Abbildungen der Seite
PDF
EPUB
[ocr errors]

Oft tritt aber der Fall ein, daß Offlizere die sich durch Uners schrockenheit auszeichnen, nicht geneigt sind, Kriegszucht zu halten, und daß die fähigsten Parade-Offiziere nicht im Felde immer die tauglichsten sind. Zieht man alle diese Umstånde in Erwägung, ferner die grausame Art die Armee zu rekrutiren und den bösen Umstand, daß nicht immer das Verdienst der einzige Weg war, Commando zu gelangen *), so ist es nicht überraschend, daß oft Fehlgriffe gemacht wurden. Es ist vielmehr erstaunlich, daß die Militairpflichten noch im Allgemeinen so gut erfüllt wurden, und daß ein Grad der Vollendung erreicht ward, durch welche die Süd-Amerikanischen Armeen eine Revolution, die unter so unzählichem Mißgeschicke beg.'n, glorreich zum Siele führten.

Süd Amerikanische Notizen.

Mandat des Vice - Regenten (Regente sostituto) Brown von Buenos-Ayres vom 7. April 1829.

Am 7. April erschien in Buenos-Ayres in Folge des Andranges der feindlichen Montoneros cin Mandat, welches die dortige Verhältnisse characterisirt. Es lautet:

Art. 1. Die Einwohner dieses Staats und ihrer Vorstådte find en assemblea (in Sammlungszustand zur Rettung der Vaterstadt) erklärt, auf 4 Tage vom Datum dieses Decrets an.

Art. 2. Alle Tribunale und lange geschlossen.

Kaufladen werden so

Art. 3. Kornmühlen, Bäcker und Schlachter sind von diesem Decret ausgenommen, und dürfen ihre Beschäftigungen ohne Unterbrechung fortseßen. Die Speisehäuser dürfen von 1 Uhr bis 3 Uhr Nachmittags und von 9 bis 11 Uhr Abends geöffnet werden. Die öffentlichen Häuser und die Waaren

*) Erhielt doch Buonaparte das Commando über die Italienische Armee mittelst einer Schürze! A. d. H.

[ocr errors]

lager für Lebensmittel von 8 bis 10 Uhr Morgens und von

6 bis 8 Uhr Abends.

Art. 4, Dies foll bekannt gemacht werden. Regierungspallast Buenos-Ayres,

den 7. April 1829.

Brown.

Jose M. Diaz Velez.

Am 25. Februar wurden folgende bekannte Månner wegen einer Verschwörung gegen die Regierung des Directors Lavalle verhaftet, und nach Montevideo verbannt.. Don Juan Raz mon Balcarce, Kriegsminister unter der Administration des Dorrego, General Enrique Martinez *), vormals Chef des Generalstaabs unter Lavalle, Obrist Tomas Yriat und Obrist= Lieutenant Juan Jose Martinez Jonte. - Don Tomas Anchorona und acht andere bürgerliche Beamten sind aus derselben Ursache nach dem Canton Patagonien verbannt.

Die Gaceta di Colombia vom 8. März enthält ein langes Umschreiben des Generals Urdaneta, worin schwere Klagen geführt sind, über die ungeheuren Baukosten der Fregatte Colombia und Cundinamarca und, der Kriegsschaluppe Bolivar, welche in den Ver. Staaten von Nord-America gezimmert worden sind. Schließlich erfolgte ein Decret Bolivars, daß hinführo Niemand Contracte mit fremden Regierungen abschlieffen solle, um Schiffe für die Republik bauen zu lassen unter Androhung der schwersten Strafen, und daß niemals Schiffe im Dienste der Republik unter irgend einem Vorwand in ein fremdes Land geschickt werden sollen, um dort ausgebessert zu werden.

*) Martinez diente als Major 1817 unter S. Martin in Chile, ward Obrist des Regiments der Schwarzen aus Buenos Ayres, commandirte als General gegen den Spanier Valdez 1822 in Süd - Peru; 1823 entfernte er sich in Folge der dor: tigen Regierungs-Veränderung aus Peru, und kam wieder nach Buenos-Ayres. Millers Memoirs. I.126.261. II. S. 17.59.

[blocks in formation]

Die Sklavenzahl auf der Brittisch Westindischen Insel Dominica, die 1812 über 27000 Köpfe betrug, hat sich, wegen des schlechten Absages des Kaffe's ze. Ende December 18281 bis auf 12000 Köpfe vermindert.

3

Zur Unterhaltung der Bagno's für schwere Verbrecher auf den Brittischen Bermuda - Insely, hat das Haus der Gemeinen im April (1829) die ungeheure Summe von 108,772 Pfund Sterl. bewilligt; ein Nord-Amerikanisches Blatt äußert die Meinungs, der größte Theil dieser Summe werde wohl zur Anlegung eines großen Marine-Depots verwandt werden, um auf diesem Vorposten der Brittischen Seemacht im Atlantischen Meere stets Mittel in Bereitschaft zu haben, die aufblühende Seemacht der Ver. Staaten im Zaum zu halten. (N. Y. Merc. Advertiser.)

Die Möglichkeit einer Landreise vom Kupfer Fluß (Copper River) an das Eismeer und der

Hudson Bay.

(Aus dem Russischen Journal: Severni Artif (der Achill

des Nordens.)

Die Russischen Besißungen an der Nordwestküste gewähren den Entdeckungen im äußersten Norden von Amerika große Erleichterungen. Hier nur ein Beispiel. Der Kupfer-Fluß, Kuskokwim-Fluß (nicht Kupferminen-Fluß, der nordwårts 68° N. Br. ins Eismeer fällt) 60° N. Br. und 144° westl. Länge von Greenwich, der bis jest nur an seiner Mündung ins stille Meer, westlich von dem bekannten S. Elias Berg, ges nauer bekannt ist, kann wahrscheinlich mit Nugen als Ausgangspunkt einer Reise dienen, welche, abgesehen von der Wichtigkeit der geographischen Entdeckungen, neue Lånder acquiriren könnte, wo 'sich Kupfer und schäßbares Pelzwerk in Ueberfluß finden. Die Mündungs-Ufer des Kupfer - Fluffes sind im Besiße der Russisch- Amerikanischen Compagnie. Nach den Aussagen der Ur-Einwohner und derjenigen, welche dort Handel treiben,

entspringt er an den Seiten sehr hoher Berge (im Felsenges birge, rocky mountains?) Seine Ufer sind von einem fanf sanften, friedlichen Volke, den Ugalakmures bewohnt. Nahe an seiner Mündung bei der Bay Tschugat sind zwei Wårder; Sukli und Nutschick; auf dem legtern haben dieRuffen der Amerikanischen Compagnie eine Colonie gegründet, und Schiffe derselben kommen alljährlich von dem Hauptorte New-Archangelsk auf der Insel Sitka dahin, um das von den Einwohnern während des Wins ters gesammelte Pelzwerk zu holen. Ein Kaufmann, Namens Bajenot, welcher von dem Direktor der Compagnie, Herrn Bas ranow abgesandt ward, den Lauf des Kupfer-Flufses zu erforschen, drang 300 Werste (71⁄2 geographische Meilen) vor und kehrte mit einer großen Menge Proben gediegenen Kupfers, welches er an den Ufern des Stroms gefunden hatte, zurück; doch ein Indianer - Häuptling nahm ihm alles ab, aus Furcht die Ruffen möchten, vom Daseyn so schåßbarer Gruben unterrichtet, sich in den Besiß eines so gewinnreichen Handels seßen. Bajenot hat auch einen andern mit dem Kupfer-Fluß in Verbindung stehenden Strom entdeckt, der schiffbar ist. Am Rande einer Strom-Erweiterung sah der Reisende so viele Rennthiere, daß nach Angabe der Indianer wenigstens 12000 Stücke getödtet werden können: auch giebt es viele schwarze Båren, Luchse, Biber und Marder. Bajcnot fard bei den Indianern viel ges diegen Kupfer und erfuhr, weiter nordwårts sey ein ziemlich breiter Fluß, der in den Ocean fållt. Vom Kupfer - Fluß bis zur Bucht Kenaiss (?) kann man in 14 Tagen gelangen.

[ocr errors]

Kilimovsky, ein anderer russischer Kaufmann, den Lieute nant Yantofsky abschickte, berichtete: Die Ufer des KupferFlusses sind mit dichter Waldung bedeckt; er ist nicht schiffbar, kann aber leicht als Verbindungsmittel dienen. Das Land an der Mündung ist von den Ugalakmutes bewohnt; jenseits am Fuße des Gebirgs sind die Atnakmiutes, von kupferfarbaer Race, gleichfalls ein friedlicher Stamm. Während des Winters sammeln sich viele Indianer auf den herrlichen Jagdrevieren, bleiben dort mehrere Monate, und vertauschen allerlei Bedürfnisse mit den Atnakmiutes gegen kleine Eisenwaaren, welche sie sich von den

idienseits der Gebirgskette lebenden

Ugalakmutes verschaffen; diese erhalten solche Waaren von Russen. Unter den Merkwürdigkeiten die Kilimovsky zurückbrachte sind Proben des reinsten Kupfers und einige falsche Guineen (wahrscheinlich Denkzeichen mit dem Bilde Englischer Könige, wie man sie der Indianer zu vertheilen pflegt) welche dieses Volk gewiß von Pelzhändlern der Hudson-Bay erhalten hat, die weit landeinwärts ziehen, und also eine Verbindung dieser westlichen Seite mit der Ostseite Nord-Amerika's andeuten. Es wäre mithin eine Expedition von diesem Kupfer Fluß an die Hudson-Bah möglich, welche wichtige Aufschlüsse über das Festland Amerika unter dem 60° N, Br. verspricht. Die Expedis tion müßte bestehen aus einem Ober-Offizier, feinem Secres tair, einem Zeichner, einem Naturforscher und zwei Matrosen, wovon der eine Schmidt, der andere Zimmermann wåre. (Bei der russischen Armee und Flotte wird eine Anzahl Leute får alle verschiedene Handwerke zugelernt, und man braucht daher kein besonderes Corps Ouvriers; bei den Schweden versteht. jeder Soldat so viel von jedem Handwerk als er braucht, schon als Schwedischer Bauer, der sich von Jugend auf felbft helfen muß!) Die Expedition könnte von Rußland mit den Schiffen abgehen, die alljährlich von St. Petersburg, um das Cap Horn nach Kamtschatka, und von da nach der Haupt-Insel Sitka (Prinz William Island) segeln, oder auch zu Lande durch Asien nach Ochotsk, wo sie sich im Frühlinge an Bord der Schiffe, die alljährlich die Reise nach Nutchik machen, an den Kupfer-Fluß gelangen könnte. Das erste Jahr könnte sie mit Erforschung und Aufnahme der Küste und mit Untersuchung des 18,090 Fuß hohen S. Eliasberges zubringen; von dort ah könnte die Expedition das Gebirge erreichen, welches die Atnakmiutes bewohnen, von welchem der Director der Compagnie Geiffeln für die Sicherheit der Reisenden fordern müßte; so könnten diese Russen sicher den Winter unter jenem Volke verleben, sich mit den Bewohnern der entferntern Gegenden bekannt machen, und mit Hülfe derselben sich die gehörigen Borkenntnisse verschaffen, wie und wo am besten nördlich ans Eismeer, oder østwärts nach der Hudson - Bay vorzudringen

.

.

« ZurückWeiter »