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Rheinisch westindische Compagnie.

In einer zu Elberfeld am 25. Juni gehaltenen Directos rial - Rathsversammlung wurde vom Herrn Sub - Director Becher fölgender Vortrag verlesen: „Meine Herren vom Dis rectorialrathe! Wenn wir die Anrede, welche ich in Ihrer lezten Versammlung vom 5. Februar an Sie zu richten die Ehre hatte, damit eröffnen mußten, daß wir mehrere nicht unwichtige, auf die Lage des von uns vertretenen Instituts wesentlich influirende Ereignisse mitzutheilen håtten, so ist dies heute noch weit mehr der Fall. Der damals erwähnte Friede zwischen Buenos-Ayres und Brasilien hat zwar keine Unterbrechung erlitten; aber die Staaten am Platastrome sind seitdem in einen weit traurigen Kampf als den nach Außen, sie sind in einen Bürgerkrieg verwickelt worden, welcher die finanzielle Lage des Landes so sehr verschlimmert hat, daß der Cours bis auf 101⁄2 à 11 ₫ gewichen war, uud sich nur erst Mitte März (Datum der jüngsten Berichte von Buenos-Ayres) wieder auf 12 d gehoben hat. Bedenkt man nun, daß der die Parität der Baluta ergebene Cours 45 bis 46 d ist, so kann man sich einen, Begrif pon den Preisen machen, welche für Europäische Erzeugnisse in Buenos-Ayres erlangt werden müssen, wenn bei den jezigen Coursverhältnissen der kostende Werth zurückflicßen foll, und man wird einsehen, daß dies fast in keinem Falle möglich wird, und begreifen, wie die seit der Eröffnung des Hafens gemachten, dem Anscheine nach glänzenden Verkäufe ohne eine bedeutende Coursverbesserung, dennoch Verlust geben müssen. Rimessen in Häuten helfen diesem Uebel nicht ab, indem sie, wie in solchen Umständen immer der Fall ist, in gleichem Maaße, nemlich bis auf 18 Pesos pr. Pesada von 35 Pf. gestiegen sind. Was die Compagnie an Háuten, als Retour der jenseits festgelegenen Fonds erhalten hat, kostet zwar diesen Preis nicht, ist aber doch durch die hohen Spesen cines langen Lagerns und der zur Erhaltung dieses Artikels stets erforderlichen Bearbeitung, sehr vertheuert, und wird jes denfalls die Veranschlagung des Courses in der lezten Bilanz bei Weitem nicht aufbringen. Wie groß dieser Ausfall seyn wird, können wir Ihnen heute noch nicht sagen, da sich das

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Coursergebniß der Häutesendungen nur aus dem DurchschnittsVerkaufspreis der ganzen Parthie ermitteln läßt, und die leste der erwarteten Ladungen, im Schiffe,,Georg und August", erst vor wenig Wochen in der Schelde eingelaufen und mithin noch nicht realisirt ist. Wir beklagen es sehr, daß sich dieses Geschäft so in die Länge zieht; bei dem Wunsch aber, das Höchste aus der Sache zu erzielen, läßt es sich nicht ändern. Was von unsern Häuten bis jest in Antwerpen an den Markt gekommen, ward in gutem Zustande befunden, ist daselbst mit großer Sorgfalt behandelt, und den Umständen nach zu guten Preisen verkauft worden, Das Resultat eines Vers kaufs hångt jedoch stets von dem ab, was der Gegenstand gokostet hat, und so können selbst brillante Verkaufspreise dem Eigner verlustgebende seyn. Schon in unserm leßtern Bericht äußerten wir Zweifel, ob der erneuerte Verkehr mit Buenos-Ayres gleich Anfangs cin lukrativer seyn werde; der Erfolg selbst aber hat auch die bescheidensten Erwartungen noch weit hinter sich gelassen, und wenn der obenerwähnte Bürgerkrieg in den Plata-Provinzen nicht bald ein Ende nimmt, und wozu man uns freilich Hoffnung macht eine Parthei die Oberhand behält, welche die Ressourcen des Landes zu benußen und ein besseres, den Cours auf das Ausland hebendes Finanz-System herzustellen versteht, so ist nicht abzusehen, wie Geschäfte mit jenem Lande fortgesezt werden können! Wir sind daher auch nicht Willens, dem zuleßt pr. Schiff „Favorit" von Hamburg aus nach Byenos-Ayres Gesandten, etwas Weiteres von Bedeutung folgen zu laffen, ehe und bevor nicht die Geld und Coursverhältnisse der Republik eine günstigere Wendung genommen haben. Daß man übrigens am Plage selbst an eine Befferung glaubte, erhellt deutlich daraus, daß bei Abgang der legten Briefe die Fonds bis auf 66 gestiegen waren. Die Unruhen im Innern der Plata-Provinzen haben auch noch die unangenehme Folge, daß sie die Berichte von der Westküste zurückhalten. Die Briefe von daher nemlich, welche gewöhnlich über die Cordilleras nach Buenos-Ayres und von dort mit den Englischen Packetböten nach Europa befördert werden, sind schon seit mehreren Monaten von dem Gouverneur

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von Santa Fe angehalten worden. Glücklicherweise sind uns unterdessen die Duplikate unserer fehlenden Berichte (obwohl noch mit einiger Unterbrechung der Reihenfolge) durch direkte von Valparaiso in London angekommene Schiffe geworden, und haben uns Nachrichten von Chile, den Intermedios und Peru bis gegen Mitte März und zugleich Rimessen in Contanten ges bracht. Das Ihnen in unserm legten Vortrag als unterwegs geschilderte Schiff „Indianer“ war in Valparaiso angekommen, und daselbst ein namhafter Theil von dessen Ladung zu anges messenen Preisen verkauft, der Rest aber, wie früher, küstenabwårts nach Arica, Arequipa und Lima gesandt worden, in deren Håfen denn auch bereits die Waaren, unter ziemlich guten Aussichten für die meisten Artikel, gelandet waren. Die Realisation der åltern Lager in St. Jago und Lima ging jedoch nur äußerst langsam und mit Verlust von Statten, und ein gänzliches Räumen derselben dürfe sich jedenfalls noch sehr *in die Länge ziehen. An Retouren von der Westküste haben wir, seit dem leßten Bericht an Sie, g. H., einen namhaften Betrag theils in harten Thalern, theils in Pinna und Silberbarren erhalten, wobei jedoch zu beklagen, daß leßtere von so geringem innerm Gehalt befunden worden, daß es gegen die gemünzten Piaster fast 10 pCt. differirte. Wir haben wohl auch schon Silberbarren aus Chile erhalten, die von weit besferm Gehalte gewesen, bei der noch so sehr mangelhaften Schmelzmethode in jenem Lande find jedoch folche Abweichungen leider nicht zu vermeiden; man schmeichelt sich indessen mit der Hoffnung, daß durch die stattgehabte Anstellung einiger sehr geschickter deutscher Hüttenmånner (unter andern eines Herrn Venùs aus Freiberg) die Schmelzprozedur im Allgemeinen sehr verbessert werden würde. Da die Länder an der Westküste von Südamerika (mit der fast alleinigen Ausnahme von Chinarinde) Europa nur die metallischen Produkte ihrer Bergwerke als Tauschmittel anzubieten haben, so ist jede Berbefferung und Steigerung des jenseitigen Minen - Ertrags ein Gewinn für den Europäischen Verkehr dahin; es wäre daher ein sehr erwünschtes Ereigniß, wenn sich der Muth für Amerikanische Bergwerks - Unternehmungen in Europa aufs Neue

belebte, und Europäisches Capital und Europäische Kenntniffe die theuer erkauften Erfahrungen in der Anwendung bes nugend sich vereinigten, namentlich die jest gänzlich darnies derliegenden unerschöpflichen Minen Peru's wieder aufzuschlieffen. Die im jungsten Direktorialvortrag angedeutete von Ihnen genehmigte Frühjahrsabladung nach der Westküste ist Anfangs d. M. im Hamburger Schiff „Elise“, Capitain Andresson expedirt worden, und besteht aus einer genau nach Aufgabe komponirten Manufaktur - Waarenladung im Betrage von circa 130,000 Rthlrn. Preuß. Courant, theils für Rechnung der Compagnie. theils ihr konsignirt.

Aus Mexico haben wir neue Berichte! sie gehen bis zum 6. April aus der Hauptstadt, und 11. April aus Bera-Cruz; und sind durch die mündlichen Mittheilungen des in diesen Tas gen von daher zurückgekehrten Agenten Herrn Ferd. Helwig, der fünf Jahre lang den Posten eines Rechnungsführers der Compagnie in Mexico zu unserer vollkommensten Zufriedenheit vorgestanden hat, so erläutert, daß uns in dieser Hinsicht jest nichts zu wünschen übrig bleibt, wohl aber in dem, was und worüber er zu berichten hatte. Zwischen dem Zeitpunkt unserer legten Berichte an Sie, g. H., nemlich, und demjenigen, bis zu welchem die Nachrichten aus Mexico jest reichen, liegt eine für jenes Land verhängnißvolle Epoche. Die Ereignisse, welche in jenem Zeitraum dort statt gefunden, sind allgemein bekannt, und soweit sie das specielle Intereffe der Compagnie berühren, Ihnen f. 3. durch uns mitgetheilt worden. Wir kommen mithin hier nicht wieder darauf zurück, und beschräns ken uns darauf, nachträglich zu sagen, daß nach der mündlichen Erzählung des Herrn Helwig, die am 4. und 5. December in der Hauptstadt Mexico vorgefallenen Scenen so schrecklicher und verheerender Art gewesen sind, daß wir uns in der That glücks lich schäßen können, nicht mehr dadurch gelitten zu haben. Es gereicht uns daher auch zum nicht geringen Vergnügen, Ihnen wiederholen zu dürfen, daß der Verlust, welchen die Compagnie an den in Folge der Plünderung zahlungsumfähig gewordenen Kunden erleidet, circa 5000 Piast. nicht übersteigt, und daß sie an der gleichzeitig stattgehabten Beraubung eines Waaren

Transports von Vera-Cruz nach Mexico, nur einen Werth von 4000 Piast. zu tragen hat. Für diese Summen, so wie für den Betrag deffen, was bei derselben Beranlaffung für Rech nung einiger unserer Freunde geraubt worden, hat die Agent= schaft Reklamation bei dem mexikanischen Gouvernement eingez reicht und hofft dafür sowol als für die nunmehr vom Congreß zu erfeßen schuldig anerkannten 16 pCt. Verlust an der Des cember-Kondukta, wenigstens in Anweisungen auf die Douane entschädigt zu werden. Sollte dies bei der jenseitigen Ankunft des Herrn Regierungsrath Koppe, des nunmehr von Preussen ernannten General - Consuls für Mexico, noch nicht geschehen seyn, so dürfen wir erwarten, daß sich derselbe dieser Angeles genheit mit Wärme annehmen, dabei all den Einfluß geltend machen wird, der ihm aus seiner von Seiten Mexico's so sehr gewünschten, amtlichen Consularstellung erwachsen muß und wird. Da die hauptsächlichste Veranlafsung der jüngsten Revolution in Mexico, die Vertreibung der Altspanier nemlich, nun beseitigt ist, so sind wir mehr als je geneigt zu glauben, daß sobald keine, wenigstens keine so heftige politische Reaktion statt finden wird. Der Verlust aber, welchen die Ver. Staas. ten von Mexico durch die Auswanderung der dort eingebürgers ten Spanier, an Capital und Intellekt erleiden, muß natürlich vorerst höchst nachtheilig auf den Verkehr mit jenem Lande einwirken und die Geschäfte dahin lähmen; denn obgleich der Consum von Europäischen Waaren nach wie vor fortbesteht, und selbst zunimmt, so weiß doch ein Jeder, wie wichtig, ja unentbehrlich Capitalien und konsolidirte Verbindungen in einem Lande für dessen Großhandel sind, und welche Zeit es erfors dert, sie durch neue Verhältnisse zu ersehen. Um sich einen Bes griff von der Größe der Capitalien zu machen, welche Mexico durch jene Auswanderung entzogen werden, bedarf es nur der Erwähnung, daß der Zuwachs von Vermögen, welchen die Stadt Bordeaux allein, durch die Ansiedlung mehrerer aus Mexico vertriebener Kaufleute erhalten hat, auf beinahe 100 Mill. Francs geschäßt wird. Wir dürfen inzwischen nicht unterlassen, Ihnen, g. H., zu melden, daß die Agentschaft, selbst noch der Revolution in Mexico,. mehrere gewinngebende

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