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5.2. Graf zu Fleuch, und rette mich, Held, aus der Hand des zürs Stolberg. nenden Vaters! “ Unbekümmert gieng er zur Jagd, die Söhne des Toi

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des

Fielen durch ihn, und Gormall erscholl von der fallenden

Rüstung.

Starno blickte finster umher: „Auf! rufet das Mägds

lein,

Daß ihr reiche die blutige Hand der König von Mors

ven!

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Bleich erschien, mit fliegendem Haar, das liebliche
Mägdlein;

Seufzend hub sich ihr Busen, wie Schaum des sirds
menden Lubar;

Stille Thrånen entstürzten den niederblickenden Augen,
Starno wandte sein Haupt, und durchstach sie.

Agandeka

Fiel, wie rollender Schnee, der Ronans Felsen entglei s

tet;

Schweigend lauschen die Haine der Stimme des hallens den Thales.

Fingal blickt' auf die Helden umher.

und sanken

Da flohen

Lochlins Krieger. Er brachte das Fräulein mit sinkens
den Locken

Auf sein Schiff, und suchte die grünende Küste von
Morven.

Dort erhebt sich ihr Grab auf einem einsamen' Hügel;
Agandeka's Wohnung umrauschen die Wogen des Welts
meers.

Oft umtönte den Hügel die liebliche Stimme von Kona,
Ossians Leier, mit ihr die Stimme der sanften Malvina!

So umwallten uns manche Gesichte der grauens
den Vorzeit.

Sie entschwebten dem Wogengeräusch des heiligen
Meeres,

Dem Gesäusel der Buchen, dem rothen und thauens
den Himmel.

Lange

Stolberg.

Lange wallten wir noch am hohen Ufer, und sahen F. L. Graf zu
Unter uns drei ruhige Hütten, ans steile Gestade
Angelehnt, und freundlich genetzt von der schmeichelns

den Welle.

Låmmer weideten zwischen den Hütten im wankenden

Grase,

Und am kühlenden Born mit sprudelndem Silberges

ståube;

Weiden und blühende Flieder umschatten die mittelste

Hütte.

Lächelnd weilte beim lieblichen Anblick Emiliens Auge.
Fromm find deine Bewohner, du moosige Hütte! "
sie sprach es,

Und es suchet' ihr Blick den Pfad zur moosigen Hütte.
Süße Schauer ergriffen dich, Freundinn! o laß dir ers

zählen,

Welche Schauer es waren, und wer die Schauer dir

fandte!

Fromme Seelen, das wußtest du nicht! umschwebten dich leise.

Wehten dir Empfindungen zu und lispelten freundlich.

Diese Bäume waren noch nicht; auf eben der

Ståtte

Waren Hütten gebaut, und waren Hütten gesunken, Und in ähnlicher Wohnung, von åhnlichen Bäumen umschattet,

Lebte Sveno hier mit seinem Weibe Gotilde,

Seinen muthigen Söhnen, und zart aufblühenden
Töchtern.

Aecker hatten sie nicht, sie lebten von Früchten des Gars

tens,

Von der einzigen Kuh, dem Neße, der schwankenden
Angel.

Oftmal saßen sie hier, gekühlt von thauenden Lüften,
Wenn die Abendsonne das flutende Weltmeer erhellte,
Bis sich über den Sund die östlichen Schimmer des

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5.2. Graf zu Kummer kannten sie nicht, nur Sorgen der zärtlichsten Stolberg.

Liebe;

Einfalt deckte den frohen Tisch, ihn würzte die Freis

heit,

Und es sorgte kein Tag für seine jüngern Brüder.
Vater! es bauet der Mensch sein Haus; es nistet die
Schwalbe

Im Gesimse; du nåhrest die Schwalbe; du nåhrest
den Menschen!

Frühe fuhr täglich Sveno ins Meer mit tauschendem

Neze,

Oft die Söhne mit ihm, oft Weib und Töchter und
Söhne.

Also fuhren sie einst zusammen, und freuten sich herzlich
Ueber den Mond und den Morgenstern und den kom:
menden Morgen.

"Sveno, wie gleitet der Nachen so sanft!"

führt uns, Gotilde,

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Gott durchs Leben, hinüber ins Land der ewigen Rus

he! GC

Freudig sagt es der Mann, und thrånend erwiedert

Gotilde:

Wer von uns wird zuerst, o Sveno, den andern vers

lassen?

Wer von uns zuleßt die Kinder als Waisen vers

"Wie Gott will!

lassen? "

Nun rudert, ihr Knaben! Es
schwellen die Fluten."

Vater und Knaben ruderten rasch; es lächelte weinend,
Auf die Augen verbergende Hand geftüßet, Gotilde.
Gott sah ihre Thrånen, und rief dem Winde. Schon

rauschte

Höher die Flut; schon brauste der Sturm; schon tobte
die Windsbraut,

Daß das Seegel zerriß, eh' fie's zu senken vermochten.
Vater und Knaben ruderten rasch; nun weinte die
Mutter

Laut empor; es weinten, wie sie, die zagenden Töchter,
Bis die Welle sich thürmender hub, den Nachen an
Felsen

Warf,

Warf, und Vater und Mutter und Kinder auf einmal F. L. Graf zu

hinabschlang.

Engel schwebten über der Fluth: so schwebet der Bogen Gottes über der ståubenden Fluth des stürzenden Stros mes!

Ach! nun schweben mit ihnen die Seelen in strahlens
dem Fluge

Alle zugleich hinüber ins Land der ewigen Ruhe.
Ihre Leichen trennte das Meer nicht, und wiegte sie

sorgsam

Ans Gestad, und weinend begrub sie, unter den Bus

chen,

Auf dem Hügel, der Nachbar, wo uns, im Hauche des
Abends,

Heitre Gedanken des Tods und der Auferstehung ums

schwebten.

Sonne, du steigst, und sinkest, um wieder zu steis
gen! Einst wirst du

Sinken in ewige Nacht! dann fragen sich wundernd die

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Weilt sie nicht, und nicht in ihrem purpurnen Lager;
Sterne, sie starb! Einst sterbt ihr wie sie, ihr Söhne
des Lichtes!

Ach! die goldene Saat von Sonnen und Sternen und
Monden

Rauschet entgegen der Sichel des Todes, und neue Ges
filde

Keimen empor, dereinst mit neuen Saaten gekrönet,
Bis auch diese das rollende Jahr des Himmels gereis

fet!

Laß sie rollen die Jahre des Himmels! mit Saaten der
Schöpfung

Und mit Erndten der Schöpfung ein jedes bereichert;

wir werden

Såen sehn und erndten, geschmückt mit ewiger Jus

Stolberg.

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F. L. Graf zu
Stolberg.

Solche Gedanken führten uns heim; wir freuten uns innig

Unsers unsterblichen Lebens und unsrer ewigen Freunds

schaft!

Freunde! die Göttinn verlässt mich, sonst sång ich die lieblichen Haine,

Sie mit Bächen gewässert, geschmückt mit Hügeln und

Thalen,

Und die zwanzig Seen mit Eichen und Buchen ums

frånzet.

Sånge Waldemars Hügel, wo, unter rauschenden

Eschen,

Mancher Schauer der Vorzeit den finnenden Enkel ers haschet.

Ach Begeistrung! melodisch erscholl der Flug deis
ner Ankunft;

Nun enteilest du mir im schwebenden Saitengelispel;
Kehre wieder, und bald, aus deiner tönenden Halle!-

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