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würdigt in der Vorrede zu seinem,,Entwurf einer vollständigen Geschichte der deutschen Bibelübersetzung D. Martin Luthers, vom Jahr 1517 an, bis 1581. Nürnberg 1783." 8.: Wie vieles dieser Entwurf, dem, um die Bibelgeschichte so hochverdienten Herrn Hauptpastor Goeze zu danken habe, darf ich nicht erinnern. Seine vortreffliche Sammlung (das Verzeichniss derselben nebst der Fortsetzung) war eine von den Hauptquellen, deren ich mich stets sicher bedienen konnte. Möchte er uns doch bald mit einer lehrreichen Beschreibung derjenigen Stücke, womit er dieselbe neuerdings vermehrt hat, beschenken." Goeze hatte am Schlusse der Vorrede zur ersten Fortsetzung, aus dort dargelegten Gründen, auf eine zweite verzichtet. Er hat jedoch in dem 16., 30., 37., 38., 49., 50., 82., 83., 84., 85. und 91. Stücke der ,,Freyw. Beytr." von 1779 und 1780 unter der Ueberschrift:,,J. M. Goezens Verzeichnis merkwürdiger und seltner Stücke mit welchen seine Bibelsammlung seit Östern 1778, vermehrt worden", nebst sechs Fortsetzungen, das Verzeichniss noch von Nr. 680 bis 744 fortgeführt.

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Goeze's sorgfältige Arbeiten sind oft stillschweigend benutzt worden; so hat z. B. Franz Carl Alter in den,,Bibliographischen Nachrichten von verschiedenen Ausgaben orientalischer Bibeltexte, und der Kirchenväter. Wien 1779". 8. seine Beschreibungen häufig wörtlich wiederholt, ohne seine Quelle anzugeben und Goeze's Namen nur ein oder zweimal genannt.

Selbst wenn eine Bibel seiner Sammlung den Forschungen, die ihm zunächst die wichtigsten, etwas fern lag, für die Bibelgeschichte und Litteratur überhaupt, oder in irgend einer speciellen kritischen, dogmatischen oder kirchengeschichtlichen Beziehung jedoch bedeutsam war, beschrieb er sie genau; so z. B. das von Widmanstad und Moses Meredinaeus herausgegebene in Wien 1555 gedruckte syrische neue Testament (Verzeichniss Nr. 143, S. 76-85); eine Beschreibung, die neben gleichzeitigen und späteren, so weit ich darüber urtheilen kann, als musterhaft erscheint. Zur Vergleichung mit dem seinigen stand ihm das Exemplar der Stadtbibliothek zur Verfügung; es fehlten in demselben wie in dem Goeze'schen die drei Dedicationen an den König von Böhmen Maximilian und die Erzherzöge Ferdinand und Carl; die erstere war im Exemplar der Stadtbibliothek mit der Feder ergänzt. (Es ist nicht mehr vorhanden, wahrscheinlich als Doublette verkauft.)

Die Seiten 156-183 der ,,Fortsetzung füllen Beschreibungen einer handschriftlichen deutschen Historien-Bibel des alten Testaments mit vielen colorirten Handzeichnungen, welche Johann Friedrich Mayer,,,dieser durch so manche gute und böse Gerüchte gegangene Gelehrte", wie Goeze ihn charakterisirt, der erste namhafte Bearbeiter der lutherischen Bibelgeschichte, besass, dann von Jacob Baumgarten (dem Vater

Siegmund Jacob Baumgarten's) und aus Martin Georg Christgau's) Bibliothek von Goeze erworben wurde, und eines merkwürdigen handschriftlichen niedersächsischen Psalters auf Pergament. Beide Manuscripte bewahrt die Stadtbibliothek. Zugleich lernen wir (S. 175-177) auch die gleichfalls dort befindliche von Uffenbach'sche Historien-Bibel genau kennen. Die bildlichen Darstellungen in seinen Bibeln sind dem Besitzer immer ein Gegenstand der Aufmerksamkeit; so auch hier. Er sucht die Verschiedenheit der Malereien beider Codices heraus und schildert einige des von Uffenbach'schen ganz ergötzlich; z. B:,,Ismael hatte nach der vorhergehenden Erzählung schon Abgötter aus Leimen gemacht, und den Isaak zwingen wollen solche anzubeten. Und doch liegt er bei seiner Mutter Hagar in der Wüsten als ein Windelkind. Moses schwimmt auf dem Wasser in einem runden geflochtenen Korbe, der einer grossen Bouteille sehr ähnlich siehet, steckt aber oben den Kopf mit schönen krausen Haaren heraus. . . . Insonderheit ist die Vorstellung von David und Bathseba sehr erbaulich. Die letzte, die hier allezeit Berseba heist, stehet nackend bis an den Unterleib in einer Badewanne, und David und einer seiner Minister stehen mit einer barmherzigen Miene vor derselben."

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Von Palm's, von Goeze herausgegebenem Werke, der Historie der niedersächsischen Bibeln", dem Verzeichniss der Bibelsamlung" nebst der,,Fortsetzung erhielt die Stadtbibliothek die Goeze'schen, mit Papier durchschossenen und verschiedenen Zusätzen bereicherten Handexemplare. Sie verdienen Beachtung.

Zwischen dem Verzeichnisse und dessen,,Fortsetzung

erschien:

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Nene, für die Kritik und Historie der Bibel-Uebersetzung Lutheri, wichtige Entdeckungen, den Kennern und Freun den derselben, als eine Zugabe zu dem Verzeichnisse seiner Bibel-Samlung, mitgetheilet von Johan (sic!) Melchior Goeze. Hamburg und Leipzig. Zu finden in der Breitkopfischen Buchhandlung. 1777. 4. 40 Seiten. 2)

Diese kleine Schrift liefert: 1) drei Aufsätze aus den oben angeführten,,Freyw. Beytr.", von 1775, 1776 und 1777, über

1) Christgau wollte sie zum Gegenstande verschiedener Abhandlungen machen, von denen aber nur eine erschienen ist:,,Erster Versuch einer ausführlichen Abhandlung von einer überaus seltenen MCCCCLVIII (unrichtig, wie Goeze zu erweisen versucht) geschriebenen und durch vielfältige Malereyen verschönerten deutschen (Historien-) Bibel. Frankf a. d. Oder. 1766.

4.

2) Ein gleichfalls mit Papier durchschossenes Exemplar der Neuen.. ,,Entdeckungen" wurde 1828 unter den Doubletten verkauft. Es enthielt vermuthlich keine Zusätze.

die der Leipziger Ausgabe der Emser'schen Uebersetzung des neuen Testaments von 1528 und vielen folgenden Ausgaben vorgesetzte s. g.,,Widereinanderstrebung Luthers Testamenten und über eine von Panzer unserm Bibelfreunde geschenkte seltene Ausgabe des neuen Testaments (Strasburg, Joh. Knoblauch, 1528), in welcher mau alle in der Widereinanderstrebung vorkommenden Lesarten autrifft. 2) Eine Abhandlung über die angeblich 1545 zu drucken angefangene, aber erst 1549 vollendete wittembergische Lutherische Bibel (die Ausgabe von 1550 in Med. Folio mit falschen Titeln vor dem ersten und zweiten Bande), die Goeze gleichfalls von Panzer, mit dem er in einem gelehrten Briefwechsel stand1), erhalten hatte. 3) Berichtigung eines Irrthums Clement's (Bibliothèque curieuse, etc. Tome 3., S. 369, 64. Anmerk.)

Eine kurze Anzeige von Goeze selbst s. m. in den,,Freyw. Beitr." von 1777, 37. Stück, S. 295. 296.

Verschiedene kleine bibliographisch-litterargeschichtliche Aufsätze Goeze's, die wohl wenig bekannt und nicht werthlos sind, verdienen noch angeführt zu werden.

1) Vorrede zum dritten Theile der von Goeze herausgegebenen,,Sammlung auserlesener Canzel-Reden. Magdeburg 1756. 8.

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Diese Vorrede handelt von zwei Auflagen der Gesta Romanorum cum applicationibus moralisatis et mysticis. Die eine ohne Druckort, Drucker und Jahr und ohne die zweifache Tabula im Anfange, war Goeze's Eigenthum; die andere von 1494, ohne Druckort und Drucker, gehörte der St. Catharinen-Kirchen-Bibliothek in Hamburg. Es ist nicht sowohl bibliographisches Interesse, als der Inhalt, welcher Goeze Veranlassung gab, die Gesta Romanorum zu besprechen und gegen die Legenden u. dgl. eifernd aufzutreten, wie er sich denn auch in seinen Hauptwerken zur Bibellitteratur gleichfalls als strenger und selbst die Waffen des Witzes und der Satire nicht verachtenden Gegner aller nicht reinbiblischen Lehren zeigt. Dass auch Lessing sich eine Zeit lang sehr eifrig mit diesem Buche, freilich zu ganz anderen Zwecken, beschäftigte, ist bekannt.

2) Kleiner Beytrag zu der Geschichte der Hamburgischen Buchdruckerei vor dem Jahre 1523; in den,,Hamb. Nachr. aus dem Reiche der Gelehrsamk." von 1766, 78. Stück, S. 617-623.

Goeze kannte keinen älteren hamburgischen Druck als ein

1) Einige seinem Correspondenten übersandte Notizen Panzer's zu der Fortsetzung des Verzeichnisses" sind dem Exemplare der Stadtbibliothek beigebunden.

von ihm im Anhange zu seiner,,Vertheidigung des compluten-
sischen griechischen neuen Testaments" 1765 beschriebenes
neues Testament 1), bis er von einem Freunde in Braunschweig
zum Geschenk empfing: De veer ytersten. Am Schlusse: Ghe-
drucket to Hamborch dorch meyster Hans Borchard. Na der borth
Christi. M. D. vn x des Dinrstedaghes an sunte Katherinen Daghe.
Kl. 8. Er beschreibt diesen Druck (von dem nur ein Exem-
plar, jetzt im Besitze des Herrn Doctors J. H. de Chaufepié
vorhanden sein soll), sagt zwar, dass ,,de veer utersten die
quatuor novissima seien, erwähnt des lateinischen Originals
jedoch nicht. (Er besass die Ausgabe: Daventr. per Rich.
Patraet, 1502, 8.) Dass Lesser in der ,,Typographia jubi-
lans", S. 54, eines noch älteren Erzeugnisses der hambur-
gischen Pressen, welches er wahrscheinlich aus eigener Ansicht
kannte (es befand sich wenigstens im Hospital S. Martini zu
Nordhausen, nicht zu Leipzig, wie Lappenberg a. unten a.
0. S. 4. sagt): Laudes beate Marie virginis, Druck von Johann
und Thomas Borchardes oder Borchard, 1491, Folio, bereits
erwähnt hatte, hatte Goeze übersehen, oder Lesser, dem er
einen groben Irrthum nachgewiesen (Vers. einer Hist. der
gedr. Niedersäch. Bibeln S. 85. und Note 1.) für keinen
zuverlässigen Gewährsmann gehalten. (Vor Lesser war dieser
Druck schon von Anderen, z. B. von Joh. Hallervord in seiner
Bibliotheca curiosa (1676), von Corn. v. Beughem, nach ihm
in (Jean de la Caille's) Histoire de l'imprimerie et de la li-
brairie, in (Prosp. Marchand's) Histoire de l'orig. et des
prém. progr. de l'imprimerie, und daraus im Appendix alphab.
zum Index 2. von Maittaire's Annal. typogr. Tom. 5. 6. post.,
S. 535 angeführt.)

3) Abermalige Nachricht von einem Phoenice librorum, nem-
lich von Joh. Calvini Institut. relig. Christianae, welche
zu Strassburg 1539, Fol. von Wendelino Rihelio gedruckt
ist, und den Namen Alcuinus, sowol auf dem Titel als
vor der Dedication führet; in den ,,Freyw. Beytr." vou
1773, 18. Stück, S. 137-142. (Vgl. Ebert Nr. 3366.)
4) Beyläufige Anmerkungen zu einigen braunschweigischen

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1) Dat nyge Testament tho dude. Tho Hamborgh. Int Jaer M. D. rrjjj.,
8. Vgl. Goeze's Vers. einer Hist. der gedr. Niedersächs. Bibeln“, S.
166-175; Lappenberg,,Zur Gesch. der Buchdruckkunst in Hamburg",
S. XXXI und S. 16. 17. Der Name des Buchdruckers ist nicht genannt.
Unten auf dem durch einen Holzschnitt eingeschlossenen Titel stehen über
einem Wappenschilde die Buchstaben: .W K. Der Druck ist sauber.
Goeze vermuthete, das Buch sei in Antwerpen gedruckt. M. s. da-
gegen Lappenberg a. a. O. S. XXXI. In Lappenberg's Beschreibung ist
übrigens S. 16 die Angabe der Signatur statt CCC jjj zu lesen: CCC 3.
und statt 12% Seiten: 13% Seiten. Weitere Nachforschungen, nament-
lich in Belgien, würden vielleicht ein entscheidendes Urtheil möglich

Kirchenordnungen und Agenden; in der angef. Zeitschrift von 1773, 19. 20. Stück, S. 145-155.

:

5) Genaue und aus dem Augenscheine entworfene Beschreibung der Mayländischen Ausgabe des berühmten Liber Conformitatum vitae Beati Francisci ad vitam Domini nostri Jesu Christi von 1513, Folio; in derselben Zeitschr. von 1774, 1-4 Stück, S. 3-25.

Eine Beschreibung des Opus auree et inexplicabilis bonitatis et continentie, conformitatum scilicet vite beati Fra(ncisci) ad vitam d. nri Jesu Xsti. Mediolani in edibus Zanoti Castilionei 1513. Goeze hebt hervor, dass dieser von Frater Johannes Mapellus Mediolanensis besorgte Abdruck keine zweite Auflage oder ein Nachdruck der Ausgabe von 1510, die Baumgarten in der Ludwig'schen Auction mit 28 Thlrn. 12 Ggr.() bezahlt hatte, sei. sondern eben sowohl eine Originalausgabe als die von 1510.

6) Ueber ein Exemplar des Virgilius (Opera Vergiliana docte et familiariter exposita, etc. etc. Quae omnia ab ipso Ascensio, impendio Jounis Parui coimpressa et recognita prostant sub Leone Argenteo apud Parrhisios in via regia ad diuum Jacobum. Am Schlusse: 1507. Folio) mit handschriftlichen Bemerkungen Luther's; in den,,Freyw. Beytr." von 1776, 67 Stück, S. 529-533.

7) Ein nach Hermann von der Hardt's Ueberzeugung und Goeze's Vermuthung, von Luther in dem letzten Jahre vor seinem Tode mit vielen handschriftlichen Anmerkungen versehenes Psalterium Davidis trilingue. Am Schlusse: Basiliae apud Henricum Petrum, mense Martio Anno MDXLV., 8.. hatte er in derselben Zeitschr. von 1775, 61. 62. Stück, S. 483-487 beschrieben; die Beschreibung ist wieder abgedruckt in seinem,, Verzeichnisse", S. 10-12. Die Stadtbibliothek besitzt beide Bücher. Luther's Handschrift glaube ich in dem ersten nur in einzelnen Stellen za erkennen; im zweiten kann ich sie überall nicht finden.

Werfen wir nun einen Blick auf Goeze's Bibelsammlung! Er hatte sie in verhältnissmässig kurzer Zeit zusammenge

machen. Das Exemplar, welches die hamburgische Stadtbibliothek mit Goeze's Sammlung erhielt, ist ein ausgezeichnet schönes. Goeze führt noch drei andere Exemplare an, eins in der Bibliothek der Nicolai-Kirche zu Berlin, ein zweites dem Bibelsammler Josias Lorck in Kopenhagen gehöriges (also jetzt wohl in Stuttgart) und ein drittes von Isaak le Long in seinem,Boek-Zaal der nederduytsche Bybels. Amsterd. 1732“, S. 556 citirtes. Le Long hat kurz vorher den Titel eines von Hans van Roemundt 1526 zu Antwerpen in 16. gedruckten niedersächsischen neuen Testaments mitgetheilt; er fügt hinzu:,Dit Nieuwe Testament is woordelyk, gelyk ik er een hebbe gedrukt te Hamburg A 1523 in Octavo.“

4.

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