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Menschen gestellt, um dieselbe nach eigenem Ermessen Anderen mitzutheilen. Der Mensch darf sie nicht mit seiner eignen Sprache auf Andere binübersprechen, sondern mit der Sprache jener Anstalt, die Christus zum Mittheilungsorgan bestimmt hat. Diese Anstalt ist die Kirche. Durch den in ihr fortlebenden Geist der Wahrheit will er deinen Geist in alle Wahrheit einführen. In allen blos menschlichen Autoritäten, selbst vom höchsten Gewichte, kann für dich der Grund nicht liegen, warum du an Gott und an seine Ofs fenbarung glaubest. Sonst würde dein Glaube aufhören, ein auf göttliche Autorität hin angenommener Glaube zu seyn und du würdest gleich mit dem ersten Begriff von christs licher Offenbarung zerfallen. Gott ist's, der sich geoffenbaret hat; Gott ist's, der seine Offenbarung kund macht durch die Kirche; Gott ist auch der leßte Grund, warum wir seiner so und nicht anders kund gemachten Offenbarung glauben.

Ueberhaupt ist von der Philosophie für Kirche und Christenthum kein Heil zu erwarten. Als Kraft Gottes hat das Evangelium die Welt bezwungen, nicht durch die philosophis sche Lehre. Das Christenthum wurde zuerst durch die Apostel als die einfache Lehre vom Gekreuzigten verkündet. Die Kirchenvåter liehen ihm nur dann das Gewand von Philos sophie, wenn sie Philosophen die Waffen aus den Händen wandten, und zeigten, daß die einzig wahre Philosophie das Christenthum sey. Im Uebrigen lag die Tendenz, der christlichen Lehre von der Philofophie Sanktion und Einführung geben zu lassen, den Lehrern der Kirche so ferne, daß sie die Philosophie vielmehr als Erfindung des Menschengeistes durchweg als im Conflikte und Widerspruch begriffen, mit dem Unterrichte des Geistes Gottes im Evangelium darstellten und gegen sie als fälschlich sogenannte Wissenschaft mit Nachdruck warnten. Die Kirche fragt nur:,,Glaubt Jhr, was ich als göttliche Glaubenswahrheit vorstelle?" Mit der Antwort hierauf ist Alles entschieden.

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Die gesammte neuere Philosophie ist die höchste Vers wirrung. Die Philosophen verstehen sich selbst nicht. Auch die sich gläubig nennende neueste Philosophie führt nicht zum lebendigen Gott. Denn sie construirt sich selbst ihren Gott, sie will das unbegreifliche begreiflich machen, sie will die Alta und Profunda der Gottheit erklügeln, sie zieht die Gegenstände des Glaubens, die ersten Geheimnisse der Religion, die Lehre von der Dreieinigkeit, Erlösung, vom Gottmenschen zu Objekten der Speculation herunter und stellt auf diesem Wege so manches hochheilige Dogma in ein zweideutiges Dunkel. So z. B. wenn sie insbesondere von der ErLösung lehrt, Christus wäre erschienen, auch wenn keine Erbsünde gewesen wäre; er würde auch ohne dieses Grundfaktum der Erlöser der Menschen geworden seyn, nur auf andere Weise, die nicht näher bestimmt wird, als durch den Ausbruck: auf eine unblutige Weise, oder wenn sie von eis ner präadamitischen Menschenschöpfung redet. Diese neueste Philosophie will nicht einsehen, daß der Begriff einer speculativen Dogmatik einen Widerspruch enthält. Denn das Dogma der Kirche verdankt seine Entstehung nicht der Speculation, sondern ist ein von der göttlichen Autorität gegebenes, welches keines Zuwachses und keiner Minderung, höchstens nur einer Erörterung und eines Nachweises seines faktischen Vorhandenseyns in den Quellen der Offenbarung fähig ist. Aber selbst der Nachweis aus Vernunftgründen kann nicht einmal von den (verhältnißmäßig wenigen) des Nachweises fähigen Menschen zur conditio sine qua non ihres Glaubens gemacht werden, da es genügt, diese oder jene Wahrheit als von Gott geoffenbart und durch das untrügliche Organ seiner Kirche als Dogma aufgestellet zu wissen.

Die neueste Philosophie aber will sich hiemit nicht bes gnügen, überschreitet die der Philosophie angewiesenen Grens zen, schweift diktatorisch in das Gebiet der Offenbarung,

gibt vor, ihre Lehren erst recht zum Verständniß zu bringen, sie tiefer zu begründen und ihr damit aufzuhelfen, andrerseits legt sie sich aufs Kapituliren mit den antikirchlichen Philosophen, nimmt verdächtige Elemente von akatholischen Mystikern auf, welche selbst schon nahe ans Schwärmerische, Gottlose, Entheiligende streifen, wenn nicht wirklich schon solches sind und gibt dadurch Veranlassung zur Profanation des Heiligen, und zur Lästerung der Religion. Der praktische Schluß solcher Versuche, dem positiven Glauben durch Speculation aufzuhelfen, ist die Läugnung und Lästerung Christi, die Verwandlung der Geschichte in bodenlose Sage und Mythe 2c.“

Alle diese einzelnen Bemerkungen und Anschuldigungen geht nun der Herr Verfasser von Saß zu Saß durch und sucht nachzuweisen, daß die meisten derselben die Lehre Franz Baaders gar nicht berühren; daß andere auf eine Verkennung des Wesens einer wahren Philosophie, so wie auf eine Verkennung der Bedürfnisse des menschlichen Geistes sich stüßen; daß wieder andere nur dadurch auf die Baader'sche Philosophie angewendet wurden, weil man diese irrig und einseitig auffaßte und eine wesentliche zweite Seite derselben ignorirte; daß manche Theolgumena Baaders durchaus nichts völlig Neues, den Speculationen der älteren Theologen Fremdes und der Kirchenlehre Widersprechendes seyen, so z. B. die Lehre von einer Menschwerdung Gottes auch ohne den Sündenfall; daß das Bedürfniß des Wissens und Erkennens in der menschlichen Natur gegründet sey und daß die Unnöthigkeit und Unmöglichkeit des Wissens nur durch die Reflerion, also durch das Wissen selbst, nachgewiesen werden müßte; daß, was von Gott erkennbar ist, uns vor die Sinne gelegt, daß Gott wohl unausforschlich, aber nicht uners forschlich sey; daß die Unterwerfung unter die Autorität der Kirche eine freie sey, und erst die rechte Freiheit der Subjektivität vermittle, daß darum der Glaube an ihre

Autorität nun und nimmer ohne des Menschen Zuthun, ohne Sehnsucht, ohne Forschen nach Wahrheit, ohn Neflerion über die von der Kirche dargebotene Wahrheit zu Stande komme, und daß das Reflektiren über die von jener Autorität vorgehaltenen Dogmen wenn nur dazu dienen müsse, den Glauben an jene Autorität und diese Dogmen fester zu begründen und lebenskräftiger zu machen; daß, wie schon Thomas von Aquino sage, die Ueberzeugung von der Eris stenz Gottes eigentlich nicht ein Glauben, sondern ein unmittelbares Wissen genannt werden müsse u. s. w.

Auf ähnliche Weise verhält es sich auch mit der Antis kritik der drei oben angezogenen Rencensionen. Wir können uns indessen Kürze halber nicht weiter darauf einlassen und begnügen uns, gegenwärtige Anzeige mit der Versicherung zu schließen, daß, ob wir gleich durch das Herbe des Tones unangenehm afficirt wurden, die Lektüre des vorliegenden Schriftchens uns manche erwünschte Aufschlüsse über Baaders Philosophie darbot und uns in der Ueberzeugung noch mehr befestigte, daß von Seite dieser Philosophie, wofern sie nicht durch ein verderbliches Eingenommenseyn für ihr System sich auf Abwege führen läßt, für die katholischen Kirche und Lehre eine wohlthätige Anregung zu ernsten und gründlichen Studien erwartet werden dürfe.

Das römische Pontifikal. Aus dem Lateinischen mit archäologischen Einleitungen und liturgischen Bemerkungen von Markus Adam Nickel, geistl. Rathe und Regens des bischöfl. Seminars in Mainz. Zweiter Theil. Mit bischöfl. Approbation. Mainz, bei Kirchheim, Schott und Thielmann, 1837. Gr. 8. S. V., 360.

In der Anzeige des ersten Theiles dieses eben so zeitgemäßen als vortrefflichen Werkes, hat Referent den Standpunkt angegeben, von dem aus diese literarische Arbeit als höchst wichtig und beinahe nothwendig anzusehen sey. Dabei

konnte er sich nicht versagen den Wunsch auszudrücken, daß dieses Werk recht allgemein unter den Priestern und Laien verbreitet werden möge. In Beziehung auf den nun vorliegenden zweiten Theil muß Referent seinen Wunsch um so mehr wiederholen, da dieser, als in das allgemeinere kirchliche Wesen, weil die Weihen der Gott und seinem heil. Dienste gewidmeten Sachen umfassend, eingehend, auch das allgemeinste und zugleich localste Interesse erwecket. Wie nun dieses geschehe, soll unter den verschiedenen Weihen und Segnungen, die Segnung der Glocken hier mitgetheilt werden. Um jedoch nicht des Raumes zu viel in Anspruch zu nehmen, soll die Uebersehung der Glockenweihe übergangen, und nur die Einleitung S. 305 312 hier abgedruckt werden.

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„Einleitung. Ueber den Erfinder der Glocken läßt sich nichts historich gewiß ausmitteln, nur so viel läßt sich mit Bestimmtheit versichern, daß die Erfindung der Glocken der christlichen Zeit angehöre. Zwar lassen sich die tintinnabula der Römer mit unserer kleinsten Glockengattung, mit den sogenannten Schellen, oder mit den sogenannten Meßglöckchen vergleichen (f. den Art. Tintinnabulum in Funke's Real-Schullerikon), aber ein Analogon unserer größeren Kirchenglocken findet sich nicht. Das Stillschweigen des Plinius und Vitruvius kann als entschieden darüber angesehen werden. Auch darüber ist man nicht ganz einig, warum man für jene Werkzeuge die Namen Nolae, campanae, over campana und das deutsche Wort Glocke brauchte. Nolae sollen sie heißen von Nola, dem Wohnorte des Bischofs Paulinus (im IV. Jahrhundert). Allein man könnte diese Etymologisten fragen, warum sie nicht vielmehr von demselben Bischofe Paulinae genannt wur den? Es ist überdieß auch erwiesen, daß das Wort Nola schon vor Paulinus üblich war. Eine andere Benennung campanae und campana im Neutr. leitet man am wahrscheinlichsten von dem Stoffe der Glocken ab. Das Erz aus Campanien ist nach den Zeugnissen des Plinius das beßte und geeignetste, um daraus

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