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Die Literatur über das Deborah-Lied soll in Rosenmüller's Scholien (Bd. IX, S. 102-105) zu finden sein. Einige ältere Ausleger und die neueren hat Bissinger verzeichnet. Nach Schnurrer erscheint zunächst Köhler im Eichhorn'schen Repertorium. Er sagt wenig Neues. Meier dagegen geht einmal wieder auf Herder zurück, welcher im siebenten Brief, das Studium der Theologie betreffend, und im Geiste der hebr. Poesie (Bd. II, S. 191 ff., 1852, bei Cotta) eine Uebersetzung und Erläuterung versucht hat. Im Anfang dieses Jahrhunderts schrieb Hollmann seinen commentarius (Leipzig 1818), eine fleifsige Arbeit. In der Vorrede bekämpft er die später von de Wette, dem Urheber, selbst wieder zurückgenommene Ansicht von einer späteren Abfassung des Deborah-Lieds. S. 9 stellt er die rhythmischen Wiederholungen des Lieds zusammen. Was von den durch die genannten Bearbeiter gemachten Bemerkungen das Wichtigste ist, findet sich indefs im Thes. Auch der commentarius von G. Böttger in Käuffer's Studien der sächsischen Geistlichen (Dresden, von 1842 an) erspart die Arbeit, die früheren Schriften über das Lied kennen zu lernen; denn er geht sorgfältig auf die Ansichten seiner Vorgänger ein. Freilich ist seine Erklärung nicht zu Ende gekommen. In der Vorrede läfst er sich auf die Frage ein, ob Jabin Königstitel sei wie Pharao. Ferner vergleicht er die Mutter des Sisera mit der Atossa bei Aeschylus. Wie bei Böttger, so ist auch bei den jetzt zu nennenden Bearbeitern der Eifer, mit welchem sie dem richtigen Verständnifs nachstrebten, unverkennbar. Fr. Böttcher (die alttestamentlichen Bühnendichtungen, 1850) ist bei Gelegenheit der Form des Lieds schon da gewesen. Er hat seine Bemerkungen auch in der Aehrenlese von 1849 u. 1863 niedergelegt. Sie geben manche Anregung. Bereits vor den Letztgenannten hatte Ewald die poetischen Bücher des alten Bundes herausgegeben. Seine ehemalige Dreitheilung des Lieds hat er

nun in eine Trennung desselben in zwei Lieder verwandelt. Verwandt mit seiner Erklärung ist die von Bertheau im Commentar zu den Richtern. Ewald hat namentlich durch sein Verständnifs des x V. 8 und seine Ansicht von IN im Deborah-Lied, sowie durch seine Betrachtung von V. 2. 11 b. 12. 21 b. 31 eine neue Anschauung des Ganzen angeregt, abgesehen von dem Hülfsmittel, das er in seiner Grammatik geboten hat. Meier und Bissinger sind als die neuesten Specialerklärer so häufig angeführt, dafs wir sie hier übergehen können. Dafs namentlich Meier wieder eine andere Form für das Lied vorgeschlagen und vertheidigt hat, kann nur wie das über die früheren Ausleger Gesagte und die Ueberzeugung, die wir bei unserer Arbeit gewonnen haben, zum Erweis dienen, wie das völlige Verständnifs des Deborah-Lieds noch mehr als das Verständnifs eines anderen alttestamentlichen Schriftstücks ein Ziel ist, das wohl schwerlich zur Genüge erreicht wird.

Titel der von uns nicht benutzten neueren Bearbeitungen sind nach Bissinger:

Moses Mendelsohn, translatio Carminis Deborae cum commentario 1788; repetita in libro Judicum. Fürth 1810.

C. G. Justi, Nationalgesänge der Hebräer. Marburg 1816, S. 226.

C. H. Kalkar, De cantico Deborae. Lipsiae 1818. H. H. Kemink, Commentatio de carmine Deborae. Trajecti a. R. 1840.

Joh. v. Gumpach, Alttestamentliche Studien. Heidelberg 1852, S. 1-138.

E. Meier, Geschichte der poetischen Nationalliteratur der Hebräer. 1856. S. 66 (der von uns benutzte Commentar erschien zu Tübingen 1859).

Commentare über das Buch der Richter sind noch : Maurer 1835, Studer 1835, Keil 1863, Cassel 1865.

Bissinger's Schrift selbst erschien als Beilage zum Programm des Karlsruher Lyceums bei G. Braun 1866.

Uebersetzung. *)

I. 2. Dafs auftraten Fürsten in Israel,

Dafs frei folgte Volk, preiset den Jahve!
3. Höret Könige, horchet Herrscher;
Ich dem Jahve will ich singen,

Will spielen dem Jahve, dem Gotte Israels.
4. Jahve, da du auszogst von Seir,

Da du einherschrittest vom Gefilde Edoms,
Bebte die Erde; der Himmel, er troff;
Die Wolken sie troffen Wasser.

5. Die Berge schütterten vor Jahve,

Da der Sinai vor Jahve, dem Gotte Israels. II. 6. In den Tagen Samgars, des Sohnes Anath, In den Tagen Jaels feierten die Wege,

Und wer wanderte auf Pfaden, ging krumme Steige. 7. Es feierten die Führer in Israel, sie feierten, Bis ich aufstand Deborah,

Ich aufstand, eine Mutter in Israel.

8. Man erwählte neue Götter,
Da wurden bedrängt die Thore,
Nicht sah man Schild, nicht Speer,

Unter den vierzigtausend in Israel.

9. Mein Herz ist mit den Fürsten Israels,

Mit dem Volke, das willig kämpfte. Preiset den

Jahve.

III. 10. Die ihr reitet auf weifsen Eselinnen,

Die ihr ruhet auf Pfühlen,

Und die ihr zieht auf der Strafse, singet!

*) Für die wörtliche Wiedergabe eines Ausdrucks stehen wir in

der Uebersetzung nicht ein.

11. Durch das Lied der Beutetheiler zwischen den Tränken,

Dort soll man rühmen die Gerechtigkeit Gottes, Die Gerechtigkeit seiner Herrschaft über Israel; Dann ja zieht in seine Städte das Volk Jahve's. 12. Auf, auf Deborah !

Auf, auf! sprich ein Lied!

Auf Barak, und weise deine Gefangenen, Sohn
Abinoams!

13. Dann zieht der Flüchtling in's weite Thor,

Das Volk Jahve's zieht ein, mein Heldenvolk.
IV. 14. Von Ephraim, die wurzeln in Amalek,

Hinter dir Benjamin mit deinen Schaaren,
Von Makir eilten in's Thal Führer,

Und von Sebulon, die hielten den Feldherrnstab. 15. Und meine Fürsten in Naphtali wie Deborah, Und wie Issaschar so Barak,

In's Thal trug ihn sein Fufs.

15b. An Rubens Bächen hielt man grofsen Rath.
16. Warum bliebst du zwischen den Hürden,
Zu hören das Flöten der Heerden?

An Rubens Bächen hielt man grofsen Rath.
17. Gilead blieb über dem Jordan

Und Dan, warum weilte er bei den Schiffen?
Ascher safs am Ufer des Meeres

Und an seinen Buchten lagerte er.

18. Sebulon ein Stamm, der preisgibt sein Leben dem

Und Naphthali auf Bergeshöhn.

V. 19. Könige kamen, stritten.

Da stritten die Könige Kanaans

Tode,

Zu Taanak, an den Wassern Megiddos.
Beute an Silber nahmen sie nicht.

20. Vom Himmel stritten,

Die Sterne aus ihren Bahnen stritten mit Sisera.

21. Der Bach Kison rifs sie fort

Der kühne Bach, der Bach Kison.

Sei stolz meine Seele!

22. Da hämmerten die Hufe der Rosse

Von dem Jagen, dem Jagen ihrer Helden.
VI. 23. Verflucht Meros, spricht der Engel Jahve's,
Verflucht, verflucht seine Bewohner.

Sie kamen dem Jahve nicht zu Hülfe,
Dem Jahve zu Hülfe mit den Helden.
24. Gepriesen sei unter den Weibern Jael,
Das Weib Chebers, des Keniters,

Unter den Weibern im Zelte sei sie gepriesen! 25. Wasser wollte er, Milch gab sie,

Iu der Schale der Fürsten brachte sie Rahm. 26. Ihre Hand streckte sie nach dem Zeltpflock

Und ihre Rechte nach der Werkleute Hammer, Und hämmerte den Sisera, zerschlug sein Haupt, Und zerschmetterte und durchbohrte seine Schläfe. 27. Vor ihren Füfsen sank er, fiel, lag,

Vor ihren Füfsen sank er, fiel.

Wo er sank, da fiel er verderbet.

VII. 28. Durch das Fenster schaute und klagte laut
Die Mutter Siseras durch das Gitter :

Warum zögern seine Wagen zu kommen?
Warum zaudern die Räder seines Wagens?
29. Die klügsten Fürstinnen antworteten ihr
(Doch sie sprach ihre Gedanken sich wieder und

wieder) :

30. Werden sie nicht Beute finden, theilen?
Ein Mädchen, zwei Mädchen dem Manne?
Erbeutete, bunte Kleider dem Sisera?

Bunt gestickte Gewänder als Beute seinem Hals? 31. So mögen verderben alle deine Feinde Jahve, Aber, die ihn lieben, gehen auf wie die Sonne in ihrer Kraft.

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