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de, um das Jahr 1614, von Shakespear selbst hers ausgegeben seyn. In der romantischen Seltsamkeit seiner dramatischen Erfindungen ist ein gewisses Feuer, durch das man beinahe mit ihrer Rohheit ausgesöhnt werden könnte. Vielleicht war es auch dieses, was Shakespear an ihnen schäßbär fand 3).

Thomas Decker oder Deffer, auch ein Zeitgenoß, wo nicht von Shakespear, doch von Ben Jonson, lieferte mehrere Schauspiele gemeinschaft: lich mit andern Dichtern auf die Art, wie Beaus mont und Fletcher in Verbindung arbeiteten. Mit Ben Jonson gerieth er in Feindschaft. Er scheint besonders das moralische Interesse neben dem poes tischen vor Augen gehabt zu haben, wenigstens in dem Schauspiele, dessen derber Titel lautet Die ehrliche Hure (the honeft Whore) 2). Um die Delicatesse war er wenig bekümmert, wenn er durch die Darstellung schmußiger Sitten sein Publicum ing tereffiren und belehren zu können glaubte. Auch durch Bordellscenen wollte er núßen. Aber so tref fend er die gemeine Natur mahlt, wird er doch oft Declamatorisch.

George Chapman, zu seiner Zeit besons ders berühmt durch seine Uebersehung der Ilias ahmte nicht ohne Talent die regelmäßigen Charakters stücke des Terenz nach. Er gehört zu den cultivirtesten in dieser Reihe der englischen Schauspieldichter.

Aber

y) Marsten's Malcontent (the Male- Content) ist abs gedruckt bei Dodsley, Tom. IV.

y) Bei Dodsley Tom III., wo auch die Fortsetzung dieses Stücks, the fecond part of the honeft whore, zu lesen ist.

Aber es fehlt seinen Schauspielen an dramatischem Leben. In Verbindung mit Marston und Ben Jons fon wurde er Verfasser des Lustspiels Eastwards Hoe, das wegen einiger Ausfälle gegen die schottis sche Nation alle diese Dichter beinahe in das Verders ben stürzte. Chapman starb im Jahre 1635 a).

Alle Regellosigkeit der älteren englischen Theas terstücke vereinigte sich in den dramatischen Werken von Thomas Heywood, den man wohl unters scheiden muß von John Heywood dem Epigram: matisten ), und von dem Jesuiten Jasper Hens wood, der unter der Regierung der Königin Elis sabeth die Trauerspiele des Seneca in's Englische überseht hat. Thomas Heywood ließ sich durch die Kritik seiner Zeitgenossen nicht abschrecken, das engs lische Theater mit neuen historischen Schauspielen voll Schlachtgetümmel zu bereichern ©).

Thomas Middleton, der von Ben Jons son geschäßt wurde und auch mit Fletcher, nach Beaumont's Tode, in Verbindung arbeitete, neigte sich in seiner eigenen Manier zu dem älteren englischen Theaterstyle. Er hat sechs und zwanzig Schauspiele hinterlassen. In einem derselben, dem Mayor von Quinborough, treten Hengst und Horst, die berühmten angelsächsischen Eroberer, mit dem brittischen Ritter Uther Pandagron, mit Lords Des

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a) Einige Schauspiele. von Chapman stehen in Dodso ley's Collection, Tom. IV. und Tom. VI.

b) Vergl. oben, . 184.

c) Man sehe besonders das wilde Stück The four Prentices of London, bei Dodsley. Tom. VI.

vonshire und Stafford, und mit einem Barbier, eis nem Schneider, und einem Schuster, auf d).

An einem der Schauspiele von William Row: len oder Rowlie, der Geburt Merlin's (Birth of Merlin), soll Shakespear geholfen haben. Er selbst half wieder, wie es damals üblich war, andern dras matischen Dichtern. In seinen Lustspielen suchte er besonders den Ton des gemeinen Lebens zu treffen ).

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Zu den dramatischen Dichtern, die unter der Regierung Jakob's I. nicht unberühmt waren, ges hören noch Thomas Goff, Lord Brooke, John Day, Thomas May, Thomas Cas rew, und William Cartwright. Einer der wenis gen, welche Trauerspiele in der Manier der griechis schen Tragiker ju dichten versuchten, war Wilhelm Alexander Graf von Sterling f).

Unter der Regierung Carl's I. dauerte der Ei fer, für das Theater zu arbeiten, am englischen Parnasse ununterbrochen fort, bis der bürgerliche Krieg ausbrach. Die Schauspieldichter konnten bet dem Conflicte der politischen Parteien nicht umhin, fich

d) Auch von diesem Middleton findet sich Gutes und Schlechtes bet Dodsley.

e) Dieser William Rowley, von dem sich auch bei Dodss ley Einiges findet, ist nicht zu verwechseln mit dem áltes ren Dichter Thomas Rowley, in dessen Nahmen der kühne Chatterton seine Gedichte bekannt gemacht hat. Bergl. oben. S. 89.

f) Ueber alle diese Schauspieldichter und ihre Werke giebt be Companion to the Play - houfe hinreichende Auss funft. Stücke von mehreren unter ihnen finden sich in Dodsley's Sammlung.

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fich für den Hof zu erklären, da der Fanatismus der republicanischen Puritaner kein Theater dulden wollte. Welche seltsamen Schauspiele aber damals zur Abs wechselung noch auf das englische Theater gebracht wurden, sieht man besonders aus zwei Stücken, die fich erhalten haben. Das eine heißt Mikrokoss mus, von einem gewissen Thomas Nabbes, der auch Lustspiele und Trauerspiele hinterlassen hat. In diesent durchaus allegorischen Schauspiele treten Die Natur, die vier Elemente, die vier Temperas mente, eine Menge anderer personificirter Begriffe, unter ihnen sogar das Gewissen, fast ganz im Ges schmacke der veralteten Moralitåten, nur mit mehr Feinheit und mit eleganterer Boredsamkeit auf. Das zweite Stück dieser Art ist überschrieben Lingua, vermuthlich von Anthony Brewer, dem Verfass ser mehrerer Schauspiele, die damals Beifall fanden, In diesem allegorischen Producte des Wißes disputis ren die fünf Sinne mit einander über ihre Vorzüge und ihre Wichtigkeit. Das Stück hat noch ein zus fälliges Interesse dadurch erhalten, daß, als es ein Mal in Cambridge aufgeführt wurde, Oliver Crom: well, damals noch Student, in demselben eine Rolle übernommen haben soll, die ihn gereizt, eine größere in der wirklichen Welt zu spielen o).

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Noch können unter den Schauspieldichtern, die unter der Regierung Carl's I. vor dem Ausbruche des bürgerlichen Kriegs das englische Theater mit neuen Stücken versorgten, angemerkt werden Sir John Suckling, ein feiner und gebildeter Mann,

Der

g) Der Mikrokosmus von Nabbes ist zu lesen bei Dods ley Tom. IX. und die Lingua, die dem Anthony Brewer zugeschrieben wird, ebendaselbst, Tom. V.

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der auch reich genug war, feinen König gegen die Rebellen durch eine Schaar Truppen zu unterstützen, die er auf eigene Kosten in das Feld stellte; John Ford, der sich in Verbindung mit Decker und Rowley gebildet hatte; Richard Brome, in eben der Schule gebildet, von dem sich vierzehn Lusto Spiele erhalten haben; William Cavendish, Herzog von Newcastle, und seine Gemahlin Mars garete; Roger Boyle, Graf von Orrery; Ros bert Stapleton, der auch den Panegyrikus des Plinius in das Englische überseßt hat; Willia my Habington, mehr noch als Geschichtschreiber bes fannt. Eine besondere Aufmerksamkeit verdienen aber Shirley und Davenant, die auch nach der Restauration unter Carl II, besonders mitwirkten, Die englischen Theater, die unter Cromwell's Regies rung eingegangen waren, wieder in Aufnahme zu bringen ").

James Shirley, Verfasser von neun und dreißig Schauspielen, und schon oben in dieser Ge schichte als Herausgeber der Werke Beaumont's und Fletcher's genannt, gehört zu den dramatischen Dich: tern dieses Zeitraums, die ihre Anhänglichkeit an die Partei des Hofes mit vielen Aufopferungen erkaufer mußten. Er sah sich genöthigt, besonders weil er zur katholischen Kirche übergetreten war, bei dem Ausbruche der Rebellion aus London zu flüchten,

wo

h) Unter diefen dramatischen Dichtern aus der ersten Hälfte des fiebzehnten Jahrhunderts zeichnet sich Ford besons ders durch Kraft und Cultur der Sprache aus. Schau• spiele von noch mehreren Dichtern, die hier hätten aufs gezählt werden können, finden sich in Dodsley's Sammlung.

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