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doch schämte sich Spenser in seinem Alter dieser Ges dichte, weil es ihm tadelnswerth schien, von irdischer Liebe und Schönheit mit solcher Begeisterung geredet zu haben. Der Falten Stellen, in denen er mehr Schulmäßig, als dichterisch, seinen Gegenstand dar: gestellt hatte, schämte er sich nicht. Um den Schas den, den er gestiftet zu haben glaubte, wieder gut zu machen, fügte er zwei neue Hymnen, eine an die himmlische Schönheit und eine an die himms lische Liebe hinzu, und widmete sie zwei tugends haften Damen. Die Sprache dieser beiden Recans tationen ist feierlich genug, die Gedanken und Bilder aber haben wenig Leben. Im Ganzen sind alle diese Hymnen zu folgerecht in der Anordnung der Gedans ken. Lyrische Unordnung vertrug sich nicht mit der epischen Manier, zu der sich Spenser's Poesie überall hinneigt. Seine Liebe zu allegorischen Compositios nen erscheint wieder in dem lyrischen Prothalamion oder Brautgefange (Sponfal verfe), etnem feiers lichen Gesange zur Vermählung zweier vornehmen Damen. Das vorzüglichste unter den lyrischen Wers fen Spenser's ist sein Epithalamion oder Vers máhlungsgefang zur Feier seiner eigenen Verbindung mit dem Frauenzimmer, das ihn zu einem glücklichen Gatten machte, nachdem er lange genug um seine grausame Rosalinde geseufzt hatte. In beiden Ge dichten ist die Versart der italienischen Canzonen sehr glücklich nachgeahmt ). Nicht arm an poetischem Werthe

And life- full fpirits privily doth poure Through all the parts, that to the looker's fight They feem to pleafe; that is thy fovereign might, O Cyprian queen! which flowing from the beam Of thy bright ftar, thou into them doft ftream. c) Mehrere Stellen in dem Epithalamium Spenser's auf

!

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Werthe sind auch die Elegien oder vielmehr Trauergesange dieses Dichters. Besonders zeich

net

seine eigene Hochzeit sind nicht weniger reizend, als die
folgende:

"Hark! how the minftrils 'gin to fhrill aloud
Their merry mufik that refounds from far,
The pipe, the tabor, and the trembling croud,
That well agree withouten breach or jar:
But most of all the damzels do delite
When they their timbrels fmite,

And thereunto do daunce and carrol fweet,
That all the fenfes they do ravish quite;
The whiles the boys run up and down the street;
Crying aloud, with ftrong confused noise.
As if it were one voice,

Hymen, Io Hymen! Hymen they do fhout,
That even to the heavens their fhouting fhrill
Doth reach, and all the firmament doth fill;
To which the people ftanding all about,
As in approvance, do thereto applaud,
And loud advance her laud.

And even more they Hymen, Hymen fing,

That all the woods them answer, and their eccho

ring.

"Loe, where fhe comes along with portly pace,
Like Phoebe, from her chamber of the Eaft,
Arifing forth to run her mighty race,
Clad all in white, that feems a virgin beft:
So well it her befeems, that ye would ween
Some angel fhe had been:

Her long loofe yellow locks, like golden wire,
Sprinkled with pearl, and perling flowres atween,
Do like a golden mantel her attire,

And being crowned with a girland green,

Seem like fome maiden queen.

Her modeft eyes, abafhed to behold
So many gazers as on her do ftare,
Upon the lowly ground affixed are,
Ne dare lift up her countenance too bold,

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But

net sich seine Schaferelegie (paftoral elegy) auf den Tod des edeln Philipp Sidney durch Wärme des Gefühls und durch eine reiche Composis tion aus. Sie ist nur zu lang geworden, weil der Dichter, um das Lob seines Freundes und Gönners ganz auszufingen, alle Kunst der Erfindung aufbies ten zu müssen glaubte.

Sonette findet sich unter Spenser's Werken nicht weniger, als acht und achtzig. Uber in den engen Schranken dieser Dichtungsart konnte sich Spenser's Genie nicht frei bewegen. Keines seiner Sonette hat die Correctheit und Anmuth der vorzüglichsten von Sidney. Besser ist ihm das Mährchen der Mutter Hubberd (Profopopoia, or Mother Hubberd's tale) gelungen, eine satyrische Erzählung in der Manier Chaucer's. Das erzählende Gedicht Britanniens Jda (Britain's Ida) hat vielleicht einen andern Verfasser, der Spenser's Manier nachs abmte.

Shakespear.

Von einem Dichter, wie Spenser, blickt man mit erhöhetem Interesse zu dem größten aller poetis schen Geister hinüber, die England hervorgebracht bat.

But blufh to hear her praifes fung fo loud,
So far from being proud.

Nathlefs do ye ftill loud her praises fing,

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That all the woods may answer, and your eccho

ring.

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William Shakespear oder, wie er nach der Orthographie seines Zeitalters sich selbst schrieb, Shakspeare), geboren im Jahre 1564 zu Strats ford am Avon, einem Städtchen in Warwickshire, war der älteste Sohn eines rechtlichen Bürgers, der sich und seine zahlreiche Familie vom Wollhandel nährte. Der Sohn wurde bestimmt, das Gewerbe des Vaters fortzusehen. Er erhielt in einer soges nannten Freischule (free - school), wie man vermuthet, nebenher auch einigen Unterricht in den Anfangss gründen der lateinischen Sprache. So viel Latein scheint er indessen nicht gelernt zu haben, daß er jemals einen alten Autor im Original håtte lesen können. Auch als seine Talente sich schon entwickelt hatten, führten ihn weder die Umstände, noch eine besondere Neigung, auf den Weg der Gelehrsamkeit. Bis zu seinem zwanzigsten Lebensjahre hatte er wahrs scheinlich nicht einmal eine Ahndung von der Größe seines Genies. Entweder beschäftigte er sich mit Dem Gewerbe seines Vaters, oder er versah, wie Andere glauben, vielleicht die Dienste eines Schreis bers bei einer Gerichtsperson. Gewiß ist, daß er ungewöhnlich früh, wahrscheinlich als er kaum achts zehn Jahr alt war, sich in seiner Waterstadt verhei

rathete

d) Es ist nicht zu tadeln, daß man aus Enthusiasmus für den großen Dichter seinen Nahmen seit einiger Zeit ges wöhnlich so schreibt, wie er ihn selbst in seinem noch vorhandenen Testamente geschrieben hat. Da aber dies ». ser Nahme eine etymologische Bedeutung hat, so ist es doch natürlicher, ihn so zu schreiben, wie die Wörter, aus denen er entstanden ist, und wie der Dichter nach der neueren Orthographie sich selbst geschrieben haben würde. So findet man ihn auch, bis auf die neuesten Zeiten, immer geschrieben Shakespear.

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rathete und bald auch Hausvater wurde. Um doch einige Abwechselung in die bürgerliche Einförmig: feit seines Lebens zu bringen, ließ er sich von jugends lichem Muthwillen verleiten, heimlich auf die Jagd zu gehen und in das Gebåge eines benachbarten Gutsbesikers einzubrechen. Er wurde ertappt und als Wilddieb von dem Gutsbesiker gerichtlich vers folgt. Unwillig über ein Verfahren, das ihm im Verhältnisse zu seinem Bergehen zu hart schien, rächte er sich an dem Manne, der seine Jagdges rechtigkeit so eifrig behauptete, durch eine komische Ballade, vielleicht die ersten Verse, die er gemacht hat. Der beleidigte Gutsbesißer fühlte sich so gen Frånft, daß er nun die englischen Jagdgeseße in ihrer ganzen Strenge gegen den Wilddieb geltend machen wollte. Shakespear konnte sich nicht anders retten, als durch die Flucht. Diese Flucht macht Epoche in seinem Leben und in der Geschichte der englischen Schauspielpoesie. Ein gutes Glück führte den ars men Flüchtling nach London. Wie er aber mit den: Schauspielern in Verbindung gekommen, in deren Gesellschaft er nachher das Theater betrat, ist durch Die Anekdoten, die davon erzählt werden, nicht ges wisser geworden. Mag er zuerst wirklich von dem niedrigen Geschäfte sich genährt haben, den Persos nen, die das Schauspiel besuchten, die Pferde zu halten, oder mag er von den Schauspielern selbst zu ähnlichen, nicht viel ehrenvolleren Geschäften ges braucht worden seyn; in jedem Falle war sein Eins tritt in den Kreis seiner Bestimmung nichts wents ger, als glänzend. Wahrscheinlich wurde er selbst durch den Eindruck, den die theatralischen Borstel: lungen auf ihn machten, mit seinen eigenen Talenten, und bald nachher auch den Schauspielern als ein

Mann

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