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und

erblicken ihre Gegenspieler in den Republiken Amerika's, dies bestimmt sie zu jenen Zögerungen, die den Wünschen und den Interessen Europa's widersprechen. Da sich diese Ges legenheit darbietet, von Amerika zur sprechen, so betrachten wir noch einige andere Fragen dieser Länder, Fragen, die auch die unsern sind, weil jede Bewegung in Amerika ihren Gegenstoß in Europa hat man frage in jeder Handelsstadt, was vorgeht bei der Ankunft jedes Amerikanischen Paketschiffs. Während Europäische Publicisten gegen Bolivar gar freigebig mit dem Titel Usurpator sind, fährt er fort, der Wohlthäter und gleichsam der Schuz-Engel der Republik zu seyn, die er ges schaffen hat. In Colombia sind die Komplotte erstickt, die Waffen senkten sich vor der Mäßigung, die Einigkeit ward in dem Staate wieder hergestellt, und Peru erhielt den gerechten Lohn eines undankbaren Kriegs (?) Die doppelte Krone des Siegs und des Friedens auf dem Haupte, blickt er um sich, und sinnt darauf den Versuchen Spaniens für immer Schranken zu seßen, indem er mit Mexico eine Angriffs- und Vertheidigungs-Allianz schließt. Auf der andern Seite macht Spanien Havana zum Stapelplag' seiner Kriegsrüstungen und Umtrieben. Die Ver. Staaten und England verlangen von Süd - Amerika, Havana nicht anzugreifen; sie fürchten die Befreiung der 800,000 Negersklaven. Hier nun erhebt sich eine Frage des öffentlichen Rechts. Die Gegenseitigkeit ist der Grundstein der Gerechtigkeit. Wenn man Havana gegen Amerika garantirt, so muß man auch Amerika gegen Havana garantiren. Man erkennt alle schwarzen oder gelben Prinzen, Stumpfnasen oder Krausköpfe an, man verlangt von keinem einen Geburtsschein, nur gegen diese Republiken ist man streng. Man kümmert sich mehr um die Interessen Don Miguels als um die der neuen Welt, und doch ist diese interessanter als Don Miguel."

Colombische Aktenstücke,

1.

Schreiben des Staats-Secretairs des Befreiers von Colombia an den Staats-Secretair der auswärtigen Angelegenheiten der Republik Peru, Manuel Bidaure..

Mein Herr!

Quito, den 18. Mai 1829.

Der unterzeichnete Staats-Secretair des Libertadors von Colombia hat die Ehre, Ewr. Excellenz Bemerkungen über die amtliche Note mitzutheilen, durch welche Se. Exc. der Pråsident der Republik Peru, Sr. Exc. dem Großmarschall von Ayacucho unterm 17. März angezeigt, daß er befohlen habe, den Plaz Guayaquil in Besiß zu behalten, unter dem Vors wande von verschiedenen Beschwerden, welche dem Abschlusse des Tractats von Giron (M. f. Columbus Juli S. 75,) vorhergegangen.

Die Regierung Colombia will nicht untersuchen, auf welcher Seite das Unrecht und Grund zu Beschwerden geles gen, und sie verzichtet, in dem unzweifelhaften Sinne, den eine Ratification haben muß, handelnd, ihrerseits auf das unbes stimmte Recht, Genugthuung durch Drohungen zu fordern, die, in keinem Verhältnisse zu einem abgeschlossenen Tractate ste= hend, die Feindseligkeiten verewigen würden. Nicht mehr als schicklich wäre es, daß die Präliminarien von Giron gie, vor und während des Feldzuges bestandenen Rachgefühle vernich teten. Nach diesen Grundfäßen würden Peru und Colombia sich gegenseitig nicht mehr in dem Falle befinden, sich über einen Mißbrauch der Gewalt, oder über eine bestimmte Beleidigung zu beklagen, wenn sie sich auf die Vollziehung der Artikel des Tractates beschränkten. Es wäre diefes das wirks samste Mittel, einem brudermörderischen Kriege ein Ziel zu seßen; und würde im nächsten Monate der Definitiv-Tractat abgeschlossen, der auf dem Punkt war, in Guayaquil zu Stande zu kommen, so würde man es verhüten, das unglückliche Amerika in einen Schauplah der Verheerung und des Mordes, als Folge der ungerechtesten Laune, zu verwandeln.

Es würde schmerzlich für die Regierung des Unterzeichnes ten seyn, wenn die Regierung von Peru einen Vorwand zur

Fortfchung des Krieges darin fånde, daß sie selbst es an Edelmuth gegen die von ihr Ueberwundenen (in Guayaquil) ermangeln ließe. Fånde ein solches Benehmen statt, fo wåre die Colombische Regierung ohne Schuld dabei und ein fo unwürdiges Verfahren könnte nur den, der es begeht, nicht den, welcher es erleidet, herabwürdigen.

Es giebt eine Art von Beschwerden, die von solcher Beschaffenheit ist, daß man nicht einmal Genugthuung dafür for`dern oder sie geben kann, ohne schmerzliche gegenseitige Beschuldigungen wieder aufzuwecken, die im Stande sind, die Harmonie, welche zwischen zwei Staaten bestehen könnte, zu vernichten.

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Aus diesen Gründen beschränkt sich die Regierung von Colombia auf die kategorischen Fragen: Will die Regierung von Peru den Tractat von Giron zur Vollziehung bringen, oder will sie es nicht? Wird die Capitulation pon Guayaquil zur Vollziehung gebracht werden? und endlich: Soll der Krieg zwischen den beiden Republiken fortdauern? Da es Fragen sind, wobei es auf Seyn oder Nichtseyn für Peru und Colombien ankommt, so scheinen sie ausschließlich die Erwägung der gegenseitigen Regierungen zu fordern. Der Unterzeichnete ers laubt sich daher, die Aufmerksamkeit der Peruanischen Regies rung auf die definitive Lösung dieser, so gestellten Fragen zu lenken.

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Die Uebergabe Guayaquils an das Colombische Heer verweigern, ist so viel, als durch eine und dieselbe Handlung zwei Eingriffe in das Völkerrecht verüben; denn selbst in dem Falle, wo die Peruanische Regierung befohlen hätte, jenen Plaß mit Gewalt zu behaupten, würde doch das strengste Recht verlangen, nicht über die Bürger, welche ihn bewohnen, Brand, Plünderung und Mord zu verhängen.

Mit dem 15. Februar haben die, welche ihn eingenomen, ihr ruchloses Verfahren begonnen und an der Person des Divisions-Generals Jose Mires verübt, der mit andern Gefangenen gemordet worden, und feitdem fortgefahren, ihr Graus samkeit an den geheiligten Personen der Priester, Frauen und Kinder zu beweisen.

Die Behörden dieser Mepublik könnten Genugthuung für ein so verabscheuungswerthes Verfahren fordern, allein die Regierung von Colombia und das Volk wollen nur Frieden; edelmüthig gesinnt, weil sie den Ausgang des Kampfes da nicht fürchten, wo das Recht ihren Waffen zur Seite steht. Die Regierung von Colombia kann, wie alle Regierungen der Welt, das Glück des Volkes nicht in Siegen finden, welche durch Blut und Berheerung errungen werden. Dieses sind die aufrichtigen Gefühle, mit welchen der Libertador als Präsident von Colombia den Frieden mit Peru verlangt.

2.

Jose D. Espinar.

Proclamation Bolivars.

,,Hauptquartier Quito, den 3. April 1829.

Colombier!

Nach der Friedens-Herstellung von Pasto, dem Siege von Tarqui und der Convention von Giron, wünschte ich Euch Glück dazu, daß Ihr jene großen Krisen überstanden, welche damals die Republik in Aufregung gebracht. Begebenheiten so glücklicher Art durften uns wohl mit schmeichelhaften Hoffnun gen auf den erhabenen National-Convent erfüllen, der für den 2. Jan. (1830) zusammen berufen worden ist. Ihr werdet dork alle Eure Rechte, alle Eure Intereffen zur Discussion bringen, und in Uebereinstimmung mit Euren eigenen Wünschen eine neue Regierung einsehen, die im Stande ist, die Freiheit und Unabhängigkeit Colombia zu behaupten. Um ein solches Vorrecht zu genießen, ist jedoch vor Allem erst nöthig, die Leidenschaften zu beschwichtigen und Mäßigung im Streite zu zeis gen. Die Convention von Giron ist von Seiten Peru's nicht erfüllt worden; die Vorwände zur Nichtvollziehung ders selben dienen diesem Freistaate nun auch dazu, neue Beleidigune gen auf Colombia za häufen. Wir werden uns gezwungen sehen, Gewalt zur Erlangung des Friedens anzuwenden: wenn uns jedoch auch nur Ruhm aus neuen Kämpfen entstehen kann. so würden wir doch Alles der Ruhe Amerika's zum Opfer bringen, besonders aber der der südlichen Departamentos, deren

zu

harte und grausame. Leiden uns hauptsächlich bewogen haben, die feindliche Invasion zu vertreiben. Wir werden Gua yaquil wieder befeßen, blos damit die Práliminarien des mit Peru abgeschloffenen Friedens erfüllt werden. Wir werden jedoch, außer zu unserer Selbstvertheidigung, nicht eher einen Schwerdtstreich führen, als bis unsere Geduld ganz erschöpft ist und wir vergebens unsere unbestreitbaren Rechte in Anspruch genommen haben. Ja, wir werden noch weiter gehen. Wenn die Peruaner und die Factionen Guayaquils von uns vertries ben worden sind, so wollen wir bei dem Besiegten um Frieden nachsuchen: dies foll die Natur unserer Rache seyn. Ein so gemäßigtes Verfahren wird, im Angesichte der ganzen Welt, die Anklagen Lügen strafen, die uns der Eroberungssucht und eines nicht zu befriedigenden Ehrgeizes beschuldigen. Sollten sie jedoch, nach solchen Beweisen der Uneigennüßigkeit und Großmuth, immer noch uns anfeinden, verläumden und in dem Urtheile der Welt zu schaden fuchen, so wollen wir ihnen auf dem Schlachtfelde durch unsere Tapferkeit antworten, in allen Unterhandlungen aber unsere Rechte fest behaupten. Cos lombier! Als dem Nationalwillen unterworfen, spreche ich hier nur im Namen des Volkes, das die Macht der Armee untera stüßt. Durch die Gerechtigkeit des Ersteren und den Heldens muth der Lesteren find wir des Sieges gewiß.

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Boliyar."

Neuestes aus Nord Amerika.

Die an den Staat Louisiana stoßende Mexicanische Provinz Texas ist, wie die Attakapas Gazette *) meldet, fast ganz mit Amerikanern erfüllt, und viele Sectionen sind schon gut angebaut. Die Einwanderer führen ein Hirtenleben, und der gilt für wohlhabend, welcher die meisten Pferde, Maulthiere und Rinder besigt. In S. Felipe de Austin, dem. Hauptorte, giebt es schon vier Rechtsgelehrte, und es wird dort regelmäßig Gericht gehalten. Mehrere geflüchtete Verbrecher sind der Regierung der Ver. Staaten ausgeliefert, und wer dort Berbrechen verübt, wird strenge gestraft.

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*) Attakapas, westlicher Canton des Staats Lonisiana.

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