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tirt und oft, in Vorträgen, in Parlamentsreden, in Zeitungen seitdem erwähnt und im gleichen Sinne gebraucht worden. Schon das ist ein, nicht gering anzuschlagendes Verdienst. Wer aber weiter das handliche, schön gedruckte Büchlein jetzt bequem durchblattert, der leichten Uebersicht sich erfreut, und von der geistreichen Einkleidung die auch in das Unzusammenhängendste Verknüpfung zu bringen weiss, die sich gleich fern von pedantischer Schwere wie von unwissenschaftlicher Leichtfertigkeit hält, und so in Anmuth sich fortentwickelt, wer sich, wie gesagt, von allen diesen Vorzügen fesseln lässt, der möge auch zugleich nicht übersehen, welche gründlichen Vorkenntnisse zum ersten Sammeln und welche Fülle von Fleiss zu der Ausführung dieses, nun fast mehr ästhetisch als gelehrt sich darstellenden Werkes gehörten: denn wie oft verbirgt das gebräuchlichste deutsche oder lateinische Citat, das wir Alle arglos benutzen, mit launischem Eigensinn seine Quelle. „Ja Bauer, das ist ganz was Anders" - Caeterum censeo" „der König rief und Alle, Alle kamen" und manches andere Citat gehören zu diesen, deren Auffindung der Leser wahrscheinlich nur auf den ersten Blick noch für leicht halten wird, während unser Buch ihn eines Besseren belehren kann.

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Für den Geist einer Nation ist es bezeichnend, wieviel, woher und was er citiert. Der Franzose citirt, wie wir aus Hrn. Büchmann's Vorrede erfahren, das Lateinische und das einzige englische to be or not to be ausgenommen, nur sich selbst; der Engländer nur die antiken Classiker, die Franzosen, seine eignen Schriftsteller und nur in wenigen hochgebildeten Kreisen etwa noch das Deutsche; der Deutsche in seiner universalen Bildung citiert alle Nationen, mit Vorliebe natürlich die eigne. Schiller's ethisches Pathos, Göthe's epigrammatische Lehrsprüche bilden, gerade neben dem Tiefsinnigsten von Shakspeare wieder den Lieblingsschatz, aus dem er schöpft. Wenn man die Gelegenheitstellen, die ihre Berühmtheit z. B. nur dem Umstande verdanken, dass sie im Anfange eines beliebten Stückes oder Gedichtes stehen („die schönen Tage von Aranjuez Spät kommt Ihr, doch Ihr kommt" etc.) hier ausser Acht lässt, so ist es in ethischer wie intellectueller Beziehung höchst interessant, zu sehen, was eine Nation mit Vorliebe citiert. Vielleicht kann man sagen, der Franzose wählt vorzugsweise das epigrammatisch-Geistreiche, der Engländer das juridisch-Practische, der Deutsche das Philosophische, das Ethisch-Sentimale. Aus diesem Gesichtspunkte wird die uns vorliegende Sammlung sowohl für Völkerpsychologie als auch für Culturgeschichte ein dankenswerther Beitrag sein.

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Das Buch führt uns mit den Göthischen Worten „Hier sind wir denn vorerst ganz still zu Haus, von Thür zu Thüre sieht es lieblich aus zunächst, wie billig, in die deutschen Citate ein. Schillers lyrische Gedichte haben 43 geflügelte Worte, und wenn wir die Distichen einrechnen, 50 ge liefert; die meisten darunter (9) sind der Glocke entnommen. Gegen Trink ihn aus, den Trank der Labe, und vergiss den grossen Schmerz möchte, wenigstens in Bezug auf den sehr bestimmt bezogenen zweiten Vers, Referent Bedenken erheben; der Gebrauch ist ohnehin meist nur parodisch. Hinsichtlich der Distichen Glücklicher Säugling etc. Kannst Du nicht Allen gefallen etc. Weil ein Vers dir gelingt etc." müsste sich Referent gleichfalls dem vom Verfasser bei dieser Gelegenheit erwähnten Kritiker der ersten Auflage anschliessen, und ihnen die Volksthümlichkeit bestreiten. Auch „Der Schein soll nie die Wirklichkeit erreichen, und siegt Natur, so muss die Kunst entweichen" möchte mehr in der bizarren Umgestaltung und bei Gelegenheit einer pikanten Geschichte, wie sie uns der Verfasser pag. 19 launig vorträgt, fortleben, als in unveränderter Form uns gelautig sein. Die Schillerschen Dramen sind mit 97 Citaten vertreten; die meisten hat der Wallenstein geliefert. Die drei Jugenddichtungen in ihrem hochgespannten Pathos werden fast nur parodisch citiert. Aus den Räubern finden wir das Citat „Und darum Räuber und Mörder!", wie uns der Ver

fasser belehrt, nur in der Mannheimer Theaterbearbeitung, es ist also unmittelbar von der Bühne ins Volk übergegangen; nur möchte der Gebrauch mehr provinziell sein, vielleicht Berlin besonders eigen, wo ja die Räuber ihre erste populäre Würdigung fanden; Referent erinnert sich weder am Rhein noch in Niedersachsen dasselbe gehört zu haben. Wenn das bekannte „Ich bin besser als mein Ruf" (Maria Stuart) von dem Verfasser auf Beaumarchais' Barbier von Sevilla zurückzuführen ist, so dürfte man auch bei dem Citat aus Don Carlos „O wer weiss, was in der Zeiten Hintergrund noch schlummert" wohl an das Shakspare sche,,And, O, what better matter breeds for you, than I have named" denken. —,,Der Knabe Don Carlos (oder Carl, wie Referent in seiner Ausgabe liest und wie es auch nur in den Vers passt?) fängt an mir fürchterlich zu werden" erinnert an jene originelle Art, wie der grosse Devrient bei Lutter und Wegener im Weinhause einst diese Worte und sein eigenes Spiel parodirte; das „Sonderbarer Schwärmer" an die naive und unbewusste Parodirung jener amerikanischen Theaterübersetzung in strange firecracker. Sollten nicht in der Rede Octavio Piccolomini's, dessen Schluss das geflügelte Wort ist „Das eben ist der Fluch der bösen That" etc. auch die früher stehenden Worte „Es ist nicht immer möglich im Leben sich so kinderrein zu halten" zu den Citaten zu rechnen sein? Nichtswürdig ist die Nation die nicht ihr Alles freudig setzt an thre Ehre (aus der Jungfrau von Orleans) ist wohl dadurch besonders geflugeltes Wort geworden, dass es Beitzke als Motto über sein bekanntes Werk von den Freiheitskriegen setzt; am frühesten möchte es von der Königin Louise citiert sein in einem Briefe vom September 1808. Sollte zu den Citaten aus der Braut von Messina nicht auch „,Auf den Bergen ist Freiheit", besonders in unserer reiselustigen Zeit, hinzutreten müssen?

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Göthe ist für das geflügelte Wort fast nur in seinen Sprüchen und im Faust, in den übrigen Dramen aber wenig ergiebig. In den Sprüchen besitzt Göthe die grosse Kunst der Aneignung und Umschmelzung, so dass vieles, was älteres Citat oder Sprüchwort ist, durch ihn ein neues, jetzt populäres Gewand angezogen hat. Iphigenie ist nur mit zwei Citaten, dagegen der sentenzenreiche Tasso mit neun vertreten; in wunderbarem Reichthum aber der Faust. Wie manche geflügelte Worte ihre Geschichte, und oft eine höchst interessante Geschichte haben, zeigt der Vorfall, den der Verfasser bei der Anführung des „rothen Fadens" (aus Ottiliens Tagebuche in den Wahlverwandtschaften) erzählt, pag. 47. Lessing hat wenig zum Citatenschatz beigetragen, so epigrammatisch er auch seinem poetitischen Charakter nach ist. Der Verfasser aber erlaube, dass wir noch folgende zwei zur Prüfung empfehlen: das eine aus dem einzigen populär gewordenen Trinkliede aus der Jugendepoche Lessings „Lieber Tod, ich möcht auf Erden gern ein Mediciner werden als ironisches Wort auf den Stand der Aerzte; und dann das Wort des Pirro in Emilie Galotti „Ha, lass Dich den Teufel bei einem Haare fassen und Du bist sein auf ewig“. Wieder ist es hier das tiefsinnigste, das philosophischte Stück, der Nathan, der eine reichere Ausbeute gewährt; ob das (nicht aufgenommene) Wort „betrogene Betrüger aus der Erzählung von den Ringen nicht häufiger citiert wird, als das „Nur muss der Eine nicht den Andern mäkeln, und muss der Knorr den Knubben hübsch vertragen etc." lassen wir dahin gestellt; der Verfas ser sagt selbst einmal, es giebt Lieblingscitate, die ein jeder für sich hat, die ihm bei besonderer Gelegenheit lieb geworden sind, die aber gleichwohl nicht allgemeine Anwendung haben: vielleicht, dass dies letztere mehr in dies Gebiet fallen möchte. Noch geringere Ausbeute hat Herder geliefert (3); wir geben anheim, ob nicht parodiren die Anfangsworte des Cid Trauernd tief sass Don Diego" ebenso häufig gebraucht werden als das (aufgenommene) „Rückwärts, rückwärts stolzer Cid!" Wieland gehört nur durch seinen Oberon hierher, der zwei, vielleicht nicht einmal vor Anfechtung ganz sichere, Citate liefert; Müllner, Grillparzer, unsere

Schicksalsdichter, werden jeder in je einer Stelle ironisirend citiert. Auffallend ist es, dass ein so beliebter Dichter wie H. Heine nur zwei Citate liefert sollte es in der eleganten Leichtfertigkeit dieses Dichters liegen, das seine Worte mehr am Auge vorüberblitzen als in der Seele haften? Referent wagt einzelne, gleichfalls mehr leichtsinnige als bedeutsame Worte, die ihm im Sinne liegen, nicht zur Prüfung vorzuschlagen, da sie ihm selbst zweifelhaft sind. Seume liefert zwei geflügelte Worte aus dem Gedichte ,,der Wilde" und dann das bekannte ,,Wo man singet, lass Dich ruhig nieder." Bei Claudius liesse sich vielleicht ausser dem angeführten Einem Citat (Ach sie haben etc.) noch das „So jemand eine Reise thut, so kann er was erzählen“ in Frage ziehn, und doch auch wohl „Am Rhein, am Rhein, da wachsen unsere Reben." Bei Luther drängt sich die, in unserem Buch noch unbeantwortete Frage auf, woher das berühmte, oft citierte Wein, Weiber und Gesang" stammt? Unter den trivialen Quellen entsprungenen Citaten, die aus Possen, Kotzebue'schen und Langbein'schen Liedern, Operntexten etc. entnommen sind, und die keinen unwesentlichen Beitrag geliefert haben, dürfte vielleicht das sentimental ironisirte Guter Mond, Du gehst so stille etc." und das „Du, Du liegst mir am Herzen“, „Was ist der Mensch, halb Gott, halb Affe" zu erwähnen sein aber wir möchten dabei in Regionen kommen, die nicht mehr zu den gesunden unseres Volkslebens gehören. Für jenes tief-unsinnige Wort „Des Lebens Unverstand mit Webmuth zu geniessen" weiss Referent zwar ebenso wenig Rath wie der Verfasser, möchte aber jedenfalls auf einen studentischen oder Docentenkreis von Hegelianen schliessen, oder auch auf sich selbst parodirende Ausläufer der Romantik, denen der ironische Standpunkt ja eben Blüthe des Geistes und der Poesie war.

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Citate aus fremden Schriftstellern" sind in unserem Büchlein in solche getheilt, die uns in deutscher Zunge geläufig sind, und in solche, die wir in ihrem fremden Gewande benutzen. Es sei uns erlaubt, einige Bemerkungen hinzuzufügen; die Bezeichnung „Mentor" dürfte gewiss mehr auf den Télémaque des Fénelon als auf Homer zurückzuführen sein. Sollte von Sophokles das „Viel Gewaltiges lebt, doch nichts ist gewaltiger als der Mensch gerade in dieser Donner'schen Fassung nicht nahedaran sein, sich deutsches Bürgerrecht zu erwerben? Shakspeare ist bereits im Gewande der Schlegel-Tieckschen Uebersetzung so populär, dass uns die 13 Citate, die er bietet, eher zu knapp gemessen scheinen; Worte wie „Brutus is; ein ehrenwerther Mann" und Falstaffs „Hol die Pest Kummer und Seufzer, sie blasen den Menschen auf wie einen Schlauch" werden gewiss noch mehr deutsch, als in ihrem ursprünglichen Gewande citiert. In den Citaten aus fremden Sprachen danken wir dem Herrn Büchmann eine Berichtung über das stets falsch angewendete le style c'est l'homme; ferner die Constatirung einiger sehr schwieriger Redensarten, wie das semper aliquid haeret, u. a. m. Auch das Molière'sche (Molière ist überhaupt stark, 10 mal, vertreten) la grammaire qui sait régenter jusqu'aux rois finden wir aufgenommen, obwohl weiland Kaiser Sigismund, der auf dem Conzil von Constanz das Wort schisma als femininum gebraucht hatte, auf seinen Schnitzer aufmerksam gemacht, behaupten wollte, ein römischer Kaiser stehe über der Grammatik (regem romanum esse supra grammaticam). Die Auswahl ist hier so reich und entspringt aus einer so gründlichen und umfassenden Kenntniss der französischen Literatur, dass hier vielleicht der Franzose noch mehr gewinnt als der Deutsche; denn die meisten dieser Citate möchten eben nur die Allergebildetsten unter uns verwenden. Ungleich reicher aber als der französische ist unser englischer Citatenschatz; und besonders florirt Shakspeare, und wie schon erwähnt, gerade wieder mit seinen gehaltvollsten Stücken; ausserdem gebrauchen wir Citate von Dryden, Southey, Young, Pope, Johnson, Gray, Cowper, Sheridan. Wordsworth, Coleridge, und besonders von Franklin. Dürftig sind die Citate aus dem Italienischen, wenig

zahlreich auch die aus dem Griechischen. Bei den Lateinern ist besonders Horaz, nächst ihm Virgil ausgiebig; aber der Verfasser hat sich die grosse Mühe gegeben, schwer zu findende Worte auf ihre Urheber zurückzuführen oder den Irrthum zu widerlegen, der oft an sehr gebräuchliche sich anhaftet. Das habent sua fata libelli bekommt im Grammatiker Terentianus Maurus, das oderint, dum metuant im Accius und andere berühmte Worte in anderen, oft sehr entlegenen, Autoren ihren Vater; aber manche Worte wie das bekannte tempora mutantur etc. suchen denselben auch nach des Verfassers gründlichen Forschungen noch immer vergebens.

Geistreich

Einen bedeutenden Abschnitt bilden die biblischen Citate. fasst sie der Verfasser in einen grossen Satz, gleichsam in einen fingirten Nekrolog des Menschen an sich zusammen: nur müssen wir entschieden das Simonie treiben" als ein nur historisches, nur in einer bestimmten Epoche geltendes daraus zurückweisen, das heute nur noch der geschichtlich Gebildete versteht. Sollten neben dieser Aufzählung nicht auch noch die Biblischen Thiere eine bescheidene Rolle verdienen? Noahs Taube mit dem Oelzweig, Bileams Esel, Daniel in der Löwengrube, Simsons Eselskinnbacken (Simsons Kalb ist erwähnt) u. dergl.? Wäre der Vers aus Hiob 1, 21 der Herr hat es gegeben etc. nicht vielleicht vom Anfang an „Ich bin nackend“ u. s. w. zu citieren? Sollte ferner ,,seine Hände in Unschuld waschen" nicht ebenso sehr auf die Handlung des Pilatus als auf die Worte der angeführten Psalmen zurückgehen?

Mit einer Sammlung historischer geflügelter Worte schliesst das Buch. Unsere politisch bewegte Zeit hat dazu den grössten Beitrag geliefert. Friedrich Wilhelm IV. in seiner geistreichen Weise, Napoleon I. und III. und in unseren parlamentarischen Kämpfen vorzugsweise conservative Autoritaten (vielleicht weil die ernste wie satirische Opposition sich rasch gewisser Ausdrücke als ihrer Zielpunkte bemächtigt) wie Manteuffel, Leo, v. Bismark haben politische geflügelte Worte geschaffen. Ob sie alle dauern werden? das muss die Zeit lehren. Gewisse anekdotenhafte Aussprüche regenerieren sich; so scheint es mit dem „Der Bien muss" gegangen zu sein, das allerdings in der vom Verfasser pag. 217 mitgetheilten interessanten Geschichte die möglichst drastische Einkleidung und Veranlassung bekommen bat. Referent aber entsinnt sich einer alten, früher in Braunschweig gern erzählten Geschichte, wonach ein Invalide des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges auch stets mit Enthusiasmus von Amerika redete, und in diesem seinen Enthusiasmus die Bienen so gross wie die Hammel machte. kommt dieselbe verfängliche Frage, wie gross denn die Körbe seien, und dieselbe naive Antwort: Nicht grösser als hier; auf die Frage, wie sie denn hineinkommen, giebt es noch nicht die politisch-drastische, russische Lösung: Der Bien muss" (der wir nach unserem Geschmack den Vorzug geben), sondern die harmlosere und unschuldigere „da lat sei sylbenst tauseihen". Auch das „korrekte Verfahren“ („korrekte" Anschauungen etc.) ist wohl schon ein, im Anfang der fünfziger Jahre aufgekommener conservativ-bureaukratischer Ausdruck, und wohl nicht erst auf des Herrn v. Schleinitz Ausspruch bei Gelegenheit des oestreichisch - französischen Krieges zurückzuführen.

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Nun

Der geehrte Verfasser verzeihe uns, wenn wir aus Liebe zu seiner Arbeit und gefesselt von seiner Aufgabe, uns zu den Helfern gestellt haben, von denen er am Schluss sagen kann die ich rief die Geister, werd' ich nun nicht los." Jeder möchte zu der fleissigen Arbeit mit Rath und That auch ein Scherflein beifügen, selbst auf die Gefahr, dass es unbrauchbar befunden wird, und dass er dem Autor nur neue Noth macht. Das Werk ist eben national und populär geworden, und er trägt die Ehre wie die Last davon. Dr. David Müller.

Archiv f. n. Sprachen. XXXVII.

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Programmen schau.

Deutsche Satz- und Interpunktionslehre, von Conrector Dr. Metger. Programm des Gymnasiums zu Emden 1864.

Um den Schülern die Regeln der Interpunktion anschaulich zu machen, ist eine Satzlehre vorausgeschickt; diese nimmt den bei weitem grössten Theil der Arbeit ein. Der Verfasser hat es sich besonders angelegen sein lassen, auf die Sammlung der Beispiele den grössten Fleiss zu verwenden, von der Ansicht geleitet, dass gehaltvolle Sätze das Interesse des Lernenden auch für die Regeln anregen werden. Die Ansicht ist gewiss im Grunde richtig, aber es ist zu bezweifeln, dass das Interesse auch für die Sätze ein dauerndes sein könne, wenn sie bald historischen, bald naturhistorischen, bald philosophischen u. s. w. Inhalts sind. Das System der Satzlehre ist gründlich durchdacht und durchgearbeitet, vielleicht aber zu gründlich, dass es nicht den Schüler ermüden sollte. Und wenn für die Grammatik jeder Sprache der Grundsatz gilt, dass sie nicht in das Prokrustes bett der Logik gelegt werden darf, dass die Tyrannei des Sprachgebrauchs genauer darauf angesehen werden muss, ob sie wirklich eine zu vernichtende Usurpation ist, so bleibt es auch bedenklich, Sätze als fehlerhaft zu bezeichnen, wie: „Endlich kam mein Freund, an den ich stets gedacht und seine Ankunft täglich erwartet hatte" (vor welchem Machtspruch die Analogie so vieler Sprachen warnen muss), oder: „Die Stände erklärten, dass die Krone in dem Hause des Königs erblich wäre" (was nur = ,,sein würde" stehen soll) statt „sei". Auf diese Satzlehre ist also die deutsche Interpunktionslehre gegründet; dass sie darauf gegründet werden muss, wer wird das behaupten? Sie hat aber den Vorzug der Consequenz.

Beiträge zu einer methodischen Behandlung der deutschen Lectüre und des deutschen Aufsatzes in der Secunda. Von Oberlehrer Klostermann. Programm des Gymnasiums zu Burgsteinfurt. 1865.

Zum Mittelpunkte des Unterrichts sei auch hier eine gehaltvolle und eindringende Lectüre zu machen, die Einführung einer Chrestomathie uner lässlich, wozu am meisten das Lesebuch von Paulsiek empfohlen wird. Es seien zu empfehlen Schiller's Tell, Jungfrau, Maria Stuart, Wallenstein, Balladen von Bürger, Schiller, Uhland, Schwab, Chamisso, Herder's Cid, Hermann und Dorothea, Oden von Klopstock, culturgeschichtliche Gedichte von Schiller; aus der Prosa Schiller's dreissigjähriger Krieg, Abfall der Niederlande, Gesetzgebung des Solon u. ä., Aufsätze von Forster, Ranke,

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