wurde nun die Laura der Sonette, in denen er Petrarch's Poesie der Liebe nachzuahmen versuchte. Aber sein ritterlicher Geist hing zu sehr an Abens teuern, als daß ihm das zurückgezogene Leben eines Petrarch hätte genügen können. Da er sich zu els něm vollkommenen Ritter zu bilden gesucht hatte And auch in ritterlichen. Leibesübungen sich hervore that, so ließ er in Florenz ein öffentliches Schreis Ben ausgehen, durch das er die ganze Christenheit nebst allen Sarazenen, Juden und Heiden herauss forderte, entweder eine Lanze mit ihm zu brechen, oder zu bekennen, daß seine Geraldine die Schönste der Sterblichen sey. Das Turnier soll zu Floreng wirklich zu Stande gekommen seyn, und der Graf Surrey über alle seine Antagonisten den Sieg das von getragen haben. Dieser abenteuerlichen Huldis gung, durch die er seine Geraldine verherrlichen wollte, ungeachtet, wählte er doch nachher ein ans deres Fräulein zu seiner Gattin. Daß er mit den Waffen nicht nur scherzen mochte, bewies er nach feiner Zurückkunft in England. Er erhielt ein Commando bet der Armee gegen Schottland im Jahre 1942. In der Schlacht bek Flodenfield, wo der König Jakob IV. von Schottland auf dem Plake blieb, soll sich der Graf Surrey vorzüglich ausgezeichnet haben. Zwei Jahre darauf führte er schon als Feldmarschall die englische Armee gegen Frankreich an. Bei diesem Commando zog er sich aber zuerst die Unzufriedenheit seines launischen Kös nigs zu. Heinrich VIII. fing überdieß an, miß trauisch gegen einen Mann zu werden, der so bes wundert und geliebt wurde, und ein Verwandter der Catharina Howard, der fünften Gemahlin des Königs war. Nachdem Catharina Howard auf dent dem Blutgerüste hatte sterben müssen, um für Fehls tritte zu büßen, die sie vor ihrer Verbindung mit dem Könige begangen, versprach sich Heinrich von ihrer ganzen Familie nicht viel Gutes. Der Graf von Surrey reizte das Mißtrauen des Königs noch durch manche Unvorsichtigkeit. An einem Vor wande, alle seine Leidenschaften zu befriedigen, fehlte es diesem Tyrannen nie. Surrey wurde also bes schuldigt, durch eine gewisse Erweiterung seines Wappens geheime Ansprüche an die königliche Krone verrathen zu haben, und mit den auswärtigen Feins den des Königs zu correspondiren, Er wurde in Verhaft genommen und des Hochverraths angeklagt, Keine Rechtfertigung konnte ihn retten. Denn wem Heinrich den ́ Tod zugedacht hatte, der mußte, schuldig, oder unschuldig, durch den Ausspruch feis ger Richter, die für ihr eigenes Leben zitterten, in der Form Rechtens sterben. Surrey soll seine San che mit männlicher Beredsamkeit vor Gericht vers theidigt haben. Es half ihm nicht. Er wurde, weil der König es so wollte, verurtheilt und enta hauptet im Jahre 1547 m).. Surrey erscheint in seinen Gedichten, wie in feinem Leben, als einer der merkwürdigsten und sel. tensten Menschen seiner Zeit, Kein englischer Dich: ter vor ihm hatte so ritterlich und so poetisch für eine Dame seines Herzens geschwärmt, und keiner, feit Chaucer, seine Talente geistreicher cuftivirt. Seine Gedichte sind voll Gefühl und Anmuth, Seine Nachahmung der Manier Petrarch's ist frei von m) Diese Nachrichten von dem Leben des Grafen von Sur, rey finden sich bei Warton und andern englischen Littes ratoren und Biographen. von aller Affectation. Die Eleganz seiner Sprache und Versification erregt Bewunderung, wenn man bedenkt, daß er der erste englische Dichter war, der diese Kunst des Ausdrucks den alten Classikern und den Italienern ablernte. Aber ihn um seiner une verkennbaren Vorzüge willen den ersten classischen Dichter der Engländer zu nennen, konnte nur Littes ratoren einfallen, die das Classische überhaupt mit 'dem Eleganten verwechseln und noch dazu vergessen, wie sehr es den Werken dieses Dichters an der vols lenderen Correctheir fehlt, die zum Wesen der Eles ganz gehört. Selbst die Form des Sonetts ist dem Grafen von Surrey nur unvollkommen gelungen. Freilich mußte er empfinden, daß die englische Spras che sehr schwer dieser Form anzupassen ist, weil sie, bei ihrer Armuth an Reimen, besonders auf den weiblichen Reim Verzicht thun muß, ohne welchen das Sonett eine unnatürliche Härte erhält. Dem Geiste der englischen Sprache verfuhr also Surrey ganz gemäß, als er sich auch in der bestimmten Verschränkung der Reimzeilen nicht an die Strenge der Gesetze des italienischen Sonetts band. Aber auch die charakteristische Zartheit, und Grazie des Sonetts in dem Ausdrucke der Empfindungen und der Wahl der Gedanken und Bilder erreichte Surs ren nur zum Theil. Vergleicht man ihn mit seinen Vorgängern am englischen Parnasse, so erscheint sein Geschmack fein und sehr gebilder; aber neben Pes trarch und den übrigen classischen Sonettisten der Italiener steht Surrey nur als ein interessanter Nachahmer da, der hinter den Mustern, denen er folate, weit zurück blieb. Eines seiner größten Verdienste ist, daß er sich da, wo ihm die unges wohnte Form beschwerlich fiel, lieber vernachlässis gen, gen, als verkünfteln wollte, und auf die Gesche der Natur noch aufmerksamer horchte, als auf die Regeln der Kunst. Daher die Wahrheit und Ins nigkeit des poetischen Gefühls in seinen Gedichten, auch wo der Ausdruck verfehlt ist "). Surrey hat nicht viele Gedichte hinterlassen, Die meisten sind Sonette, oder vielniehr eine Abart von Sonetten, und andern ihnen ähnliche. Werfchen. Wo sie sich auch nicht durch Neu heit der Gedanken empfehlen, interessiren sie doch durch Wärme des Gefühls und durch die sanfte An. näherung zur wahren Eleganz der Sprache °), Die p) Die sämmtlichen Gedichte des Grafen von Surrey, Set me whereas the Sonne doth parch the grene, Die alte englische Nationalpoesie hatte auf Surrey's Sonettenkunst den glücklichen Einfluß, daß sie ihn reizte, auch einfache und naive Naturgemålde in viers, zehn Zeilen einzufassen P). Andere seiner lyrischen Hers zensergießungen haben ganz den Ton und die Form des eigentlichen Liedes. Zuweilen reimt er in lans gen Zeilen, die, wie die Alexandriner, in zwei Ab: Schritte zerfallen 4). Es war ihm also überhaupt nicht In hyll or dale, or in the foaming flood; The foote feafon that bud, and bloome fourth Whit grene hath cladde the hyll, and eke the vale; Such wayward wayes hath Love, that most part Decyte is hys delighte, and to begyle and mocke The fimple hartes who he doth ftrike with froward divers ftroke. He caufeth th'one to rage with golden burning darte, And |