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Allein so schädlich auch die Donnerwetter oft find, so haben sie doch auch ihren vielfältigen Nußen. Damit ihr aber wißt, was ihr denken und thun. follt, wenn ein Donnerwetter kommt, so will ich euch auch einmal vom Donnerwetter eine Predigt halten und euch lehren die heilsamen Wirkungen desselben: 1) an der Erde, und

2) an unsren Herzen.

1.

Was wir, meine christlichen Landleute! alle Sommer zu fürchten haben, und was unsre Felder treffen kann, das ist der Hagel oder Schauer. Wenn wir an einem recht schwülen Sommertag graue Wolken mit einem weißlichen Rand in der Ferne sehen, wenn da und dort schon Blize herumschießen, wenn wir Donner und ein starkes Brausen in der Luft hören: so fragen wir schon einander, ob diese Wolken nicht etwa einen Hagel oder Schauer bringen. Und wir Alle wünschen, daß uns der liebe Gott vor solchem Unglück gnädiglich behüten und bewahren wolle!

Darum hört man oft sagen: „Der Frühling und der Sommer wäre sonst die schönste Zeit im Jahre, wenn nur die Gewitter nicht wären, die oft so schwer und fürchterlich sind." Allein solche Leute wissen nicht, daß die Gewitter in der Natur so noth

wendig und nüglich und eine so große Wohlthat Gottes find. Sagt ihr nicht selbst oft, wenn es lang dürr und trocken gewesen ist und nicht geregnet hat: „Ach! wenn doch der liebe Gott mit einem gnädigen Donnerwetter käme, wie würde da wieder Alles wachsen und fruchtbar werden!"

Und wie geschwind erquickt sich das Erdreich wieder nach einem Gewitter! Wie frisch und grün werden auf einmal wieder die Wiesen, Felder und Gärten! Wie kommt aber das? Durch die gewaltsame Erschütterung des Donners wird der Erdboden locker gemacht, und der Regen kann also leichter in das Erdreich hineindringen und es fruchtbar machen. Ein Gewitterregen, der nur eine Stunde währt, ist weit fruchtbarer als ein Regen, der ohne Gewitter zwei Tage lang dauert. In gewissen Gegenden des Morgenlandes, wo die Gewitter recht zu Hause sind, erntet man auch des Jahres zwei und drei Mal. Und warum sind die kalten Länder so unfruchtbar? Darum, weil sie wenig oder gar keine Gewitter haben.

Die Gewitter reinigen ferner die Luft und erhalten die Gesundheit, die doch das größte und beste Gut in der Welt ist. Die Gewitter mindern die Hiße. Wie ängstlich und bang ist Einem nicht, und wie schwer ist das Athemholen, wenn es so schwül und ein Gewitter im Anzug ist? Wenn aber

das Gewitter vorüber ist: wie wohl und leicht ist Einem da!

Die Gewitter verzehren auch die in der Luft schwebenden schädlichen und überflüssigen Dünste; und die Blize sind ein wahres Erhaltungsmittel unsrer Gesundheit, also auch ein Rettungsmittel von Krankheit und Tod. Man hat nämlich bemerkt, daß in den Jahren, wo wenig oder gar keine Gewitter waren, gewöhnlich ansteckende Krankheiten herrschten, oder die Menschen doch sonst häufig dahin starben.

So laßt uns also auch in Gewittern unsern Gott als einen weisen nnd gütigen Vater erkennen und ihn mit kindlicher Ehrfurcht anbeten. Wenn auch die Gewitter bisweilen hie und da großen Schaden anrichten; so laßt uns nur auch den unbeschreiblich großen Nugen bedenken, welchen sie für die allgemeine Fruchtbarkeit des Erdbodens stiften. Was für heilsame Wirkungen sollen aber die Gewitter an unsern Herzen machen?

2.

Die Gewitter bringen oft in den Herzen der Menschen gute Gesinnungen und Entschlüsse hervor, die sonst nicht entstanden wären. Ein heftiger Donnerschlag ist ein nachdrücklicher Prediger. Wer ist so groß, so mächtig, wie Gott? Mit seinem Bliz tödtet er in einem Augenblick Menschen und Thiere,

zerreißt Bäume und Felsen, zerschmettert Häuser, Schlösser und Thürme, seiner Macht kann nichts widerstehen. Ein einziger Donnerschlag, und die Erde bebt, und die Menschen hören es mit Furcht. Ein großer heftiger Donnerschlag hat oft manchen großen verhärteten Sünder auf bessere Gesinnungen gebracht. Zwar gibt es wohl viele Menschen, die auch von dem schrecklichsten Gewitter weder zu einer guten Gesinnung noch zu einer wirklichen Lebensbesserung gebracht worden sind, und auch nicht dazu gebracht werden. Indessen ist es aber doch auch wahr, daß die Gewitter manche Menschen theils zu guten Gesinnungen, theils zur Besserung ihres Lebens schon gebracht haben und noch dazu bringen.

Und noch Eins! Wir sagen von einem recht fürchterlichen Donnerwetter: „Es war nicht anders, als wenn der jüngste Tag hätte kommen wollen.“ Wir geben es also selbst zu, daß man sich dabei an den jüngsten Tag, an den lezten Gerichtstag, erinnern kann. Darum sollte man bei jedem Blig in einem Donnerwetter bei sich selbst denken: Wie, wenn jezt der göttliche Richter kommen würde, könnte ich mit Freuden vor ihm stehen, oder müßte ich mit den Gottlosen zittern? O, von heute an will ich mit neuem Ernst nach der Besserung des Lebens trachten, damit ich nicht einst vor der Donnerstimme des Weltenrichters erschrecken muß!" Sollten also

die Donner und die Schrecken des Ungewitters nicht eine heilsame Furcht und durch diese eine wahre Reue und Besserung erwecken? Darum beten wir auch täglich bei der h. Messe in dem sogenannten Donativgebet zu Gott: „Erwecke in uns eine heilsame Furcht vor deinem gerechten Zorn, damit du in deinen Heiligen geehrt werdest, und wir durch Besse= rung des Lebens befreit werden von jenem schrecklichen Donnerworte: „Geht hin, ihr Verfluchten, in's ewige Feuer," welches du am jüngsten Gerichtstag über die unbußfertigen Sünder wirst gehen lassen." Wollen wir mit unserm Gebet auch was ausrichten, so muß es uns Ernst sein mit der Besserung unsers Lebens, sonst werden wir niemals dorthin kommen, wo wir Gott ewig loben und preisen können. Amen.

Frühlehre auf den siebenten Sonntag
nach Pfingsten.

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Die falschen Propheten wer sie sind, uud wie sie durch ihre Reden und durch ihre Beispiele verführen.

„Sütet euch vor den falschen Propheten!" Matth. 7, 15,

Im alten Testament waren die Propheten fromme von Gott erleuchtete Männer, welche das Volk zum

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