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was davon in die liturgischen Terte aufgenommen worden, so wie durch ihre weitere Benutzung, doch richtig zur Anwendung gekommen und in einer Weise benußt worden, welche dem Wesen des Geheimnisses und der Arkandisciplin entspricht. Alle liturgischen Worte sind auch mit Worten der Apokalypse durchflochten und gleichsam mit ihrem Geiste getränkt. Diese Aufnahme derselben in den Gottesdienst läßt sich betrachten als eine jedem Christen, auch dem unstudirten gewährte Gelegenheit zur Uebung seiner Fähigkeiten und Anlagen für das Verständniß der tieferen christlichen Mysterien.

Es ist nicht der Ort hier, diejenigen Festtage anzugeben, bei denen die Liturgie auch Stellen der Apokalypse zu hören giebt und letztere besonders aufzuführen. Die Erwäh nung dieses Verhältnisses im allgemeinen aber genügt schon, um dem Ganzen der von mir vorgetragenen Ansicht einen neuen Beweis hinzuzufügen und es darzuthun, daß naments lich die Apokalypse, sobald die Zeit eingetreten war, welche eine Benutzung derselben gestattete, als die wahre Grundlage für die disciplina arcani sehr allgemein zur Anwendung gekommen sey. Bewundern wir es daher auch hiebei, wie sehr, im Gegensaß zur protestantischen Theologie, jedesmal die katholische, auch sogar wegen noch unverstandener Geheimnisse, mit der lezten Wahrheit und ihrem höheren Geiste im engsten Bunde stehet, ohne jemals davon abzuweichen und sich ihrer Grundlagen zu berauben. Auch dieß zeugt davon, daß die Kirche niemals die Kraft des Geistes, mite hin auch niemals denjenigen Beweis für ihre Wahrheiten verloren hat, welchen der Apostel selbst den Beweis des Geistes und der Kraft nennt. Denn es liegt in diesem ganzen Gange der Dinge, hauptsächlich darin, daß die Kirche zu Rom überall das Rechte that und fand, allerdings etwas Wunderbares. Und dies Wunderbare wird schwerlich anderswo eintreten als da, wo die Wirkungen des Geistes

und der Kraft stattgefunden hatten, Wirkungen, die vorzugs, weise alles Geheimnißvolle begleiten und vermitteln, denen also auch es mit beizumessen ist, daß die Kirche, troß allen den kritischen Eregeten irre führenden entgegengeseßten Anzeigen, nie die Aechtheit der Apokalypse bezweifelt, sondern sie als kanonische Schrift des heil. Johannes behandelt hat, sie bei weitem früher dafür anerkennend, als sich die kritischen Beweise für diese ihre Eigenschaft auffinden wollten.

Woher aber mag, wenn sich die Sache so verhält, es nur kommen, daß die protestantische Theologie der katholis schen nicht das Bestehen einer sogenannten Geheimlehre, sondern nur deren apostolischen Ursprung bestreitet, und wohl gar in Sympathie damit Geneigtheit verräth, dem Evangelisten Johannes die Abfassung des heil. Briefes der Apokalypse abzusprechen? Gewiß hängt auch dieses unverkennbare Streben, jedes von Menschen abgesonderte und sich von ihm unterscheidende aber auch dadurch nur ihn tragende Fundament zu bestreiten, mit der Neigung zusams men, ihn aller tradirten Fundamente zu berauben, und ihm statt des wahren Fundamentes etwas anzupreisen und auf etwas zu verweisen, was nun niemal ein wahres Fundament ist; wie z. B. jene dädalische Gabe Luthers, nach welcher auch sogar der ikarische Flug eine Grundlage seyn oder eine Grundlage besigen soll.

Der Pruritus aber, den Saß zu propagiren, daß erst der Dädalus Luther dem Menschen den ikarischen Fittig einer echten vom Aberglauben befreiten Religiosität gewährt habe, äußert sich mit einer solchen Stärke jezt im Gebiete des Protestantismus, daß alle Mittel, auch sogar die ́ûnwackeren und heimlichen, benußt werden, um dafür zu wirten. Auch die vorliegende Kritik liefert einen Beitrag dazu, soweit sie dem Herrn Dr. Toklot Schuld giebt, daß er ein Kryptolutheraner sey, weil er sich nicht gegen die Lehre

von der realen Gegenwart Christi im heil. Abendmahle ers klärt. Aber mit der wahren Bedeutung des philosophischen Begriffes der Realität hat es überhaupt seine besondere Bes wandniß, und die wenigsten Philosophen verstehen denselben. Die katholische Theologie hingegen nimmt ihn im Grunde gar nicht auf bei sich, sondern braucht denselben nur, um einzugehen in die protestantische Denk und Redeweise. Denn sie hat den viel höheren Begriff des Lebens, so weit nämlich das Leben Inhalt oder Gegenstand eines Begriffes zu werden vermag. Was nun aber gerade Luther sich uns ter Realität dachte, das wird eine sorgfältige Zergliederung als eine immer nur subjectiv begründete Realität nachweis sen und sie schließlich zurückführen können auf eine nach außen gerichtete und auf ein äußeres Object übertragene Aeußerung einer subjectiven Disposition. Wenn nicht gar seine Abendmahlslehre in einer dem Gottesdienste mitgetheilten höchsten Steigerung der poetischen Gefühlsillusion bestände. Sollte nicht Luther ein gewisses Vermögen sich selbst zum Glauben zu überreden in seiner Theorie der fides fiducialis gelehrt und es auch auf das Sacrament des Altars mit angewendet, eigentlich darauf übertragen haben?

Wilhelm v. Schüß.

XIII.

Vorsicht

bei

Empfehlung protestantischer Bücher.

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In Na 22 des „Wöchentlichen Anzeigers für die katholische Geistlichkeit" vom Jahre 1837, liest man folgende literarische Anzeige: „Apologie des Christenthums in Briefen für gebildete Leser. Eine gekrönte Preisschrift von 6. H. Stirm, königl. würtemb. Oberconsistorialrath und Hofkaplan. Erste und zweite Abtheilung in einem Bande. Mit königl. würtemb. Privilegium. Stuttgart, in der Chr. Belser'schen Buchhandlung, 1836. Gr. 8. S. XVI. u. VIII. u. 703. Färbig broschirt, 3 fl. 30 fr. Von diesem interessanten Werke ist eine beurtheilende Anzeige in der Tübinger Quartalschrift, Jahrg. 1837. Heft I. p. 154-183, von Herrn Schöninger enthalten. Um die Aufmerksamkeit der Leser des Anzeigers auf dieses zeitgemäße Werk zu Lenken, werde hier nur der Schluß genannter Anzeige mitgetheilt.,,,,Recensent schließt seine Beurtheilung mit der Bes merkung, daß ihn nicht leicht ein Werk in einem so hohen Grade befriedigt habe, als vorliegende Apologie des Christenthums. Die Resultate der theologisch-apologetischen Wissenschaft sind auf eine sehr zweckdienliche und gründ liche Weise für's Leben verarbeitet, und in einer eben so gebildeten als populären, ja in einer klassis

schen Sprache dargestellt worden. Außerdem verdient ges rühmt zu werden, daß der Herr Verfasser auf die in unserer Zeit herrschenden und gangbaren Ansichten so große Rücksicht genommen, und die welche am meisten Schein für sich hatten, mit ganz besonderer Aufmerksamkeit behandelt hat. Möge dieses vorzügliche Werk sowohl uns ter Theologen als auch unter gebildeten Nichttheologen beider Confessionen recht zahlreiche Leser finden, und jene lebendige und selbstständige Ueberzeugung von der Göttlichkeit des Christenthums, von welcher der Verfasser desselben so ganz durchdrungen ist, auch in Andern hervorrufen." Man wird es einem Laien nicht verargen, wenn er auf diese von einem katholischen Gelehrten auss gehende, und von einem Vereine katholischer Geistlichen verbürgte Empfehlung, sich das angerühmte Buch zu vers schaffen suchte, um aus demselben Belehrung und Aufflårung über seine wichtigsten und heiligsten Angelegenheiten, über seine Religion, zu schöpfen. Wer sollte in ein Buch noch Mißtrauen seßen, welchem die Einsicht des Gelehrten, wie die Gewissenhaftigkeit des Priesters so unbedingten Beifall zollen? Daher kaufte ich das Buch und begann zu lesen mit allem Vertrauen und heiligem Eifer. Aber mein Eifer fing schon an zu erkalten, als ich im. Vorwort, S. XI., vers nahm, daß Herr Stirm, um den unter den namhaftesten Theologen bestehenden Streit, was denn wahres Christenthum sey, oder welche Wahrheiten man als demselben angehörend betrachten müsse, zu schlichten; versprach, den wesentlichen Gehalt des Christenthums zu firiren. Wie,

dachte ich mir, kann unter Theologen ein Streit über das Objekt des Christenthums bestehen, und wie kann ein Gelehrter das noch zu firiren für nothwendig halten, was nach Christi Verheißung der Geist der Wahrheit schon längst firirt hat? Wie, ich soll jeßt erst von einem Menschen lernen, was ich nur auf göttliche Auctorität annehmen zu dürfen

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