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1. B. Ode 11.

Horaz fagt vina liques. Herr Lange überseßt: zerlaß den Wein. Was heißt das, den Wein zerlassen? War der Wein -gefroren? Vielleicht lernt er es aus einer Stelle des Martials. verstehen, was vina liquare heißt: 9. B. Sinnschr. 3. Incensura nives Domina Setina liquantur., 2. B. Ode 1.

Graves Principum amicitiæ,

heißen unserm Ueberseßer der wichtige Bund der Großen. Er hätte wenigstens sollen sagen: der schädliche Bund. 2. B. Ode 4.

Cujus octavum trepidavit ætas

Claudere lustrum.

Heißt in der Ueberseßung: mein Alter ist schon mit Zittern zu Vierzig gestiegen. Trepidare fann hier nicht Zittern bedeuten, weil man im vierzigsten Jahre schwerlich schon zittert. Es heißt nichts als eilen, so wie es Herr Lange selbst an einem andern Orte (3. B. Ode 27.3.17.) überseßt hat.1

In der nämlichen Ode hat Herr Lange noch einen andern Fehler gemacht; er überseßt:

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Die Construktion und die Geschichte zeigt ja deutlich, daß hier nur von dem Agamemnon die Rede sey, welcher dem Achill die Briseis raubt. Und ist es wohl der Sinn des - Lateinischen:

Regium certe genus et penates

Moeret iniquus

wenn Herr Lange überseßt:

Gewiß sie beklagt das Unglück fürstlicher Kinder

Und zürnende Götter? Diesen Zusaß hat die Ausgabe von 1785.)

2. B. Ode 5.

nondum munia comparis

Aequare. (valet)

Sie ist noch der Huld des Gatten nicht gewachsen, sagt Herr Lange. Aber wer wird mit ihm von Thieren die edlen Worte Huld und Gatte zu brauchen wagen? Doch wenn auch, Horaz will das gar nicht sagen, was ihn sein Ueberseher sagen läßt, er bleibt bloß in der Metapher vom Joche und spricht: sie kann noch nicht mit der Stärke des Ochsen, welcher neben ihr gespannt ist, ziehen.

2. B. Ode 12.

Dum flagrantia detorquet ad oscula

Cervicem

Herr Lange sagt: indem sie den Hals den heißen Küssen entzieher. Allein das ist gleich das Gegentheil von dem, was Horaz sagen will.

3. B. Ode 6.

Horaz sagt von einem verbuhlten Mädchen in dieser Ode:

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Was ist deutlicher, als daß er durch luminibus remotis sagen will, wenn man die Lichter bei Seite geschafft hat. Der bessere Herr Lange aber giebt es: mit abgewandten Blicke.

3. B. Ode 21.

Sollte man es sich wohl einbilden können, daß Herr Lange prisci Catonis durch Priscus Cato überseßt? Welcher von den Catonen hat denn Priscus geheißen?

3. B. Ode 27.

Noch ein größerer Fehler!

Uxor invicti Jovis esse nescis

überseßt Herr Lange oder Gott weiß welcher Schulknabe, dem er diese Arbeit aufgetragen: Du weißt's nicht, und bist des großen Jupiters Gattin!

4. B. Ode 4.

Die vortrefflichste Strophe in dieser Ode hat Herr Lange ganz erbärmlich mißgehandelt. So sieht, sagt der Dichter, das auf fette Weiden erpichte Reh den von der fäugenden Brust seiner gelben Mutter verstoßenen Löwen, deffen junger Zahn es zer fleischen soll.

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Qualemve lætis caprea pascuis

Intenta, fulvæ matris ab ubere

Jam lacte depulsum leonem

Dente novo peritura vidit.

Man sehe nun, was der Ueberseßer für ein elendes Gewäsch daraus gemacht hat:

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Und wie Ziegen

Mit frøher Weid allein beschäftigt, den Löwen,

Von Milch und Brust der gelben Mutter vertrieben,
Sehn, und den Tod von jungen Ziegen wahrnehmen.
Und also heißt Dente novo von jungen Ziegén.
5. B. Ode 11.

Desinet imparibus

Certare summotus pudor.

Hier überseht Herr Lange imparibus durch nichtswürdige, da es doch offenbar ist, daß der Dichter solche versteht, welchen er nicht gewachsen ist; der 16. und 17. Vers dieser Ode zeigt es deutlich.

Bedanken Sie sich ja, daß ich nicht freigebiger gegen Sie mit solchen Sächelchen bin. Ich glaube aber, dieses wenige ist schon hinlänglich, über einen Mann den Kopf zu schütteln, welcher in der Vorrede recht darauf troßet, daß er nichts als

eine wörtliche und treue Ueberseßung habe liefern wollen. Ob sie start, ob sie poetisch, ob sie rein sey, ob sie sonst eine andere Vollkommenheit besiße, das mögen andere entscheiden. Ich wenigstens wüßte nicht, wo ich sie finden sollte. Ich bin c. ** 1752.

Fünfundzwanzigster Brief.

An den Herrn Fa**

Ei, mein Herr! wie kommen Sie dazu, mir einen solchen Strafbrief zu schreiben, und mir so bittere Wahrheiten zu sagen? Es ist wahr, daß ich eine allgemeine Kritik des Jöcherschen Gelehrtenlericons unter Händen habe; es ist wahr, daß schon wirklich einige Bogen davon gedruckt sind. Allein was für Grund haben Sie an meiner Bescheidenheit zu zweifeln? Was für Grund haben Sie, mich mit einem Dunkel oder Hauber zu vermengen? Wenn ich Ihnen nun sagte, daß der Herr D. Jöcher selbst, in Ansehung des Vortrags, mit mir zufrieden ist, und daß er die falschen Nachrichten, die man auch ihm davon hat hinterbringen wollen, nichts weniger als gegründet befunden hat? Wenn ich Ihnen nun sagte, daß ich durchaus nicht Willens sey, nach dem Erempel genannter Herren, einen Zusammenschreiber ohne Prüfung abzugeben? Wenn ich nun hinzufügte, daß ich nichts weniger als jenes große Werk zu vermehren suche, sondern bloß nach meinen Kräften die unzähligen Fehler darin vermindern wolle? Was würden Sie alsdann sagen? Nicht wahr, wenn ich Ihnen alles dieses beweise, so werden Sie sich schämen, einen so übeln Begriff von mir gehabt zu haben? Und wie soll ich es Ihnen besser beweisen, als daß ich eine kleine Lage beilege, und Sie mit eigenen Augen sehen lasse? Wenn Sie alsdann anfangen

werden, von mir besser zu urtheilen, so will ich noch dieses hinzusehen, daß vor der Hand meine Arbeit liegen bleibt, und daß ich das Verlangen des Herrn D. Jöchers billig gefunden babe, ihm meine Anmerkungen zu den Supplementbänden zu überlassen. Leben Sie wohl. Ich bin ic. W** 1752.

Abaris.

Der Ausspruch des Apollo wird ganz verfälscht angeführt.* Ist es Plutarch der das Wunderbare, welches man von diesem scythischen Weisen erzählt, für Fabeln gehalten? †

* „Abaris, erzählt der Herr D. J., wurde von seinen „Landsleuten, welche die Pest hart beschwerte, nach Athen ,, abgeschickt, weil Apollo den Ausspruch gethan, daß sie nicht eher aufhören würde, bis die Athe „nienser ihm deßwegen für die Hyperboreer ein „Gelübde gethan hätten.“ Ich weiß nicht, wem der Herr Doctor hier nachgegangen ist; das weiß ich, daß er dem Harpokration hätte nachgehen sollen, welcher von den Alten der einzige ist, der diesen Umstand erzählt. Avuov de yao, heißt es gleich im Anfange seines Wörterbuchs, κατα πασαν την οἰκουμένην γεγονοτος, ἀνειλεν ο Απολλων μαντευόμενος Ελλησι και Βαρβαροις, τον των Αθηναίων δημον ὑπερ παντων εὐχας ποιησασθαι. Πρεσβευομένων δε πολλων ἔθνων προς αὐτους, και Αβαριν ἐξ Υπερβορέων πρεσβευτην ἀφικεσθαι λεγουσιν. Die Pest also, welche über die ganze bewohnte Welt soll gegangen seyn, schränkt der Herr Doctor auf die einzige Hyperboreische Gegend ein, und das Ge= lübde, welches Apollo von den Atheniensern für alle Völker, fowohl Griechen als Barbaren, gefordert, läßt er allein auf die Landsleute des Abaris gehen. Ich für mein Theil würde diese Stelle auch nur denen zu gefallen recht treulich

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