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„Die k. k. Statthalterei gibt bekannt, dass u. s. w. das. 1860. 42.

„Da indess auch der hochfahrendste Orakelton bei Apollonius doch immer noch nicht, wie Euphrates einer so überschwenglichen Vermesser.heit ihn habe anschuldigen können, dass er die Erde selbst zu bewegen, empor zuhebeln und zu versetzen, wohin er wolle, zu behaupten sich erdreistet habe und weder ihr noch der Sonne und dem Himmel irgend ein Recht und irgend eine Gewalt zugestehen wolle, irgendwie erklärlich macht, so werden wir wohl zunächst dafür in als echt verbürgten Worten desselben uns auch nach einer Erklärung umsehen müssen." (Progr. des Gymn. zu Liegnitz 1861. S. 35.)

„Soll er aber bei einem in Kreta, als er dort in dem Lebenäischen Heiligthum des Asklepios verweilte, plötzlich entstandenen Erdbeben, bei dem das Meer gegen 7 Stadien in das Land hinein zurückgewichen sein und so bei seiner Umgebung die Furcht, es werde auch die Tempel nach sich ziehen und sie alle mit wegführen, erregt haben soll, das zur selben Zeit sich begebende (!) Entstehen einer neuen Insel in dem eben dadurch zurückgedrängten Meere zwischen Kreta und Thera mit den Worten: seid getrost, das Meer, hat ein Land geboren, verkündet haben, welches nach einigen Tagen auch aus der Gegend von Cydonia kommende Leute bestätigten, so würden die auch sonst schon, und zwar auch ganz neuerdings erst stattgefundenen Neubildungen der Art unter ähnlichen Naturerscheinungen in dieser Meeresgegend als einen göttlichen Seher im strengsten Sinne des Wortes uns Apollonius deshalb doch immer noch nicht erscheinen zu lassen brauchen, wenn auch einen gewissen Respekt vor dem Seherblicke und den Einsichten des Mannes uns die Sicherheit, mit der er, was fern von seinem leiblichen Augen sich zutrug, zu verkünden sich getraute, uns allerdings würde einflössen müssen." (daselbst S. 37.)

„Nun da wird man sich denn doch wohl, zumal die so ganz dem Geschmack und den Neigungen des Achill bekanntlich in lächerlichster Weise nachäffenden Caracalla angepassten Heldengeschichten höchst wahrscheinlich früher als das Leben des Apollonius geschrieben worden sind, eines beschei denen Zweifels nicht nur an der Wahrhaftigkeit jener Geistercitationsgeschichte, von der von vornherein wohl nicht erst die Rede sein kann, sondern auch an jedem Sagengrunde, jeder traditionellen Auctorität für dieselbe schwerlich enthalten u. s. w." (daselbst S. 23.)

„Oder woher bei Apollonius, dem Pythagoreer, der als solcher wohl in Zahlen und Figuren, nicht aber in der Stimme Lauten und deren Zeichen die Schlüssel aller Creaturen sehen konnte, jene nicht blos in der bereits zur Sprache gebrachten Parteinahme für ihn gegen Odysseus, sondern auch in den auf seinem Grabe ihm dargebrachten Opfern und den überschwenglichen dabei ihm als dem wahren Musenvater, von dem alle Weisheit und Wissenschaft stammte, gespendeten Lobeserhebungen sich bekundende tiefe Verehrung gegen Palamades, der zu der Sophisten Aeltervater und ihren Literatenthums Schutzheiligen, als welchen ihn Philostratus in seinen Heldengeschichten verherrlicht, mit seiner reichen Erfindungsgabe und der Gewandtheit und Vielseitigkeit seines Geistes, die ihn der Sage nach nach den verschiedensten Richtungen hin Neues und zwar nicht blos zur Erreichung augenblicklicher praktischer Zwecke ans Licht fördern und durch die Erfindung der Buchstabenschrift zugleich den Grund zu aller Schriftstellerei legen liess, allerdings ganz trefflich geeignet erscheint, für eine kühnere und tiefere, weit mehr in dem geheimnissvollen Urgrund der Dinge und die verborgene Harmonie des Welt- und Naturzusammenhanges zur Befriedigung eines mächtigen inneren Bedürfnisses sich zu versenken, als irgend welchen äusseren Zwecken des Lebens in literarischer Vielgeschäftigkeit förderlich

zu werden trachtende Wahrheitsforschung aber, wie wir sie Apollonius schon nach den Titel seiner von Opfern und Weissagungen handelnden Schriften wie nach der Richtung und Abzweckung seiner Bildungsreisen wohl unmöglich ganz werden abstreiten können, eine so hohe Bedeutung doch auf keinen Fall haben konnte." (Das. S. 23.)

Bibliographischer Anzeiger.

Allgemeines.

Beiträge zur vergleichenden Sprachforschung, herausgegeben von A. Kuhn und Schleicher. 3. Band 2. Heft. (Berlin, Dümmler.)

Lexicographie.

1 Thlr.

N. J. Lucas, Deutsch-englisches Wörterbuch. (Bremen, Schünemann.) 3. Heft.

15 Sgr. F. Valentini, Taschenwörterbuch der italienischen und deutschen Sprache. 4. Aufl. (Leipzig, Brockhaus.) 2 Thlr. 18 Sgr.

Grammatik.

M. A. Lesaint, Traité complet de la conjugaison des verbes français. (Hamburg, Perthes-Besser & Mauke.)

Literatur.

Album des liter. Vereins in Nürnberg für 1862.

Raspe.)

27 Sgr.

K. Schütze, Deutschlands Dichter und Schriftsteller von der ältesten Zeit

bis auf die Gegenwart. (Berlin, Bach)

J. Senn, Glossen zu Goethe's Faust. (Innsbruck, Wagner) M. Carriere, Lessing, Schiller, Goethe, Jean Paul. Vier Denkreden auf deutsche Dichter. (Giessen, Ricker.)

(Nürnberg, Bauer &

18 Sgr.

12 Thlr. 4 Sgr.

Naturmythen. Neue Schweizersagen.

20 Sgr. (Leipzig, 71/2 Sgr. (Leipzig, 2 Thlr.

deutschen Gewande. (Bre

A. Niederhöffer, Mecklenburgs Volkssagen. 4. Lieferung.

Hübner.)

E. L. Rochholz,

Teubner.)

2 Thlr.

F. Ruperti & Laun, Fremde Dichtungen im men, Heyse.) Blumen aus der Fremde, Poesieen von Gongora, Maurique, Camoëns, neu übertragen von Heyse, Krafft u. s. w. (Stuttgart, Schweizerbart.) 1 Thlr. 72 Sgr. übersetzt von F. C. 1 Thlr. 10 Sgr.

T. Tasso's befreites Jerusalem, neu in reinen Reimen, Jochem. 2 Theile. (Giessen, Ricker.) J. A. Diehl, Versuch Schiller's Lied von der Glocke im Metrum des Originals, mit Reimen und Beachtung der römischen Sylben-Quantität zu latinisiren. (Luxemburg, Brück.)

4 Sgr.

Hilfsbücher.

E. Berger, Stilistische Vorübungen für mittlere Gymnasialclassen. (Celle, Capaun.)

21 Sgr.

L. Cholevius, Dispositionen und Materialien zu deutschen Aufsätzen für obere Classen. (Leipzig, Teubner.)

24 Sgr.

J. G. Kutzner, Hilfsbuch beim Unterricht in der deutschen Sprache in Volkslehranstalten. (Berlin, Heymann.)

3/4 Thlr.

M. Desaga, Kleine neue deutsche Sprachlehre für die Hand der Kinder in obern Classen der Volksschulen. heimer.)

2. Auflage.

(Mannheim, Bens312 Sgr.

deutschen Gram71/2 Sgr.

(Stuttgart, 3 Sgr.

J. C. Heinrich's Leitfaden für den Unterricht in der matik. 2. Auflage. (Berlin, Rücker.) G. Bauer, Praktischer Unterrichtsgang im Rechtschreiben. Belser.) Albrecht, Deutsches Lehrbuch für Secundarschulen. Enthält Briefe, Geschäftsaufsätze u. s. w. (St. Gallen, Huber.)

2/3 Thlr.

K. Hansen, Deutsche Dichter und Prosaiker, nebst einem Abriss der Metrik, Figurenlehre und Poetik. (Harburg, Elkan.)

16 Thlr. J. Willm, Auserlesene Stücke aus der deutschen Literatur, mit Anmerkungen und kurzen Notizen. (Strassbourg, Levrault.) 1 Thlr. 18 Sgr. L. Champion, Premier livre de lecture à l'usage des Allemands. (Wien, Gerold.) 12 Sgr. Collection d'auteurs français; für den Schul- und Privatgebrauch, herausgegeben und mit Anmerkungen versehen von G. van Muyden & L. Rudolph (Berlin, Nicolai.) 2 Livr. à 10 Sgr. F. Haas, Französisch-deutsche Sprachübungen. (Oppenheim, Kern.) 16 Sgr. E. Otto, Kleines deutsch-französisches Gesprächbuch. (Strassbourg, Levrault.)

71/2 Sgr.

W. E. Peschel, English and german exercises for reading and translating. (Dresden, Kunze.)

5/% Thlr.

Nathan der Weise

und sein

Gleichniss von den drei Ringen.

Nathan der Weise ist als Dichtung und seit Anfang des 19. Jahrhunderts vorzüglich auch als Theaterstück ein Werk von der grössten Bedeutung. Der hohe poetische Werth nach Inhalt und Form, der zarte, das Ganze durchwehende tief wohlthuende Duft ächter Humanität und Seelenschönheit, sind so allgemein anerkannt und hochgepriesen, dass darüber jede Bemerkung überflüssig erscheinen muss. Die Wirkung seiner Lectüre war gleich anfangs und später noch mehr die seiner Aufführung um so gewaltiger, je stärker der Lichtglanz. in die Dunkelheit der religiösen Lebensanschauungen, in die Verwirrung der wichtigsten Begriffe und Ansichten über die heiligsten Angelegenheiten der Menschenbrust und des Menschenlebens, vorzüglich über christliche Gottesfurcht und ächte Menschenwürde, plötzlich eindrang. Zur Zeit des ersten Erscheinens in der Literatur und auf der Bühne war das lebendige Christenthum meist in todten Buchstabendienst und in mechanische Orthodoxie ausgeartet; der Werth des Menschen wurde nach dem Lippenbekenntniss kirchlicher Symbolgläubigkeit oder nach dem Geklingel mit frömmelnder Phraseologie, nicht nach dem Massstabe wahrhaft sittlicher Denk- und Handlungsweise, ächt frommen Gottvertrauens und still waltender Tugend- und Nächstenliebe beurtheilt. Ueber Rechtgläubigkeit und Irrgläubigkeit hatten sich heftige und zum Theil höchst ärgerliche Streitigkeiten und literarische Fehden entsponnen, in die sich Lessing

Archiv f. n. Sprachen. XXXI.

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