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aber gesunden Taglöhner schmeckt sein schwarzes Stück Brod weit besser, als dem reichen, aber kranken Herrn die besten Speisen schmecken. Gesund und frisch sein, ist besser als Gold; und mit einem gefunden Leib ist kein Reichthum zu vergleichen. Die Gesundheit ist ein Geschenk von Gott; dieß hat der Gichtbrüchige im heutigen Evangelium selbst erfahren.

Gib daher, mein christlicher Zuhörer! besser Acht auf deine Gesundheit und richte sie nicht selbst zu Grund. Wenn du sie verlierst, so verlierst du unaussprechlich viel; und es ist nicht so leicht, die Gesundheit wieder zu erhalten, als sie zu verlieren. Meide daher besonders jene Laster, die der Gesundheit am meisten schaden. Vielfraß macht krank und die Unmäßigkeit hat schon Viele vor der Zeit in's Grab gebracht. Die sich der Unzucht ergeben, friegen Motten und Würmer zum Lohn; sie verdorren und zehren aus, Andern zum warnenden Beispiel. Kraftvoller Jüngling! laß dir das gesagt sein. Du nimmst allemal Gift zu dir, so oft du dich der Wollust hingibst!

Hilf aber deiner Gesundheit wieder auf, wenn du krank bist. Das ist die Ermahnung, die uns der weise Sirach gibt. „Wende dich,“ sagt er, „wende dich von der Sünde ab, mache deine Hände unsträflich und reinige dein Herz von aller Missethat; hernach überlaß dich dem Arzt. Ehre ihn um der

Noth willen; denn der Allerhöchste hat ihn erschaffen; er hat auch die Arznei erschaffen, und ein verständiger Mensch wird sie nicht verabscheuen. Die Kran= ken, die gar keine Mittel gebrauchen, versuchen Gott und sind selbst Schuld daran, wenn sie ihr Leben einbüßen. Du sei vernünftig und thu, was dir der Arzt vorschreibt, und Gott wird machen, daß du wieder gesund wirst.

Fürchte das Krankwerden und den Tod nicht mehr, als es nöthig ist. Wir können nicht ewig gesund bleiben. Auch die besten Kräfte des Leibes nehmen mit der Zeit ab und zehren sich auf. Wir werden alle Tage älter und mithin auch schwächer, und wenn wir einmal gewisse Jahre erreicht haben, so kann uns weder Arzt noch Arznei vom Tod erretten. Die Hütte, die unsere Seele bewohnt, ist aus Erde gebaut; fie muß zulegt einstürzen. Aber zittre nicht bei dem herannahenden Einsturz; du bekommst nach diesem Leben eine neue bessere Behausung, als die gegenwärtige ist. Der nämliche Jesus, der einst so viele Kranke geheilt und auch dem Gichtbrüchigen im heutigen Evangelium die Gesundheit des Lebens ertheilt hat, der nämliche Jesus wird einst wieder kommen und unsre Leiber aus dem Grabe hervorrufen und sie seinem verherrlichten Leibe ähnlich machen und uns mit sich in den Himmel nehmen, wo es keine Krankheit, keinen Schmerz und keinen

Tod mehr gibt. Wer soll bei dieser frohen Aussicht noch den Tod fürchten? Der fromme Christ, der an die Auferstehung der Todten glaubt, fürchtet ihn gewiß nicht! Amen.

Frühlehre auf den neunzehnten Sonntag
nach Pfingsten.

Größe und Dauer der Höllenstrafen.

„Bindet ihm Hände und Füße, und werft ihn in die äußerste Fin sterniß, wo Heulen und Zähnklappern sein wird." Matth. 22, 13.

Nicht wahr, meine christlichen Zuhörer! dem ists halt doch recht übel gegangen, der ohne hochzeitli= ches Kleid zum großen Gastmahl des Königs ge= kommen war! „Bindet ihm Hände und Füße," sprach der König, „und werfet ihn in die äußerste Finsterniß, wo Heulen und Zähnklappern sein wird.“

Nun, meine christlichen Zuhörer! möchte ich mir und euch ein ähnliches Schicksal ersparen helfen; denn die äußerste Finsterniß, von welcher das heutige Evangelium redet, ist der schreckliche Wohnort der Verdammten, den wir die Hölle nennen.

In einigen Jahren wird man von einem Jeden aus uns sagen: Er ist auch gestorben." Sterben ist

nothwendig; in die Hölle kommen ist leicht; und diese Nothwendigkeit, der wir nicht ausweichen können, und diese Leichtigkeit, die uns unglücklich machen kann, muß uns, meine christlichen Zuhörer! auf ernsthaftere Gedanken bringen.

Wir können in die Hölle kommen; wir können bald in die Hölle kommen; was leiden wir dann? was haben wir dort auszustehen? Schreckliche Strafen! Laßt uns daher heute die höllischen Strafen ernsthaft betrachten:

1. ihre Größe und

2. ihre Dauer.

Wer etwa von der Hölle nicht gern predigen hört, dem wünsche ich ja nicht, daß er einst lieber selbst erfahre, was er jegt nicht gern hört. Aber weh denjenigen, die dieses eher erfahren haben, bevor sie es glauben wollen!

1.

Die Verdammten in der Hölle sind aller Glückseligkeit beraubt. Sie empfinden diese Beraubung, bejammern aber ohne Nußen und voll Verzweiflung den Verlust. Da sie von dem immerwährenden Andenken an die verlorne Glückseligkeit gleichsam mehr gemartert werden, als von den entseglichen Peinen, welche sie leiden müssen; so brennt sie, wie ein gewisser h. Kirchenvater sagt, der Himmel mehr als

die Hölle. Gleichwie aber die ewige Glückseligkeit kein Gut ist, das der Mensch jegt begreifen kann; so ist auch die ewige Verdammniß kein Uebel, das sich jezt der Mensch recht vorstellen kann.

Ist ein Schmerz größer als der des Brennens? durchdringt er nicht den ganzen Leib? Und diesen Schmerz des Feuers empfinden die Verdammten.

"

Ist das höllische Feuer Etwas, fragt der heutige Zweifler, oder ist es nur ein Feuer in der Einbildung? Frage den Heiland, und er droht dir mit dem ewigen Feuer. Geht hin in das ewige Feuer," ist der Ausspruch des göttlichen Richters bei Marc. 9, 45. Frage den reichen Prasser, und er antwortet dir heulend bei Luc. 16, 24.: „Ich leide große Pein in dieser Flamme."

Ist aber in der Hölle ein solches Feuer, wie das unsre, das durch Holz oder andere Brennmaterialien unterhalten wird? Oder gibt's in der Hölle ein andres Feuer? Dieß lehrt uns die heil. Schrift nicht. Genug, es wird ein wahres, höchst empfindliches und außerordentliches Feuer sein, welches die Geister ebensowohl angreift als die Leiber, und weder die Einen noch die Andern verzehrt. Es ist das Feuer, welches auf uns Alle wartet, wenn wir als ungebesserte Sünder dahinsterben.

Wir möchten jegt gern die unerforschliche Eigenschaft und Beschaffenheit des höllischen Feuers wissen,

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