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werden kann, so sind die Worte auch in unserer Grammatik ungenau übersetzt. Sie bedeuten eigentlich: welcher (Entschluss), er bat es auf seinen Knien, zu Gunsten des Mädchens sein möchte. Might hängt also mit which zusammen und bei he besought fehlt as nach § 953. Dem consecutiven dass gehören die meisten der unter Anm. 1 als fehlerhaft bezeichneten Beispiele an. Wenn aber unter diesen auch die Worte Bacon's It is reason the memory of their virtues remain to their posterity getadelt, hingegen im Paragraph selbst der Fieldingsche Satz It is impossible we should know etc. gebilligt wird, so ist der Grund hiervon schwer einzusehen, da in beiden Stellen der Satz, in dem that fehlt, das Subject einer impersonellen Redensart ist, bei der namentlich die Italiener bisweilen ihr che auslassen.

Nach § 957 soll auch but ausgelassen werden können; aber da wir in § 935 Anm. 1 gehört haben, dass nach I donot doubt auch that stehen könne, so ist es nicht nöthig, gerade but ausgelassen zu erachten. (Man vergleiche übrigens wieder das Italienische dubitare non diventasse bei Macchiav. und ähnliches.) Uebrigens musste bei den vielen Bedeutungen von but bestimmt gesagt werden, in welcher Bedeutung es scheinbar fehlen könne, wenn man überhaupt eine Ellipse desselben gestatten will.

In 959 wird es unentschieden gelassen, ob nach to come und to go, wenn ein anderes Verbum folge, welches den Zweck des Kommens und Gehens andeute, dieses Verbum im Infinitiv stehe oder and ausgelassen sei. In der Anm. ist jedoch schon bemerkt, dass die analogen deutschen Ausdrücke die erste Erklärung empfehlen, und offenbar wird man einen logisch untergeordneten Satz nicht zweckmässig durch einen grammatisch beigeordneten und asyndetisch verbundenen ausdrücken. Ausser dem Deutschen spricht für die Erklärung durch den Infinitiv auch das Französische und in sofern auch das Lateinische und Griechische, als im letztern der Infinitiv, im erstern im poetischen Sprachgebrauche derselbe, in der Prosa das dessen Objectscasus ausdrückende Supinum gebraucht werden kann, und auch wenn das noch häufigere Particip des Futurums gesetzt wird, dieses lehrt, dass das zweite Verbum dem ersten untergeordnet, nicht durch Copulativpartikeln beigeordnet werden muss. Ich halte also die angeführte Stelle von Sterne, in der die andere Ansicht über diese Ausdrucks weise nach to come und to go herrscht, für wenig correct.

Frankfurt a. O.

Dr. E. F. Poppo.

Zwei

Vorlesungen Schmellers über deutsche Grammatik. Von Dr. A. Birlinger.

Anmerk. Herr Reichsarchiv secretär und Privatdozent Dr. Rockinger in München, naher Anverwandter des seligen Schmeller, theilte mir diese Vorlesungen aus seinem (stenographischen) Colleghefte mit.

Historische grammatik

der

deutschen sprache

in ihrer grössten ausdehnung, deutsch gleichgenommen dem sonstigen ausdruck: germanisch. Germanisch ist leider kein deutsches wort, wie alle forschungen nachweisen. Den einen ist es ein keltisches, den andern ein lateinisches und wieder andern wieder irgend ein anderes wort der herkunft nach; und da hat unser aller meister, mit dem wir nächst gott mit recht anfangen, Jacob Grimm, diesen ausdruck deutsch anstatt jenes fremden germanisch in dem sinn adoptirt, dass alle nationen, die dieselben sprach wurzeln und grösstentheils dieselbe grammatik haben, darunter begriffen seien, also nicht bloss die deutschen des festlandes, sowohl die der obern lande (Oberdeutschland) als die der niedern lande (Niederdeutschland), wozu natürlich auch das politisch getrennte Belgien und Holland gehört, darunter verstanden werden, sondern auch die überseeischen, im norden die Dänen, Schweden, Norweger und Isländer, sowie die auf der grossen britannischen insel, die bewohner von England.

In vielen dingen herrscht so eine art von nationaler eitelkeit. So streuben sich die nordländer, die Dänen, Schweden, Norweger gegen diesen ausdruck deutsch; nicht einmal den ausdruck germanisch wollen sie für sich selbst gelten lassen: sie wollen Gothen sein. Es gibt nun wohl in Schweden eine provinz die Jötland heisst; aber der zusammen

Archiv f. n. Sprachen. XXXVII.

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hang dieser Jöter mit den alten Gothen, die am schwarzen meere gewohnt haben, liegt noch sehr im dunkel. Der von Grimm gebrauchte ausdruck ist also nicht von allen den' nationen, die er selbst darunter begreift, angenommen. Die Engländer lassen sich wohl teutonic als auch auf sie anwendbar gefallen, aber unter german meinen sie nur die deutschen des festlandes, nicht einmal die in den niederlanden. Hier im holländischen und belgischen heisst deutsch auch dütsch, und von diesem deutsch der Holländer haben die Engländer eine benennung desselben klanges und ebenso geschrieben genommen, welches sie nur auf die Holländer anwenden.

Deutsch heisst um auf seinen innern grund zu kommen, denn jedes wort bezieht sich auf etwas, das den hintersten grund seiner bedeutung abgiebt in der ältesten sprache thiudisk. Noch jetzt wird auf dem festlande, oder wenigstens noch auf einer zum festlande gehörigen Insel bei Oldenburg, auf Vangerow so gesprochen. pinda heisst in den ältesten urkunden, die uns erhalten sind. das volk, und ist später in diet abgeschwunden, was noch jetzt in ortsnamen vorkommt. Thiudisk hat demnach die bedeutung von nationalis, popularis, vulgaris, was zu unserm volk gehört, und zwar in der ausdehnung wie sie erörtert ist.

Lebendig, hörbar ist
Die sprache

Die sprache und ihre laute, sie verhallen. ein zurückgehen in die vergangenheit nicht möglich. selbst hätte nicht die ganze gewalt, die sie jetzt hat, ohne das wirklich grosse mittel, das der mensch erfunden hat, das was nur dem ohr vernehmbar ist, auch für das auge zu fixiren: die schrift. Es scheint, dass von den lauten, die wir jetzt kennen, nur die entschiedensten so zu sagen aufgefasst worden sind: der vocal a, der lippenlaut b, dann g und d scheinen die ersten zu sein, die man herausgehorcht hat, und erst später hat man von a zum a das ā, ä u. s. w. unterschieden: es ist das e gekommen, dann i und so die übrigen vocale. Bei den lippenlauten hat sich bald gefunden, dass bei einigen aspirirt wird z. b. ba pha, dass einige härter sind, ba pa; ähnliches zeigte sich bei den kehllauten: ga, ka, cha und ebenso bei den dlauten. Früher als a b cd, oder nach diesen ursprünglichen lauten mögen am nächsten die bemerkt und unterschieden worden sein, die selbst eine art vocale sind, die sogenannten liquiden 1 m n r; diese können noch in mehreren sprachen anstatt eines förmlichen vocales selbstständig stehen. Sodann kamen die zischenden laute.

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und

Wenn nun das historische durch die schrift vermittelt wird, diese vorausgesetzt werden muss, fragt sich vor allem: haben auch unsere vorfahren eine schrift gehabt? Im norden kommen wir auf die älteste, die mit der lateinischen nur eine zufällige ähnlichkeit hat, die runenschrift. *) Der norden ist länger als unser festländischer süden nicht christlich geworden, er hat in der religion seiner väter bis ins 10. und 11. jahrh. verharrt, also am sichersten die alten mittel zu schreiben erhalten, u. wenn wir die runen auch erst später dort finden, so will das nicht heissen, dass sie erst damals dort im Gebrauche waren, sondern dass sie dort so lange erhalten worden sind. Im festländischen Deutschland aber hat das christenthum schon früh mit allem gewissermassen aufgeräumt, was aus alter zeit in solchen geistigen ́ dingen übrig war, also mit der altererbten religion und allem, was nothwendig mit dieser znsammenhing, mit der schrift, die eine sache der gelehrten, also damals der priester war. Die runenschrift also ging zu grunde; nur als Erinnerungen daran finden wir noch in handschriften des 9. jahrh. federproben von schreibern. Die runen der alten, der Skandinavier des nordens waren in der hauptsache die des festlandes. In nächstem zusammenhang mit dem festlande stand immer Britannien, denn in diese insel waren schon im 6. jahrh. mehrere kleine völkerschaften, die früher im jetzigen Schleswig und Holstein und in Jütland zu Hause waren, und überhaupt die Friesen von Flandern bis Jütland, und Niedersachsen hinübergezogen, zuerst um bei dortigen streitigkeiten zwischen den eigentlich keltischen eingebornen der einen partei zu helfen; dann aber sind sie geblieben und haben ihrerseits die Kelten unterjocht. Diese Angelsachsen haben auch die runen gehabt, aber wiederum mit kleinen abänderungen.

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Im allgemeinen gilt von ihnen, dass sie verschieden sind: entweder isländisch (altnordisch) oder angelsächsisch oder deutsch (altsächsisch). Die isländischen gehen nicht in der aufeinanderfolge unseres alphabetes, sondern fangen mit f oder fè (pecunia, res) an; dann folgt ur (bogen oder auerochs) als vocal geltend, hierauf Þurs (isl. riese), ferner Þopn (dorn) u. s. w. Auch als zahlzeichen wurden sie gebraucht, bis zu

*) Liljegren. Run Laera.

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Die nordischen runen von Liljegren. Mit ergänzungen bearbeitet von K. Oberleitner. Wien 1848. gr. 4.

Die runendenkmäler des nordens von Liljegren. Bearbeitet von K. Oberleitner.

Wien 1849. gr. 4.

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anfang des 12. jahrh. mit den kreuzzügen die viel bequemern des orients mit zu uns herübergekommen sind.

Dass die christlich gewordenen nationen, obschon sie diese runenschrift nicht mehr hatten, eben weil sie mit den Griechen und Römern in verbindung getreten waren, entweder die griechische und römische schrift ganz angenommen oder modificirt gebraucht haben, ist klar. Während also für den norden die ältesten denkmäler zum theil und fast allein in stein in dieser runenschrift liegen, ist für die festländischen eine solche nicht mehr zu erwarten. Diese liegen in unserer gewöhnlichen lateinischen, in welcher bis ins 7. jahrh. alles geschrieben ist, oder in einer der lateinischen und griechischen nachgemodelten schrift. Nehmen wir von den südländischen völkern die Sachsen, die damals den ganzen norden von Deutschland eigentlich inne hatten (das heutige Niedersachsen oder das plattdeutsche), den stamm von oben, nämlich der Schwaben, Baiern, Franken (in früherer zeit der Thüringer), der Burgundionen, die zum theil noch in der Schweiz sitzen, theils in romanischen Völkern sich verloren haben, so finden wir dabei die von den römischen missionären mitgebrachten lateinischen zeichen.

Seit 2 jahrh. aber hat man von einem andern volke, das nicht im heutigen Deutschland gewohnt hat und doch ein kerndeutsches war, und von seiner sprache kenntniss erhalten: von den Gothen, die an der untern Donau am schwarzen meere bis in die heutige Moldau und Wallachei herauf sesshaft waren. Ueber das im Kloster Werden aufgefundene älteste denkmal ihrer und unserer sprache, die bibelübersetzung Ulphilas, und andre in Bobbio ans licht gekommene bruchstücke auf das hinauszugehen, was etwa Griechen und Römer von deutschen orts- und personennamen sagen, ist etwas sehr undankbares. Die buchstaben in Ulphilas bibelübersetzung sehen fast den griechischen gleich; doch bestehen einige verschiedenheiten.

Von den vocalen.

Die urvocale, nämlich a, dann i als der zu höchst oben gebildete, und u als der zu tiefst unten mit hilfe der lippen gebildete zeigen sich wie im Sanskrit gleichsam als die säulen des ganzen vocalsystems, und sie sind kurze vocale, die sich zuerst entwickelt haben müssen.

Die langen vocale sind im gothischen: ein laut, der in allen nachfolgenden dialecten ein langes a ist, welchen er warum, ist nicht mehr zu eruiren durch das griechische & bezeichnet, und wovon wir

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