Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

ist eine solche, durch keine äußere Gewalt bewirkte völlige Vernichtung der alten pictischen Sprache nicht wohl zu begreifen 1).

Benn

i) Das Beste, was bis jeht über die Entstehung der füdschottischen, von der ersischen oder hochschottischen völlig verschiedenen, Sprache und Poesie geschrieben ist, findet sich in Pinkerton's Einleitung zu feiner Auss gabe alter schottischer Gedichte (Ancient Scotish Poems from the collection of Sir Rich. Maitland. Lond. 1780, 2 Voll. in 8vo.), und in einer Abhandlung von Alexander Geddes On the Scoto - Saxon Dialect. Die lettere Abhandlung ist eingerückt in die Transac tions of the Society of the Antiquaries of Scotland; Edinburgh, 1792, in 4to, Vol. I. p. 402. Pinkerton's interessante, nur zu derb, und' anmäßend von ihm verfochtene Meinung, daß die alten Picten ein scandinavisches Volk gewesen, fügt sich besonders auf das Zeugniß des gelehrten Beda (aus dem siebenten Jahrhundert), der von den Picten sagt, daß sie aus Scythien herübergekommen. Dieses Scythien, meint Hr. Pinkerton, müsse Scandinavien bedeuten, weil alle übrigen Umstände in der ältesten Geschichte von Schottland auf einen scandinavischen Ursprung der Pic ten hinweisen. Auf ein solches Argument wird kein unbefangener Geschichtforscher eine kategorische Behaups tung wagen. Aber wenn nur von vernünftigen Mut he maßungen die Rede ist, kann man kaum umhin, der Meinung Pinkerton's beizupflichten, sobald man unbefans gen bedenkt, daß die Schotten von jeher Feinde der Engländer waren; daß sie ihre Landessprache nie als ein verdorbenes Englisch betrachteten; daß zwar angels fächsische Flüchtlinge und nachher auch normännische Fas milien sich im südlichen Schottland niederlicßen, aber doch durch ihre Niederlassungen und durch den forts währenden Verkehr zwischen England und Schottland nicht wohl eine völlige Vernichtung der alten' Landessprache bei dem gemeinen Manne bewirs Pen konnten. Da wir vom Ursprunge und der Epras che der alten Picten_im_Grunde gar nichts wissen,

B 3

warum

.

Wenn wir aber auch annehmen, daß die als ten Picten ursprünglich Stammesverwandte der Ans gelsachsen waren, so bleibt doch gewiß, daß ihre Nachkommen, seit der normånnischen Epoche, den Engländern immer ähnlicher wurden; daß ihre Landessprache, die nun fast eben so viele französis sche Wörter in sich aufnahm, sich gleichförmig mit der englischen bildete; und daß seit dieser Zeit die englische und schottische Poesie sich nur durch die Verschiedenheit des Dialekts von einander trenns ten. Die Regierung des Königs Malcolm Kens mor in der zweiten Hälfte des eilften Jahrhuns Derts hatte zu einer engeren Verbindung beider Nationen die erste Veranlassung gegeben. Dieser schottische König war in England erzogen, und mit einer englischen Prinzessin vermählt. Bald nachher suchten viele angelsächsische Flüchtlinge, des nen das normånnische Joch zu schwer war, eine Freistätte in Schottland. Wie es kam, daß dies sen Flüchtlingen normånnische Familien nachfolgten, die im südlichen Schottland Rittersiße erwarben, wissen die Geschichtschreiber nicht zu erklären *). Aber das Uebergewicht der Cultur, welche die Nors månner auf die britannische Insel mitbrachten, bes wirkte auch ohne Hülfe des Schwerdts in der Lans

desa

warum sollen wir diese problematische Nation nicht für scandinavisch halten dürfen? k) Auch Hume (Hift. of England, chap. 13.) findet es räthselhaft, daß unter den angesehnen Familien in Schottland so viele von normännischer Abkunft find. Aber wenn man auch mit ihm das Uebergewicht der Cultur, durch welche diese Familien sich geltend machen konnten, noch so hoch anschlägt, ist darum jenes Räths fel noch nicht gelöset.

dessprache der Schotten dieselbe Veränderung, die sich in der alten Landessprache der Engländer ereigs nete. Wir lesen nichts von Befehlen, durch die in Schottland, wie in England, die französische Sprache eingeführt wäre. Aber bald sprach man am schottischen Hofe, wie am englischen, frans zösisch ').

[ocr errors]
[ocr errors]

In der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts erlag das schwache Schottland im ungleichen Kampfe mit der englischen Macht. Der König Eduard I. von England nöthigte die Schots ten und ihren König, seine Oberherrschaft anzuers kennen. Um diese Oberherrschaft zu sichern, legte er englische Besäkungen in alle festen Pläße des unterworfenen Landes. Aber unter der kraftlosen Regierung seines Nachfolgers Eduard's II. warf die muthige Nation der Schotten unter der Anfüßs rung ihres neuen Königs Robert Bruce das engs lische Joch völlig wieder ab. Robert Bruce, einer der größten Männer seiner Zeit, begeisterte durch feine Thaten auch die schottischen Dichter, seinen Ruhm zu singen. Er wurde der Held des großen Rittergedichts, durch das sich der Schotte John Barboue noch vor dem Engländer Chaucer über sein Zeitalter erhob. Die schottische Poesie schien damals der englischen voreilen zu wollen, Auch erhielt sich seit dieser Zeit die schottische Sprache in

1

glet:

1) Man vergleiche die eben angeführte Stelle bei Hume, und die Abhandlung von Geddes. Ferner verdient nach gelesen zu werden: Irving's Differtation on the litterary hiftory of Scotland, vor seinen schäßbaren Lives of the Scotish poets, Edinb. 1804, in zwei Da tavbänden.

gleichem Ansehen mit der englischen bis in das fiebs zehnte. Jahrhundert, obgleich die Litteratur in die ser Sprache immer sehr beschränkt blieb. Ein ges genseitiger Nationalhaß würde zwischen den Schors ten und Engländern während der fortdauernden Kriege zwischen beiden Nationen fast eben so heftig, als zwischen den Engländern und Franzosen. Dies ser Haß bestärkte die Schotten in der Aehnlichkeit an ihre Landessprache. Aber die Poesie beider Nas tionen blieb darum doch eine und dieselbe, obgleich die Schotten gewöhnlich Ulliirte der Franzosen was ren. Die französische Ritterpoesie wirkte auf die schottische gerade so, wie auf die englische. An den Grenzen zwischen Schottland und England war das Vaterland der Balladenpoesie. In den

Balladen, die von den Minstrels beider Nationen gesungen würden, gingen fogar beide Sprachen, die englische und die schottische, fast ganz in einans der über m).

Wie die schottische Poesie in ihrem Vaterlande auch von den Großen geachtet wurde, beweiset vore züglich das Beispiel, das in der ersten Hälfte des funf

m) Die schottische Poesie verhielt sich also damals zu der englischen genau so, wie die portugiesische zur spanischen. S. den 4ten Band dieser Gesch. der Poesie und Bes redsamkeit. Auch die Portugiesen und Spanier haßten einander gegenseitig von ganzem Herzen; aber die Lito teratur beider Nationen blieb doch so unzertrennlich verbunden, wie die Sprachen, in denen sie entstanden war. Wenn Portugal mit Spanien in eine einzige Monarchie zusammengeschmolzen wäre, ehe seine Spras che eine claffische Bildung erhalten hatte, so würde nach und nach die portugiesische Litteratur in die spanis sche übergegangen seyn, wie die schottische in die englis fche überging.

funfzehnten Jahrhunderts der König von Schotts Land Jakob I. gab. Dieser Fürst war selbst einer der geistreichsten Dichter seiner Nation. Seine Nachfolger auf dem Throne scheinen die Poesie in schottischer Sprache wenigstens nicht geringe geschäßt zu haben, wenn sie auch nichts weiter für sie tha ten. Und noch am Ende des sechzehnten Jahrs. hunderts zeigte sich am schottischen Parnasse ein König des Landes, Jakob VI., wenn gleich von der Natur eben so wenig zum Dichten berufen, als zum Regieren.

Die beiden übrigen Nationen, die auf den brittischen Inseln einheimisch waren, im jest so genannten Wales die Nachkommen der alten Britten, in Irland und im nördlichen Schott. land die Galen oder Ersen, unterschieden sich von den Engländern und den Bewohnern des süds. lichen Schottlands eben so sehr durch ihre Denks art und Sitten, als durch ihre Sprachen. Ihre Poesie hat mit der englischen und schottischen gar nichts gemein; und was sich davon erzählen läßt, gehört in keiner Hinsicht zur Geschichte der englischen Litteratur, bis auf die neuesten Zeiten, da Ma cz Pherson seine Offianischen Gedichte in englischer Sprache bekannt machte, und auch einige Ueberreste der alt: brittischen oder walischen Poesie in das Englische überseht wurden.

Ulte Sagen vom König Arthur oder Artus, der einer der tapfersten Vertheidiger der alten Britten gegen die siegenden Angelsachsen gewesen. B 5

seyn

« ZurückWeiter »