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Werk von Lindsay in keiner Hinsicht einen Plaß bei haupten. Auch die Manier beider Dichter ist durch aus verschieden. Lindsay's poetische Darstellungen haben selbst da, wo der Gegenstand furchtbar ist, etwas Weiches. Aber die innige Treuherzigkeit dies ses Dichters macht sogar seine politischen Reflexionen interessant. Was seinen Beschreibungen an Kühn. heit und Größe fehlt, erseht er durch einen beson: dern Reiz der naiven Kraft und Wahrheit ). Weis ter vom Wege der wahren Poesie hat sich Lindsay in den Monarchien (the Monarchies), dem zweiten seiner größeren Gedichte, verirrt. Er dachte sich unter diesem Titel eine moralisch: poetische Uebersicht der Weltgeschichte. Die Ausbeute seiner historischen Belesenheit sollte in diesem Werke sich mit den müßs lichen Lehren vereinigen, die er bei jeder Gelegenheit seinem Fürsten zu geben suchte. Vermuthlich unt der größeren Popularitåt willen wählte er zur Auss führung des gut gemeinten Plans die kurzen Verse

im

e) Zum Beispiele mogen diese beiden Stanzen aus dem Gedichte The Dreme dienen.

The finall fowlis in flockis, faw I fle;
To Nature makand lamentatioun,
Thay lichtit doun befide me on ane tre;
Of thair complaint I had compaffioun,
And with ane piteous exclamatioun

Thay faid, Bliffit be Somer with his flouris!
And waryit be thow, Winter, with thy fchouris!
Allace Aurora! the fil'ie lark can cry,

Quhair hes thow left thy balmy liquour fweit,
That vs rejofit, we mounting in the fky?
Thy filuer droppis ar turnit into fleit:
Of fair Phebus quhair is thy holfum heit?
Quhy tholis thow thy heuinly plefand face
With myftie vapouris to be obscurit allace?

im Styl der alten Ritterromane und des schotti schen Nationalgedichts von den Thaten des Robert Bruce f). Aber er gab dieser altvåterischen Versart eine ungewöhnliche Anmuth und Harmonie. Mit der romantischen Naivetåt seiner Poesie stimmten sols che Verse von selbst zusammen. Besonders unpoes tisch aber ist die Einkleidung des ganzen Werks in die Form eines Gesprächs zwischen der Erfahrung und einem Hofmanne. Lindsay's übrige Gedichte haben fast alle dieselbe moralisch: politische Tendenz o). In einem derselben, einer Erzählung, Squire Me l drum überschrieben, wird die Naivetät zuweilen sogar wollustig und üppig "). Wo er eine Gelegens heit zur Satyre findet, läßt er sie auch nicht unbes nukt. Einige seiner kleineren Werke sind ganz fas tyrisch.

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Weniger berühmt wurde der schottische Dichter Sir James Inglis, Abt von Culroß, der um diesels

f) Vergl. oben S. 49.

g) Das Verzeichniß der sämmtlichen Werke des Lindsay ist nachzusehen bei Pinkerton und Irving an den angesführten Stellen.

h) Doch liegt selbst in dieser Ueppigkeit etwas Unschuldiges; 3. B. in der folgenden Beschreibung ;

This was the mirrie tyme of May;
Quhen this fair ladie frefche and gay,
Start up to take the hailfum air,
With pantonis on hir feit ane pair,
Airlie into ane cleir morning,

Befoir Phoebus uprising,

Kirtill alone withoutin clok,

And faw the fquyris dure unlok.
Scho flippit in or euer he wift,
And fenyeitlie past till ane kist,

And with her keyis oppinnit the lokkis,

And maid hir to take furth anc boxe; &c.

dieselbe Zeit lebte und auch von angesehner Familie war. Man hat von ihm ein patriotisches Gedicht unter dem Titel Schottlands Klage (Complaint of Scotland) und eine Sammlung von Balladen und stedern ).

Um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts lebte Alexander Scot, von einigen Litteratoren der schottische Anakreon genannt. Genauere Nachrichten von seinem Leben haben sich nicht erhals, ten). Seine Gedichte, deren mehrere in die alten Liedersammlungen aufgenommen sind, haben fast alle Die Liebe und die Frauen zum Gegenstande, übris gens aber wenig, oder gar nichts, mit der anakreons tischen Poesie gemein. Durch eine gewisse, freilich fehr unvollkommene Eleganz empfehlen sie sich am meisten. Von den Frauen im Allgemeinen sagt dies fer Anakreon der Schotten wenig Rühmliches. Aber er läßt der weiblichen Schönheit und ihren Reis zen in ganz artigen Spielen des Wißes und zuweis len auch des Gefühls Gerechtigkeit widerfahren. Die Gefühle, die von andern schottischen Dichtern mit schwärmerischem Ernste behandelt wurden, vera wandelten sich in den Liedern des Alexander Scott auch wohl zu råsonnirenden Scherzen ').

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i) Siche bei Irving, Tom. II. und bei Pinferton die Lift of the Scotifh poets.

k) Einige seiner Gedichte sind abgedruckt in Irving's Leben der schottischen Dichter. Mehrere stehen in den Ancient Scotifh poems, published from the MS. of George Bannatyne (f. oben, Anmerkung cc.)

1) Ein Lied dieses schottischen Dichters An sein Herz fångt so an:

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Sir Richard Maitland, ein sehr verehrter Mann zu seiner Zeit, wird von den schottischen Littes ratoren mit vorzüglicher Achtung unter den Dichtern thres Vaterlandes aus dem sechzehnten Jahrhundert genannt. Er verdient diese Auszeichnung als einer der merkwürdigsten Gönner der Poesie. Von eis ner angesehnen Familie abstammend, hatte er die Bildung eines Welt: und Staatsmanns mit poetis schen und gelehrten Studien zu vereinigen gesucht. Nach seiner Zurückkunft aus Frankreich, wo er sich besonders mit der Rechtswissenschaft beschäftigt hatte, befleidete er mehrere der ersten Ehrenstellen in seinem Vaterlande. Im fünf und funfzigsten Jahre seines Lebens verlor er sein Gesicht, Damals erst soll er selbst angefangen haben, Verse zu machen. Aus Liebe zur Poesie in seiner Muttersprache vëranstaltete er auch eine Sammlung von andern schottischen Ges dichten, die ohne seine Bemühung vielleicht nicht mehr bekannt seyn würden "). Sein Haus scheint. ein

Returne the hamewart, hairt, agane,

And byde quhair thou was wont to be;
Thow art ane fule to fuffer pane

For Juve of hir that luvis not thé.
My hairt, lat be fic fantefie:
Luve nane bot as thay mak thé caufe;
And lat her feik ane hairt for thé;
For feind a crum of thé fcho fawis.
To quhat effect fould thou be thrall
But thank, fen thou hes thy fre will?
My hairt, be nocht fa beftiall,

But knaw quha dois thé guid or ill:
Remane with me and tarry ftill,
And fe quha playis beft their pawis,
And lat fillok ga fling her fill;
For feind a crum of thé fcho fawis.

m) Dieß ist die Sammlung von Handschriften, nach wels

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ein Tempel der schottischen Musen gewesen zu seyn. Mehrere Gedichte von verschiedenen Verfassern find an ihn gerichtet. Die Liebe zur Poesie erbte in seiner Familie fort. Aus feinen eigenen Werken aber spricht mehr redlicher Patriotismus und religiöses Gefühl, als poetischer Geist "). Auch von seinem Sohne, John Maitland, der nachher Lord Thirlstane hieß, haben sich einige poetische Kleis nigkeiten erhalten. Richard Maitland starb im Jahre 1586, dem neunzigsten seines Alters °).

Alexander Arbuthnot, zu seiner Zeit in Schottland ein berühmter Theolog, erheiterte währ rend der kirchlichen Unruhen, an denen er Antheil nahm, sich und seine Freunde durch Lieder, die mit der Theologie in feiner Verbindung stehen. Sein Frauenlob (the Praises of wemen), in der Manier der alten Volkslieder, ist ein ganz artiges Gemälde der Reize und Tugenden des Weibes. Mehr Wärme und Wahrheit hat seine didaktische Elegie Die Leiden des armen Gelehrten (the Miseries of a poor Scholar). Aber eine vors zügliche Poesie zeigt sich nicht in diesen Werken o).

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cher Pinkerton feine Ancient Scotifh poems hat abs drucken lassen.

n) Ein hinreichender Vorrath dieser politischen, moralis schen und religiösen Herzensergießungen des Sir Richard Maitland ist zu finden bei Pinkerton.

o) S. ebendaselbst, und Irving's Lives of the Scotifh poets.

P) Beide Gedichte sind abgedruckt in Pinkerton's Samms lung. Vergl. Irving.

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