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concursare mit einander verbindet? Was muß es da heißen? Eilen. Drei Zeugen sind unwidersprechlich. Schlagen Sie also noch in dem Livius nach, so werden Sie, wo ich nicht irre, in dem 23sten Buche finden: cum in sua quisque ministeria discursu trepidat. Trepidare fann also eilen heißen, und heißt auch nichts anders in der streitigen Stelle des Horaz. Alle Ausleger, so viel ich deren bei der Hand habe, sind auf meiner Seite. Acron erklärt es durch festinavit, Landinus durch properavit. Chabotius sezt hinzu: verbum est celeritatis; Lambinus fügt bei: usus est verbo ad significandum celerrimum aetatis nostrae cursum aptissimo. Noch einen kann ich anführen, den Jodocus Badius, welcher sich mit dem Scholiasten des Worts festinavit bedient. Wollen Sie einen neuern Zeugen haben, so wird Ihnen vielleicht Dacier anstatt aller seyn können. Sie scheinen seine Ueberseßung nur immer da gebraucht zu haben, wo sie zweifelhaft ist. Hätten Sie doch auch hier nachgesehen, so würden Sie gefunden haben, daß er es vollkommen nach meinem Sinne giebt: un homme dont l'âge s'est hâté d'accomplir le huitième lustre -- Hier könnte ich abbrechen, und meine Kritik wäre erwiesen genug, wenn ich nicht noch auf Ihre seltsame Entschuldigungen etwas antworten müßte. Ich hatte gesagt, es müsse deßwegen hier eilen heißen, weil man in dem vierzigsten Jahre schwerlich schon zittere. Hierauf aber antworten Sie ganz eifrig: Was? ist das so etwas seltsames, daß ein Trinker, wie Horaz, der auch nicht keusch lebte, im vierzigsten Jahre zittert? Mit Ihrer Erlaubniß, Herr Pastor, das ist nicht Ihr Ernst. Oben lachte ich schon über Sie, daß Sie, sich zu entschuldigen, den Horaz zu einem Dichter machen, welcher sich weder um das Sylbenmaaß, noch um die Wortfügung bekümmert. Was soll ich nun hier thun, hier, wo Sie ihn, sich zu retten, gar zu einem Trunkenbolde und Hurer machen, welcher in seinem vierzigsten Jahre die Sünden seiner Jugend büßen muß? Wenn Sie von dem guten Manne so schlecht denken, so ist es kein Wunder, daß er Sie mit seinem Geiste verlassen hat. Daß dieses wirklich müsse geschehen seyn, zeigen Sie gleich einige Zeilen darauf, indem Sie auf eine recht kin dische Art fragen: Was denn das eilen hier sagen könne? Ob Horaz schneller vierzig Jahr alt geworden, als es von Rechtswegen hätte

seyn sollen? Ob sein achtes Lustrum weniger Wochen gehabt, als das siebente? Wahrhafte Fragen eines Mannes, bei dem die gesunde Vernunft Abschied nehmen will! Sind Sie, Herr Pastor, in der That noch eben der, welcher in seinen Horazischen Oden so vielen leblosen Dingen Geist und Leben gegeben, so manchem nothwendigen Erfolge Vorsaz und Absicht zugeschrieben, so manchen Schein für das Wesen genommen, kurz alle poetische Farben so glücklich ange bracht hat? Wie kann Sie jezt ein Ausdruck befremden, der, wenn er auch uneigentlich ist, doch unmöglich gemeiner seyn kann? Das Jahr eilt zu Ende; die Zeit eilt herbei; sind Redensarten, die der gemeinste Mann im Munde führt. Aber wohin verfällt man nicht, wenn man sich in den Tag hinein ohne Ueberlegung vertheidigen will! Die Rechthaberei bringt Sie sogar so weit, daß Sie sich selbst an einem andern Orte eines Fehlers beschuldigen, um Ihren Fehler nur hier gegen mich zu retten. Was ich tadle, muß recht seyn, und was ich lobe, muß falsch seyn. Ich hatte nämlich Ihre eigene Uebersegung der Stelle:

Sed vides quanto trepidet tumultu
Pronus Orion.

wider Sie angeführt, wo Sie das trepidare schlecht weg durch eilen übersetzt haben. Allein Sie wollen lieber das Zittern weggelassen haben, als mir Recht geben. Pronus trepidat, fagen Sie, heißt: er eilt zitternd hinunter. Ich habe das Wort pronus -- (Hier mag ich mich in Acht nehmen, daß ich für Lachen nicht einen Kleks mache) durch eilen ausgedrückt, das Zittern habe ich weggelassen, weil ich zu schwach war, das schöne Bild vollkommen nachzumalen. Und also haben Sie in der That pronus durch eilen ausgedrückt? Ich denke, dieses heißt hier zum Untergange? Sagen Sie es nicht selbst?

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Doch siehst du nicht mit was vor Brausen Orion
Zum Untergang eilet.

Wahrhaftig, Sie müssen jezt Ihre Augen nicht bei sich gehabt haben, oder Ihre Ueberseßung hat ein Anderer gemacht. Sie wissen ja nicht einmal, was die Worte heißen, und wollen das durch eilen gegeben

haben, was doch wirklich durch zum Untergang gegebens ists →→→→→ Ich will nur weiter gehen, weil es lächerlich fenu, würde über einen Gegner, der sich im Staube for herum winden muß, sajauchzen. 1 i2B. Oderdi 290 #p2sion.

Nondum minia comparis 11t5uss

Aequare (valet), nodod euoraa esijonmodly 294

erkannt habe. brauche selbst edle Worte

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Dieses hatten Sie mein Herr Pastor, burchensteist noch der Huld des Gatten nicht gewachsen, überfests Jch tabelte daran, theils daß Sie hier ganz an der rechten Stelle allzit edle Worte gebraucht, theils daß Sie den Sinn verfehlt: hätten. Auf das erste antworten Sie: Horaz welches auch Dacier Atten verzeihen Sie mir, Horaz braucht nicht eble sondern ehrbare Worte, und wenn Dacier, sich erflärt: c'est un mot honnête, o tann nur einer lo nur einer, welcher gar kein französisch kann, wie Sie, hinzuseßen: "mett's. eta epel Wort! Mert's selber honnête heißt nicht edel, sondern ehrlar. Ich habe Ihnen nicht verwehren wollen, ehrbare Worte von Thieren zu brauchen, wohl aber eble. Jene haben schon Chabotius und andere in der Stelle des Horaz erkannt, ob dieser gleich hinzu seht: non minus esse in his que non minus verbis translatis obscoenitatis, quam si res fuisset, propriis enunciata, aut rigido pene, aut mutone etc. Diese aber finde ich nicht, weil Horas ein biet zu guter Dichter war, als daß er nicht alle seine Ausdrucke nach der Metapher, in der er war, hätte abmessen sollen. Oder glauben Sie wirklich, daß munia und Huld von gleis orga chem Werthe sind? Weberlegen Sie denn nicht, daß uld ein Wort ist, welches von dem Höhern gegen den Niedrigern, ja gar pon Gott der eftir busilpoimm gebraucht wird, das Unbegreifliche in seiner Liebe gegen den Menschen auszudrücken? Doch genug hiervon; lassen Sie uns meinen zweiten upon, lassen Tadel näher Betrachten, welcher die Ueberseßung selbst angeht, Die ganze Strophe bei dem Horas ist diese:

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Nondum subacta ferre jugum valet, un mod d gni Cervice: nondum munia comparisordid jour dan udit Aequare, nec tauri ruentissimo eni ur> in Venerem tolerare pondusk Soid bin bus Bessing, Werke. IV.

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Ich würde es ungefähr so ausdrücken: Noch taugt sie nicht mit gebändigtem Nacken das Joch zu tragen; noch taugtsie nicht die Dienste ihres Nebengespanns zu erwiedern und die Last des zu ihrem Genusse sich auf sie stürzenden Stiers zu ertragen. Sie aber, der Sie noch den Nachdruck des Sylbenmaaßes voraus haben, lassen den Dichter sagen:

Sie kann noch nicht mit dem gebeugten Nacken

Das Joch ertragen, sie ist noch

Der Huld des Gatten nicht gewachsen,

Sie trägt noch nicht die Last des brünstigen Stiers.

Hier nun habe ich getadelt, und tadle noch, daß Sie bei dem zweiten Gliede, nondum munia comparis æquare valet, ohne Noth und zum Nachtheile Ihres Originals von den Worten abgegangen sind. Ich sage zum Nachtheile, weil Horaz dadurch ein Schwäßer wird, und einerlei zweimal sagt. Der Huld des Gatten nicht gewachsen seyn und die Last des brünstigen Stiers nicht tragen können, sind hier Tautologien, die man kaum einem Ovid vergeben würde. Sie fallen aber völlig weg, so wie ich den Sinn des Dichters ausdrücke, ob Sie gleich ganz ohne Ueberlegung vorgeben, daß ich alsdann das zweite Glied zu einer unnöthigen Wiederholung des ersten mache. Da, das Joch noch nicht tragen können, ohne Zweifel weniger ist, als die Dienste des Nebengespanns noch nicht erwiedern können; so steigen bei mir die Ideen, nach dem Geiste des Horaz, vollkommen schön. Muß man dieses noch einem Manne deutlich machen, der auf dem Lande in der Nachbarschaft solcher Gleichnisse lebt? Vergebens stellen Sie mir hier einige Ausleger entgegen, welche unter munia die Beis wohnung verstehen. Diese Männer wollen weiter nichts sagen, als was es bei Anwendung der ganzen Metapher auf ein unreifes Mädchen heißen könne. Sie fangen schon bei jugum an, die Einkleidungen wegzunehmen und kein ander jugum darunter zu verstehen, als das bei dem Plautus, wo Palinurus fragt: jamne ea fert jugum? und worauf Phädromus antwortet: pudica est neque dum 'cubitat cum viris. Wenn Sie ihnen, Herr Pastor, dort gefolgt sind, warum auch nicht hier? Warum haben Sie nicht gleich gesagt: sie kann

noch nicht besprungen werden? Es würde zu Ihrem sie ist der Huld des Gatten noch nicht gewachsen, vollkommen gepaßt haben. Doch ich will mich hier nicht länger aufhalten, ich will bloß noch ein paar Zeugnisse für mich anführen und Sie laufen lassen. Erasmus sagt: Metaphora ducta a juvenca, cui nondum suppetunt vires ut in ducendo aratro pares operis vires sustineat. Cruquius sezt hinzu: quæ nondum est jugalis, quæ non æquo et pari labore concordiaque cum suo pari, id est, marito, jugum et munia molestiasque tractat familiares. Lubinus erklärt die streitige Stelle: nondum munia, onera et labores, una cum compare suo (cum quo jugo juncta incedit) pari robore ferre et ex æquo præstare valet. Alle diese werden es auch gewußt haben, was man unter munia verstehen könne, wenn man es nach dem sensu nupto nehmen wolle; sie haben aber gesehen, daß man es hier nicht verstehen müsse und dieses, Herr Pastor, hätten Sie auch sehen sollen.

2. B. Ode 12.

Dum flagrantia detorquet ad oscula

Cervicem.

Auch hier wollen Sie noch streiten? Ihr den Hals den heißen Küssen entziehen soll also nicht das Gegentheil von dem seyn, was Horaz sagen will? Ich bitte Sie, betrachten Sie doch die Stelle mit kaltem Blute, wenn Sie es fähig sind, noch einmal.

Dum flagrantia detorquet ad oscula
Cervicem, aut facili sævitia negat

Quæ poscente magis gaudeat eripi etc.

Finden Sie, der Sie sonst ein Mann von Geschmack sind, denn nicht, daß Horaz hier durch das aut einen kleinen Gegensaß macht? Jeßt, will er sagen, dreht sie den Hals schmachtend den heißen Küssen entgegen; jest versagt sie das mit verstellter Grausamkeit, was sie sich doch nur allzu gern rauben läßt. Doch Sie wollen keine Gründe annehmen; Sie wollen alles nur durch Zeugnisse berühmter Ausleger Leigelegt wissen. Auch mit diesen könnte ich Sie überschütten, wenn mich die Mühe des Abschreibens

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