Nicht ist, würd' alles für ihn dd' und wüst', und todt, und nichts, wie vor der Schöpfung, seyn, Wenn ihn nicht stets ihr Bild begleitete. Nur dieß belebt die Gegenden, die nicht Von ihrem Wink erheitert lächeln; nicht Ihr fanftes Ohr zu reizen, Harmonie Und Freude tönen, oder sie von Ihr Auf ihre Lippèn horchend, lernen: nicht Von ihrer Gegenwart erquickt, erfrischt, Wie von dem Morgenthau ein Frühlingsfeld, 'Nur Anmuth athmen. Ein Gedank an Sie Ist ihm mehr werth, als einer Welt Besit, In der Sie seinem Herzen mangelte. Co dichterisch begeistert den, der liebt, Die Königinn der Leidenschaften. Er Verliert in süße Träume sich. Vor ihm Liegt hoher, nie geschmeckter Freuden voll Die Zukunft grånzenlos verbreitet. Schon Durchirrt er sie, indem ihm sein Gefühl Entzückt sie weissagt, vom Genuß berauscht Und nie gesättigt. Schon gesteht er Ihr Die Flamme, die ihr Aug entzündet hat. Schon hört Sie sein Geständniß gern. Schon wird Sie nie, es mehr zu hören, müde. Schon Vergilt Sie es ihm durch das ihrige. Die so Geliebte muß ihn lieben. Sie Muß ihm ein Leben, das nur ihr sich weiht, Sie muß es ihm versüßen. Denn ihr Blick Ist Zärtlichkeit, und jede Miene spricht Großmüthige Empfindlichkeit und Huld.
Wenn ihn die Muse liebt, und mit der Kunst Der Saiten ihn beschenkt hat: So erwacht Auf seiner Laute jeder Wohllaut. Sie Tönt nur von Lieb, und der, die ihn sie lehrt, Er wandelt gern im melancholschen Thal, In dessen Schatten Still und Einsamkeit Und unbetrübter Tiefsinn ihn empfångt; Im kühlen Busch, umflüstert von dem West, Der durch die Birken rauscht, und vom Conzert
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Gisele. Der Vögel unterhalten, nicht gestört In seinen Traumen; oder liegt und ruht Am Rücken eines Walds auf einer Hdh', Und sieht dem unruhvollen Lärm der Welt Zu seinem Fuß von fern zu; oder siht An einer Quelle, deren Murmeln ihn Zu fingen reizet. Alles schweigt um ihn, Indem er die Geliebte fingt. Dereinst Wird sie mit ihrem Kuß ihm jedes Lied Belohnen. Schöner ward von Venus nicht Anakreon belohnt, als für ein Lied Dem Liebling sie der Tauben schönste gab. Sie aß aus seiner Hand, von seiner Kost, Und tränkte sich mit seinem Wein, den er Ihr zutrank, tanzt' um ihn, und schlief Auf des geliebten Dichters Leier ein, Und wünschte nie aus seinem Dienst sich frei, Beglückter ist der Jüngling, wenn er einst Bon seiner Schönen Lippen für sein Lied Den Lohn empfångt, wenn er in ihrem Arm Den zärtlichen Gesang Ihr wiederholt, Und ihm ihr Auge, das nie ihn verläßt, Gefällig Freude, Beifall, Dankbarkeit Uno Liebe, winket, bis er den Gesang Bergißt, verstummt, und nur durch Küsse spricht.
Beschreibende Gedichte.
F. L. Graf zu Stolberg.
E. B. II. S. 235. von Kleist's wohlklingende, und dieses so schäßbaren Dichters noch harmonischere Heras meter sind freilich für den minder glücklichen Versbau Zaz charia's keine günstige Nachbarschaft. Auch wird man in folgendem schönen Gemåhlde_noch edleres und wårmeres Kolorit, und hinreiffendes Gefühl mit sanfter Mahlerei und lebhafter Erzählung meisterhaft verwebt finden. Durch den elegischen Anstrich des Vortrages gewinnt diese Beschreibung ein noch stärkeres Interesse.
Hellebeck,
eine seeländische Gegend,
Die mich oft auf wehenden Flügeln des rofigen Morgens,
Oft in thauenden Düften der Abendkähle besuchte, Die mir begegnet' auf hangenden Pfaden der heiligen Alpen,
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Und auf grünlichen Wellen des Sees im tanzenden Nas chen Mich ergriff, daß ich dem Sohne der Felsenkluft zurief: Warum stårzest du, Jüngling, herab die donnernden
Fluten
In den stilleren See? noch bist du frei, wie die Göts ter!
1
Wie die Götter, noch stark! dort unten harret der Knechtschaft
Ruhe dein! Enteile nicht, Jüngling, dem nåheren Himmel!
O Begeistrung, wo warst du, da ich, mit flehender Stimme
Dich in mitternächtlicher Stunde, vom Monde beschies nen,
FL. Graf zu Einsam wallend am Ufer des wogenrauschen den
Stolberg.
Meeres
In der Fluthen Geräusch, im Schimmer der Sterne dich suchte?
Sanft umsåuselten mich und hehr die nächtlichen Schauer; Sinkendes Abendroth weilte noch über Schwedens Ger birge,
Und es tanzten die röthlichen Gipfel auf Wogen des Nordmeers.
t
Heller strahlte der Sund vom steigenden Monde beschie:
nen;
Lieblich glitten auf beiden Meeren, mit schwellendem Segel,
Schiffe, gerüstet mit ruhenden Blißen, und hüpfende Nächen, Hier im Mondschein, dort im sterbenden Schimmer des Abends.
Ueber mich wehten, auf hohem Gestade, die heiligen Buchen,
Deren kein nordischer Sturm, fein Sturm von Osten geschonet.
Blizzzerschmetterten Wipfeln entfauset festliches Raus schen,
蔓
Das mit Erinnrung und Ahndung den ernsten Waller erfüllet.
Ach mir lispelte freundlich die Stimme der jungen Ers innrung;
Denn hier sah ich vor wenigen Stunden, mit euch, ihr Geliebten, *)
Sinken die Sonn" in Wogen des unermeßlichen Meeres. Siehe hier den Stein, an welchem Emilia hinsank, Still erröthend von Schimmer des Abends und sanfe ten Gefühlen. Und wir sanken zu ihren Füßen. Von Seligkeit trung ken
Irrte
*) Das Gedicht ist an den Grafen Ernst von Schimmelmann, und die Gräfin Emilie von Schimmelmann, *' geb. Gr. von Ranjau, gerichtet.
Irrte dein Blick, o Freund! von ihren Augen zur F. L. Graf zu Sonne, Stolberg..
Von der Sonne zu ihren Augen! dir strahlte sie minder Schön in Wogen des Meers, als in Emiliens Thrås
nen!
Ach! beim Anblick der Liebenden wandte mein Bruder sich, wischte Eine Thrån', und blickte nun wieder hinab auf die Wellen.
Siehe, nun war die Sonne gesunken! nun saus sten die Wipfel Lauter, und lauter rauschten ans Ufer die purpurnen Bogen.
Nun umschwebten uns Bilder der Vorzeit; die Leier von Selma Tôneť' um uns, um uns die liebliche Stimme von Kos na. *)
Da erhuben wir uns auf Lochlins hohem Gestade, Sahen jenseit des Meers, am Fuße des Felsengebirges, Starno's unwirthbaren Wohnplaß; dort landete Fins gal; dort sah er
Agandeka; dort liebten sich Fingal und Agandeka. Ach! gleich einem Sterne, der finstere Wolken durchs schimmert, Sah er das Fräulein zuerst; in ihrem wallenden Bus sen Stieg das Bild des Helden empor, wie die steigende Sonne. Starno lauerte mit Rånken auf ihn; da bebte des Fräuleins
Heimliche Thråne, da schlich sie zu ihm in schweigender Stunde: „Sohn dés hallenden Selma, dich will mein Vater ers morden!
Fleuch! dein Harren im Walde versteckt die Söhne dés Todes;
Fleuch,
Gedichte Offian's, aus welchen vie nächstfolgenden Stellen entlehnt sind.
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