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nach dem Willen des Dichters, aber schwerlich zur Erbauung irgend eines Publicums; denn der Spötter und die beiden allegorischen Gesellen treiben durch das ganze Stück hindurch einen frechen Muthwillen, der ungefähr eben so unterhaltend, als der Ernst der übrigen allegorischen Personen langweilig ist 8).

Die allegorischen Moralitäten erhielten sich auf dem englischen Theater bis um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. Aus den Zeiten der Regierung Eduard's VI. (vom J. 1547 bis 1553) stammt die neuerlich wieder bekannt gewors dene Moralität Der fröhliche Juventus (Lully Juventus), ein Theaterstück, das bei dieser Geles gens

8) Hier ist eine Probe des Dialogs der allegorischen Pers fonen.

Contemplacyon.

What, brother Perfeveraunce? ye be welcome.

Perfeverance.

And fo be you alfo Contemplacyon.

Contemplacyon.

Loo, here is our mayfter Pyte.

Perfeveraunce.

Now truly, ye be welcome in to this countre.
Pyte. (Pity).

I thanke you hertely, fyr Perfeveraunce.

Perfeo.

Mayfter Pyte, one thynge is com to my remenbraunce.
What tythynges here you now?

Pyte.

Syr, fuche as I can I fhall fhewe you:

I have herde inany men complayne pyteously;
The faye they bo fmyten with the fwerde of poverty.

In every place where I do go:

Fewe frendes poverte dooth fynde

And these ryche men beu unkynde &c.

genheit noch genannt werden mag, weil es gewiss sermaßen den Uebergang von dieser Gattung von Schauspielen zu den Stücken im neueren Geschmacke bezeichnet und schon einige Spuren des Einflusses trägt, den das erneuerte Studium der alten Class fiker auf die englische Litteratur erhielt h). Der Verfasser ist ein gewisser Richart oder Robert Wever, von dem sich weiter nichts erzählen låßt. Die Sprache ist schon merklich correct, und einige Inrische Stellen, zu denen vielleicht eine unvollkom mene Nachahmung des antiken Chors Veranlass sung gegeben hat, zeichnen sich besonders durch eis nen anmuthigen Schwung der Gedanken- und Bil der aus 1).

Von schöner Prose hatte man noch keinen Begriff auf der britannischen Insel während dieses ersten

h) Auch diese Moralität findet man bei Hawkins, T. I.

i) 3. B. in dem folgenden Gesange.

Why fhould not youth fulfyl his owne mynde,
As the courfe of nature doth him bynde?
Is not every thyng ordayned to do his Kinde?
Report me to you, reporte me to you.

Do not the flouers fprynge freshe and gaye,
Plefaunt and fwete in the month of Maye?
And when their time cometh, they fayde awaye.
Report me to you, reporte me to you.

Be not the trees in wynter bare?

Like unto their Kynde fuch they are;

And when they springe, their fruites declare.

Report me to you, report me to you. &c.

Der

ersten Zeitraums der englischen Litteratur. erste Engländer, der in ungebundener Rede sich mit Kunst und Geschmack auszudrücken versuchte, war Chaucer, dessen prosaische Werfe oben zugleich mit seinen poetischen angezeigt sind. Aber das Vers Dienst, das sich Chaucer um die rhetorische Bildung feiner Muttersprache erwarb, wurde von seinen Zeits genossen nicht einmal geahndet; und ein volles Jahrs hundert nach Chaucer verstand man sich auf Bereds samkeit in englischer Sprache noch nicht besser, als: vor ihm.

Ein merkwürdiges Denkmal der englischen Prose aus dem vierzehnten Jahrhundert ist die berühmte Reisebeschreibung des Ritters John Maunder ville, der einen großen Theil des Orients durchs zogen war, und die Hauptsumme der Kenntnisse, die er sich auf seinen Reisen gesammelt hatte, zur Belehrung Anderer in dret Sprachen, Lateinisch, Französisch, und Englisch, niederschrieb *). Aber wenn man diese Reisebeschreibung mit den Memois res des französischen Ritters Joinville vergleicht, der hundert Jahre früher schrieb ), so fällt der Abstand zwischen der frühen Cultur der französischen und der lange dauernden Rohheit der englischen Prose besonders in die Augen. Kaum eine Spur

von

k) um ihres inneren Werths willen ist diese Reisebe. schreibung in neueren Zeiten. noch ein Mal berühmt und nach den alten Handschriften wieder abgedruckt worden, z. B. in der Ausgabe: the voiage and travaile of Sir John Maundeville Kt., &c. Lond. 1727, in 8vo.

1) E. den fünften Band dieser Gesch. der Poesie und Beredsamkeit, S. 121.

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von rhetorischer Bestimmtheit, Kraft und Regels mäßigkeit findet sich bei dem englischen Reiseber schreiber TM).

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Auch nicht der schwächste Anfang der historis schen Kunst, die in der späteren Litteratur der Engländer mit den classischen Mustern des Alter thums wetteifert, blickt aus den Werfen der engs lischen Schriftsteller hervor, die im funfzehnten Jahrhundert lebten, als Philipp de Comines in französischer Sprache schon beinahe wie ein Tacitus schrieb ").

Daß man am wenigsten gute Briefe damals in englischer Sprache zu schreiben verstand, und daß zur Bildung der Kritik durch zweckmäßige Une

m) Zur Probe diene der Anfang der ersten Periode, die in den steifesten und ungeschicktesten Wendungen bis zur vierten Octavseite fortlauft, und überdieß noch mit Denn anfängt.

For als moche as the Lond bezonde the See, that is to feye, the Holy Land, that Men callen the Lond, of Promyffioun, or of Behefte, paffynge alle othere Londes, is the moft worthi Lond, moft exellent, and Lady and Sovereyen of alle othere Londes, and is bleffed and halewed of the precyous Body and Blood of oure Lord Jefu Crift; in the whiche Lond it lykede him to take Flefche and Blood of the Virgyne Marie to envyrone that holy Lond with his bleffed Feet; and there he wolde of his bleffedneffe enoumbre him in the feyd bleffed and glorioufe Virgine Marie, and become Man, and worche many Myracles, and preche and teche the Feythe and the Lawe of Criftene Men unto his children; &c. &c.

n) S. den fünften Band dieser Geschichte, S. 128.

"

Anweisungen noch nicht einmal der erste Grund in der englischen Litteratur gelegt wurde, bedarf kaum hinzugefeht zu werden °).

o) Wer den englischen Briefstyl des funfzehnten Jahrhuns derts näher kennen lernen will, wende sich an die Samms lung: Original letters, written during the reigns of Henry VI, Eduard IV, and Richard III. publifhed by John Penn. Lond. 1787, 4 Quartbände." Aber so interessant diese Sammlung an sich ist, so wenig bedeutet sie in rhetorischer Hinsicht.

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