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zuleßt förmlich toll. Sein Sohn ist klüger, bemüht sich ihn zu retten, und sperrt ihn ein. Auch widerseht er sich den übrigen Richtern, die ihn wieder befreien und aufs neue in ihr Interesse ziehen wollen; und bei dieser Gelegenheit macht er ihnen die bittersten Vorstellungen über den Unfug, den sie mit ihrer richterlichen und obrigkeitlichen Gewalt treiben. Um indeß seinen Water zu befriedigen und schadlos zu hals ten, lässt er ihn in seinem Hause Gericht halten, vor dem Hand und Kaße erscheinen, und heilt ihn endlich von seiner Raserei. Ueberall bestraft der Dichter in diesem Lustspiele das Fehlerhafte in der Verfassung Athens, die Geivinńsucht und Bestechbarkeit der Richter, und die ungeheure, immer noch zunehmende, Menge derselben. — Racine nahm aus diesem Stücke die Idee zu seinem Lustspiele, les Plaideurs. Bergl. Brumoy, T. V. p. 545; Clodius, S. 227.

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VII. OPNIOEE. Die Vågel. Wider Athen, und die dort herrschenden Zwistigkeiten und Rechtshändel aufges bracht, verlassen zwei Bürger derselben, Pisthetarus und Evelpis, ihre Baterstadt, um den in einen Vogel verwans belten Tereus dufzusuchen. Jener thut der Schaar der Bögel den Vorschlag, eine luftige Stadt in den Wölken zu Bauen, und dadurch die Gemeinschaft der Götter und Mens schen aufzuheben, auch alle die Opfer und den süßen Opfers geruch aufzufangen, welche diese jenen darbringen. Der Anschlag wird ausgeführt, und die neu erbaute Stadt 7ephelokokkṛgia genannt. Es finden sich aus Lacedamon und Athen viele, meistens schlechte und ehrlose Leute ein, um Búri ger dieses neuen Stats zu werden; sie werden aufgenoms men, und die Aemter unter ihnen vertheilt. Den Göttern geht es indeß sehr übel; fie schicken Abgesandte, und gehën einen schimpflichen Vertrag ein. Es ist schwer, die Haupts allegorie dieses Stücks so zu bestimmen, daß alle Bilder und Anspielungen zu Einem Zwecke zusammen treffen; indeß

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scheint nicht sowohl die Verspottung der attischen Verfassung, als die Abmahnung von dem ficilischen Kriege, die vornehmste Absicht des Dichters gewesen zu seyn, der übrigens seinem Wiße, und seinem leichtsinnigen Spotte über Götter und' Menschen, in diesem Schauspiele mehr freies Spiel, als in den meisten übrigen, erlaubte. Herr von Gothe hat die Hauptidee dieses Lustspiels frei und glücklich nachgeahmt. Bergl. Brumby, Th. d. Gr. T. VI, p. 44. und Clodius Versuche, S. 238.

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VII. EIPHNH. Der Friede Ein Gesellschaftsstück zu den Acharnensern, von ähnlicher Absicht und Behandlungss art. Der Dichter wollte seine Mitbürger auf die Verderb lichkeit des peloponnesischen Krieges aufmerksam machen, und schildert die Zurüstungen, in welchen man damals zu demi selben begriffen war, in einem komischen Lichte. Trygaus, ein gemeiner Bauer, schwebt auf einem Köfer zum Jupiter empor, um für Athen Frieden zu erflehen. Er erfährt, daß die Göttin des Friedens auf Athen erzürnt, und von dem Kriege gefesselt ist, der als Person erscheint, um die vors nehmsten griechischen Städte in einem Mörser zusammen zu stampfen. Es fehlt am Stempel; und indeß dieser aufges sucht wird, unternimmt Trygåus, mit Hülfe vieler andern, die Befreiung der Friedensgöttin, welche ihm aber erst nach vielen Schwierigkeiten gelingt. Noch schwerer hålt es, den Unwillen der Göttin wider Athen zu besänftigen. Trygius vermählt sich mit einer ihrer Gespielinnen, der Gsttin des Ueberflusses, Opora; und eine andre, Theoria, wird dem. Senate von A hen zur Gattin bestimmt. S. Brumoy, T. VI. p. I. Clodius, S. 231.

IX. EKKAHEIAZOTZAI, Die Rednerinnen, oder die Versammlung der Frauen. Eine der bittersten Sati ren wider das weibliche Geschlecht und wider die Regierung Athens. Praxayors, die Gattin einer der vornehmsten

obrigkeitlichen Personen hat ein geheimes Verständniß mit dem grössten Theile der Athenerinnen gemacht, das Volk zu åbe listen, und es dahin zu bewegen, daß es die Regierung dem weiblichen Geschlechte übertragen solle, weil es in den Hånden des männlichen so schlecht mit ihr bestellt sey. Dies fer Anschlag gelingt ihr durch eine List; und nun werden die tollsten und lächerlichsten Gesetze gegeben, in deren Beschreis bung Aristophanes volle Gelegenheit fand, manche der in Athen wirklich aufgekommenen Gefeße zu verspotten. Brumoy, T. VI, p. 212. Clodius, S. 504 ff.

Χ. ΘΕΣΜΟΦΟΡΙΑΖΟΥΣΑΙ. Das Seft oer Ceres und Proserpina. An diesem Feste, welches vornehmlich von Frauen gefeiert wurde, werden die Beschwerden des weiblichen Geschlechts wider die öftern Ausfälle des Euripides zur Sprache gebracht; und man berathschlagt sich über seine Bestrafung. Euripides will dieser weiblichen Rache zuvors kommen, und verfällt auf mancherlei Kunstgriffe zur Erreis chung dieses Zwecks. Dieß gab dem komischen Dichter zur Parodirung vieler Stellen des Tragikers erwünschte und häufige Gelegenheit. Zuleht wird dieser mit den Athenerins nen ausgesðhnt. Brumoy, T. VI, p. 134; Clodius,

.484.

XI. ATZIETPATH. Lysistrata. Auch in diesem Lusts spiele ist die Hauptabsicht Anrathung des Friedens. Lyfie ftrata, die Gemahlin einer angesehenen obrigkeitlichen Pers son in Athen, will in dieser Absicht alle Weiber der feinds lichen Städte dahin bringen, sich von ihren Männern sö lange zu sÆeiden, bis ein allgemeiner Friede geschlossen ist. Die Verschwörung wird gemacht, und ein Tag zur Ausfüh: rung des Entwurfs angefeßt. Die Athenerinnen bemächti gen sich des Schlosses, wo der öffentliche Schaß verwahrt wird, um die Verwendung desselben zu Kriegskosten zu vers hindern. Man belagert das Schloß; und Lysistrata vers

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theidigt es. Umsonst versucht man Bitten und Drohungen. Unterdeß kommen Gesandte von Sparta, und Lysistrata wirft sich zur Schiedsrichterin ihrer Verhandlungen auf. Das Friedensbündniß wird geschlossen, und man feiert die wiederhergestellte Ruhe durch ein prächtiges Gastmahl, wels ches Lysistrata veranstaltet. Bergl. Brumoy, T. VI,

p. 157; Clodius, S. 250.

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Eine scharfsinnige und gründliche Beantwortung der Frage: Worauf gründete sich der Berfall, den Athen den Schauspielen des Aristophanes schenkte? lese man in der Neuen Bibliothek der schönen Wissenschaften, B. XXXVIĮ, St. 1. S. I, ff.

III.
Menande r.

Dieser von den Alten so einmüthig gepriesene Dichter der neuen griechischen Lufispielgattung wurde zu Athen im dritten Jahre der 109ten Olympiade geboren, und starb im vierten der 121ften, oder, nach andern, im dritten der 122sten. Unter dem Archonten Diokles brachte er, im drei und zwanzigsten Jahre seines Alters, das erste Schauspiel auf die Bühne. Er schrieb ihrer über hundert, die aber alle, bis auf einige wenige Fragmente, verloren gegangen find *). Ein Verlust, der desto bedauernswürdiger ist, je vortrefflicher diese Lustspiele in jeder Rücksicht gewesen seyn müssen, und je mehr ihre Erhaltung zur genauern Kenntniß der griechischen Sitten, besonders des Privatlebens und der timgangssprache seiner Zeit beitragen würde. Theophraft's Unterricht, dessen dieser Dichter genoß, war unstreitig der zwecks

*) Die Titel feiner von den Alten angeführten Luftspiele bat Fabricius gesammelt, in s. Bibliotheca Graeca ex edit. Harlefi, Vol, I, p. 460, .

zweckmaßigste, um ihn mit der moralischen Welt und der Mannichfaltigkeit menschlicher Charaktere vertraut zu mas chen; und dieß Studium scheint er auch für die Bearbeitung feiner Luftspiele, und für die Bildung einer bessern und lehr reichern Gattung derselben benugt zu haben. Jene Bruchs ftücke geben davon schon in so fern einen Beweis, als sie größtentheils aus moralischen Bemerkungen und Gemeini sprüchen bestehen, welche von andern Schriftstellern, gele, gentlich angezogen wurden. Sie sind aber freilich nicht hins reichend uns von seiner ganzen Manier und von der eigents lichen Dekonomie seiner Stücke zu belehren. Diese kennen wir besser, aber doch immer sehr unzulänglich, aus den Nachs ahmungen des Terenz, der sich, seinem eignen Geständnisse nach, diesen griechischen Komiker vorzüglich zum Muster ges wählt hatte, und selbst die Grundlage seiner Fabeln beibes hielt; und aus den rühmlichen Zeugnissen anderer Schrifts fteller *). Vornehmlich ertheilt Plutarch in der zwischen ihm und dem Aristophanes angestellten Vergleichung dem Menander vor diesem komischen Dichter große Vorzüge, und legt ihm unter andern das Verdienst bei, die Sprache seiner Personen ihrem Charakter, und der ganzen Mannichfaltigkeit derselben, sehr glücklich angemessen, die wahre komische' Stärke allemal am rechten Orte angebracht, und doch das Komische nicht übertrieben, sondern die Natur durchgängig beibehalten zu haben. Hierin erreichte er, nach Plutarch's Zeugniß, einen höhern Grad der Vollkommenheit, als irgend ein bildender Künstler. Denn wer, fährt er fort, hat jemals die Kunst erfunden, eine Maske zu verfertigen, welche sich gleich gut für Kinder und Weiber, für Junge und Alte, für Gottheiten und Heroen schickte? Menander aber hat dieß B4

glücks

* Man findet diefe Zeugnisse beisammen vor der von Grotius und Clerikus veranstalteten Ausgabe der Fragmente Menans der's und Philemon's, Amst. 1709. gr. 8.

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