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hier vorgeben sollte, die Musik von dem Lamprus gelernet zu haben; er ist vielmehr stolz darauf, daß er sie nicht von ihm gelernt hat, daß er sie von einem bessern Meister erst itt lernet.

Was mag aber wohl den Fabricius zu diesem Irrthume verleitet haben? Ohne Zweifel eine Stelle des Sextus Empiricus, oder vielmehr eine vermeinte Verbesserung die Menage darinn machen will. Σοκρατης, ergehlet Gertus Empiricus (ll), καιπερ βαθυγηρως ήδη γεγονως, οὐκ ᾔδειτο προς Λαμπωνα τον κιθαρίςην φοιτων και προς τον ἐπι τουτῷ ὀνειδισαντα λεγειν, ότι κρειττον ἐςιν ὀψιμαθη μαλλον, ή άμαθη διαβαλλεσθαι. Hier heißt der Citharist, von welchem sich Sokrates noch in seinem hohen Alter unterweisen lassen, Lampon, und Menage (mm) sagt: obiter moneo pro Λαμπωνα legendum omnino Λαμπρον. 2lber warum denn? Um den Sextus Empiricus, statt eines kleinen Fehlers einen weit gröbern begehen zu lassen? Es ist wahr, des Sokrates Lehrer in der Musik hieß nicht Lampon, er hieß Konnus; Sextus irret sich in dem Namen. Aber er würde sich in mehr als in dem Namen geirret haben, wenn er Lamprus geschrieben hätte. Denn Lamprus konnte damals schwerlich mehr leben. Man überschlage es nur. Lamprus unterrichtete den Sophokles vor seinem sechzehnten Jahre, und der Lehrer konnte leicht zwanzig Jahr älter seyn, als der Schüler; Sokrates war beynahe dreyßig Jahr jünger als Sophokles, und lernte die Musik Badvynows ndn yeyovws, als er schon sehr alt war. Nun lasse man ihn nur funfzig Jahr gewesen seyn, und rechne zusammen. Müßte nicht Lamprus beynahe ein Greis von hundert Jahren gewesen seyn, wenn er den Sokrates in diesem Alter noch hätte unterrichten können? Aus den Worten des Sokrates bey dem Plato, ist auch nichts weniger zu schließen, als daß Lamprus damals noch gelebt habe. Er spricht nicht von jungen Leuten, die noch ißt schlechter unterrichtet würden, als er; er redet von schon gebildeten Rednern, die schlechter unterrichtet worden.

Und hätte doch auch Muretus diese Umstände der Zeit ein wenig überlegt! Er würde unsern Lamprus schwerlich in einer Stelle des Aristoteles gefunden haben, in welcher nichts als die Buchstaben seines Namens, in der etymologischen Bedeutung desselben vorkommen. Man

(1) Lib. VI. adversus Mathematicos.

(mm) In seinen Anmerkungen über den Diogenes Laertius Lib. II. Segm. 32.

höre ihn nur (nn). Aristoteles septimo Politicon, quorundam errorem notans, qui felicitatis causam non in virtute, sed in opibus ac copiis esse censent, ait perinde eos ridicule facere, ac si, quod musicus aliquis bene caneret, ejus rei causam non in artem, sed in lyram referrent. Id autem his verbis exprimit: 4o xa voμίζουσιν ἀνθρωποι της ευδαιμονιας αιτια τα έκτος ειναι των ἀγαθων ώσπερ ει του λιθαρίζειν καμπρον και καλως ἀιτιωτο την λυραν μαλλον της τεχνης. Quibus in verbis, ut illud praeteream, quod legi malim aut αιτιωντο, aut έιτις του κιθαρίζειν, aliud mihi multo gravius subesse mendum videtur. Neque enim του κιθαρίζειν λαμπρον και καλως, sed του κιθαρίζειν Λαμ προν καλως legendum puto. Λαμπρος enim veteris musici proprium nomen fuit: quam boni nihil ad rem: hoc enim tantum significat Aristoteles, si Lamprus bene canat, id non lyra sed artificio ipsius effici, et ridiculum fore, si quis id non artificio ipsius, sed lyrae tribuendum esse contendat. Se finnreich diese Veränderung ist, so überfließig ist sie auch. Denn warum soll hier kaμлoov der Name eines Musikers seyn? Weil er es seyn kann? Weil auch alsdenn noch die Worte einen Sinn behalten? Ist das Grundes genug? Hätte Muretus nidt vorher eigen miffent, δαβ κιθαρίζειν λαμπρον και xalos, keinen Sinn, oder wenigstens keinen guten Sinn mache? Und konnte er das? Konnte ihm unbekannt seyn, daß haμлoos auch von der Stimme, und folglich von den Tönen überhaupt gesagt werde? Freylich, wenn man λαμлñoоv hier bloß durch clare überseßt, wie es so wohl P. Victorius, als Lambinus thut (00), so scheinet λaμñoov zdagisεiv mehr ein Werk der Either, als der Kunst zu seyn. Allein es heißt hier das, was wir im Deutschen durch rein ausdrücken; nnd λæμлov napisei in diesem Sinne, rein spielen, ist nicht dem Instrumente, sondern der kunstmäßigen Stimmung und der Geschicklichkeit des Griffs beyzumeffen. Doch das alles ist mein Haupteinwurf noch nicht. Sondern dieser, wie gesagt, ist aus der Zeitrechnung hergenommen. Benn es wirtlid ben bem triftoteles του κιθαρίζειν Λαμπρον naλws hieße: würde man nicht annehmen müssen, daß Lamprus

(nn) Var. Lect. lib. IX. cap. 5.

(00) Und wie es Muretus selbst in der seinen Lect. var. angehängten interpretatione græcor. locorum thut.

damals noch gelebt habe? Denn nur einem noch lebenden und in der Blüthe seines Ruffes stehenden Künstler, pfleget man ein dergleichen Compliment im Vorbeygehen zu machen. Ist es aber möglich, daß Lamprus zu der Zeit noch leben konnte, als Aristoteles schrieb? Er müßte weit über hundert Jahr geworden seyn, wenn er nur da noch gelebt hätte, als Aristoteles gebohren ward. Wie wäre dieser auf einen Mann gefallen, den er nie gekannt, nie gehöret hatte?

Das waren also zwey Stellen, in die man den Lamprus mehr hineingelegt, als ihn darinn gefunden hat. Hier sind zwey andre in welchen er wirklich ist. Sie sind beyde aus dem Athenäus. Die eine stehet gegen das Ende des eilsten Buchs, wo von den Anzüglichkeiten und Verleumdungen, deren sich Plato schuldig gemacht habe, die Rede ist. Und da wird denn auch der obigen Stelle des Weltweisen gedacht, wo er des Lamprus auf eine nicht vortheilhafte Art erwehnet: Ev Sε τῳ Μενεξένῳ οὐ μονον Ιππίας ὁ Ηλειος χλευαζεται, άλλα και ὁ Ραμνουσιος Αντιφων, και ὁ μουσικος Λαμπρος. 2lein Дaußoos xhevaletai; das heißt die Sache ein wenig übertreiben. Plato spottet des Lamprus ja eben nicht. Denn spottet man denn gleich eines Künstlers, wenn man sagt, daß ein anderer über ihn ist?

Aus der zweyten Stelle des Athenäus (pp) ersiehet man, daß Lamprus sich des Weins enthalten hat, und ein Wassertrinker gewesen ist. Desgleichen, daß der Komödienschreiber Phrynichus ihn in einem seiner Stücke angestochen habe, wo er die Kibitze seinen Tod beklagen [affen: Υδροποτης δε ήν και Λαμβρος ὁ μουσικος, περι οὗ Φρύνιχος φησι λαρους θρηνειν, ἐν οισι Λαμπρος έναπεθνησκεν άνθρωπος ὑδατοποτας, μινυρος ὑπερσοφιςης, μου σων σκελετος, ἀηδονων ἠπιαλος, ύμνος ᾅδου. 23enn id biefe Stelle recht verstehe, so hat das Stück selbst, in welchem Phrynich us den Lamprus durchgezogen, hapo, die Kibiße geheissen. Ich ziehe nebmlid ἐν δισι auf λαρους, unb bie folgenben 23orte finb mir ber Threnus (oder ein Stück wenigstens davon), den der Dichter die Kibiße über den Tod des Musikus singen lassen. Und das ohne Zweifel in einem Theile des Chorus, welchen die Kibize gemacht. Denn die Worte selbst scheinen mir zerrissene anapästische Zeilen zu seyn, die ich einem andern in Ordnung zu bringen überlassen will. Ich weis zwar wohl daß weder

(pp) Lib. II. p. m. 44.

Dalechampius in seiner Ueberseßung, noch Casaubonus in seinen vortrefflichen Anmerkungen über den Athenäus, hier den Titel einer Komödie des Phrynich us wahrgenommen zu haben scheinen. Ich weis auch, daß unter den Stücken welche Suidas (qq) diesem Dichter zueignet, sich keines dieses Namens befindet; daß auch Meursius (rr), welcher doch alle von dem Suidas benannte Stücke da oder dort angeführet gefunden, keine Lapovs aufgetrieben hat. Aber dem ohngeachtet kann ich Recht haben; denn, wie gesagt, ich wüßte nicht, auf was ev bioi anders gehen könnte, als auf λagovs. Die Zunamen übrigens, die Phrynichus hier unserm Lamprus giebt, scheinen, auffer von seinem Wassertrinken, von seinem Alter und seinen allzutraurigen Melodieen hergenommen zu seyn. Er heißt, der klägliche Virtuose, das Gerippe der Musen, das Fieber der Nachtigallen, das Klagelied der Hölle; denn auch diese Bedeutung, wie bekannt, hat vuvos. Wenn aber Muretus, an dem angezogenen Orte, sagt: Hunc Lamprum Athenaeus, non sane ex consuetudine musicorum, abstemium fuisse ait etc. so hat Muretus die Zeiten schändlich verwechselt. Ein alter Cithariste war mehr ein Lehrer der Mäßigkeit und Tugend, als der Tonkunst. O t' av mudaριζαι, έτερα τοιαυτα, σωφροσυνης τε ἐπιμελουντα, και όπως ἀν οι νεοι μηδεν κακουργωσι, fagt Blato (ss).

Diesen zwey Stellen aus dem Athenäus könnte ich eine dritte aus dem Plutarch (tt) beyfügen, wo eines lyrischen Dichters, Namens Lamprus gedacht wird; und wer die genaue Verbindung erwägt, in welcher zu den damaligen Zeiten die Poesie mit der Dichtkunst stand, wird sich nicht lange bedenken, ihn für unsern Lamprus zu halten. Seine Lieder stehen da mit den Liedern des Pindars, des Pratinas, και των λοιπων όσοι των λυρικων ἀνδρες ἐγενοντο ποιηται κρουματων ἀγαθοι, in einer Steile.

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(94) Φρύνιχος, Αθηναίος, Κωμικος των ἐπιδευτέρων της αρχαίας κωμαδιας. Δραματα δε αυτου έξι ταυτα Εφιαλτης, Κόννος, Κρόνος, Κωμα και, Σατύροι, Τραγῳδοι, ή Απελευθεροι, Μονότροπος, Μουσαι, Μύζης, Ποαςριαι. Sie Borte bei Guibas, δραματα δε αντον έςι ταυτα, folgenbe Stücke sind von ihm, wollen aber eben nicht sagen, daß er sonst keine gemacht habe. Und wenn sie es auch sagten, so hat Suidas in ähnlichen Fällen schon mehr als einmal geirret. Von dem Eupolis z. E. sagt er: ¿dıdage Spaμara is. Und Meursius hat deren doch mehr als zwanzig angeführt gefunden.

(rr) Bibl. Attica Lib. V.

(ss) Im Protagoras.

(tt) In seiner Abhandlung von der Musik.

(F)

Um die Tropäen, nach dem Salaminifchen Siege — Nach einigen, nacket und gesalbt; nach andern, bekleidet.) Der ungenannte Biograph: Μετα την ἐν Σαλαμίνι ναυμαχιαν Αθηναιων περι τροπαιον οντων, μετα λυρας γυμνος ἀληλιμμενος τοις παιανιζουσιν των επινικιων ἐξηρχε. unb thenäus (uu): Σοφοκλης δε προς τῳ καλος γεγενησθαι την ώραν, ήν και ὀρχηςικήν δεδιδαγμενος και μουσικην ἔτι παις ών παρα Λαμπρῳ, μετα γουν τὴν ἐν Σαλαμίνι ναυμαχίαν περι τροπαιον γυμνος άληλιμμενος ἐχορευσε μετα λυρας· ὁι δε ἐν ἱματιῳ φασι.

Und damals, sage ich, war Sophokles noch nicht sechzehn Jahr. Denn es war das erste Jahr der fünf und siebzigsten Olympias, als Xerxes der griechischen Freyheit den Untergang drohte. Die Athenienser wollten dem Rathe des Themistokles, die Stadt zu verlassen, und ihr Glück zur See zu wagen, lange nicht folgen. Endlich, als Leonidas und seine Spartaner bey Thermopylä ihr Leben vergebens aufgeopfert hatten, als Phocis von den Feinden überschwemmet und verheeret war, als sie ihm ihr Attica von ihren Bundesgenossen, die sich nach Peloponnesus zogen, Preiß gegeben sahen, zwang sie die äusserste Soth aut bem Entfclufe: την μεν πολιν παρακαταθεσθαι τῇ Αθηνα της Αθηναιων μεδεουσῃ, τους δ ̓ ἐν ἡλικια παντας ἐμβαινειν εις τας τριηρεις, παιδασ δε και γυναικας και ἀνδραποδα σωζειν έκαςον ὡς δυνατον. *ylanber unb finb über= fegen in biefer Stelle bes Blutards (xx), τους ἐν ἡλικια nid)t aum besten durch juventus, junge Mannschaft. Denn es ist hier 50ατεύσιμος, μαχιμος ἡλικια, nikt bie Sugens, fonbern bas au friegesdiensten fähige Alter zu verstehen, welches über das sechzigste Jahr reichte. Seinen Anfang aber nahm es von dem achtzehnten, oder eigentlich von dem zwanzigsten Jahre. Denn ob sie schon von dem achtzehnten Jahre an dienen mußten, so wurden sie doch nicht gegen den Feind, sondern nur gur Bemadung ber Stabt gebraudt, unb bießen περίπολοι (γγ).

(uu) Lib. I. p. m. 20.

(xx) Im Leben des Themistokles.

(yy) Pollux lib. VII. cap. 9. §. 105.

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