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354 18

Prof. Dr. J. B. Roth's Reise nach Palästina.
Dritter Abschnitt: Höhen-Messungen im Wady el Arabah u. s. w.
Berechnet von Prof. C. Kuhn 1).

Bei Veröffentlichung der meteorologischen Beobachtun-
gen des Herrn Dr. Roth (Geogr. Mitth. 1857, Heft IX
und X, SS. 413-416), auf welche die hier in Rede
stehenden Höhen-Messungen sich gründen, wurden die Um-
stände erwähnt, welche in Rücksicht zu bringen sind,
wenn man diese Aufzeichnungen zur Berechnung der ba-
rometrischen Höhen benutzen will. Diese Umstände bezie-
hen sich bekanntlich einer Seits auf die Korrektionen der
zur Reise benutzten Instrumente, anderer Seits aber auf
die zur Bestimmung der barometrischen Höhen-Differenzen
unerlässlichen gleichzeitigen Beobachtungen von Stationen,
an welchen der Gang des Luftdruckes und der Temperatur
nahezu derselbe ist, wie an den temporären Beobachtungs-
punkten. Da selbst unter Berücksichtigung aller dieser
Umstände die berechneten barometrischen Höhen-Differen-
zen immer noch solche Unsicherheiten an sich tragen, wenn
die Beobachtungsstationen in bedeutenden horizontalen
Entfernungen von einander sich befinden und der Gleich-
gewichts-Zustand der Atmosphäre durch horizontale und
vertikale Strömungen der Luftmassen gestört ist, dass bei
Bestimmung derselben mit der grössten Vorsicht verfahren
werden muss,
wenn die erhaltenen Resultate auch nur
einige naturgemässe Bedeutung haben sollen: so sind die
ohne gehörige Berücksichtigung der auf die Angaben des
Barometers einwirkenden Umstände u. S. w. berechneten
Höhen um so mehr nur als rohe Annäherungen an die
wahren Werthe und ihre Bedeutung nur als eine sehr re-
lative zu betrachten 2).

1) Vergl. Geogr. Mitth. 1857, Heft VI, SS. 260-266, u. Heft IX u. X, SS. 410-416.

Im

2) Oft begnügt man sich, für die vorliegenden Zwecke entweder die Beobachtungen auf den sogenannten mittleren Luftdruck am Meere (337," unter 450 Breite) und die mittlere Lufttemperatur von +102 R. zu beziehen, oder die barometrischen Höhen-Differenzen aus den angestellten Beobachtungen unmittelbar zu berechnen. ersteren Falle nimmt man daher an, dass der Barometerstand während der ganzen Dauer der Reise sich nicht änderte, im letzteren aber, dass er während kurzer Zeitabschnitte unveränderlich geblieben ist. Welche Folgerungen solche Hypothesen zulassen, erkennt man am besten, wenn man von den vorliegenden Beobachtungen einige heraushebt. So erhält man z. B. für die Höhe des Rothen Meeres Differenzen, die Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft I.

Diese Gründe bestimmten mich, von der genannten Beobachtungsreihe so lange keine Anwendung zu machen, bis ich jenen Umständen wenigstens zum Theil Rechnung zu tragen im Stande bin. Obgleich nun im gegenwärtigen Augenblicke jene Bedingungen noch nicht in der erwünschten Weise erfüllt werden können, so habe ich mich, mehrfachen Wünschen entsprechend, dennoch jetzt entschlossen, da ich in den Stand gesetzt worden bin, einstweilen theilweise die genannten Umstände zu berücksichtigen, die aus den Roth'schen Beobachtungen sich ergebenden wahrscheinlichen Höhen zu berechnen und in dem Folgenden zur Mittheilung zu bringen. Ich habe es der grossen Freundlichkeit des Direktors der K. K. Meteorologischen Central-Anstalt zu Wien, Herrn Dr. Kreil, zu verdanken, dass ich dasjenige Material für den vorliegenden Zweck benutzen konnte, welches zur vorläufigen Ermittelung der genannten Höhen unumgänglich nothwendig

war.

Herr Dr. Kreil hatte die Güte, mir Beobachtungen aus Kairo, angestellt von Dr. Reyer, und solche von Smyrna, angestellt von Dr. Pauli, in Folge meines Ansuchens zuzusenden. Die Beobachtungen aus Kairo, angestellt um 7h M., 22h Ab. und 9h Ab., erstrecken sich auf die ganze Dauer der ersten Reise des Herrn Dr. Roth, die Beobachtungen aus Smyrna gehören für den 1. Januar, dann 1. bis 6. Mai 1857 und beziehen sich auf die BeobachtungsStunden 7h M., 2h Ab. und 10h Ab. Diese Beobachtungen sind es nun vorzugsweise, die ich meinen Rechnungen zu Grunde legte, und durch welche mir die Ermittelung genäherter Resultate möglich wurde.

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Was nun die Berechnung selbst betrifft, so wurden vor Allem, um den korrespondirenden Beobachtungen aus Kairo und Smyrna einen ausgedehnteren Werth beilegen zu können, nicht bloss die mir gütigst von Herrn Dr. Kreil

um nicht weniger als 200 Fuss von einander verschieden sind; die für Jerusalem berechneten Höhen würden sich um mehr als 500 Fuss von einander unterscheiden u. s. w., abgesehen von den Ungereimtheiten, die sich ergeben würden, wenn man sehr geringe Höhen auf diese Weise berechnen wollte.

1

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mitgetheilten Ermittelungen benutzt, sondern auch für je drei- oder viertägige Beobachtungen durch InterpolationsGesetze solche Tabellen entworfen, aus welchen sich der Barometerstand und die Temperatur zu jeder Stunde des Tages (zwischen 7 h M. und 9 h Ab.) näherungsweise erkennen liess. Die Ermittelung des wahren Fehlers des Roth'schen Reise-Barometers konnte noch nicht mit der gehörigen Genauigkeit vorgenommen werden; es wurde daher die Korrektion desselben von der Grösse angenommen, wie sie sich aus früheren Erörterungen (man sehe a. a. O.) ergab. Diese Korrektion wurde aber nicht unmittelbar an den Beobachtungen angebracht, sondern es wurde für jede berechnete Höhen-Differenz diejenige Verbesserung aufgesucht, die jener Barometer-Korrektion entspricht. Setzt man nämlich die gesuchte Höhen-Differenz

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dh

C

с

log. nat. 10 dB oder dh =db, log. nat. 10 die verlangte Verbesserung der Höhen-Differenz, je nachdem die temporäre Station die untere oder die obere war, worin beziehungsweise dB und db die BarometerKorrektion des Reise-Barometers bedeutet. Zur Berechnung von geringen Höhen-Differenzen, für solche nämlich, bei welchen die Differenz der entsprechenden Barometerstände gering ist, ist es bekanntlich nicht zulässig, in dem barometrischen Höhen-Ausdrucke die Temperatur-Korrektion mit Hülfe der gebräuchlichen Tafeln vorzunehmen. Ich begnügte mich daher bei Ermittelung von geringen Höhen-Differenzen mit der Anwendung des genäherten Ausdruckes

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in welchem log. C 4,7529839 angenommen und wobei noch ausserdem die Korrektion wegen der geographischen Breite, so weit diess möglich war, berücksichtigt wurde. Bei Berechnung der übrigen Höhen-Differenzen aber wurden die Gauss'schen Tafeln und zur Kontrole der Rechnung selbst u. s. w. die Bessel'sche Methode 1) benutzt, von beiden erhaltenen Resultaten aber das Mittel als erste Annäherung der gesuchten Höhe genommen. die sämmtlichen Höhen auf die Hauptstation Kairo bezogen wurden, so war es einmal nothwendig, die Höhe von Kairo selbst über dem Meere mit einiger Genauigkeit zu ermitteln, dann aber musste auch der Ungleichheit des Ganges des Luftdruckes wegen an der Hauptstation und an den temporären Beobachtungspunkten der wahrschein

1) Astron. Nachr. XV, 358.

Da

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während die Luft - Temperatur an der Hauptstation innerhalb der genannten Zeitabschnitte (in Réaumur'schen Graden ausgedrückt) beziehungsweise zwischen +52 (7 h M.) und 18,0 (22h Ab.), 100,4 und 220,0, 130,6 und 30,5, 12, 1 und 230, variirte.]

Zur Ermittelung der Höhe des Barometers zu Kairo wurden die Beobachtungen aus Jaffa (s. a. a. O.) benutzt, und es ergaben sich hiefür aus fünf Beobachtungen Jaffa 62 Par. Fuss,

Kairo

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also im Mittel 66 Par. Fuss. Um so viel wurden daher die mittelst Kairo berechneten Höhen verbessert, um dieselben auf die Beobachtungsstation zu reduciren. Da diese nach Angabe des Herrn Dr. Roth etwa 60 Fuss über dem Meere sich befindet, so wären also alle in der folgenden Tabelle angegebenen Meereshöhen noch um + 60 Par. Fuss zu vermehren2). Zur beiläufigen Ermittelung der Genauigkeit der mittelst Kairo berechneten Höhen dienten 1) die Höhen bekannter Punkte,

2) die Beobachtungen aus Smyrna vom 1. bis 6. Mai 1857. Als bekannt konnten die Höhen von Jerusalem und dem Rothen Meere ) angenommen werden. Durch erstere wurden die mittelst der Beobachtungen vom 25. bis 27. Dezember 1856, dann 1. Januar 1857 berechneten Höhen auf ihre Fehler untersucht und so die Fehler in den Höhen über 2000 Fuss angenähert bestimmt; durch die letztere konnten die Fehler kleiner Höhen - Differenzen und ins Besondere jene genähert ermittelt werden, welche sich ergeben, wenn die Schwankungen des Luftdruckes bedeutend sind. [Am Rothen Meere betrug die Schwankung des Barometerstandes vom 23. April 22h Ab. bis 24. April

1) Geogr. Mitth. 1855, SS. 366. 374. Hiernach beträgt nach Lynch's Nivellement die Höhe von Zion 2449 Fuss.

2) Nach den mir zugänglichen Quellen ist die Höhe von Kairo über dem Mittell. Meere im Ganzen nur etwa 60 Par. F. (Geogr. Mitth. 1855, S. 367). A. Petermann.

6 Ab. nicht weniger als 2",4, in Kairo während dieser Zeit beiläufig 3".] Mittelst der Beobachtungen zu Smyrna aber wurden die Fehler, so weit die Umstände es erlaubten, annäherungsweise zu ermitteln gesucht, welche sich ergeben, wenn der Barometerstand zu Kairo zwischen 333",8 und 336",7 betrug. Auf diese Weise zeigte sich, dass im Allgemeinen die beträchtlicheren, mittelst der Beobachtungen aus Kairo berechneten Höhen beiläufig um 14 bis 1/13 der gefundenen Höhe fehlerhaft sein konnten, während bei geringen Höhen - Differenzen der Fehler weit grösser ausfallen kann, wenn die Barometer-Schwankungen bedeutend sind. Die durch diese Ermittelungen erhaltenen Verbesserungen wurden an den mittelst der ersten Annäherung erhaltenen Höhen angebracht, sie reichten aber trotzdem für einzelne Punkte nicht aus, bei welchen sich zeigte, dass die so erhaltenen Zahlen noch einiger Verbesserung bedürfen, für deren Auffindung das vorhandene Material als unzulänglich erschien. Es ist übrigens die Hoffnung vorhanden, dass bei einer späteren Gelegenheit die Mög lichkeit sich darbieten dürfte, die in den verzeichneten Höhen noch bestehenden Unsicherheiten, wenn auch nicht ganz und gar, doch zum grossen Theile zu beseitigen.

Ich habe in der folgenden Tabelle die Höhen in derselben Weise an einander gereiht, wie sie der TerrainGestaltung der Gegend, welche Herr Dr. Roth bereiste, entsprechen; sie können daher ein Bild der Gestaltung jenes Terrains ersetzen, dessen graphische Darstellung ich mir für eine spätere Gelegenheit, wenn mehrere andere Beobachtungsreihen hierzu benutzt und mit den bis jetzt vorhandenen vereinigt werden können, vorbehalte.

Die

mit bezeichneten Höhen erscheinen als unsicher, und zwar entweder desshalb, weil die zur Berechnung derselben benutzten Elemente durch Interpolation ermittelt wurden, oder weil zur Zeit der Beobachtung heftige Luftströmungen, Gewitter - Erscheinungen u. s. w. Statt fanden; die mit ft markirten sind etwas zu gross, jene mit f aber als etwas zu klein zu betrachten, während alle übrigen diejenige Zuverlässigkeit ansprechen dürfen, welche

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Ferschid el Derwisch, halbwegs zwischen obiger Station und Usdum

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Kassr es Sueirah, im Pass gleichen Namens
Usdum (Sodom), an der Salzhöhle (Nogharet),
etwa 30 Fuss über dem Todten Meere
Wadi Dscheib, 3 Stunden aufwärts
Wadi Dscheib, 5 Stunden aufwärts
Ain el Buerde, im Wadi Dscheib, 10 Std. aufwärts
Station Ridschma al Geraie (auf einem kl. Hügel)
Station im Pass Elbai, bei Ain Kamr

Spitze des Djebel Haroun (Hor) (bei dem Grab
Aaron's)

Petra, auf einem kleinen Plateau mitten unter den Ruinen

Station Um el Heddi (Hufeisen) (im Schatten einer Mimose)

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Beim Austritt aus dem südl. Pass von Wadi Musa, in der Araba

2 Stunden weiter südlich in der Araba

8 Stunden weiter südlich in der Araba Am Salzbrunnen Godian

2 Std. weiter im Süden, Station En Redte Akaba am Rothen Meere (am Meere)

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Akaba am Rothen Meere (im Kasernenhof)

7 Std. nördl. von Akaba, Station ohne Namen An der Quelle Taba

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460 +

+ 90 十十

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1) Mit Hülfe der Beobachtungen vom 5. und 6. April und 6. Mai berechnet und nach Früherem verbessert.

Über Prof. Dr. J. B. Roth's Höhen-Messungen in Palästina u. s. w.

Von Prof. C. Koristka.

In dem mir vor Kurzem zugekommenen neunten und zehnten Hefte der Mittheilungen befinden sich auf S. 413 f. die höchst interessanten meteorologischen Beobachtungen, welche Prof. Dr. J. B. Roth auf seiner Reise durch das Wady el Arabah machte. Eine Berechnung derselben von Prof. C. Kuhn wird für später zugesagt. Es wäre sehr zu

wünschen, dass eine solche so bald als möglich erfolgen möchte1), da das Relief jenes Gebietes in Bezug auf seine Höhen-Verhältnisse leider nur zu lange schon eine geographische Streitfrage bildet. Inzwischen kann ich mich doch 1) Dieser Aufsatz kam uns zu, als der vorhergehende von Prof. Kuhn schon im Satz befindlich war.

A. P.

nicht enthalten, ohne dadurch der ausserordentlichen Verdienstlichkeit der Roth'schen Beobachtungen im Geringsten nahe zu treten, die Besorgniss auszusprechen; dass die Berechnung der Niveau-Differenzen der einzelnen Stationen aus dem beobachteten Luftdruck und der Temperatur jene Genauigkeit bei weitem nicht erreichen dürfte, welche man bei einem so tüchtigen Beobachter und bei so guten Instrumenten zu erwarten berechtigt war. Es fehlt nämlich eine dem bereisten Gebiete hinlänglich nahe Beobachtungsstation, auf welcher während der Zeit der Reise korrespondirende Beobachtungen hätten vorgenommen werden sollen. Jerusalem hätte sich wohl am besten zu diesem Zwecke geeignet; indessen müssen wohl Ursachen vorhanden gewesen sein, welche diess unmöglich machten. Barometrische Höhenbestimmungen aus bloss Einer Beobachtung haben schon bei einer Entfernung von 20 Geogr. Meilen einen wahrscheinlichen Fehler von 5 bis 6 Toisen, welcher bei sehr gestörten Gleichgewichts-Verhältnissen der Atmosphäre auch das Doppelte erreichen kann, und dieser Fehler nimmt bei grösserer Entfernung der beiden Barometer bedeutend zu. Man wird daher bei Berechnung dieser Höhen entweder einen mittleren konstanten Luftdruck am Niveau des Meeres annehmen, oder man wird als korrespondirende Punkte Stationen wählen müssen, welche jeden Falls viel zu weit entfernt sind. Beide Annahmen werden nur sehr ungenaue Werthe geben.

In Bezug auf die erstere möchte ich mir erlauben, auf den nicht uninteressanten Umstand aufmerksam zu machen, dass sich aus den oben erwähnten meteorologischen Beobachtungen ergiebt, dass wenigstens während der Zeit der Reise der Barometerstand an demselben Orte im Allgemeinen ein grösserer war Vormittags als Nachmittags, von 2 Uhr angefangen, wie diess z. B. folgendes kleine Täfelchen zeigt.

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Es ergiebt sich hieraus, dass das Tages-Maximum und Tages-Minimum des Luftdrucks in Palästina und in der Arabah nahezu denselben Gang einhält, wie in unseren Gegenden, wo das erstere (im April und Mai) bekanntlich zwischen 7-10 Uhr Vormittags, das letztere aber zwischen 3-6 Uhr Nachmittags fällt. Auf diesen Umstand müsste, wollte man die erste Methode der Berechnung, nämlich ohne korrespondirendes Stand-Barometer, wählen, vorzüglich Rücksicht genommen und es müsste eine für die verschiedenen Tagesstunden geltende Interpolations-Tafel entworfen werden. Auf diese Weise erhielt ich die Seehöhe von Jerusalem + 2331', Hebron (Quarantaine-Platz) + 2538', Usdum (Niveau des Todten Meeres) 1274', Ain Hueibé + 10',

Ain Taibé + 778', Ain Gurundel + 599', Salzbrunnen Godian113 Par. Fuss. Hiervon weichen die ersten beiden von den bisherigen Annahmen bedeutend ab, besser stimmt das Todte Meer, welche Seehöhen natürlich nur vorläufige Annäherungen sein sollen, bis zur versprochenen definitiven Berechnung des Herrn Prof. Kuhn.

Wollte man jedoch die zweite Methode benutzen, so dürfte es ziemlich schwer sein, ein nahes korrespondirendes Stand-Barometer aufzufinden. Bis vor Kurzem waren wohl Athen und Neapel die zwei nächsten Beobachtungsorte; mit dem Jahre 1857 aber sind, wie uns die allmonatlich von der K. K. Meteorologischen Central-Anstalt in Wien veröffentlichten Übersichten der Witterung" belehren, zwei weit nähere Beobachtungsstationen, nämlich Smyrna und Kairo, ins Leben gerufen worden. Von beiden dürfte wohl Kairo eine zweckmässigere Lage für Palästina und die Arabah haben, da keine besonders hohen Berg-Ketten dazwischen liegen, obwohl beide für die Berechnung einer Höhe aus bloss einer oder zwei Beobachtungen doch noch zu weit entfernt sind. Von Wichtigkeit wäre es dann, genau die Seehöhe der unteren Quecksilber-Fläche des Barometers in Kairo zu kennen. Es ist mir nicht bekannt, an welchem Punkte Herr Dr. Reyer, welcher in Kairo beobachtet, sein Barometer aufgestellt hat, und die älteren Nivellements in der Spitze des Delta geben hierüber natürlich auch keine Aufklärung. Aus diesem Grunde dürfte der Versuch kein überflüssiger sein, durch Kombinirung der bisher gemachten Barometer-Beobachtungen in Kairo mit gleichzeitigen in Europa, deren Seehöhe bekannt ist, direkt einen angenäherten Werth für die Sechöhe von Kairo zu finden. Bei einer sehr grossen Anzahl einen grösseren Zeitraum umfassender Beobachtungen nimmt bekanntlich der Einfluss der Entfernung beider Stationen auf den wahrscheinlichen Fehler des Höhen-Unterschiedes sehr ab, und schon bei Jahresmitteln verschwindet er beinahe gänzlich. Bei Monatsmitteln ist diess freilich noch nicht der Fall; indess habe ich mir doch erlaubt, die drei Monate März, April und Mai 1857 und die Stationen Triest, Ancona, Curzola (Dalmatien) und Rom zu einer solchen Berechnung zu benutzen. Aus den oben genannten „Übersichten der K. K. Meteorologischen Central-Anstalt" habe ich mir zuerst die Monatsmittel des auf 0° reducirten Barometerstandes und der Lufttemperatur zusammengestellt und dabei in Pariser Linien und Réaumur'schen Graden unmittelbar erhalten:

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tat dürfte indessen bei der Berechnung der Roth'schen Messungen einige nützliche Winke geben. Die niedrige Seehöhe von Kairo hat ihren Grund in einem zu hohen Barometerstand daselbst; dieser dürfte eine doppelte Ursache haben, erstens das Vorherrschen der Nord- und NordostWinde in Kairo während der drei Monate (wie aus obigem Täfelchen erhellt) und zweitens einen wahrscheinlich durch den Transport veranlassten konstanten Fehler der Notirungen am Barometer des Herrn Dr. Reyer in Kairo. Da nun während der Reise Prof. Roth's durch die Arabah') daselbst gerade Südwest-, West- und Nordwest-Winde, also gerade jene vorherrschten, welche das Quecksilber im Barometer fallen machen, so ist es wahrscheinlich, dass dieser Umstand, verbunden mit dem konstanten positiven Fehler des Barometers in Kairo, bei einer Berechnung der Roth'schen Beobachtungen auf die Station Kairo zu grosse HöhenDifferenzen, mithin, auch zu grosse Seehöhen der berechneten Punkte zur Folge haben dürfte.

1) S. Geogr. Mitth. 1857, Heft 1X u. X, S. 413 u. 415.

Dr. Titus Tobler's Wanderungen in Palästina, 1857.

Sowohl auf eine Nachlese in Jerusalem war es diess Mal (vom 29. Oktober bis 17. Dezember) abgesehen, als auch darauf, weniger bekannte oder besuchte Striche von Palästina genauer anzuschauen und anschaulicher darzustellen. Um nun letztere Absicht besser zu erreichen, schien es mir als das Dienlichste, die Gegend zu Fuss zu bereisen, weil man so nicht nur mit den Leuten des Landes näher in Berührung kommt, und weil so, ob man wolle oder nicht, das Mitleben platterdings unvermeidlich wird, sondern auch weil die Gegend selbst in mehr noch als bloss buchstäblichem Sinne zugänglicher wird; allein als ich im Lande das Vorhaben auszuführen im Begriffe stand, stiess ich auf Schwierigkeiten, auf die man im Abendlande schwerlich ganz gefasst sein mag. In Jâfa, wo ich Palästina erreichte, und von wo aus ich die ersten Fussgänge machen wollte, war es mir, so zu sagen, unmöglich, Fussbegleitung zu erhalten, weil man vorgab, dass man an weiteres oder längeres Zufussgehen nicht gewöhnt sei und es daher nicht aushalten könnte. Es muss mit Nachdruck bemerkt werden, wie sehr viele Stadtbewohner Palästina's durch ein weichliches Leben geschwächt sind, und wie wenig Lust sie zur überlegten und kräftigen That, zu Verwendung und Vermehrung der leiblichen Kräfte besitzen, als wären die Beine des Menschen zu

keiner Anstrengung, sondern nur zu übermüthigem Spazieren oder zu eitelm Stolziren in prächtigen Pluderhosen erschaffen. Die Reiseerfahrungen lehren mich nunmehr deutlich, dass mein Plan richtig war, ja in dem Grade, dass da, wo ich zu Fuss ging, die Anschauungen klarer waren als dort, wo ich ritt und mit sieben Plagen stritt. Zu Fuss konnte ich auch leicht improvisiren durch unwegsame Strecken, was der reitende Wanderer im Voraus hätte aufgeben müssen.

Es ist von Ed. Robinson, welchen jeder Freund und Kenner des Heil. Landes immer mit grosser Hochachtung nennen wird, zumal betont worden, dass es ihm hur in Begleitung des sel. Eli Smith, eines der Landessprache vollkommen kundigen Mannes, gelungen sci, durch Kreuzund Querfragen der Wahrheit näher auf den Grund zu kommen. So wenig ich anfechten will, dass dieser Ausspruch einen Kern von Wahrheit enthält, so viel gebe ich zu bedenken, dass trotz der unverkennbar grossen Vorzüge beide Amerikaner in die Schlinge mancher Fehler geriethen, um nur an die unrichtige Lage von Bêt Nakûba, Dêr Jasin, El-Weledscheh, Kiriet es-Saideh und daran zu erinnern, dass ich in Bêt Dûla der Karte von Robinson gar nicht mehr folgen konnte. Ich stelle daneben einen anderen Satz auf, dass, wenn man eine vollkommen

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