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Denselben Vorwurf

und Härte der Charaktere. kann man dem Trauerspiele Bonduca mächen, des: fen Handlung aus der alten brittischen Geschichte ges nommen ist. Eines der regelmäßigsten Trauerspiele von Beaumont und Fletcher ist der Valentinian. In mehrere dieser Stücke, zum Beispiel in den Valentinian, sind auch Gesån ge eingemischt, die vielleicht die Stelle des Chors vertreten sollen. Ue: berhaupt aber haben sich Beaumont und Fletcher im eigentlichen oder heroischen Trauerspiele am wenig ften ausgezeichnet.

Zu den vorzüglichsten Werken dieser beiden Dichs ter gehören mehrere ihrer so genannten Tragicomde dien oder, wie sie heißen sollten, dramatischen Novellen, in denen sie sich jede romantische Freis heit nehmen, die auf dem englischen Theater eins geführt war. In einigen dieser Stücke, zum Beis spiel in dem Philaster, der seine Verfasser zuerst berühmt machte, ist besonders die schwärmerische Liebe schöner weiblicher Seelen mit seltener Zartheit behandelt. Aber Alles, was man nach den Grunds fäßen der aristotelischen und der französischen Poes tik Regelmäßigkeit einer dramatischen Composition nennt, ist in keiner Art von Schauspielen weniger beobachtet, als in den dramatischen Novellen von Beaumont und Fletcher., Ihre Abstammung aus eigentlichen oder erzählenden Novellen verrathen sie schon durch die italienischen, spanischen, und gries chischen Nahmen der handelnden Personen. Aber auch wirkliche, oder wenigstens zum Theil mit der wahren Geschichte verwandte Staatsbegebenheiten Find in diesen sogenannten Tragicomödien auf dies selbe Art behandelt, wie erdichtete Abenteuer, zum

Beispiele in dem Stücke Ein König und fein Konig (a King, and no King), wo wir den Kör nig Tigranes von Urmenten in Verbindung mit einem Könige von Iberien und in den romanhafs testen, aller wahren Geschichte widerstreitenden Sis tuationen erblicken. Von den eigentlichen Trauers spielen unterscheiden sich diese Tragicomödien hin länglich durch den Mangel einer tragischen Haltung der ganzen Composition, und durch die Menge der komischen Scenen. Von den eigentlichen Lustspie len aber sind sie nicht bloß durch die rührenden und erschütternden Scenen verschieden. Ihrer gans zen Anlage nach sind sie auf den Effect des Unges wöhnlichen und Außerordentlichen berechnet, das nicht selten an das Unglaubliche grenzt. Abenteuer aller Art nehmen die Stelle ein, die in dem Lustspiele gewöhnlich für häusliche Situationen offen gehalten wird. Romanhaft und seltsam durchkreuzen die dras matisirten Ereignisse einander. Darum ist auch die Handlung des Stücks fast immer in entfernte Zeis ten, oder Lånder, verlegt. Die Absicht der Dichs ter war nicht, durch die komischen Scenen solcher Schauspiele, wie durch die eigentlichen Lustspiele, Die Thorheiten ihres Zeitalters darzustellen. Da sie aber nur ihr Zeitalter und die Sitten ihrer eigenen Nation genau genug kanuten, um sie nach dem Les ben zu mahlen, so wurden die Personen, die in den Tragicomödien Beaumont's und Fletcher's auftreten, auch ohne den Willen der Dichter zu Engländern aus der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts, ungeachtet ihrer italienischen, spanischen, lateinischen und griechischen Nahmen. Man verkennt also diese Gattung von Schauspielen ganz, wenn man bei ihs rer Beurtheilung von dem Gegensage des Komischen * S

und

und Tragischen ausgeht, und sie für Zwitterstücke ansieht, in denen der Zweck des Lustspiels mit dem Zwecke des Trauerspiels zugleich erreicht werden soll. Sie sind unter den Schauspielen Dasselbe, was ro: mantische Erzählungen voll rührender und komischer Abenteuer unter den Novellen von größerem Umfans ge sind. Sie würden also als eine Gattung, die ihren eigenen Werth hat und nicht nach den Regeln des Lustspiels und Trauerspiels beurtheilt seyn will, wahrscheinlich auch auf dem neueren Theater sich ers halten haben, wenn nicht ihre weitere Ausbildung durch eine falsche Theorie aufgehalten wäre, die von dem zweideutigen Nahmen Tragicomödie ausging. Beaumont's und Fletcher's dramatische Kunst glänzt vorzüglich in dieser Gattung. Aber freilich ist auch keines ihrer übrigen Schauspiele, selbst die Jungfrauen: Tragödie nicht, so voll der gröbsten Unanständigkeit, wie ihre Tragicomos die Landessitte (the Cuftom of the Country), in welcher die Abenteuer veranlaßt werden durch das Recht, das nach der alten Lehnsverfassung ets nigen Guts, und Landesherren, oder nach der Dich: tung Beaumont's und Fletcher's gar dem Gouvers neur von Lissabon, eingeräumt gewesen seyn soll, mit jeder Verlobten eines ihrer Untergebenen die Brautnacht zu feiern.

In den eigentlichen Lustspielen dieser beiden Dichter ist die Verwickelung zuweilen eben so romans haft, wie in ihren Tragicomödien, aber doch im: mer den gewöhnlichen Verhältnissen des bürgerlichen Lebens genauer angepaßt. Die Scene ist seiten in England. Der Stoff der meisten ist aus Novellen genommen. Aber ungeachtet der ausländischen Nahs

men

men der handelnden Personen bemerkt man doch leicht, daß die Dichter die komischen Charaktere nach dem Leben gemahlt haben. Nach dem Geschmacke ihres Publicums ließen sie auch dem Rupel (clown) seine Rolle. An unanständigen Scherzen fehlt es diesen Lustspielen nicht, aber auch nicht an den trefflichsten Scenen voll Wig und Menschenkenntniß. Ihre Sas tyre hat nichts von der zurückstoßenden Hårte Ben Jonson's. Sie verliert über der Züchtigung der Thorheiten, die in Laster übergehen, und über der treuen Darstellung der Laster, die eine lächerliche Seite zeigen, nicht die Heiterkeit einer wahrhaft komischen Dichtung. Besonders ist in dem Stücke Der spanische Pfarrer (the Spanish Curate) das Interesse der Intrigue auf das unterhaltendste mit der Satyre und mit einer treffenden Charak terzeichnung vereinigt "). Noch verdient bemerkt

zu

m) Zur Probe der Manier Beaumont's und Fletcher's im Komischen diene eine Stelle aus der Scene, in welcher der Pfarrer Lopez und sein Küster Diego sich stellen als ob sie sich endlich eines Mannes erinnerten, der nie exis stirt hat, und in dessen Nahmen ihnen der schelmische Leander, um einen galanten Zweck zu erreichen, eine Summe Geldes zustellen will.

Lean. If feems I am deceiv'd, Sir;

Yet, that you are Don Lopez, all Men tell me,
The Curate here, and have been some time, Sir;
And you the Sexton Diego, fuch I am fent to,
The Letter tells as much: May be, they are dead,
And you of the like Names fucceed! I thank ye,
Gentlemen,

Ye have done honeftly in telling truth,

I might have been forward elfe For to that Lopez,
That was my Father's Friend, I had a Charge,
A Charge of Money to deliver, Gentlemen,
Two hundred Duckets, a poor finall Gratuity;

But

zu werden, daß die Lustspiele Beaumont's und Flets cher's, wie ihre übrigen dramatischen Werke, faft durchgängig in Versen geschrieben sind.

Das Schauspiel Die treue Schäferin (the faithfull Shepherdefs), von Fletcher, allein, ist das erste regelmäßige Schäferspiel in der engs lischen Litteratur. Fletcher fannte vermuthlich den "treuen Schäfer" von Guarini,, der damals noch neu und sehr beliebt war. Wie dieses italienische Schäferspiel, ist das von Fletcher ein Intriguens stück; aber eben deßwegen, ungeachtet der finns reichen Composition, der wahren Idee der bukolis schen

But fince you are not he
Lop. Good Sir, let me think,

I pray ye, be patient; pray ye, ftay a little;"
Nay, let me remember, I befeech you, stay, Sir.
Die. An honeft noble Friend, that fends fo lovingly;
And old Friend too; you will remember, fure, Sir.
Lop. Thou fay'ft true, Diego.

Die. Pray ye, confider quickly;

Do, do, by any means; methinks, already
A grave ftaid Gentleman comes to my Memory.
Lean. He's old indeed, Sir.

Die. With a goodly white Beard,

(For now he must be fo: I know he must be)
Signor Alonzo, Mafter.

Lop. I begin to have him.

Die. H'as been from hence about fome twenty Years,

Lean. Some five and twenty, Sir.

Die. You fay moft true, Sir.

Sir.

Juft to an Hour; 'tis now juft five and twenty,
A fine ftrait timber'd Man, and a brave Soldier,
He married: Let me fee

Lean. De Caftro's Daughter.
Die. The very fame.

Lean. Thor art a very Rafcal

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