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Chriftus, der Schlüssel Davids, oder die Weisheit der Psalmen. Erklärung der Pfalmen durch die unfehlbare Lehre vom Abendmahle. Betrachtungen, Gebete und 365 Denksprüche aus den durch die Lehre vom Abendmahle erklärten Psalmen, zur Beförderung der andächtigen Communion und des innern Gebetes. Von P. Henricus Goßler, Priester aus dem Orden der mindern Brüder der Observanten. Paderborn, 1835. Verlag von Jos. Wesener. Wien, bei C. Gerold. S. XIV. 462.

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Dieses Buch zerfällt in zwei Theile. Der erste enthält die Betrachtungen und Gebete aus den durch die Lehre vom Abendmahle erklärten Psalmen. Die Psalmen sind lateinisch nach der Vulgata citirt; die deutsche Ueberseßung von Allioli ist jedem einzelnen Terte beigegeben. Der zweite Theil begreift die heiligen Denksprüche aus den durch die Lehre vom Abendmahle erklärten Psalmen, auf alle Tage des Jahres vertheilt. Ueber den Gegenstand und Zweck des Buches erklärt sich der Herr Verfasser Seite XI. auf folgende Weise: „Christus (also) ist selbst der Schlüssel zum Verständniß der Schriften des alten Testamentes überhaupt und der Psalmen insbesondere, und von ihm handeln sie. – Diese über allen Zweifel erhabene, und für die Beförderung des wahren Glaubens so wichtige Wahrheit, mit besonderer Rücksicht auf die Glaubenslehre von der wahrhaften Gegens wart des Welterlösers in dem allerheiligsten Sakramente, näher auszuführen, ist der Gegenstand und die Aufgabe dieses Werkes." Referent muß dem Verfasser das Zeugniß geben, daß er in der Durchführung seines Gegenstandes und in der Lösung seiner Aufgabe einen eben so tief in die Of fenbarung des alten Testaments schauenden Geist, als ein von der Offenbarung des neuen Bundes und dessen Heilsgeheimnissen, insbesondere der Eucharistie, durchglühtes Gemüth kund gegeben hat. Das Ganze ist in einem klaren, gefälligen, kräftig ansprechenden Style abgefaßt, es ist die Sprache der Bibel. Darum und wegen der ausnehmenden Gedankenfülle ist das Werk für Prediger und Katecheten Katholik. Jahrg. XVIII. Sft. I.

von großem Werthe. Zum Beweise möge hier gleich der erste Psalm stehen, welcher, so wie alle folgenden durchgehends, auf die christliche Lehre und auf das christliche Leben angewendet ist:

I. Der Weg, der zum Leben führt, oder der
erste Psalm 1).

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„Selig ist der gläubige Christ, welcher nicht abweicht von dem Wege Gottes, und sich nicht verführen läßt durch die Stimme der Welt und ihrer Anhänger, welche die Lafter lieben. Selig ist der gläubige Christ, welcher den Weg der Sünde nicht betreten hat, und nicht mit der großen Menge der verblendeten Sterblichen, welche den breiten Weg einschlagen und der Sünde dienen, auf dem großen Strome des Lebens fortschwimmt. Selig 2), wer diesen Weg, wenn er sich dahin verirrt hatte, sogleich wieder vers ließ und nicht auf demselben stehen blieb. Selig, wer seine Seele bewahrte vor der Schuld an Verbreitung des Bösen, Verführung der Seelen und Anlaß zu Sünden, Lastern und schädlichem Acrgerniß. Selig, wer nie auf diese Weise ein Werkzeug des unsichtbaren Feindes und der verworfenen Engel der Fünsterniß wurde, welche in ihrem unseligen Rathe die Seelen durch die ansteckende Pest der Sünden und Laster zu verderben trachten, die mit dem Blute Christi erkauften Seelen, welche Gott durch seine weise Leitung und durch seine heiligen Engel und treuen Diener zu beglücken, gut und fromm zu machen, zu heiligen und zum Himmel zu führen, unablässig bemüht ist. Selig "),

1) Beatus vir, qui non abiit in consilio impiorum et in via peccatorum non stetit. Glückselig der Mann, der nach_dem_Rath der Bösen nicht geht und nicht steht auf dem Wege der Sünder. 3) Et in cathedra pestilentiae non sedit; - und nicht sigt auf dem Stuhl der Pestilenz.

Sed in lege Domini voluntas ejus

3)

bitur die ac nocte;

et in lege ejus meditasondern im Gefeße des Herrn seine Lust

hat und in seinem Geseze betrachtet Tag und Nacht.

der gläubige Christ, dessen Wille ganz gerichtet ist auf die Erfüllung der Gebote des Herrn; der mit wahrer Freude von göttlichen Dingen höret, göttliche Dinge gerne liest, und Tag und Nacht mit gottseligen Gedanken und Betrach tungen himmlischer Dinge sich beschäftigen möchte. — Er 1) ist zu vergleichen einem lebendigen Baume, welcher gepflanzt worden in dem heiligen Garten der Kirche Gottes. Er blüs het auf an dem vollen, reinen Strome des lebendigen Wassers, welches diesen wahren Paradies - Garten Jesu durchströmt in sieben Armen der heiligen Sakramente aus der unerschöpflichen Quelle des heiligen Blutes, welches der Erlöser im Kreuzesopfer für uns vergossen hat, und durch das unblutige Opfer noch täglich vergießt und den Seinigen giebt. Zu seiner Zeit") wird ein solcher gläubige Christ als ein blühender und ergiebige Baum, welchen der himm lische Gärtner aufgezogen hat, seine Früchte tragen, so daß auch nicht Ein Blatt von ihm verloren geht. Denn es wird weder abfallen, wegen innerer Unfruchtbarkeit und Dürre, noch verfliegen auf allerlei Wind der Jrrlehre, noch um, kommen im Tode und in dem Sturme der Zeiten, in der allgemeinen Welterschütterung. Ja, so wie die Blätter das Kleid des Baumes ausmachen und ihn zieren und schmücken, so ist in der Auferstehung der durch das Sakrament des glorreichen Leibes und Blutes Jesu Christi geheiligte, und in der allgemeinen Umwandlungen verklärte Körper das glänzende Strahlgewand einer mit Jesu vereinigten und mit Ihm verherrlichten Seele und zu dieser Bestimmung will

1) Et erit tanquam ligaum, quod plantatum est secus decursus aquarum; und er wird seyn wie ein Baum, der gepflanzt ist an Wasserbächen;

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3) quod fructum dabit in tempore suo, et folium ejus non defluet; der seine Frucht bringet zu seiner Zeit, und sein Laub wird nicht abfallen.

Gott die Seinigen auferwecken. Alles 1), was der glau bige Christ thut, beginnt er mit Gott, und deßhalb gedeihet Alles unter seinen Händen. Nicht 2) so die Gottlosen, nicht so. Diese gleichen dem unedeln Staube, welchen der Wind fortwehet von der Oberfläche der Erde. Sie find trocken aus Mangel der Liebe zu Gott, dürr, weil die Gnade ihnen feht, und ohne Saft, weil das gnadenreiche Sakras ment des heiligsten Leibes und Blutes Jesu Christi sie nicht belebt. Sie haben daher nicht das Unterpfand der Glorie und werden nicht in verklärter Gestalt auferstehen am Tage des großen Gerichtet. Die ) Gottlosen, welche sich den Sünden und Lastern hingaben und bis ans Ende in der Unbußfertigkeit verharrten, werden in der Auferstehung keine Gemeinschaft haben mit der heiligen Gesellschaft der Seligen, und zu ihrem himmlischen Kreise nicht gehören.

Darum ihr Gläubigen 4) und wohlgesinnten Seelen, lebet und wirket für die Ewigkeit; sammelt das Brod des Lebens ein für die große Erndte, thut Gutes und werdet nicht müde, ihr werdet die Früchte einst in großer Zahl einsammeln. Vertrauet auf Gott unter allen Leiden und Trübsalen, Kämpfen und Beschwerden und Verfolgungen ! Denn der Herr fennt die Wege Seiner Gläubigen, welche Ihm treu dienen; Ihm sind bekannt ihre Gesinnungen und Ansichten und ihre Leiden. Er selbst hat angeordnet die

1) Et omnia, quaecunque faciet, prosperabuntur; und alles, was er thut, wird gelingen.

2) Non sic impii, non sic, sed tanquam pulvis, quem projicit ventus a facie terrae. Nicht so die Gottlosen, nicht so: sondern wie Staub, den der Wind von der Erde verweht.

3) Ideo non resurgent impii in judicio, neque peccatores in concilio justorum. Darum bestehen die Gottlosen nicht im Gericht, und die Sünder nicht in der Versammlung der Gerechten.

4) Quoniam novit Dominus viam justorum. Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten.

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Gnaden- und Heilsmittel in Seiner Kirche, um auf dem Wege der Reinigung und Erleuchtung sie mit Jesus, der ewigen Weisheit, zu vereinigen und, so geheiligt, mit Ihm zu verherrlichen. Die Wege 1) der Gottlosen aber find diesem entgegen gefeßt, auf Sünden und Laster gerichtet; ihre Gesinnungen Gott zuwider; ihre Absichten verderblich; wenn sie sich nicht bekehren, werden sie von Gott verwors fen und stürzen sich selbst in den ewigen Tod. Du aber, o Herr, erbarme Dich unser. Vater unser 2c."

Druck und Papier des Buches sind recht gut.

Die goldene Rose. Ein Sonntagsbüchlein für die Gläubigen aller Stände. Sulzbach, J. E. v. Seidel, 1837. VIII, u. 240. 12.

Die anzuzeigende Schrift verdankt ihre Entstehung dem frommen Wunsche ihres Verfassers, die goldne Rose der Päpste in einen christlichen Volksgedanken zu verwandeln, mit ihm die Traurigen zu trösten, die kranken Herzen zu heilen. Wie löblich dieser Zweck an sich ist, trostreiche Worte bekümmerten Gläubigen zuzurufen; so scheint doch die Art und Weise, wodurch derselbe erreicht werden soll, nicht ganz zweckgemäß, zwar nicht aus dem Grunde, weil der Verfasser durch Erzählungen belehren und erbauen will, sondern deßhalb, weil der Inhalt an vielen Stellen auf eine bloße Mystifizirung des Lesers auszugehen scheint, und darum die Sprache häufig zu hoch gehalten ist. Ja wir müssen es sogar bezweifeln, ob die Lectüre dieses Büchleins auch nur bei Gebildeten von Nußen seyn werde: die Auszüge aus ,,Suso, Hugo a S. Victore" sind als übel angebracht zu betrachten. Neben dem Hochtrabenden fehlt es hin und wieder auch nicht an Niedrigem und leicht Mißverständlichem, 3. B. S. 181 in der Erzählung vom Bruder Franciscus a

1) Et iter impiorum peribit; und der Wandel der Gottlosen führet zum Verderben.

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