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stand die besondere Art von Feerei, die wir in den fabelhaften Balladen der Schotten und Engs länder finden. Außer den historischen Balladen, Den fabelhaften voll kindlicher Feeret, und den fo mischen, von denen oben die Rede war, scheinen alle übrige Gedichte dieser Art in der englischen und schottischen Litteratur spåteren Ursprungs zu seyn. Welch eine Fülle der reinsten, kräftigsten und ins nigsten Naturpoesie in allen jenen Balladen aufbes wahrt ist, kann nur der bezweifeln, wer das Wesen Der poetischen Schönheit in einer Eleganz sucht, an Der es freilich den alten schottischen und englischen Balladen eben so sehr, als den alten spanischen Ros manzen, fehlt *).

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Im

x) Die vorzüglichste aller Sammlungen englischer Bals laden bleibt noch immer die von Percy, durch welche zuerst das Interesse für die alte Nationalpoesie bei den Engländern wieder erregt wurde. Die Sammlung uns ter dem Titel: Evans's edition. Old Ballads &c. none of which are inferted in Dr. Percy's collection (Lond. 1772, in 2 Octavbänden ) ist eine Buchhändlerspeculas tion, ohne kritische Auswahl. Unter vielem Gemeinen enthält diese Sammlung doch einiges Gute, auch die meisten Balladen von Robin Hood, dem berühmten geachteten Wilddiebe (Ont-law), einem Lieblingshelden des gemeinen Mannes in England. Einige weniger bes kannte gute Stücke finden sich in den Pieces of ancient English popular poetry (Lond. 1791, in 8.), wo audy verschiedene alte komische Erzählungen, in der Manter der französischen Fabliaur, abgedruckt sind. Einige treffs liche Balladen nach französischen Ritterromanen hat Nits fon in den dritten Band der oben angeführten Ancient metrical Romances aufgenommen. Die schotti schen Balladen sind zugleich mit den schottischen Liedern in den oben angeführten Werken gesammelt, besonders

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Im funfzehnten Jahrhundert und im ersten Viertel des sechzehnten feimte denn auch die dramas tische Poesie fin England und Schottland auf dieselbe Art und unter ähnlichen Verhältnissen, wie in Frankreich und andern Ländern des christlichen. Europa, seltsam und roh, aus geistlichen Andachtss spielen auf.

Die Geschichte der ersten Schauspiele, die in Eugland, aber noch nicht in englischer Sprache, aufgeführt wurden, reicht bis an das eilfte Jahr. hundert zurück. Schon unter der Regierung Wil: helms des Eroberers war das Leben der heil. Cas tharina in der Klosterschule zu Dunstable unter der Leitung eines gelehrten Normanns, vermuthlich in lateinischer Sprache, dramatisch vorgestellt wors den "). Aehnliche Schauspiele wurden ohne Zwei fel von Zeit zu Zeit auch in den folgenden Jahrs hunderten von englischen Klosterschülern gegeben. Als endlich die englische Sprache auch bei den Großen und Gelehrten in England zu einigem Ans sehen kam, ahmte man die geistlichen Schauspiele, Die in Frankreich Mysterien hießen, mit immer glücklicherem Erfolg in englischen Versen nach 2). Man nannte diese Schauspiele in England auch Mirafel (Miracles). Auf dieselbe Art wurden

Die

in den Ancient and modern Scottish Songs (Edinb. 1776.), und in Minstrelfy of the Scottish border (Kelfo, 1802.).

y). Warton, T. I. p. 232.

2) Gute Notizen über die ältesten englischen Schauspiele, besonders die Mysterien, Moralitäten und Farcen, firs den sich in der kleinen Abhandlung, die Percy dem ers ften Bande seiner Reliques of ancient English poetry (p. 118.) eingeschaltet hat.

die allegorischen Stücke, die in Frankreich Moras. Itt åten hießen, unter eben diesem Nahmen in England eingeführt. Den trockenen Ernst dieser Moralitäten zu überwinden, fügte man, wie in Frankreich, Farcen hinzu. Das englische Theas ter in seiner ersten Gestalt war also durchaus dem französischen nachgebildet. In den englischen Farcen aus dem funfzehnten Jahrhundert kommt der deuts sche Eulenspiegel unter dem Nahmen Howies glas, wahrscheinlich aber auch nach französischen Berichten, vor ). Es bedarf also hier keiner Chas rakteristik dieser Gattungen von Schauspielen, da in der Geschichte der französischen Poesie ausführliche Nachricht von ihnen gegeben worden ). Aus den Proben, welche von den dramatischen Mysterien, Moralitäten und Farcen der Engländer aus dem funfzehnten Jahrhundert durch den Druck bekannt gemacht sind, blickt nichts Nationales, und auch nichts hervor, das ein Bestreben verriethe, in diesen Gattungen von Schauspielen eine neue Bahn zu brechen ). Vielleicht findet man in einigen englis schen

a) S. die Abhandlung von Percy.

b) . den fünften Band dieser Gesch. der Poesie und Beredsamkeit, S. 95 ff.

*) Zu diesem Urtheile berechtigen wenigftens die alten Mys fterien und Moralitäten, die man vollständig abgedruckt findet im ersten Bande der Origin of the English Drama, herausgegeben von Hawkins (Oxford, 1773, 3 Octavbánde), einer sehr schäßbaren Sammlung alter englischer Theaterstücke; und im ersten Bande der Selec collection of old Plays, welche Dodsley im Jahr 1744 zuerst herausgab, und die im Jahr 1780 in zwölf Octavbänden mit Verbesserungen und Zusäßen wieder gedruckt find.

Souterwek's Gesch. d. schön. Redek. VII, B..

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schen Mysterien, die noch unter alten Handschriften versteckt liegen, das Große und Imposante der Com, position wieder, das mehrere französische Stücke dieser Art auszeichnet, ob es sich gleich in ihnen immer in das Ungeheure und Geschmacklose verliert. Das englische Stück Der Bethlehemitische Kin dermord (Candlemafs-day, or the Killing of the children of Ifrael) d), hat nichts von tragischer Größe, aber eine desto grellere Mischung des Rüh. renden und Burlesken. Die Verse bilden eine Art von Stanzen ). In der Moralität Jedermann (Every-man) erscheint die Menschheit personificirt mit einer langen Reihe allegorischer Personen, an welche sich Gott, der Tod, ein Engel und ein Docs

d) Es macht den Anfang in der Sammlung von Hawkins. e) Herodes declamtrt, als ein åchter Marionettenkö nig, wie folgt:

Above all kinges under the clowdys criftall,
Royally I reigne in welthe without woo,

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Of plefaunt profperytie I lakke non at all;
Fortune I fynde, that fhe is not my foo,
I am kyng Herowd, I will it be known fo,
Moft ftrong and myghly in feld for to fyght,
And to venguyfhe my enemyes that ageynft mo
do;

I am most be dred with my bronde bryght.

My grett goddes I gloryfye with gladneffe,
An to honoure them I knele up on my knee;
For thei have fett me in folas from all fadneffe,
That no conquesoure nor, knyght is compared to

me:

All the that rebelle ageyns me ther bane I will be,
Or grudge ageyns my godds on hyll or hethe;
All fuche rebellers I fhall make for to flee,
And with hard punyfhments putt them to dethe.

Geistreicher erfunden und

Doctor anschließen f). ausgeführt ist die, größten Theils komische, Moralis tåt Der Spottlůmmel (Hick-Scorner), ein drolliges Werk, in welchem der Ernst der allegoris schen Composition seltsam gegen die Munterfeit der ganzen Dichtung absticht. Die Betrachtung (contemplation) und die Beharrlichkeit (perseverance) suchen in Verbindung mit dem Mitleiden (pity) einen ungezogenen Spötter und seine beiden liederlis chen Gesellen, den freien Willen (Freewill) und die Einbildungskraft (Imagination) auf den Weg der Tugend zurückzuführen. Es gelingt ihnen nach

f) Das Jedermann und der Tod unterhalten sich mis einander in der folgenden Stelle.

Every - man.

Why afkeft thou?

Woldest thou wele!

Dethe.

Ye, fyr, I will thewe you;

In grete hafte I am fende to the
Fro God out of his magefte.

Every man.

What, fende to me!

Dethe.

Ye, certaynly:

Thoughe thou have forgete hym here,
He thynketh on the in the hevenly sperez
As, or we departe thou shalt knowe.

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