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Staatshaushaltes und beschäftigt sich hauptsächlich mit der Regierung Ludwigs XVI., über die ein eben so scharfes als belehrendes Licht geworfen wird. Herr v. Moy handelt von S. 239 bis 347 von der Organisation der Kirche mit der ihm eigenen kirchenrechtlichen Gewandtheit; die Herren Desdouits und Robert halten ihre anziehenden Vorlesungen, der erste über die Astronomie, der andere über die Monumentalgeschichte der ersten Christen fort. Herr Douhaire beginnt die Geschichte der christlichen Poesie, sagt darin zwar nichts Neues, aber auf eine neue, höchst interessante Weise. Die Revue ist kurz, aber reich an schönen Lichtfunken. In den Bulletins bibliographique steht eine Uebersicht einiger Hefte des „Katholiken." Ueber den Hirtenbrief des hochw. Hrn. Bischofs Geissel heißt es darin: On remarque dans ce mandement une éloquente description de la grande cathédrale de Spire, comme symbole de l'eglise et de ses institutions.

Das Dezemberheft eröffnet Hr. de Salinis mit einer gründlichen philosophisch-theologischen Abhandlung über die Grund festen der Religion und ihre Beziehungen zu den verschiedenen Gegenständen der menschlichen Wissenschaften. Hr. Dumont seßt seine gedrängte und lichtvolle Uebersicht der Geschichte von Frankreich fort und Hr. Desdouits seine Ges schichte der Astronomie. Hr. Robert handelt von den äußern gottesdienstlichen Gegenständen der Urkirche. Das Heft schließen Rezensionen und eine treffliche alphabetische Inhaltsanzeige des vierten Bandes der Université.

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įum Katholiken.

Jahrgang 1838.
Nro I

Curiosa.

Die Deputirten - Kammer zu Wadschra - Chormusda in der Mongolai.

....

Die Sprache kommt auf das jus circa sacra, bas die neuen Tschinggischakaner gegen die altgläubigen Kerait oder Christen in Anspruch nehmen. Der Referent und Vicepräsident Laolai: "Im Schim Panther-Jahre, da unser Religionsstifter Temudschin im Monate Schuschak das vierzigste Jahr erreicht hatte, besiegte er in der lezten Nacht den Bekter, und schüttelte das Joch Belgetai's ab und warf sich zum Glaubenshaupte sämmtlicher Mongolen auf, die er unter dem Laidschigod, am Onon-Strome, am Olcho und Una zusammenraffte, indem er ihnen vieles Wildpret und andere Naschereien versprach, den Zehnten abschaffte, die Hämmelschur von Abgäben entlastete, die Häringe und Pickinge als harte Fische brandmarkte, die Häuser der lichtscheuen Gautamas zu plündern erlaubte, das Band des Verhältnisses zwischen Mann und Weib etwas lockerer machte, und einem Kriegsobersten auch wohl erlaubte, eine Doppelehe zu schließen u. dgl. Es bekehrten sich viele Kerait zum neuen Licht; mehrere aber verharrten im alten Stumpfsinne und wollten allerlei Rechte geltend machen, selbst in ihrem Religionswesen. Ihre Priester wurden intolerant und wollten die Tschinggischakaner wieder zu ihrem ehmaligen Glauben zurückführen, der hauptsächlich darin besteht, daß man Gott mehr gehorchen müsse als den Menschen, da doch der Mensch selber Gottes Geschöpf und der Mensch mit dem Menschen in unmittelbarerer Berührung steht als mit Gott. Es hat sich ferner ereignet, daß über Alex

andrien, Bagdad, Teheran gewisse Leute über den Orus oder Dschihun gekommen, Leute, die sich Jeffugeiten nennen, zu demselben keraitischen Glauben sich bekennen, sonst grundgelehrte Männer sind, aber eine lare Moral vortragen, z. B. daß Scho= kolade erlaubter sey, als ein tatarischer Schinken. Das Oberdirektorium hat also beschlossen, diese Religionsbekenner in Allem zu controliren, einen Generaldogmeninspector über fe anzustellen, ihr Kirchenregiment unter das Staasregiment zu verweisen, ihre religiösen Uebungen durch einen Rauchfaßcommiffär zu bewachen, ihre Gebote durch den Missal Vesperal- und Gradualcapitán zu censuriren, ihre Seufzer und Thränen jede mit einem arabischen Dirhem zu belegen, die bereits vorhandenen Jeffugeiten unter Siegel und Blei zu legen, und am Aralsee, am Indus und längs der Cisoriana einen antijessugeitischen Cordon zu ziehen. Diese Verfügungen sollen subsumirt werden unter der Benennung: jus circa sacra der Kerait."

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Der Abgeordnete Wiedelwandschukland: „Eins hat der Vicepräsident in seinen Referat vergessen. Es geschieht nämlich, daß die reichern Kerait zuweilen ihre Söhne nach Stampul schicken, wo die Jeffugeiten in Pera eine berühmte Lehranstalt besigen, und die Kinder allerlei Wissenschaften und Sprachen lehren, unter andern die verhaßte lateinische, in welcher unser Tamudschin mit dem Bannfluche belegt worden. Da verlieren sie aber den reinmongolischen Accent, lernen alle Scandalosa unsrer Religionsgeschichte, was gar nicht nothwendig ist, bringen von Gott ganz curiose Begriffe mit, z. B. es gebe ein Fegfeuer und gar eine. Hölle, es könne nicht Jeder Gott verehren wie er wolle, Adam habe in einen Apfel gebiffen, da es doch auch eine Birne seyn konnte, die Menschen sollen nur Eine Religion haben, und zwar eine heilige und göttlich-geoffenbarte, und es sey verboten, mehr ober weniger zu glauben, als Gott befohlen. Mein Antrag geht also dahin, alle Diejenigen vom Staatsdienste und selbst vom Kirchendienste auszuschließen, die in Stams pul studirt haben, studiren und studiren werden."

Die Abgeordneten de Vieurville (von einer unter Hulagu ein gewanderten Franzosen-Familie), Rothiburjäd und Arban Lorgetu bemerkten, des Präopinanten Vorsicht sey zwar zu loben, ein neues Gesez wäre aber in dieser Beziehung unnöthig, indem der Haß der Tschinggischakaner gegen die Kerait überhaupt und gegen die Jeffugeiten insbesondere jede Maßregel a priori unnöthig mache, und sie ohnehin diese Leute so verachten, daß sie dieselben, wie weiland Lemudschin den Teufel, mit einem argumentum à posteriori fammt und sonders abthun. (Allgemeines Gelächter und Händeklatschen.)

Lindeghassalang, erster Lenker am Staatsruder, tritt in folgender Weise gegen den Antrag auf: „Wir dürfen nicht vergeffen, daß die Kerait vor uns im Lande der Mongol gewesen, daß wir von ihnen abstammen, unsere Ahnen zu denselben Religionsbegriffen sich bekannten, daß selbst Temudschin zwei Drittel feines dicken Lebens ein Kerait gewesen und es auch vielleicht ge= blieben wäre, hätte ihn das Oberhaupt der Geistlichkeit zum Tsoktfafsun Dschirüken, d. H. Herrn der Religionsgaben, erhoben und in geschlechtlicher Beziehung etwas liberale Verfügungen eintreten lassen. Wir wissen, daß die Schwertführer die nöthigen Maßregeln treffen müssen, damit ihre Eristenz nicht compromittirt werde; was aber außer den Grenzen dieser Nothwendigkeit liegt, muß auch außer ihrem Bereiche bleiben. Wir haben den Kerait ihre Eristenz garantirt, also müssen wir auch ihren Lehrbegriff in Ehren halten, und haben kein anderes Recht, als dahin zu wachen, daß sie keine staatsgefährlichen Grundsäße aufstellen. Wir nehmen für uns Religionsfreiheit in Anspruch, und haben gerade wegen dieser Religonslicenz von den Kerait uns abgesondert und für uns einen neuen Tempel gebaut aus Lufferde, Sandstein und caput mortuum. Inconsequent wäre es also, wenn wir ihnen das absprächen, was wir uns zu sprechen. Wiewohl ich im Grunde kein großer Verehrer der ewigen Höllenstrafen bin (hört!), der Dampfnudel einen Rehbock vorziehe, und jeglicher Leibesund Geistescasteiung überhaupt nicht gerne das Wort spreche: so

habe ich dennoch die innigfte Ueberzeugung gewonnen, daß die Jesfugeiten treffliche Jugendlehrer sehen, daß in der Schule zu Stambul die Wissenschaften sehr blühen, und aus jenen Häusern gelehrte Personen, erleuchtete Staatsmänner, fried- und betriebsame Bürger, und vorab moralische Menschen hervorgegangen sind: Thatsachen, die selbst unsere Nachbaren, die Chinesen, die Tataren und die Bewohner von Hindostan nicht in Abrede stellen. Die Jessugeiten haben besonders der antemongolischen Literatur gepflegt und ihnen verdankt man größtentheils die sogenannte classische Bildung, wie es die Abendländer nennen; besonders sind sie wohl bewandert in der griechischen und lateinischen Literatur, der eigentlichen Quelle aller wissenschaftlichen Bildung. Keine Nation kann Männer aufweisen wie die Griechen Äschylos und Demosthenes, wie die Lateiner Kurz und Kikero, und selbst unser Ssanang Ssetsen muß einem Herodot und Sallust weit nachstehen. Die Jeffugeiten haben eigentlich in der Mongolei das Studium der Aftronomie, der Mathematik, der Geographie und Poesie zu Ehren gebracht; auch waren sie die Ersten, welche das chinesische und das mongolische Wissen, in die mitternächtlichen Länder der Italer, Alamans ner, Frankier, Spanier und Anglier getragen. Ich gestehe zwar, daß ich einen wo nicht angebornen, doch wenigstens anerzogenen Haß gegen Jeffuger's Jünger verspüre; das berechtiget mich aber beim Budha nicht, ihre gute Erziehungsmethode zu verschwärzen, und Leute als Dümmlinge zu verschreien, die mehr wissen, als wir zu wissen wähnen, und besonders Jene in die Reichsacht zu erklären, die bei ihnen sittlich und wissenschaftlich gebildetete Menschen geworden. Ich bestehe also auf Modification des Antrages."

Dr. Sakia Pandita erwiedert: Gerade diese Eigenschaf ten und Vorzüge, die Lindeghassalang an den Jeffugeiten hervorhebt, sind die Ursache, warum wir sie von Land und Leut entfernt halten müssen. Sie stellen uns in den Hintergrund und werfen Schatten auf mongolische Kunst und Wissenschaft. Wir müssen unsere Nationalität behaupten, unsere Staatseffekten geltend

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