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Priestern zu; aber kalt erwiederten diese: Da sieh du zu!). Endlich besann sich Stähli eines besseren und eilte nach Chur; und der hochw. Bischof hatte die Freude, der Geists lichkeit des Kantons Glarus in einem eigenen Schreiben vom 24. October die Anzeige zu machen: Kaplan Stähli habe sich schriftlich bestimmt erklärt, daß er den unbedingt geforderten und von ihm, am 18. October, geleisteten Eid zurück nehme, und den Eid nicht anders als mit der vorgeschriebenen Klausel leisten wolle, und habe gelobet diese Erklärung unverweilt der hohen Regierung anzuzeigen. Stähli erfüllte auch sein dem Bischofe gemachtes Versprechen.

Aber nun erhob sich, ab Seite der Liberalen, wüthens des Geschrei über den bisher gefeierten armen Kaplan, und ach! Der Unglückliche vermochte diese Verfolgung für die Sache Gottes und seine Kirche nicht zu ertragen. Am 9. November erschien er mit einem Advokaten vor dem vers sammelten Landrathe und erklärte: Er habe geglaubt, und glaube es noch, am 18. October zu Handen der Regicrung einen gerechten Eid geleistet zu haben; aber er sey deßwegen allseitig verfolgt worden, man habe ihm sogar mit dem Tode gedroht. Dieses habe ihn bewogen, zum Bischof nach Chur zu gehen, um sich zu rechtfertigen. In Chur habe er vier Tage gekämpft, und endlich sey er den Drohungen unterlegen und habe in Eile und Furcht das Schreiben an die hohe Regierung verfaßt, in welchem er, ihm selbst mißbeliebige, Worte gebraucht habe, die aber nicht ihm, sondern der Uebereilung zugerechnet werden möchten. Kubli, ein Advokat und berüchtigter liberaler Protestant, welchen Stähli als Anwalt mitgenommen, bekräftigte, nach vielem Schimpfen über Bischof und Geistlichkeit, das von seinem Clienten Vorgetragene. Hierauf hat der Rath beschlossen, auf das, von Herrn Kaplan Stähli unterm 24. October in Chur geschriebene und an die hohe Regierung von Glarus

erlassene Schreiben, in welchem er den am 18. October dem Staate unbedingt geleisteten Eid förmlich zurücknimmt, keine Rücksicht zu nehmen, und ihm schriftlich zuzustellen, daß ihn die Regierung für beeidiget halte. Nun wieder Jubel unter den Liberalen in Glarus; aber Trauer und Abscheu unter den Katholiken. Als Stähli den 10. wieder den Altar betrat, lief das Volk wieder in Masse aus der Kirche. - und nun zum zweitenmale wollte Stähli das katholische Volk überreden, es sey Alles nicht wahr; im Gegentheil habe er gestern vor Nath den dem Bischofe geschwornen Eid bestätiget, und den dem Staate geleisteten aufs Neue zurückgenommen. Aber, wer hätte einem solchen Manne noch ferner einigen Glauben schenken können? Wie hart dieser unselige Kampf auf den unglücklichen Kaplan gewirkt, zeigt sich daraus, daß seit dieser Zeit sein Gemüth wie zerrissen, und sein Geist verstört ist.

Endlich (Gott sey dafür gepriesen!) hat das betrübende Drama im Kanton Glarus eine bessere Richtung genom men, und ein erfreuliches Ende erlangt. Am 27. Dezember abhin kam die Angelegenheit wegen der Eidesleistung der katholischen Geistlichkeit vor dreifachem Landrathe zur neuen Berathung, und mit 75 gegen 11 Stimmen wurde die Annahme des bedingten Priestereides, unter gleichmäßigem Vorbehalte der hoheitlichen Rechte, der Verfassung und Ges seße, beschlossen.

So geht dann auch da die Kirche siegreich aus dem Kampfe hervor! Auch da haben sich wieder bewährt die Worte des Herrn: „Kleine Heerde! fürchte dich nicht; denn es ist eures Vaters Wille euch das Reich zu geben.“ (Luk. 12, 32.)-,,Man wird (zwar) Hand an euch legen, euch an die Gerichte ausliefern, und um meinetwillen verfolgen. Dieses wird euch wiederfahren um Zeugniß (von mir und meiner Lehre) abzulegen.... Doch soll auch nicht ein Haar von eurem Haupte verloren gehen“ (Luk. 21, 12.).

Bisthum St. Gallen.

Wie der Liberalismus, d. h. der antichristliche Geist, seit 1830 im Kanton St. Gallen gewirket, wie er da Wirren in das Bisthum gebracht, mit Rom abgeschlossene Verträge zertreten, den gerechten wehmüthigen Ruf des heil. Vaters verachtet; wie er endlich, nachdem durch bessere Wahlen katholischer Seits ein Stern der Hoffnung aufges gangen war, auch diesen schnell wieder verdunkelt und zum Sinken gebracht hat, indem der gesammte Großrath der, vom katholischen Großraths-Collegium beschlossenen Aufhes hebung der früheren unkirchlichen Beschlüsse, die Sanktion verweigert hat: all dieses ist erzählt im „Katholik" 1836, S. VII., S. 26-39. Durch die antikirchlichen Beschlüsse des Gr. Rathes, und den gegen die Geistlichkeit herrschenden Despotismus war alle offene Verbindung mit dem bischöf lichen Stuhle und mit Rom abgeschnitten; nicht blos waren jene Geistlichen, welche die nöthige Vollmacht für den Antritt ihrer Pfründen von ihrem Bischofe nachsuchen würden, bedrohet, sondern es war auch sogar die Bekanntmachung des Fasten Indultes verwehrt. Durch Zeitungen wurde dem Volke bekannt, daß die Bestimmungen hierüber lauten wie in der Diocese Basel. Diesem schauerlichen Unwesen wurde endlich durch die väterliche Vorsorge des heil. Vaters ein Ende gemacht; durch ein Consistorialdekret vom 28. März 1836 hat er nämlich die durch die päpstliche Bulle vom 2. Juli 1823 in gleichen Rechten und Ehren vers bundenen Diocesen von Chur und St. Gallen wieder ges trennet, und durch ein Breve vom 13. Mai des gleichen Jahres den hochw. Herrn Pfarrer und Dekan zu Sargans, Johann Peter Mirer, zum apostolischen Vikar der Diocese St. Gallen ernannt, welcher dann auch durch Bes schluß des katholischen Großraths-Collegiums unterm 17. Juni als solcher anerkannt wurde. Der von den Gutmüthigen im Volke lange und schmerzlich ersehnte apoftolische Vikar, trat.

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endlich gegen Mitte August 1836 den Weg an nach St. Gallen, um da die Würde und Bürde auf sich zu nehmen, wozu der heil. Vater ihn berufen, und nach und nach die Wunden zu heilen, welche seit 1830 dem kirchlichen Leben in diesem Kantone geschlagen worden, bis endlich, wie wir zu Gott hoffen, ein besserer Geist in die Regierung zurückkehrt, und das Bisthum wieder gehörig mit einem Bischofe versehen werden kann.

Die kindliche Freude und die Ehrfurcht, womit der hohe Reisende überall empfangen wurde, waren ein stärkender Balsam für so viele durch die Ereignisse unserer Tage bes trübte Herzen, und ein neuer Beweis, daß viele einstweilige Regenten in der Schweiz nicht im Sinne des Volkes hans deln. Schon in Oberried, im Rheinthal, schlossen mehrere Pfarrer dasiger Gegend, welche zufällig vom Tage seiner Reise gehört hatten, seiner Begleitung. sich an. In Nors schach wurde er bewillkommend empfangen von geistlichen Räthen, von mehrern Pfarrern der Nachbarschaft, von den Gemeindevorstehern, ja selbst von Männern aus andern Gemeinden, die, auf's Geradewohl und ohne sichern Bericht zu haben, es unternahmen, den Ersehnten in Norschach zu suchen und ehrenvoll zu begrüßen. Fernerhin fanden sich ganze Schaaren theilnehmenden Volkes an der Straße ein, und begehrten knieend den apostolischen Segen. Die Pfarrkirche zn Mörschwyl begrüßte den Durchziehenden mit Glockengeläute, eben so St. Fiden. In St. Gallen ertönte dem Ankommenden (den 17. August) der erhabene volle Glockens gruß der Domkirche. Auf dem Kirchenplaße endlich empfing ihn der Präsident und ein Mitglied des AdministrationsRathes; eine Schaar weißgekleideter Mädchen trug ihm reiche Blumen-Schnüre und Kränze entgegegen, und so zog er, von mehr als 20 Geistlichen und einer erstaunlichen Menge Volkes begleitet, unter Kreuz und Fahne in die Kirche ein. Hier, im Festgewand der Kirche, vom Pfarr - Rektor

und Leviten begleitet, stimmte er das „Veni Creator Spiritus" an, darauf folgte der ambrosianische Lobges sang von der katholischen Jugend, unter Leitung der kathos lischen Lehrer von St. Gallen, St. Fiden und St. Georgen, gesungen; und so wurde, nach ertheiltem Segen, der Ges feierte von den Herrn Administrations-Räthen und der Geistlichkeit in seine mit Festons und Guirlanden geschmückte Wohnung eingeführt. Möge unser oberste hohe Priester, Christus, nun seinen vollen Segen über den Mann ergießen, der an seiner hohen Stelle in unsern trüben Zeiten der Kraft von Oben so sehr bedarf! Wie viele schwere Kämpfe für die Kirche Gottes ihm bevorstehen, mag unter Anderm selbst auch daraus erhellen, daß unlängst das katholische Großraths-Collegium sein hohes Mißfallen auszusprechen für gut fand darüber, daß der katholische Administrations - Rath ges glaubt hatte, es schicke sich nicht, daß der, durch Veröffents lichung mehrerer unkatholischen Säße, durch hartnäckige Vertheidigung derselben, und durch seine Widerseßlichkeit gegen die höhere und höchste kirchliche Behörde bekannt gewordene Aloys Fuchs die Aufsicht führe über die berühmte ehes malige St. Gallische Klosterbibliothek, und aus ehemaligem Klostergute salarirt werde, und ihn daher von der Bibliothekarstelle, welcher er zu dem gar nicht gewachsen war, unterm 20. Juli 1836 entlassen hat. (Forts. folgt.)

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