Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

diesen Päan angespielt, und darauf, daß eskulap bei ihm einge= kehrt sey.

Daß er wider den Thespis und Thörilus schrieb, dient unter andern auch zur Widerlegung dessen, was Herr Curtius*) von der Verträglichkeit der griechischen Dichter unter einander sagt. Und Sophokles hatte nicht allein mit solchen schlechten Dichtern zu streiten, sondern auch mit dem Euripides; welches ich aus einer merkwürdigen Stelle des Pollur**) beweisen kann, wo er sagt, daß der Behelf, dem Chore das in den Mund zu legen, was der Dichter gern den Zuschauern sagen möchte, sich zwar für den komischen Chor, aber nicht für den tragischen schicke. Unterdessen habe sich doch Euripides desselben in vielen Stücken bedient; und manchmal auch Sophokles, wozu ihm der Streit, den er nit jenem gehabt, 2nla gegeben: Και Σοφοκλης δε αυτο ἐκ της προς ἐκεινον ἁμιλλης ποιει σπανιακις, ὥσπερ ἐν Ἱππονῳ. · (MM.)

Die Urtheile, welche die Alten von ihm gefällt haben.) Die vorzügliche Erwähnung des Sophokles beim Virgil ist bekannt: En erit, ut liceat totum mihi ferre per orbem

Sola Sophocleo tua carmina digna cothurno?

Sabinus und Barnes meinen, Sophokles habe hier bloß seinen Namen hergeben müssen, weil der Name Euripides nicht so gut in den Herameter gegangen sey. Aber diese Leute müssen nicht haben skandiren können. Es kommen in der Anthologie mehr als sechs Epigramme, in Hexametern und Pentametern vor, in welchen allen der Name Euripides befindlich ist.

Freilich bemerkt Cölius Rhodiginus†), daß die vorlegte Sylbe in diesem Namen vom Sidonius Apollinaris lang gebraucht werde: Orchestram quatit alter Euripides

Apud lonem quoque, seßt er hinzu, id ipsum invenias:

Χαίρε μελαμπέπλοις Ευριπιδὴ ἐν γυαλοισιν.

Sunt, fährt er fort, qui corripiant tum graece tum latine; ut in eo: Nulla aetate tua, Euripides, monumenta peribunt.

Aber in dem Verse des Jon ist ja die vorleßte Sylbe kurz, und die

*) In den Anmerkungen zu s. Uebers. von Aristot. Dichtk. S. 104.

**) L. IV. c. 26."

†) L. XXIV. c. 10.

dritte von der letzten ist lang, eben wie in allen den gedachten Sinngedichten der Anthologie. Sogar der Virgilische Vers:.~

Sola Sophocleo

fönnte eben so gut heissen:

Sola Euripideo

Hiesse es, wie beim Sidonius Euripides; so gienge der Name freilich in keinen Hexameter.

(NN.)

Verschiedene Beinamen die man ihm gegeben hat.) „Er „wird, sagt Suidas, wegen seiner Süßigkeiten die Biene genannt.“ Der ungenannte Biograph giebt eine andere Ursache an: „weil er sich von „allen das Schönste und Beste auszulesen gewußt habe.“

Phrynichus Arabius in seinen Büchern Zopısınns Пlaqaoxevns, wovon sich ein Auszug beim Photius findet*), nennt den Hedylus τον μεγαλοφωνοτατον, ben Sopholes τον γλυκυν, unb ben Euripides τον πανσοφον.

Wider diesen Zunamen des Süßen, wenn er ihm wegen der Lieblichkeit seiner Verse wäre beigelegt worden, ließe sich eine Anmerkung des Muretus **) anführen. Dieser bemerkt es als eine von den anstößigsten Härten der Rede, wenn der nämliche Mitlauter sehr oft und nahe hinter einander vorkomint. Er führt zum Beispiele folgende Verse aus der Medea des Euripides an, wo jene dem Jafon vorwirft, er sey durch ihren Beistand allein gerettet worden:

Έσωσα σ' ὡς ἰσασιν Ἑλληνων όσοι

Ταυτον συνεισεβησαν Αργειων σκαφος.

Die häufige Wiederholung des σ, besonders in dem ersten dieser Verse, gab den komischen Dichtern Plato und Eubulus zum Spotte Gelegenheit. Muretus fährt fort, ein zweites Beispiel dieser Härte zu geben: Alterum, fagt er, Sophoclis, et quidem ea in fabula, quae quasi regnum possidere inter tragoedias dicitur. Ibi enim Oedipus cum Tiresia jurgans, eique et aurium et mentis et oculorum caecitatem objiciens, hoc eum versu indignabuntus incessit:

Τυφλος τα τ' ώτα, τον τε νουν, τα τ' όμματ' ἐι. ubi cum saepius etiam inculcaverit literam τ, quam ille alter literam

*, P. 324. ed. Andr. Schotti, 1653.

**) Lect. Var. L. I. c. 15.

o, tamen Euripides dicacium aculeos expertus est: Sophocles a nemine, quod sciam, notatus.

(00.)

Von dem gelehrten Diebstahle, den man ihm Schuld giebt.) Ueber die Diebstähle des Sophokles soll Philostratus der Alexandriner ein ganzes Buch geschrieben haben.

Ich weiß nicht, was ich von dem Inhalte dieses Buchs denken soll. Ohne Zweifel aber wird er sie nicht besser bewiesen haben, als Clemens Alexandrinus uns ähnliche Diebstähle, deren sich die Griechen gegen einander schuldig gemacht haben sollen, bewiesen hat.

Clemens will in dem sechsten Buche seiner Stromata darthun, daß die Griechen viele Wahrheiten aus den Büchern der Offenbarung ge= stohlen haben. In dieser Absicht sucht er vorläufig zu beweisen, daß die Griechen überhaupt zu gelehrten Diebstählen sehr geneigt gewesen, und sich unter einander selbst bestohlen haben. Dɛoɛ, μɑetvgas tys κλοπης αυτους καθ' ἑαυτων παραςησωμεν τους Έλληνας. Was Wunder also, fährt er fort, da sie sich selbst bestohlen haben, daß auch wir von ihnen nicht unbestohlen geblieben sind?

Er führt hierauf verschiedene Dichter und Schriftsteller an, die zu verschiedenen Zeiten gelebt haben, und bringt Stellen aus ihnen bei, die so ziemlich einerlei Gedanken, oder einerlei Gleichniß, zum Theil mit einerlei Worten, enthalten. Als, aus dem Orpheus, Musäus, Homer; aus dem Homer, Archilochus und Euripides; aus dem Aeschylus, Euripides und Menander.

Und endlich sagt er, daß das Nämliche, auch von solchen Verfassern zu beweisen sey, die zu gleicher Zeit gelebt hätten, und Nebenbuhler um einerlei Stuhm gemefen wären. Λαβοις δ' ἂν ἐκ παραλλήλου της κλοπης τα χωρια και των συνακμασαύτων και ανταγωνισαμενων σφισι, το τοιαυτα. Und nun führt er verschiedene ähnliche Stellen aus dem Sophokles und Euripides an, um zu beweisen, daß diese einander bestohlen haben.

[ocr errors]

Allein es sind alles Stellen, welche solche Gedanken enthalten, die ganz gewiß weder der Eine noch der Andre damals zuerst gehabt haben. Es sind allgemeine Wahrheiten, auf die zwei Dichter, die nie von einander etwas gehört haben, nothwendig fallen müssen. 3. E. Euripides sagt im Orest:

Ὦ φιλον ύπνου θελγητρον, ἐπικουρος νόσου. Und Sophokles, in der Eriphile:

Απελθ' εκεινης ύπνον ίητρον νόσου.

Sie sagen beide, daß der Schlaf ein wohlthätiger Arzt für mehrerlei Uebel sey; deswegen sollen sie einander ausgeschrieben haben! Ferner, Euripides sagt im timenus:

Τῳ γαρ πονουντι και Θεος συλλαμβάνει. Und-Sophokles im Minos:

Ουκ έςι τοις μη δρωσι συμμαχος τυχη.

[ocr errors]

Wenn einer von dem andern diese Stellen hätte entlehnen müssen, so hätte man dem, der sie entlehnte, zurufen können, was man dem Allerunwissendsten zurief: Ne Aesopum quidem legisti. Denn Aesopus hat schon ein Mährchen, welches diese Lehre einschärft.

Euripides, im Alexander:

Χρονος δε δείξει ᾧ τεκμηριο μαθών

Η χρηςον όντα γνωσομαι σε, ή κακον.

Und Sophokles, im Hipponus:

Προς ταυτα κρυπτε μηδεν· ὡς ὁ πανθ' όρων

Και παντ' ακουων, παντ ̓ ἀναπτύσσει χρονος.

Beide sagen: die Zeit bringt alles an das Licht. Folglich hat einer den andern ausgeschrieben.

Unterdessen kann man aus diesen Stellen, die vielleicht Clemens dem Sophisten Hippias, den er bald darauf als einen rennt, der von ähnlicher Materie geschrieben, abgeborgt hat, so viel schließen, daß die bekannte Zeile:

Σοφοι τυραννοι των σοφων συνουσία

schwerlich weder beim Euripides, noch beim Sophokles damals vorgekommen sey. Diese hätte einer dem andern nothwendig müssen gestohlen haben. Und das hätte Hippias oder Clemens gewiß nicht anzumerken vergessen.

(PP.)

Kleinere Materialien, die ich noch nicht anbringen fönnen.)

1. Von des Sophokles Schauspielern.

1. Klibemides, dessen Aristophanes in den Fröschen, v. 803, gedenkt, soll, wie der Scholiast sagt, nach dem Apollonius, des

Sophokles Schauspieler, nach dem Kallistratus aber, vielleicht ein Sohn des Sophokles gewesen seyn..

2. Tlepolemus, dessen gleichfalls Aristophanes, in den Wolken, v. 1269, gedenkt; wobei der Scholiaft sagt: dλhoi de tqayınov ὑποκριτὴν ειναι τον Τληπολεμον. συνεχως ὑποκριμενον Σοφοκλει.

3. Vielleicht auch Polus, von welchem Gellius, L. VII. c. 5. folgendes erzählt: Histrio in terra Graecia fuit fama celebri, qui gestus et vocis claritudine et venustate ceteris antestabat. Nomen fuisse ajunt Polúm. Tragoedias poetarum nobilium scite atque asseverate actitavit. Is Polus unice amatum filium morte amisit. Eum luctum cum satis visus est eluxisse, rediit ad quaestum artis. In eo tempore Athenis Electram Sophoclis acturus gestare urnam quasi cum Orestis ossibus debebat. Ita compositum fabulae argumentum est, ut veluti fratris reliquias ferens Electra comploret, commisereaturque interitum ejus, qui per vim extinctus existimatur. Igitur Polus lugubri habitu Electrae indutus ossa atque urnam a sepulcro tulit filii, et quasi Oresti amplexus opplevit omnia non simulacris neque imitamentis, sed luctu atque lamentis veris et spirantibus. Itaque cum agi fabula videratur, dolor actus est. Vergl. Gyrald. Dial. VI. p. m. 692.

[ocr errors]

H. Von andern, welche den Namen Sophokles geführt haben.

1. Xylander hat in seinem Verzeichnisse der Schriftsteller, welches im Thesaurus des Stephanus angeführt wird, einen Sophokles Larissäus, als einen, deffen Stephanus unter Koaveia gedenke. Allein Maussakus hat es in seinen Noten über den Harpokration bereits angemertt, δαβ beim Stephanus nidt Σοφοκλης Λαρισσαίος, sondern Magicoaiais zu lesen, und darunter das Schauspiel Aagioσaiai zu verstehen sey. Vergl. Berkel's Anmerkungen über den

Stephanus, S. 476.

Auch hieß einer von den Scholiasten, welche über des Apollonius Argonautika kommentirt haben, Sophokles. Dieses - Scholiasten_ge= denkt Stephanus unter 'Aßaovos. Und unter Kavasqov, wo es ausbrüdid heift: Σοφοκλης υπομνηματιζών τα αργοναυτικα. Die noch jetzt vorhandenen Scholien über den Apollonius scheinen nur

« ZurückWeiter »