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IX.

Leblose Schönheiten um so mehr dem Dichter versagt zu schildern. Verdammung der Thomson'schen Malerei. Von den Landschaftsmalern; ob es ein Ideal in der Schönheit der Landschaften gebe. Wird verneint. Daher der geringere Werth der Landschaftsmaler. Die Griechen und Italiener haben keine. Beweis aus dem umgekehrten Pferde des Pausanias, daß sie auch nicht einmal untergeordnete Landschaften gemalt. Vermuthung, daß die ganze perspectivische Malerei aus der Scenenmalerei entstanden. 21) X. 22)

Die Poesie schildert Körper nur andeutungsweise durch Bewegungen. Kunststück der Dichter, sichtliche Eigenschaften in Bewegung aufzulösen. Exempel von der Höhe eines Baumes. Von der Größe einer Schlange 23). Von der Bewegung in der Malerei. Warum sie Menschen und keine Thiere darin empfinden.

Von der Schnelligkeit.

XI.

Folglich schildert die Poesie die Körper auch nur mit einem oder zwei Zügen 24). Schwierigkeit in der sich oft die Malerei befindet, diese Züge auszumalen. Unterschied der poetischen Gemälde, wo sich diese Züge leicht und gut ausmalen lassen, und wo nicht. Jenes sind die Homerischen Gemälde, dieses die Miltonschen und Klopstockschen.

XII.

Vermuthung, daß die Blindheit des Milton auf seine Art zu schildern einen Einfluß gehabt 25). Beweis z. E. aus der sichtbaren Dunkelheit.

XIII.

Die erste Veranlassung war indeß der orientalische Styl. Moses Vermuthung; aus dem Mangel der Malerei. Daß das nicht schön sein muß, was biblisch ist. Wenn der Grammatiker

24) Vgl. Cap. 19.

22) Vgl. Cap. 16.

23) Diese Beispiele sind von Lessing im „Laokoon" nicht weiter ausgeführt. 24) Vgl. Cap. 16.

25) Näher ausgeführt in dem besonderen Abschnitt über Miltons Blindheit, vgl. unten.

eine schlechte Sprache in der Bibel finden kann, so darf der Kunstrichter auch schlechte Bilder darin finden. Der h. Geist hat sich in beiden Fällen nach dem leidenden Subjecte gerichtet; und wann die Offenbarung in den nordischen Ländern geschehen wäre, so würde sie in einem ganz andern Stile und unter ganz andern Bildern geschehen sein.`

XIV.

Homer hat nur wenige Miltonsche Bilder. Sie Frappiren, aber sie attachiren nicht. Und eben deswegen bleibt Homer der größte Maler. Er hat sich jedes Bild ganz und nett gedacht. Und selbst auch in der Ordnung ein malerisches Auge gezeigt. Anmerkung über die Gruppen, die sich bei ihm nie über drei Personen erstrecken. XV.

Von den collectiven Handlungen, als welche der Poesie und Malerei gemein sind.

Dritter Abschnitt.

I.

Aus dem Unterschiede der natürlichen und willkürlichen Zeichen. Die Zeichen der Malerei sind nicht alle natürlich; und die natürlichen Kennzeichen willkürlicher Dinge können nicht so natürlich sein, als die natürlichen Kennzeichen natürlicher Dinge. Es ist auch noch sonst viel Convention darunter. Exempel von der Wolke.

II.

Sie hören auf natürliche zu sein durch Veränderung der Dimensionen. Nothwendigkeit des Malers, sich der Lebensgröße zu bedienen. Abfall der Kunst in den erhabenen Landschaften. Schwindel kann die Poesie, aber nicht die Malerei erwecken.

III.

Die Zeichen der Poesie nicht lediglich willkürlich. Ihre Worte als Töne betrachtet, können hörbare 26) Gegenstände natürlich nachahmen. Welches bekannt. Aber ihre Worte als unter sich ver

26) In der Handschrift „herbare".

schiedner Stellen fähig, können dadurch die verschiedne Reihe der Dinge auf einander und neben einander schildern. Exempel hiervon. Auch sogar die Bewegung der Organe kann die Bewegung der Dinge ausdrücken. Exempel davon.

IV.

Einführung mehrerer willkürlicher Zeichen durch die Allegorie. Billigung der Allegorie, insofern die Kunst dadurch auf den Geschmack der Schönheit zurückgeführt und von dem wilden Ausdrucke abgehalten werden kann.

V.27)

Mißbilligung allzu weitläufiger Allegorien, welche allezeit dunkel find. Erläuterung aus Raphaels Schule von Athen; und besonders aus der Vergötterung Homers.

VI.

Nüßlichkeit der willkürlichen Zeichen in der Tanzkunst. Daß eben dadurch die Tanzkunst der Alten die neuere so weit übertroffen.

VII.

Der Gebrauch der willkürlichen Zeichen in der Musik. Versuch, das Wunderbare und den Werth der alten Musik daraus zu erklären. Von der Macht, die sich daher der Gesezgeber darüber anmaßte.

VIII.

Nothwendigkeit, alle schönen Künste einzuschränken und ihnen nicht alle möglichen Erweiterungen und Verbesserungen zu verstatten. Weil durch diese Erweiterungen sie von ihrem Zwecke abgelenkt werden und ihren Eindruck verlieren. Eulers Entdeckung in der Musik.

IX.

Von der Erweiterung in der Malerei der neueren Zeiten. Wodurch die Kunst unendlich schwer geworden und es sehr wahrscheinlich wird, daß alle unsere Künstler mittelmäßig bleiben müssen. Einfluß den Fehler in Nebentheilen, z3. E. in Licht und Schatten und Perspective, auf das Ganze haben. Da uns hingegen die gänzliche Weglassung aller dieser Theile nicht anstößig sein würde.

27) Vgl. hierzu unten die besondere Ausführung über Allegorie.

X.

Ermunterung, die bildenden Künstler aus den alten Zeiten zurückzurufen und sie mit Begebenheiten unserer jeßigen Zeit zu beschäftigen. Aristoteles' Rath, die Thaten Alexanders zu malen 28).

Anhang.

1.29)

Zerstreute Anmerkungen über einige Stellen in Winckelmanns Geschichte, wo er nicht genau genug gewesen. Antigone des Sophokles. Die Teller des Parthenius. Der Meister des Schildes vom Ajax 2c.

II.

Von dem Borghesischen Fechter 30).

III.

Von dem Cupido des Praxiteles.

IV.

Von der Kunst in Erz zu gießen. Daß sie zu den Zeiten des Nero nicht verloren gewesen.

V.

Vermuthung über das Nez p. 203.

VI.

Von den Schulen der alten Malerei und von den asiatischen Künstlern.

28) Vgl. Cap. 11 am Ende.

29) Vgl. Cap. 29.

30) Vgl. Cap. 28.

Laokoon

oder:

Ueber die Grenzen der Malerei und Poesie.

Υλη και τροποις μιμήσεως διαφέρουσι.
Πλουτ. ποτ. Αθ. κατα Π. ή κατα Σ. ἐνδ.

Mit beiläufigen Erläuterungen verschiedener Punkte der alten

Kunstgeschichte.

Erster Theil.

1766.

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