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scheint unter den Lustspielen Jonson's der Barthos lomaus: Jahrmarkt (Bartholomew - Fair) gefuns den zu haben, vermuthlich, weil das Publicum noch keinen Jahrmarkt mit allem, was dazu gehört, auf dem Theater gesehen hatte. Jonson's Absicht war, in diesem Schauspiele das lächerliche der Sitten und Charaktere einer Menge von Menschen, besonders aus den niedrigen Stånden, zusammen zu drången. Wenn gemeine Natur das Höchste in der Kunst wåre, dann würde dieser Bartholomäus Jahrmarkt ein bes wundernswürdiges Lustspiel seyn a). Bei Gelegens heit

Cel. Lord! what fpirit

Is this hath entred him?

a) Die Personen in Ben Jonson's Bartholomäus: Jahre markt conversiren beinahe alle ungefähr so, wie in der folgenden Scene der Trödler Littlewit, seine Ehefrau Win, und der Spieler Quarlous.

Quar. Why? we were all a little ftain'd laft night,
Sprinkled with a cup or two, and I agreed with
proctor John here, to come and do fomewhat with
Win (I know not what 'twas) today; and he puts
me in mind on't now; he fays he was coming to
fetch me: before truth, if you haye that fearful
quality, John, to remember when you are fober,
John, what you promise drunk, John; I fhall
take heed of you, John. For this once I am con-
tent to wink at you; whare's your wife? come
hither, Win.
[He kiffes her]
Win. Why, John! do you fee this, John? look
you! help me, John.

Lit. O Win, fie, what do you mean, Win? be
womanly, Win; make an out-cry to your mo-
ther, Win? mafter Quarlous is an honeft gentle-
man, and our worshipful good friend, Win: and
he is mafter Win- wife's friend too; and mafter
Win-wife comes a fuitor to your mother, Win;
as I told you before, Win, and may perhaps be

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our

heit läßt Ben Jonson auch in diesem Stücke seine Censur des Geschmacks anderer Dichter laut werden. Besonders aber hat er das Lustspiel Der Poetas fter (The Poetafler) bestimmt, nach seinem Ermess sen an den Tag zu legen, wie sich in Denkart, Sit. ten und Geschmack der gute Dichter von dem schlechten unterscheidet. Die Scene ist an den Hof des Imperators August verlegt; die Sitten sind modern. Das ganze Stück mag Denen nicht langweilig schei: nen, die den Verstand des Ben Jonson eines besons dern Studiums werth finden. Mit diesem Verstans de glaubte der gelehrte Mann, dessen Arbeiten sich immer durch etwas Besonderes auszeichnen sollten, zur Abwechselung denn doch auch den leibhaften Sas tan zur Belehrung und Unterhaltung des Publis cums auftreten lassen zu dürfen. In seinem Lusts spiele Der Teufel ist ein Schips (The Devil is an Afs) b) fommt auch noch ein Mal die alte Rolle

des

our father, Win: they'll do you no harm, Win;
they are both our worshipful good friends. Ma-
fter Quarlous! you must know mafter Quarlous,
Win; you must not quarrel with master Quarlous,
Win.

Quar. No, we'll kifs again, and fall in.
Lit. Yes, do, good Win.

Win. ' faith you are a fool, John.

Lit. A fool-John, fhe calls me; do you mark that, gentlemen? pretty Little-wit of velvet! a fool-John.

Quar. She may call you an apple-John, if you

ufe this.

b) Wörtlich überseht, hieße der Titel dieses Stücks «Der Teufel ist ein Efel". Aber im Englischen heißt hier an. Afs, wer sich zum Narren haben läßt. Dieselbe Bedeutung hat das Wort auch bei Shakespear und im gemeinen Leben.

bes: Lasters (Vice) vor, das den Schalksnarren spielt ).

Jonson's Trauerspiele Der Fall des Sejan (Cajus Sejanus his fall) und Catilina geben einen guten Beweis von der Geschicklichkeit ihres Vers fassers, einen historischen Stoff zu dramatisiren und den classischen Autoren des Alterthums einen Theil ihrer Darstellungskunst abzulernen. Die Handlung hat in beiden Trauerspielen ein historisches Intereffe; die Charaktere und Leidenschaften sind kräftig gezeichs net; und die Sprache hat in den gelungenen Stels len Präcision und Würde d). Aber bis zu einer wahrs

Vergl. oben die ältere Geschichte des englischen Theaters, . 194.

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d) 3ur Probe des tragischen Styls Ben Jonson's diene
ein Monolog des Catilina.

Cat. It is decreed. Nor fhall thy fate, O Rome,
Refift my vow. Tho' hills were fet on hills,
And feas met feas to guard thee, I would through ;
I'd plough up rocks, fteep as the Alps, in duft;
And lave the Tyrrhene waters into clouds;
But I would reach thy head, thy head, proud city!
The ills that I have done cannot be fafe

But by attempting greater; and I feel

A fpirit within me chides my fluggish hands,'
And fays, they have been innocent too long.
Was I a man bred great as Rome herfelf?
One form'd for all her honours, all her glories?
Equal to all her titles; that could stand
Clofe up with Atlas, and fuftain her name
As ftrong as he doth heaven? and was I,
Of all her brood, mark'd out for the repulfe
By her no voice, when I ftood candidate
To be commander in the Pontick war?
I will hereafter call her stepdame ever:
If fhe can lofe her nature, I can lofe

My

wahrhaft tragischen Composition fonnte sich Ben Jonson nicht erheben. Es fehlte ihm eben so sehr an Gefühl, als an Phantasie, um mit der hinreißenden Gewalt des tragischen Pathos zu rühren und zu erschüttern. Er glaubte, zur Verbesserung des englis schen Trauerspiels genug gethan zu haben, wenn er sich der regelmäßigen Simplicitåt der antiken Tragd Die einigermaßen nåßerte, feine Schlachten vor den Augen der Zuschauer liefern ließe, und überhaupt alles vermiede, was das Trauerspiel zu einem Spec: takelstücke macht. Die blutigen Katastrophen läßt er also auch durch Boten berichten. Dem Catis lina hat er auch einen Chor beigesellt, der Betrach. tungen anstellt und moralische Sentenzen spricht. Aber was der Chor auf dem griechischen Theater eigents lich bedeutet, ahndete Ben Jonson nicht. Das Steife und Studirte, das man den Lustspielen dies ses Dichters nicht ganz mit Recht vorwirft, ist der auffallendste Fehler seiner Trauerspiele. In seinem Sejan hat er zuweilen den Tacitus, in dem Cati¿ lina den Sallust, fast nur abgeschrieben und versifis cirt. Gleichwohl ist es eben so wenig seine Meinung gewesen, das Trauerspiel, als das Lustspiel, auf Dem englischen Theater nach den Gefeßen des antiken Drama umzuformen. An die aristotelischen Einheis ten der Zeit und des Orts hat er sich nicht gebunden. Auch die Anzahl der handelnden und redenden Per sonen ist in den beiden Trauerspielen Jonson's so groß,

My piety; and in her ftony entrails

Dig me a feat; where I will live again,
The labour of her womb, and be a burden
Weightier than all the prodigies and monsters

That the hath teem'd with, fince the firft kuew Mars.

groß, wie bei einer romantischen Zurüstung. Seine tragische Kunst þålt sich immer zwischen der antiken und der romantischen in einer frostigen Mitte.

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Wie wenig Ben Jonson gesonnen war, den ros mantischen Geschmack gegen den antiken zu vertaus schen, sieht man auch aus seinen Vorspielen und Zwischenspielen, die den eigentlichen Lustspielen beigefügt sind, und noch deutlicher aus den Festivi: tätsstücken oder sogenannten Masken, die er für den Hof geschrieben hat. In diesen Masken, die von den Herren und Damen des Hofes mit Operns pomp und mit Gesang und Tanz aufgeführt wurden, treten allegorische und mythologische Personen, böse Geister und Heren, Priester und Possenreisser, in sonderbaren Gruppen auf. Die Erfindung hat in den Masken von Jonson nichts Großes, aber sie ist sinnreich. Zuweilen hat der Dichter nur dem Decos rateur vorgearbeitet; zuweilen überrascht er aber auch durch einen Aufwand von Poesie, den man ihm faum zutrauen sollte. Die allegorische Beziehung auf die Ereignisse, die solche dramatische Feierlich feiten bei Hofe veranlaßten, gehört zum Wesen der Composition dieser Schauspiele. Der Decorateur und der Maschinenmeister mögen zuweilen Mühe ges nug gehabt haben, allen Forderungen Ben Jonson's Genüge zu leisten. In einer dieser Masken ist die Scene eine Landschaft am Ufer des Meeres. Aus dem Meere kommen Tritonen und Nymphen hervor. Dann treten der Ocean und der Fluß Niger als alles gorische Personen auf, und sogar das Land Aethiopien muß als allegorische Perfon erscheinen und Berse Declamiren. In einem andern dieser Schauspiele gez sellen sich zu den personificirten Flüssen noch die Pers

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fonen

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