Meta. Episches Gedicht in zwölf Gesängen von Moritz Bournot. (Sch.) 225 Von Ed. Mätzner. Geflügelte Worte. Von Georg Büchmann. (Dr. D. Müller.) Psychologische Erwägungen über das Verbum als Ausdruck des Erkennens und als ältestes Sprachelement. Von Dir. M. Meiring Zur wissenschaftlichen Interpunction. Von Prof. Dr. Otto Zum Thier- und Kräuterbuche des mecklenburgischen Volkes. Von Dr. K. Das theologische System des Meister Eckhart. Von R. Heidrich Ueber Schillers Jungfrau von Orleans. Von Dir. Dr. H. Lehmann Jean Pauls Aufenthalt in Meiningen. Von August Henneberger Molière, ein Beitrag zur Förderung des Studiums dieses Dichters. Ueber die Erweiterung der Wurzelsilbe deutscher Wörter durch die Nasale m und n. Vom Gymnasiallehrer Dr. Rudolphi Ueber das Beowulfslied. Von Dr. M. Schultze . Die Thiernamen im Reineke Vos. Von A. Lübben. Paul Schade (Melissus). Leben und Schriften von Dr. Otto Taubert Die antike und die französisch - classische Tragödie. Von Dr. Ed. Gervais. Plato's und Goethe's Kunst in Darstellung von Persönlichkeiten. Ueber Götter, Helden und Wieland von Goethe. Von Dr. H. Köpert. Schillers metaphysische Anschauung vom Menschen. Von Dr. Th. Weber. 235 Ueber die Lehrbarkeit und die formalbildende Kraft der Aussprache des Englischen. Von Dr. Rud. Sonnenberg. (Hölscher.) Eichsfeldische Gebräuche und Sagen, zusammengestellt von dem Obe ehrer Deutsche Satz- und Interpunktionslehre. Von Conrector Dr. Metzger Beiträge zu einer methodischen Behandlung der deutschen Lecture. Von Zeugnisse aus dem deutschen Unterrichte. Vom Rector Reuter Die Vocalverhältnisse der Mundart im Burggrafenamte. Von A. Maister. Beitrag zur Dialect-Forschung in Nord-Böhmen. Von Ignatz Petters Erinnerungen an Wolfram von Eschenbach. Von Director C. C. Hense. Ueber den Mönch von Salzburg. Von Gymnasiallehrer Jos. Ampferer Mittelniederländische Psalmen. Mitgetheilt von Karl Regel Lessings dramaturgische Ansichten. Von Dr. Adolph Schröer. Briefe von H. Voss etc. Mitgetheilt von Ch. Pansch. (Hölscher.) Jacques Jasmin. Wenn man die Literatur der deutschen und französischen Nation durchläuft, so findet man, dass die Deutschen im Verhältniss zu den Franzosen eigentlich einen Mangel an wirklichen Volksdichtern haben. Ich verstehe nämlich unter Volksdichter einen solchen, der unmittelbar aus dem Volke selbst hervorgegangen ist und ihm noch angehört, der also nicht erst durch gelehrte Kenntnisse oder wissenschaftliche Erziehung zu einem solchen sich herangebildet hat; nicht aber einen, der aus gelehrten oder wissenschaftlichen Kreisen herabsteigt in das Volk wie Fritz Reuter z. B., und in seinem (des Volkes) Sinne, und seiner Ausdrucksweise seine Gedanken in poetische Form kleidet. Diese Letztern wären nach meiner Anschauung keine eigentlichen Volksdichter; es scheinen mir vielmehr nur diejenigen dazu berechtigt, diesen Namen zu führen, die wirklich und unmittelbar aus dem Volke hervorgegangen, dazu veranlasst wurden. In den älteren Epochen der deutschen Literatur finden wir ja im Hans Sachs einen solchen Poeten, der Schuhmacher war; und wenn man einen flüchtigen Blick bis auf die neueste Zeit wirft, so glaube ich, würden sich wenige finden, die ihm gleichend, - noch so ächt aus dem Volke hervorgegangen sind; man müsste denn den Poeten und Stellmacher Carl Weise in Neustadt als einen solchen gelten lassen; dessen poetische Ergüsse, wenn auch verdienstlich und anerkennenswerth, doch niemals Anspruch auf Classicität machen können. Archiv f. n. Sprachen XXXVII. 1 Der kürzlich verstorbene Leopold Schefer, der Verfasser des Laien breviers, kann füglich auch nicht unter die Kategorie der Volksdichter, wie ich sie meine, gerechnet werden; denn auch er, dieser hochachtbare Anachoret von Muskau, hatte, wie er mir selbst erzählte, in seiner Jugend Medicin studirt, oder vielmehr angefangen zu studiren, - also war auch hier eine gelehrte Bildung vorausgegangen; nebenbei hatte das Studium der Musik und der Composition ihn frühzeitig beschäftigt und so befähigt, dass es ihm möglich war, die meisten seiner Lieder selbst zu componiren. Freiligrath ist nach meiner Auffassungsweise auch kein unmittelbar aus dem Volke ohne gelehrte Bildung hervorgegangener Poet, denn auch er hatte ein Gymnasium absolvirt. Wie ich auch suche, ich finde in Deutschland keinen so rechten Volksdichter der Art; wollte man vielleicht an die Karschin denken, doch auch sie hat ja auf Classicität wohl keinen Anspruch. Anders ist dies bei den Franzosen: Wir sehen bei ihnen eine grosse Menge von Dichtern, die unmittelbar aus dem Volke hervorgegangen und mit nur mittelmässiger Bildung ausgestattet sind, sich einen Ruf durch ihre poetischen Erzeugnisse erwerben, der ihnen Anspruch auf Classicität gewährt und diesen Ruf weit über die Grenzen ihrer Nation ausbreitet. Unter der Zahl derselben will ich nur: Gilbert, Turquety, Briseux, den durch seine Satyre: „le pot-de-vin" berühmten Barbier, insbesondere aber Béranger, Jean Reboul und Jasmin nennen. Wer kennt nicht Jean Reboul, den Bäckermeister zu Nimes, der durch seine lieblichen Poesien die Welt noch lange entzücken wird. Dies war ein ächter Volksdichter, voller Naivetät und allerdings katholisch-religiösen Eifers; doch diese specifisch katholisirende Richtung ist auch dadurch zu erklären, dass, wie Dumas in der reizenden Erzählung „une visite à Nîmes" von ihm sagt, er durch das Unglück zum Dichter geworden sei, und dass er den Trost für die Leiden, deren Becher er schon früh trinken musste, er sah seinen Vater und dann seine Mutter an dem unheilvollen, rettungslosen Uebel der -- Schwindsucht dahinsterben in der Religion fand. Die Leiden der Welt liessen ihn die Einsamkeit suchen und hier hauchte er seine Schmerzen zuerst aus, die ihn selbst überraschend poetische Gestalt annahmen. Nun erst kam er zu der Erkenntniss seines dichterischen Talentes, das er durch das Studium von Corneille und Lamartine, insbesondere aber durch das Lesen der Bibel vervollkommnete, und dies ganze Rüstzeug machte ihn zu dem Schöpfer der reizenden Gedichte: l'ange et l'enfant; der St. Hélène; le moulin de Genèse; Nîmes, poëme dedié à Mr. de Lamartine. Die Feinheit seiner Empfindungen und das wahrhaft Landschaftliche seiner Naturschilderungen sichern ihm einen hohen Rang unter den classischen modernen Dichtern. Als Zweiten möchte ich nur in Kurzem Béranger's erwähnen. Dieser moderne Anacreon, wie trefflich schön hat er nicht die Liebe und den Wein besungen; wie schwingt er die Geissel der Satyre über Jeden, gleichviel ob er die Krone, oder den Hirten- oder den Bettelstab trägt, wenn er sein Gegner in dem Gebiete der politischen oder socialen Lebensanschauungen ist, und in wie schöne Formen weiss er auch die rein lyrischen Gefühle zu bringen, wenn er diesen Stoff, wenn auch selten, berührt. Der deutsche Herwegh hat in begeisterten Worten ihm schön und passend als Angebinde zu seinem Wiegenfeste „ein Schwert mit Rosen Dir, mein Béranger," gewidmet. Seine Dichtungen sind in fast alle lebenden Sprachen übertragen und sichern ihm ebenfalls eine bleibende Classicität. Und auch er war ein ächter Sohn des Volkes, von seinen armen Eltern ward er als 12jähriger Knabe zu Leisnay, einem Buchdrucker in Peronne, in die Lehre gegeben, und ihm hat er die reizende Chanson: „Bon soir" gewidmet. In einer Anmerkung, die er zu diesem Liede macht, sagt er: C'est dans son imprimerie que je fus mis en apprentissage. N'ayant pu parvenir à m'enseigner l'orthographe, il me fit prendre goût à la poësie, me donna des leçons de versification et corrigea mes premiers essais. Er also auch ward ein Dichter, ohne grosse gelehrte Bil dung und ich möchte hierbei noch bemerken, dass es doch viel schwerer ist, ein Dichter in französischer Sprache, wie in der deutschen zu sein. Denn es giebt eine Unzahl von Regeln in der Versification zu beobachten, die ein langweiliges, fleissiges Studium erfordern, und ohne deren genaue Beobachtung man unnachsichtig in den Augen des französischen Publicums verloren wäre. Dieser Sänger seines Volkes, wie wurde er aber auch von seinen Mitbürgern geachtet und hoch geehrt. und hoch geehrt. Mit Freude denke ich an das schmerzliche und ehrenvolle Leichenbegängniss zurück, das ihm die Pariser Bevölkerung bereitete. 50,000 Arbeiter zogen entblössten Hauptes hinter seinem Sarge Palmen tragend einher; obgleich die Bajonette und die blanken Mündungen der Kanonen des finstern Caesar an jeder Strassenecke dem feierlichen Zuge entgegenstarrten. In der Ausgabe der Oeuvres posthumes von Béranger befindet sich auch sein Schwanengesang, und da das Lied mich damals sehr interessirte, so übersetzte ich es so viel wie möglich wörtlich: Ich sterbe, Frankreich, es will Abend werden, Zehn Könige vom Siegesrausche trunken, Halb liegend seh' ich jetzt mich schon im Grabe, |