtungsgabe Zeugniss giebt und das Talent bekundet, die Denk- und Empfindungsweise des Volkes treu wiederzugeben.

Der Schauplatz der Handlung ist ein Dorf am Rande des grossen Waldes von Fontainebleau, einem der wenigen Reste der ungeheuren Waldungen, welche einst das alte Gallien bedeckten. Das Dorf ist nicht in der unmittelbaren Nähe jener Gegenden gelegen, die alljährlich von Hunderten und aber Hunderten von Touristen aus der Hauptstadt und den unvermeidlichen Söhnen Albions besucht werden, sondern bei einer Reihe von schönen und grossartigen Waldpartieen, welche vorzugsweise das Wallfahrtsziel der Pariser Maler sind. Der Held des Romans ist denn auch einer von den Jüngern der Kunst,

welche der Pariser Künstlerjargon rapins" getauft hat und die das Landvolk jener Gegend in souverain-volksthümlicher Wortbildung einen désigneux zu nennen pflegt. Die Heldin des Romans Adèle, die Tochter des sabotier Protat hat eine Erziehung weit über ihren Stand hinaus bei den Eltern einer Jugendfreundin genossen, welche als Kind von Adeline's Vater aus dem Wasser gerettet wurde. Sind so allerdings die beiden Haupthelden der Erzählung durch ihre Bildung dem eigentlichen Volksleben entrückt, so gehören sie ihm doch durch Abstammung, Gesinnung und Gewohnheit an; denn Adèle hat bei den vornehmen Leuten das Kind des Volkes nicht verläugnet und ist willig und gern zu dem alternden Vater in das bescheidene Häuschen zurückgekehrt, in dem sie an Stelle ihrer längst verstorbenen Mutter die Geschäfte der Hausfrau versieht. Und die anderen in den Gang der Handlung eingreifenden Personen gehören ganz dem Volke an, die mère Madelon, die ein widriges Geschick aus einer wohlhabenden Bauersfrau in ihrem Alter zur Magd gemacht hat, der Lehrling und Pflegesohn des alten Protat, der den für einen Findling und der Holzschuhschneidekunst Beflissenen allerdings sehr zarten Namen Zéphyr führt, und namentlich der alte Protat selbst. Dieser ist eine vortrefflich gezeichnete Figur, zugleich Handwerker und für seine Verhältnisse wohlhäbiger Eigenthümer von Haus und Acker ist er ein Typus der Energie, der Unabhängigkeit, des gesunden Sinnes, aber auch des Hochmuthes und Starrsinns des französischen Bauern, der es sich auf den ersten Blick ansehen lässt, dass er der Sohn der Väter ist, welche das sociale Drama der ersten Revolution in Scene setzen halfen.

Denke ich an den Gesammteindruck, welchen die wiederholte Lectüre dieses Romanes, mit seiner trefflichen Charakterzeichnung, seinen naturgetreuen Schilderungen der Vorgänge des Dorflebens und der naiven Vorstellungen der Landleute auf mich gemacht hat, so kann ich nicht umhin die Ueberzeugung auszusprechen, dass Henri Murger, der Sohn des Volkes, der häufig und gern mit dem Landvolk verkehrte, auf diesem in der französischen Literatur so wenig angebauten Gebiete (George Sand's Petite Fadette, Marc au Diable und François

Champi stehen sehr vereinzelt da) berufen und befähigt war, Tüchtiges zu leisten, und mit ihm für die Entwickelung einer volksthümlichen Literatur eine reiche Hoffnung begraben worden ist.

Charlottenburg.

C. Ploetz.

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To find the other forth, and by adventuring both."

Verses of six feet, like this, are indeed frequent enough in Shakspere; but, unless I am much mistaken, some of them owe their origin to the early editors, and not to the poet. The present verse would assume the usual length by throwing out two useless syllables. It would then read

To find the other forth, and venturing both."

II, i, 1, 11

Могоссо.

,,I would not change this hue,

Except to steal your thoughts, my gentle queen.“

The word thought, which now we refer exclusively to an operation of the intellectual faculties, is in this passage, and frequently by Shakspere, used as synonymous with „feeling," or heart." Thus it is clearly employed, II, vi., 11, where Jessica expresses a doubt if she is really Lorenzo's, and Lorenzo replies

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*) As the scenes in Shakspere are too long to serve the purposes of easy and expeditious reference, the author has numbered the speeches in each scene, and, in long speeches, even the lines. Thus I., 1, 29, 4, means first act, first scene, twenty-ninth speech, being Bassanio's, and beginning, In my school days;" and, of this speech, the fourth lines

„Heaven and thy thoughts are witness that thou art."

And III., ii., 12

Portia.

,,How all the other passions fleet to air,

As doubtful thoughts and rash-embraced despair,

And shuddering fear, and green-eyed jealousy!"

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Here we find thoughts" classed as a passion, with despair, fear, and jealousy.

III., iv., 5

,,Fair thoughts and happy hours attend on you."

This is Lorenzo's wish at parting, and it expresses clearly very much the same that Jessica adds

,,I wish your ladyship all heart's content."

Compare „Julius Cæsar," III., i., 67

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With all kind love, good thoughts and reverence."

II.

II., ix., 3, 6

,,If I do fail in fortune of my choice."

I think we have here a misprint, perpetuated through all editions, for

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If I do fail of fortune in my choice."

Arragon had just said "If I fail of the right casket." The sense becomes much clearer by the proposed alteration.

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,,I would she were as lying a gossip in that as ever knapp'd ginger, or made her neighbours believe she wept for the death of a third husband."

The knapping of ginger and the fictitious tears must clearly be taken together as proving the woman in question to be a lying gossip, for, surely, the knapping of ginger alone is not a proof of lying. We must, therefore, read, „as ever knapp'd ginger, and, &c." Salanio alludes to a widow that made her

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