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Besagung eines kleinen Forts bei Soto la Marina zurück, indem er selbst ins Innre vordrang, um dort irgend ein Insur genten-Corps zu treffen. Mit seinen 200 Mann schlug er auf dem Marsche 400 Reiter und trieb dann 980 Mann Spanischer Infanterie und 1100 Mann Creolen - Reiterei zurůð. Nach diesem Treffen war er nur noch 172 Mann stark, doch. die Royalisten waren durch ihn so in Schrecken gescht, daß in vier Tagen kein Feind erschien. Am 22. Juni sticß eine Streifschaar Independenten zu ihm. So verstärkt fchlug er die Spanier zum drittenmal; doch die Raubsucht seiner Bande, die sich auch an das Eigenthum des Marquis von Jarral vergrif, machte die Eingedrungenen als schlimme Gäste verhaßt. Sein Depot in Soto la Marina ward von den Spaniern genommen, und er also nun der Hoffnung des Rückzugs beraubt. Obgleich feine Schäär bis auf 50 Mann eingeschmolzen war, so faßte er doch den tollkühnen Entschluß, die Stadt Guanaruato anzugreifen; er ward mit Verlust des kleinen Restes seiner Expedition zurückgetrieben, flüchtete in eine Hacienda (Landstelle), ward dort festgenommen, von dem Spanischen Com ́mandanten Orrantia unmenschlich behandelt und am 13. November 1817, im acht und zwanzigsten Jahre, hingerichtet.

Man kann annehmen, daß bereits um die Mitte des Jah res 1817 die voreilige Mexicanische Revolution völlig erstickt war; mit der einzigen Ausnahme des beharrlichen Guerrero, der aber auch fast nichts ausrichten kann, waren alle Insurgenten-Chefs vernichtet oder hatten sich ergeben, so daß die Royalisten die Hoffnung hegten, die sogenannte legitime Regierung sei nun völlig und für immer hergestellt Sie feierten quch in Mexico den Triumph der Restauration, welche alles beim Alten läßt. Doch dieses Selbstvertrauen bewies,daß der neue Vice-König Apodaca und seine Freunde weniger mit der Stimmung der Nation vertraut waren, als sein Vorgänger Calleja, Graf von Cale deron, welcher die Fortschritte der revolutionairen Bewegung mit tiefem Scharfsinn beobachtete *) und mit feltner Ges

*) M. f. Calleja's höchfmerkwürdigen Bericht an die Spanische Regierung, Mexico, den 31. Dctober 1815 in Palacios Out line of the Revolution in Spanish America, S. 340.

wandheit die geheimen Triebfedern aufsuchte, die fortwährend neue Reaction und Ruhestörung bewirkten, welche er vergebens zu beruhigen gestrebt hatte. Doch insofern hatte Apodaca nicht unrecht, daß er milder verfuhr, als Calleja; und jede günstige Stimmung für das Mutterland zu benußen suchte; håtte sein guter Wille bei den Altspaniern in Mexico Nachahmung gefunden, hätten sich diese nicht durch blinde Rachsucht leiten Lassen, und seinen milden Maaßregeln entgegen gearbeitet, indem fie die Creolen und Ur-Einwohner bei jeder Gelegenheit mißhandelten, herabwürdigten und quålten; hätten diese Altspanier ihre Leidenschaftlichkeit gezähmt, so wäre Mexico wahrscheinlich Spanisch geblieben. (Der Beschluß im nächsten Heft.)

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das Land meiner Wünsche.

Nach Rhythmus und Melodie von Göthe's:,,Kennst Du das Land? 2c."

Kennt Ihr das Land, wo frei die Meinung ist,

kein Zensor je der Kühnheit Worte mißt,

das Urtheil frei von Mund zu Munde geht, und unverlegt der Freiheit Tempel steht? Kennt Ihr es wohl?

Dahin, dahin,

möcht' ich mit Euch, o meine Freunde, ziehn!

Wißt Ihr, wo man nach eignem Herzensdräng den Herrn verehrt im eignen Lobgesang,

kein Glaubenszwang zu Heuchelei verführt, und Duldung stets den freien Glauben ziert? Wißt Ihr es wohl?

Dahin, dahin,

möcht' ich mit Euch, o meine Freunde, ziehn!

Kennt Ihr das Land, wo gleich sich Alle sind? wo's keinen Junker giebt, kein Fürstenkind, den Besten selbst der Name Bürger" schmückt, kein Kastengeist Gemeinsinn niederdrückt?

Kennt Ihr es wohl?

Dahin, dahin,

möcht' ich mit Euch, o meine Freunde, ziehn!

Kennt Ihr das Land, wo das Gefeß regiert
und kein Despot? wo freie Wahl erkührt
den besten Mann, des Staates Haupt zu seyn,
kein Titel gilt, nur das Talent allein?
Kennt Ihr es wohl?

Dahin, dahin,

möcht' ich mit Euch, o meine Freunde, zichn! Kennt Ihr das Land, wo kein Beamten-Heer ,,zu herrschaftlichem Dienst,“ des Thrones Wehr, im goldbebrâmten Rock, mit Ordensband

durch Sold und Steuern schäßet Stadt und Land? Kennt Ihr es wohl?

Dahin, dahin,

möcht' ich mit Euch, o meine Freunde, ziehn!

Kennt Ihr das Land, das, stark durch Bürgers Arm
und Vaterlandeslieb', der Söldner Schwarm
entbehren kann? wo 3winger man nicht kennt,
und Männer-Bruft die rechte Beste nennt?
Kennt Ihr es wohl?

Dahin, dahin,

möcht' ich mit Euch, o meine Freunde, ziehn!

Artigas lebt noch.

Don Fernando José de Artigas, der bekannte Guerillaführer in der Banda Oriental (m. f. Rôdings Freiheitskampf in Süd-Amerika, S. 25.) der 1822 in der Gefangenschaft des Dictators Don Francia von Paraguay gerieth, und von welchem öffentliche Blätter meldeten, er sey 60 Jahr alt daselbst 1826 zu Candalaria gestorben., ist noch am Leben, und hat sich die Gunst des Dictators in einem so hohen Grade erworben, daß derselbe dem Gefangenen erlaubte, ein Schiff mit Paraguay

Produkten zu beladen, und dem Páraṁastrom abwärts nachBuenosAyres zu senden. Dieses ist im April daselbst angelangt, und der Supercargo erzählte von jenem merkwürdigen Manne folgendes: „Artigas lebt noch und läßt eine Tabackspflanzung in der Nähe vou Asuncion, der Hauptstadt von Paraguay, bears beiten, auf welcher er eine Anzahl Indianer gebraucht; er hat fich dadurch ein nicht unbedeutendes Vermögen erworben; überdies giebt ihm Dr. Francia eine Pension. Durch seine Gewand- : heit und Einsichten, so wie durch seine Wohlhabeuheit steht er in Ansehn, und hat seinen Nachbarn schon bedeutende Dienste geleistet. Seine wilden Gaucho-Sitten hat er völlig abgelegt, und ist ganz ruhiger Landmann!

Ursprung des Staats Ohio.

Am 9. Juli 1788 landete General Arthur St. Clair zuerst beim Forte Harmar am Ohio, um das Amt eines Gou verneurs des Nordwest-Gebiets der Ver. Staaten anzutreten, eines Landes, damals nichts weiter als eine pfadlose Wildnik, blos von Wilden und Thieren des Waldes bewohnt, jest nach vierzig Jahren die Heimath von zwei Millionen civilisirter Menschen. Der erste Versuch einer bleibenden Riederlaffung ward schon früher am 7. April deffelben Jahrs bei Marietta unternommen; die Zahl der Ansiedler war 47. Dies fen folgten nur sehr wenige, bis General Wahne 1794 die Indianer besiegte, doch nun richtete sich die Fluth der Einwanderung mit großer Schnelligkeit dahin. In einem Convent, welcher im November [1802 zu Chelicothe gehalten ward, empfing das Land eine Constitution, eine eigene RegierungsForm; und den Namen: Staat Ohio; er zählte damals 9 Cantone und 60000 Seelen. Der Census von 1810 ergab 35 Cantone mit 230,760 Seelen; und der Census von 1820: 59 Cantone und 581,434 Seelen. Jest (August 1829) ist die Zahl der Cantone auf 73 und die Bevölkerung auf 850,000 Seelen gestiegen. Columbus State-Journal. (Die Hauptstadt von Ohio heißt: Columbus! —)

Ridin'gs America. Bd. II. 1829.

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£ im a.

Briefliche Mittheilung eines dort lebenden Hamburgers,

vom 19. Mai 1829.

Lima ist vielleicht die wichtigste Stadt in Süd-Amerika, sowohl in Rücksicht ihres Wohlstandes, ihres Handels, ihrer Bevölkerung, als in Hinsicht der Bildung und Verfeinerung ihrer Einwohner, vornämlich aber wegen ihres historischen Einz flusses auf die ganze füdliche Hälfte der westlichen Hemisphäre, Ausgezeichneter Vortheile genoß diese Stadt früher vor ihren Schwesterstädten; diese sind allerdings den alten ColonialVerhältnissen und ihrer Lage inmitten des westlichen Küstenrans des am stillen Meere zuzuschreiben; seit aber durch die Revos lution die Verordnungen für den Sechandel des Spanischen Amerika's abgeschafft sind und der Verkehr eine neue Richtung ums Cap Horn genommen hat, vertheilte sich der frühere Alleinhandel der Hauptstadt Peru's auf verschiedene Punkte, die für bedeutende Geschäfte gleichfalls günstig liegen; Sans tiago de Chile z. B. ist wegen seiner Lage und der Nachbars schaft mit den aufblühenden Städten an der Ostseite der Anden, welche mittelst des Sechafens Valparaiso Handel nach Europa führen müssen, gewiß bestimmt, in kurzer Zeit eine Köntgin unter den Städten des Südens zu werden. Wer aber weiß, was Lima in früherer Zeit bedeutete, für den hat diese Stadt einen alterthümlichen Werth. Von Lima aus verbreitete sich schnell im 16. Jahrhundert der Anklang der Europäischen Bil dung, den Maranon abwärts bis nach Brasilien ! Von Lima aus ward bis um die Mitte des 18. Jahrhunderts das ganze un geheure Land bis hin nach Buenos-Ayres regiert; so langt die Spanische Regierung Lima gewähren ließ, war es eben so wichtig für Süd-Amerika, wie Mexico für das Spanische Nord-Amerika; Lima ist die Roma dieses Südlandes, es hat eine bestimmte, noch wenig erkannte Bildung aus sich geboren, welche gehörig gepflegt, das Herrlichste hätte entwickeln köns nen; denn auf der Westseite drangen nur die unternehmendsten Spanier, und ihr Unternehmungsgeist, ihre Kraft befruchtete ihre Nachkommen wunderbar. Die große, schöne Stadt wirkte

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