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wahrhaft tragische Größe. Auch die Rolle, die Milton der Delila zugetheilt hat, macht seinem Darstellungstalente und seiner Kenntniß des weibli: then Herzens Ehre.

Die beiden beschreibenden Gedichte Mil ton's, der Allegro und der Penseroso, sind Meis sterwerke in ihrer Urt. Dieser lyrische Styl zweier Charaktergemåhlde, deren jedes zugleich für das ans dere interessirt, kann für eine Erfindung Milton's gelten. Die Wahrheit und Stärke der Beschreis bungen, die Wärme des Gefühls, und der Reiz der Bilder vereinigen sich in diesen Charakterges mählden zu einer seltenen Schönheit.

Das elegische Gedicht Lycidas, in welchem Milton den Tod eines hoffnungsvollen jungen Man: nes beweint, der in einem Schiffbruche ertrunken war, hat die gewöhnlichen Fehler der Jugendges dichte, aber doch, was auch der Kritiker Johnson Dagegen sagen mag, viel poetische Wahrheit und Anmuth. Die lyrischen Gedichte, durch welche Milton zuerst bekannt wurde, zeichnen sich wenigs stens durch einen nicht gemeinen Ausdruck edler Gefühle aus. Unter seinen Sonetten sind einige frostige, aber auch einige schäßbare. Die profats schen Werke dieses Dichters, so weit sie die eng lische Litteratur angehen, sollen in dem folgenden Capitel nicht übersehen werden.

Beschluß

Beschluß der Geschichte der englischen Poesie dieses
Zeitraums.

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wir die englische Poesie dieses Zeitraums verlassen, muß noch von zwei Dichtern Nach; richt gegeben werden, die sich zwar nicht so über thre Zeitgenossen am englischen Parnosse erhoben, wie Milton, Cowley und Waller, jeder in seiner Art, aber doch durch die besondere Richtung, Die ihre poetischen Talente nahmen, und durch ges wiffe, ihnen eigenthümliche Vorzüge einer besons dern Aufmerksamkeit werth geworden sind. Dep. / eine ist Butler; der andere ist Denham.

Samuel Butler, allgemein bekannt durch feinen Hudibras, war zu Strensham in Wors cestershire geboren im Jahre 1612, oder nach ans dern Nachrichten, schon im Jahre 1600. Bon seiner Lebensgeschichte ist wenig bekannt geworden. Man weiß nicht einmal gewiß, wer sein Vater gewesen; auch nicht, wie er sich seine litteraris sche Bildung erworben, oder auf welcher der beis den englischen Universitåten er studirt hat. Bet seinem Eintritte in das bürgerliche Leben soll er Schreiber bei einem angesehenen Friedensrichter ges worden seyn, und sich in seinen Nebenstunden auch mit Musik und Mahlerei beschäftigt haben. Nach: her fam er in Verbindung mit mehreren vorneh men Häusern. Dem Publicum blieben seine feltes

nen

nen Talente lange Zeit unbekannt. Daß er ims mer in Dürftigkeit gelebt, läßt sich nicht beweisen. Vermuthlich waren aber seine beschränkten Vermös gensumstände unter den Ursachen, die ihn bervos gen, bei dem Ausbruche des bürgerlichen Krieges nicht öffentlich Partei zu nehmen, und auch nach der Hinrichtung des Königs Carl I. in England zu bleiben, ob er gleich die Puritaner und Indes pendenten von Herzen verachtete und haßte. Daß fein Widerwille gegen diese Secte, den er durch seinen Hudibras verewigt hat, Privatursachen ge: habt habe, ist ihm nie vorgeworfen worden. Håtte er sich nicht mit vieler Klugheit betragen, so würde er, vermuthlich um zu leben, nicht ein häusliches Amt in der Familie des Sir Lufe, eines eifrigen Vorfechters der Jndependenten in Cromwell's Diens ften, haben übernehmen können. In dieser Famis Ite soll er besonders Gelegenheit haben, die ganze Denkart der Secte, die er haßte, genauer kennen zu lernen. Nach der Restauration des königlichen Hauses war Butler noch immer nicht als Dichter oder Schriftsteller berühmt. Aber auch nachher, da er durch sein komisches Gedicht in ganz Engs land Aufsehen erregte, erhielt er von dem Hofe, den er durch die bittere Verspottung der Presby terianer und Independenten einen so großen Dienst gethan, feine Belohnung. Der erste Theil seines Hudibras erschien im Jahre 1663. Das Gedicht wurde sogleich bei Hofe bekannt und beflatscht. Der König Carl II. selbst soll efter Stellen dars. aus citirt haben. Aber auch nachdem der zweite Theil gedruckt worden, mußte sich Buttler mit dem Beifalle begnügen, den er einerntete. Weder ein Amt, noch eine Pension, wurde ihm zu Theil.

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Ein einziges Mal soll er ein Geschenk von dem Könige erhalten haben. Seine Biographen wissen nicht mit Gewißheit zu sagen, wovon er indessen lebte, nachdem auch das Vermögen seiner Frau aufgezehrt war. Unterdessen arbeitete er gleichwohl an seinem Hudibras fort. Der dritte Theil, der Im Jahre 1671 erschien, und das Gedicht noch nicht endigte, blieb aber auch der lehte. Zwet Jahr darauf starb Butler. Seine Freunde konns ten nicht den Zweck erreichen, durch Subscription die nöthige Summe zusammen zu bringen, den bewunderten Verfasser des Hudibras in der Wests minsterabtey begraben zu lassen. Erst sechszig Jahr nach seinem Tode hat ihm ein reicher Buchs Drucker in London ein Denkmal in der Westmins sterabten errichten lassen *).

Wenige Gedichte sind lauter gepriesen, und in England beliebter geworden, als der Hudibras von Butler. Man hat dieses komische Gedicht als den Triumph des menschlichen Wikes bewundert. Man hat geglaubt, es über den Don Quixote stellen zu dürfen, ob es gleich zum Theil nur Nachahmung dieses spanischen Romans ist. Im mer bleibt es, auch wenn die unbefangene Kritik in dieses ungemessene Lob nicht einstimmen kann, ein bewundernswürdiges Product des komischen Wißes. Aber wenn der komische Wiß, auch von

dem

k) Das Wenige, was man von Butler's Leben weiß, findet sich bei mehreren englischen Litteraturen, auch bet Johnson in den Biographical Prefaces, Vol. II. Man vergleiche damit die Notizen vor der Prach to ausgabe des Hudibras, besorgt von Nash (Lons bon, 1793, dret Bände in klein, Folio).

dem trefflichsten Berstande und vielen Kenntnissen unterstüßt, nicht für poetisches Genie gelten foll, das noch etwas mehr, als Wik, voraussekt, so darf Butler auf die Ehre, die dem Cervantes in der Geschichte der Poesie wiederfahren muß, keinen Anspruch machen. Der Erfindung im Hudibras. fehlt nicht nur die höhere Originalität, da sie nur geistreiche Nachahmung des Don Quixote ist; sie hat auch weit weniger inneres Verdienst, als die Erfindung in Don Quixote. Butler hatte bei al ler Originalität und Unerschövflichkeit seines Wihes wenig poetisches Gefühl. Seine Phantasie war thätig, aber nur um dem Wike vorzuarbeiten, und überraschende Vergleichungen und Combinas tionen herbet zu führen. Die Situationen, in die er seine komischen Helden verfekt, beweisen wes nig Erfindungsgabe; sie sind gewöhnlich entweder gemein, oder nachgeahmt. Die Idee, von der das Gedicht ausgeht, war allerdings der Ausfüße. rung werth. Die Satyre in Butler's Hudibras ist mehr, als Partei: Satyre. Sie trifft alle phans tastischen Pedanten und Disputanten, die mit cy nischer Geschmackloßigkeit den gesunden Verstand Durch Subtilitäten ersticken und für alberne Lehrs fäße, als ob es heilige Wahrheiten wären, mit friegerischem Eifer zu Felde ziehen. Die Ge schichte der philosophischen Systeme liefert genug Facta, auf die man die Satyre des Hudis bras eben so gut anwenden kann, als auf den Sectenwahn der Presbyterianer zu Butler's Zeit. Aber auch nur da glänzt Butler's Wih in seinem hellesten Lichte, wo er die grüblerischen Disputas tionen der Secte, die er verspotten wollte, auf Das burleskeste parodirt. Die Charaktere seiner

Hels

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