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Den Hohen

Staats-Regierungen

Deutschlands,

die da

den freien Staat

lenken und schüßen durch Gesetzeskraft und Waffenmacht,

verklären und verherrlichen durch Religion, Kunst
und Wissenschaft,

weihet diese Blätter

in tiefster Ehrerbietung

allerunterthänigst

der Verfasser.

Vorwort.

Die neueste Zeit hat von mehr als einer Seite her an

das Licht des Tages gebracht, was, in Gesinnung oder Gesetz, ein unorganisches und noch in sich selbst kám= pfendes Verhältniß der Religion und Kirche zum Staate für verderbliche Folgen nach sich zieht. Sie hat gezeigt, was herauskommt, wenn Religion und Kirche, wenn die Innerlichkeit des Gefühls und die Subjektivität wie die orthodore Erstarrung in die freie Bewegung der sich in der Sonne des Bewußtseins geseßlich entwickelnden Organisation der rechtlichen und sittlichen Welt der Menschheit, des Staates, den Brand und Hemmschuh zu werfen strebt. Wenn die Willkühr, die Phantasie, die Starrheit, der Zelotismus in einer Zeit des freien Bewußtseins sich zuerst in ihre Innerlichkeit zurückziehen, nachgebend der Nothwendigkeit, und nun, lauernd auf die Zeit, plößlich hervorbrechen, so droht der Wirklichkeit dieselbe Deborganisation, wie sie der raisonirende Verstand erzeugt, und fanatische Gemüther wie verschrobene Geister und die List und Pfiffigkeit der Heuchelei maßen sich an, die Weisheit einer Regierung, welche ein wahrhaftiges Organ der allgemeinen göttlichen Weltregierung darstellt, zu höhnen, so wie der Fanatismus von sogenannten Mystikern und Pietisten, die, den Gott im Herzen behauptend, vornehmlich und unaufhörlich die Lieblosigkeit der Verdammung als ihren Gott zur Erscheinung bringen, ebenso zerstörend wirkt, wie die Kahlheit und Leerheit des niederreißenden Verstandes.

Das Eine, was Noth thut, ist dieses, daß man den innern Drang der Zeit erkenne, daß man namentlich erkenne, wie der freie Christliche Staat sich zu den Chriftlichen Parteien und Kirchen in der Gegenwart zu stellen durch die vernünftige Nothwendigkeit der Weltgeschichte und die Christliche Liebe selbst getrieben wird. Das Princip ist dieses: daß der freie Christliche Staat die Allgemeinheit der Christlichen Idee und Liebe, als wozu er sich aus der Mannigfaltigkeit der Stufen und Gährungen des Chrifts lichen Geistes zusammengefaßt hat, geltend mache gegen die Christum zertrennenden und den Staat entzweienden Starrheiten der Unterschiede, welche ohne solche Starrheit nur die verherrlichende vielseitige Entwickelung der Einen Christlichen Idee und Liebe sind. Alle einsei= tige Bemühung ist vergeblich: die firen Ideen, welche wohl für ein Wesentliches des Christenthums können ausgegeben werden, aber nie wahrhaft ein solches sind, und welche ebensosehr die innerste Gesinnung und Wahrhaftigkeit des Gemüths und Geistes zerknicken, als eben damit auch den Staat desorganisiren, ja so leicht einen Herd der Sammlung und Concentrirung aller möglichen antisocialen und demagogischen Richtungen abgeben, müssen weich und milde werden, nicht etwa, damit sich die Substanzen, sondern nur, damit sich deren Verhärtungen und Verknöcherungen auflösen; und die Gegensäte müssen auch in der Wirklichkeit versöhnt und gebåndigt werden in der Christlichen Humanitát des Alles in sich einreihenden, lenkenden und fördernden freien Staates. Wer nicht frei folgt dem Drange der Zeit, dem wird die Freiheit in der Gestalt der hårteren Nothwendigkeit, früher oder spåter, jedoch einmal sicherlich erscheinen.

Marburg, im März 1838.

Bayrhoffer.

Während jeder Besonnene und nicht von der Eitelkeit

des subjectiven Besserwissens Getriebene es der Weisheit anerkannt rechtlicher und edelmüthiger Regierungen überläßt, besondere factische Kollisionen zwischen Staat und Kirche zu lösen, wie er namentlich sich vor der frechen Sünde, in die tiefsten Angelegenheiten der Staaten und Kirchen den Brand der Gährung und Aufreizung der Gemüther zu werfen, stets bewahren wird: so erscheint es doch als Pflicht der echten Wissenschaft, den allgemeinen Standpunkt solcher Kollisionen und ihrer Auflösung in dem wahren Verhältnisse des freien Christlichen Staats zu Christlichen Gemeinden und Kirchen in der Gegenwart, den Einzelnen entschieden und bestimmt vor die Seele zu stellen, damit auch so zur wahren Aufklärung der Geister und sittlichen Beruhigung der Gemüther nach Kräften mitgewirkt werde. Aus diesem, und nur aus diesem Grunde habe ich die folgenden Blåtter niedergeschrieben und der Welt übergeben. Sie sollen also nicht eine Erörterung positiv - geseßlicher Verhältnisse sein, welche ja außerdem die Regierungen viel besser kennen und zu würdigen vermögen als die Einzelnen, sondern sie sollen den ewigen Geist, die wahre Idee der Beziehung des freien Christlichen Staats zu Christlichen Kirchen und Gemeinden entwickeln, auf welcher Idee auch alle positiven Bestimmun= gen im leßten Principe beruhen, und welche das nothwen, dige Ziel ist, das als eine Sonne mehr und mehr die Entwickelung beherrscht und lichtet.

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