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Ernst. Hast du mir sie nicht selbst genannt?

Falk. Ich habe dir einige zur Probe namhaft gemacht. Nur einige von denen, die auch dem kurzsichtigsten Auge einleuchten, nur einige von den unstreitigsten, weit i umfassendsten. Aber wie viele sind nicht noch übrig, die, ob sie schon nicht so einleuchten, nicht so unstreitig sind, nicht so viel umfassen, dennoch nicht weniger gewiß, nicht weniger nothwendig sind!

Ernst. So laß mich meine Frage denn bloß auf die jenigen Stücke einschränken, die du mir selbst namhaft ge macht hast. Wie beweisest du mir auch nur von diesen Stücken, daß die Freimaurer wirklich ihr Absehen darauf haben? Du schweigst? Du finnst nach?

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Falk. Wahrlich nicht dem, was ich auf diese Frage zu antworten hätte! Aber ich weiß nicht, was ich mir für Ursachen denken soll, warum du mir diese Frage thust? Ernst. Und du willst mir meine Frage beantworten,

wenn ich dir die Ursachen derselben sage?

falk. Das verspreche ich dir.

Ernst. Ich lenne und fürchte deinen Scharfsinn.

Falk. Meinen Scharfsinn?

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Falk. Das ist, jeden würdigen Mann von gehöriger Anlage ohne Unterschied des Vaterlandes, ohne Unterschied der Religion, ohne Unterschied seines bürgerlichen Standes in ihren Orden aufzunehmen.

Ernst. Wahrhaftig!

Falk. Freilich scheint dieses Grundgeseß dergleichen Männer, die über jene Trennungen hinweg find, vielmehr bereits voraus zu sehen, als die Absicht zu haben, sie zu bilden. Allein das Nitrum muß ja wohl in der Luft seyn, ehe es sich als Salpeter an den Wänden anlegt. Ernst. Oja!

Falk. Und warum sollten die Freimaurer sich nicht hier einer gewöhnlichen List haben bedienen dürfen? Daß man einen Theil seiner geheimen Absichten ganz offenbar treibt, um den Argwohn irre zu führen, der immer ganz etwas anders vermuthet, als er sieht.

Ernst. Warum nicht?

Falk. Warum sollte der Künstler, der Silber machen kann, nicht mit altem Bruchsilber handeln, damit man so

Ernst. Ich fürchte, du verkaufst mir deine Speculation weniger argwohne, daß er es machen kann?

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Ernst und Falk.

Gespräche für Freimaurer.

Fortsetzung.

1780.

Vorrede eines Dritten.

Der Verfasser der ersten drei Gespräche hatte diese Forts segung, wie man weiß, im Manuscripte zum Drucke fertig liegen, als derselbe höheren Orts einen bittenden Wink bekam, dieselbe nicht bekannt zu machen.

Vorher aber hatte er dieß vierte und fünfte Gespräch einigen Freunden mitgetheilt, welche, vermuthlich ohne seine Erlaubniß, Abschriften davon genommen hatten. Eine dieser Abschriften war dem jezigen Herausgeber durch einen sonderbaren Zufall in die Hände gefallen. Er bes dauerte, daß so viel herrliche Wahrheiten unterdrückt werden sollten, und beschloß, das Manuscript, ohne Winke zu haben, drucken zu lassen.

Wenn die Begierde, Licht über so wichtige Gegenstände allgemeiner verbreitet zu sehen, nicht diese Freiheit hinlänglich entschuldigt, so läßt sich nichts weiter zur Vertheidigung derselben sagen, als daß der Herausgeber kein aufgenommener Maurer ist.

Uebrigens wird man doch finden, daß er aus Vorsicht und Achtung gegen einen gewissen Zweig dieser Gesellschaft einige Namen, welche ganz ausgeschrieben waren, bei der Herausgabe nicht genannt hat.

Viertes Gespräch.

Falk. Ernst! Willkommen! Endlich wieder einmal! Ich habe meine Brunnen-Cur längst beschlossen.

Ernst. Und befindest dich wohl darauf? Ich freue mich. Falk. Was ist das? Man hat nie ein: „ich freue mich" ärgerlicher ausgesprochen.

Ernst. Ich bin es auch, und es fehlt wenig, daß ich es nicht auch über dich bin.

falk. Ueber mich?

Ernst. Du hast mich zu einem albernen Schritte verLeitet Sieh her! Gieb mir deine Hand! Was

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Ernst. Es kann seyn, ohne daß du es gewollt haft.
Falk. Und soll doch Schuld haben.

Ernst. Der Mann Gottes spricht dem Volke von einem Lande, da Milch und Honig innen fließt, und das Volk soll sich nicht darnach sehnen? Und soll über den Mann Gottes nicht murren, wenn er sie, anstatt in dieses gelobte Land, in dürre Wüsten führt?

Falk. Nun, nun! Der Schaden kann doch so groß nicht seyn Dazu sehe ich ja, daß du schon bei den, Gräbern unserer Vorfahren gearbeitet hast.

--

Ernst. Aber sie waren nicht mit Flammen, son dern mit Rauch umgeben.

falk. So warte, bis der Rauch sich verzieht, und die Flamme wird leuchten und wärmen.

Ernst. Der Rauch wird mich ersticken, ehe mir die Flamme leuchtet, und wärmen, sehe ich wohl, werden sich Andere an ihr, die den Rauch besser vertragen können.

Falk. Du sprichst doch nicht von Leuten, die sich vom Rauch gern beißen lassen, wenn es nur der Rauch einer fremden fetten Küche ist?

Ernst. Du kennst sie also doch?
Falk. Ich habe von ihnen gehört.

Erust. Um so mehr, was konnte dich bewegen, mich auf dieß Eis zu führen? Mir dazu Sachen vorzuspiegeln, deren Ungrund du nur allzuwohl wußtest?

Falk. Dein Verdruß macht dich sehr ungerecht Ich sollte mit dir von der Freimaurerei gesprochen haben, ohne es mehr als auf eine Art zu verstehen zu geben, wie unnüß es sey, daß jeder ehrliche Mann ein Freimaurer werde wie unnüß nur? ja, wie schädlich

Ernst. Das mag wohl seyn.

Falk. Ich sollte dir nicht gesagt haben, daß man die

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falk. Ganz gewiß! Wer wollte einem ra schen Knaben, weil er dann und wann noch fällt, den Gängelwagen wieder einschwäßen? Ich mache dir kein Compliment; du warst schon zu weit, um von da wieder abzugehen. Gleichwohl konnte man mit dir keine Ausnahme machen. Den Weg müssen Alle betreten.

Ernst. Es sollte mich auch nicht reuen, ihn betreten zu haben, wenn ich mir nur von dem noch übrigen Wege noch mehr zu versprechen hätte. Aber Vertröstungen und wieder Vertröstungen und nichts als Vertröstungen!

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Falk. Wenn man dich doch schon vertröstet! Und auf was vertröstet man dich denn?

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Diese

falk. Ernst! Ehe du noch eine Spötterei völlig aus fagst! Auf mein Gewissen! eben diese sind entweder gewiß auf dem rechten Wege, oder so weit davon entfernt, daß ihnen auch nicht einmal die Hoffnung mehr

Ernst. Du weißt ja wohl, auf die schottische übrig ist, jemals darauf zu gelangen. Maurerei, auf den schottischen Ritter.

Falk. Nun ja, ganz recht Aber wessen hat sich denn der schottische Ritter zu trösten?

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falk. Daß ich in allen diesen Träumereien Streben nach Wirklichkeit erkenne, daß sich aus allen diesen Irr wegen noch abnehmen läßt, wohin der wahre Weg geht. Ernst. Auch aus der Goldmacherei?

Falk. Auch aus der Goldmacherei. Ob sich wirklich Gold machen läßt, oder nicht machen läßt, gilt mir gleich viel. Aber ich bin sehr versichert, daß vernünftige Menschen nur in Rücksicht auf Freimaurerei es machen zu können wünschen werden. Auch wird der erste der beste, dem der Stein der Weisen zu Theil wird, in dem nämlichen Augenblicke Freimaurer Und es ist doch sonderbar, daß dieses alle Nachrichten bestätigen, mit welchen sich die Welt von wahren oder vermeinten Goldmachern trägt.

Ernst. Ich muß das so mit anhören. Denn dich um eine nähere Erklärung zu bitten Falk. Warum nicht? Man hat lange genug aus Heimlichkeiten das Geheimniß gemacht.

Ernst. Wie verstehst du das?

Falk. Das Geheimniß der Freimaurerei, wie ich dir schon gesagt habe, ist das, was der Freimaurer nicht. über seine Lippen bringen kann, wenn es auch möglich wäre, daß er es wollte. Aber Heimlichkeiten sind Dinge, die sich wohl sagen lassen, und die man nur zu gewissen Zeiten in gewissen Ländern theils aus Neid verhehlte, theils aus Furcht verbiß, theils aus Klugheit verschwieg.

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***

alle Freimaurer, welche jezt mit den schwanger geben, diesen rechten Punct; Wohl ihnen! Wohl der Welt! Segen zu allem, was sie thun! Segen zu allem, was sie unterlassen! Erkennen und fühlen sie ihn aber nicht, jenen Punct; hat sie ein bloßer Gleichlaut verführt; hat fie bloß der Freimaurer, der im ** arbeitet, auf die *** gebracht; haben sie sich nur in das ... auf dem .......... vergafft; möchten sie gern einträgliche .... fette Pfründen | sich und ihren Freunden zutheilen können; Nun so schenke uns der Himmel recht viel Mitleid, damit wir uns des Lachens enthalten könnten.

-

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Falk. Ich fürchte der leßtere - Möcht' ich mich betrügen! Denn wenn es der erste wäre, wie könnten sie einen so seltsamen Anschlag haben? die *** wieder herzustellen! - Jener große Punct, in welchem die *** Freimaurer waren, hat nicht mehr Statt. Wenigstens ist Europa längst darüber hinaus, und bedarf darin weiter keines außerordentlichen Vorschubs - Was wollen sie also? Wollen sie auch ein Schwamm werden, den die Großen einmal ausdrücken? Doch an wen diese Frage? Und wider wen? Hast du mir denn gesagt Hast du mir sagen können, daß mit diesen Grillen von Goldmachern, Geisterbannern, ***, sich andere, als die Neulinge des Ordens schleppen? Aber Kinder werden Männer Laß sie nur! Genug, wie gesagt, daß ich schon in dem Spielzeuge die Waffen erblicke, welche einmal die Männer mit sicherer Hand führen werden.

Erust. Im Grunde, mein Freund! sind es auch nicht diese Kindereien, die mich unmuthig machen. Ohne zu vermuthen, daß etwas Ernsthaftes hinter ihnen seyn könnte, sah ich über sie weg Tonnen, dachte ich, den jungen Wallfischen ausgeworfen! Aber was mich nagt, ist das, daß ich überall nichts sehe, überall nichts höre, als diese Kindereien, daß von dem, dessen Erwartung du in mir erregtest, keiner etwas wissen will. Ich mag diesen Ton angeben, so oft ich will, gegen wen ich will; niemand will einstimmen, immer und aller Orten das tiefste Stillschweigen.

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Seele mit so unerwarteter Hoffnung erfüllte, sie endlich in Gesellschaft von Menschen äthmen zu können, die über alle bürgerlichen Modificationen hinweg zu denken verstehen, ohne sich an einer zum Nachtheil eines Dritten zu versün: digen

Falk. Nun?

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Ernst. Laß einen ehrlichen Schuster, der bei seinem Leisten Muße genug hat, manchen guten Gedanken zu haben (wäre es auch ein Jacob Böhme und Hans Sachse), laß ihn kommen und sich melden! „Ja,“ heißt es, ,, ein ,,Schuster! freilich ein Schuster." Laß einen treuen, erfahrenen, versuchten Dienstboten kommen und sich melden - Ja," heißt es,,,dergleichen Leute freilich, die sich die „Farbe zu ihrem Rocke nicht selbst wählen Wir sind „unter uns so gute Gesellschaft“.

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Ernst. Was?

Falk. Kurz! Das Logenwesen, so wie ich höre, daß es jeßt getrieben wird, will mir gar nicht zu Kopfe. Eine

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Ernst. Schema der Freimaurerei? Was nennst du so? Schema?

Falk. Nun! Schema, Hülle, Einkleidung.
Ernst. Ich weiß noch nicht —

Falk. Du wirst doch nicht glauben, daß die Freimaurer immer Freimaurerei gespielt?

Ernst. Was ist nun das? Die Freimaurer nicht immer Freimaurerei gespielt?

Falk. Mit andern Worten! Meinst du denn, daß das, was die Freimaurerei ist, immer Freimaurerei ges heißen? Aber sieh! Schon Mittag vorbei! Da kommen ja bereits meine Gäste! Du bleibst doch?

Ernst. Ich wollte nicht, aber ich muß ja nun wohl. Denn mich erwartet eine doppelte Sättigung.

falk. Nur bei Tische, bitte ich, kein Wort.

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Falk. Es sey aber Mutter und Tochter, oder Schwester und Schwester, ihr beiderseitiges Schicksal hat immer wechselseitig in einander gewirkt. Wie sich die bürgerliche Gesellschaft befand, befand sich aller Orten auch die Freimaurerei, und so umgekehrt. Es war immer das sicherste Kennzeichen einer gesunden, nervösen Staatsverfassung, wenn sich die Freimaurerei neben ihr blicken ließ, so wie es noch jezt das unfehlbare Merkmal eines schwachen, furchtsamen Staats ist, wenn er das nicht öffentlich dulden will, was er in Geheim doch dulden muß, er mag wollen oder nicht.

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Ernst. Zu verstehen: die Freimaurerei! falk. Sicherlich! denn die beruht im Grunde nicht auf äußerliche Verbindungen, die so leicht in bürgerliche Anordnungen ausarten, sondern auf das Gefühl gemeinschaftlich sympathisirender Geister.

Ernst. Und wer unterfängt sich denen zu gebieten! falk. Indeß hat freilich die Freimaurerei immer und

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