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sigen Offiziers gedacht, und freuen uns, Veranlassung zu haben, über seine neuesten Messungen Bericht zu erstatten. Dieselben betreffen den östlichen und höchsten Theil des Thüringer Waldes, werden die Höhenverhältnisse desselben in grosser Specialität darstellen und einem Kartenblatt zu Grunde gelegt werden, welches mit der gewöhnlichen topographischen Terrainzeichnung die Angabe von Höhenkurven in dem vertikalen Abstande yon 100 zu 100 Fuss vereinigt. Diese Karte, welche in einem Maassstabe von 1:60.000 entworfen ist und sich über viele sehr besuchte und beliebte Punkte, wie Oberhof, Beerberg, Schmücke, Elgersburg, Ilmenau u. s. w., erstreckt, wird nebst dem dazu gehörigen Text in einem der nächsten Hefte der,,Geographischen Mittheilungen" publicirt werden.

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Über den Moorrauch des Jahres 1857, von Dr. M. A. F. Prestel in Emden. In Folge der von Mitte März bis Anfang Juni 1857 vorherrschenden Polarströmung behauptete das Wetter einen für unsere Gegend höchst seltenen stetigen und beständigen Charakter. Bei andauernden nordöstlichen Winden war die Luft ungewöhnlich trocken. In Folge davon waren die obern Schichten des Moorbodens in den Niederungen Nordwest - Deutschlands und Hollands so ausgedörrt, dass die Moor-Kólonisten die auf den Anbau des Buchweizens gerichteten Vorarbeiten, namentlich das Moorbrennen, in einem Umfange durchführen konnten, wie ihnen dieses nur selten vergönnt ist. Eine unmittelbare Folge dieses Moorbrennens war der höchst unangenehme Moordampf, durch welchen viele Gegenden in Mittel- und Süd-Deutschland, vielleicht stärker als in irgend einem frühern Jahre, belästigt wurden. Auch diessmal hat das Auftreten des Moordampfes, wie früher bei ähnlichen Gelegenheiten, der Tagesliteratur zu manchen verständigen Betrachtungen, aber auch zu vielen

ungegründeten Behauptungen und Erörterungen Veranlassung und Stoff gegeben. Hierbei sind nicht allein Zweifel, Meinungen und Vorurtheile, welche man durch die Schriften von Finke '), F. Arends 2) und Egen 3) schon seit dreissig Jahren beseitigt glauben sollte, von Neuem aufgetaucht, sondern man hat diesen auch neue Hypothesen an die Seite gestellt und den Moorrauch als dem Wohlstande des gesammten Deutschen Vaterlandes Gefahr bringend und verderblich geschildert. Möge es jetzt auch uns erlaubt sein, im Vorliegenden jenen mannigfachen Betrachtungen einige auf den Moor- und Höhenrauch bezügliche Beobachtungen und Thatsachen in einfacher Darstellung an die Seite zu stellen und den Versuch zu wagen, das Kapitel der Meteorologie und Physikalischen Geographie, welches vom Höhenrauche handelt, einer definitiven Gestaltung und dem Abschlusse näher zu führen.

Name und Ursprung. Die Erscheinungen in der Atmosphäre, welche man mit dem Namen Höhrauch, Höhenrauch, Heerrauch, Haarrauch, Landrauch, Sennenrauch bezeichnet, haben einen verschiedenen Ursprung. Die gewöhnliche Quelle desselben ist das Brennen des Moores, der Heide und des Rasens, er wird aber auch, wiewohl seltener, durch Waldbrände und vulkanische Erdbrände hervorgerufen. Wenn man über die Entstehungsweise der Erscheinung ungewiss ist, so scheint mir der Ausdruck Höhrauch, weil derselbe nichts Hypothetisches involvirt und keinen Irrthum veranlassen kann, den Vorzug zu verdienen. Der Ausdruck trockner Nebel (brouillard sec, dry fog) ist eine contradictio in adjecto. Sollten die Franzosen und Engländer keinen bessern Ausdruck für die Sache haben, so macht der Name Höhrauch, für uns Deutsche wenigstens, den Namen trockner Nebel ganz entbehrlich. Der richtige Name für die im Mai des vorigen Jahres in Deutschland beobachtete Erscheinung ist Moorrauch (Moordampf, Heiderauch) oder Holländisch veenrook.

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Das Hochmoor bedeckt in Ost-Friesland eine Fläche von 121⁄2 geogr. Quadratmeilen). Die Grösse des Arembergischen Moores, so weit es zwischen dem Huimling, der Hunte, Leda und Ems eine zusammenhangende Fläche bildet, beträgt 28 geogr. Quadratmeilen. Auf das auf dem linken Ems-Ufer liegende Bourtanger Moor und den Twist kommen dann noch 25 geogr. Quadratmeilen in ununterbrochener Fläche. Folglich beträgt das Areal des Moores auf beiden Seiten der Ems 652 geogr. Quadratmeilen. Vom Bourtanger Moor liegen 6 Quadratmeilen auf Holländischem, vom Arembergischen Moore aber 14 Meilen auf Hannoverschem Gebiet. Über diese weite Fläche sind die Äcker verbreitet, welche jährlich im Mai und Juni durch Abbrennen zum Anbau des Buchweizens und Roggens ge

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eignet gemacht werden). Die Gesammtfläche des Moores, welche jährlich gebrannt wird, lässt sich nur ungefähr angeben; sie mag etwa 30,000 bis 40,000 Morgen betragen.

Zum Buchweizenbau wird der schwarze Moorgrund dem grauen und weissen und der mit Heidekraut bedeckte dem kahlen oder mit Moos bewachsenen vorgezogen. Das wüste Land ist zum Theil Eigenthum der daran grenzenden Gemeinden, der grösste Theil gehört aber zum Domanium. Nach und nach wird es angebaut. Die Anbauer heissen Kolonisten (Moerker), ihre Wohnungen Kolonien. An jedem geeigneten Tage wird mit dieser Operation Morgens, sobald der Thau von den Sonnenstrahlen aufgezehrt ist, aufs Neue begonnen und damit bis Nachmittag fortgefahren. Daher verschwindet auf dem Moore und in der nächsten Umgebung gegen Abend der Dampf oder wird wenigstens auf ein Minimum zurückgeführt. Anders ist es mit den am Vormittag aufgestiegenen Rauchwolken. Diese führt der Wind fort und treibt sie Tag und Nacht fortwirkend, wenn seine Richtung sich nicht ändert, auf Hunderte von Meilen vor sich hin. Ist das Brennen vollendet und gut durchgeführt, so ist der Acker etwa einen halben Zoll hoch mit Asche bedeckt und damit zur Einsaat des Buchweizens vorbereitet.

Erscheinung des Moorrauchs in Emden. Emden liegt von der Brandstätte, von welcher so eben die Rede gewesen, 12 bis 2 Meilen entfernt. Letztere zieht sich, von NNO. ausgehend, über NO., O., SO., immer an Ausdehnung und Mächtigkeit gewinnend, im Halbkreise bis nach SzO. herum. Stimmt die Windrichtung mit einer der angegebenen Himmelsgegenden überein, so führt sie zur Zeit des Brennens den Moorrauch herbei. Die Stärke und Dichtigkeit des letztern richtet sich nach der Trockenheit und Ausdehnung des Areals, von welchem der Wind den Dampf herbeiführt. Sie variirt von einer leichten, weisslichen Trübung der Luft, bei welcher auf den entferntern Gegenständen nur ein leichter Duft ruht, bis zu dem Grade, dass auf freiem Felde Häuser, Bäume u. s. w., welche etwa 1000 Schritte entfernt sind, für das Auge des Beobachters durchaus unsichtbar sind und die Sonne mitten am Tage nur mit einiger Mühe vom Auge aufgefunden werden kann. In diesem Falle wird der Moorrauch durch die östlichen Winde über Holland und den Kanal bis nach England und in 'den Atlantischen Ocean hinweg fortgeführt. Das mittlere, südliche und östliche Deutschland pflegt in diesem Falle vom Moorrauche frei zu sein. Springt der Wind dann, nachdem er mehrere Tage dieselbe Richtung behauptet hatte, nach Westen um, so geschieht es auch wohl, dass der Moordampf in einer jener erstern entgegengesetzten Richtung nach dem ursprünglichen Ausgangsorte zurück und darüber hinaus getrieben wird. Ist der Wind S., SW., W., NW. oder N.,

1) Nach Egen a. a. O. sollen sich die Moore, auf welchen Haarrauch erzeugt wird, in dem etwa 15 Meilen breiten Küstensaume der Nordsee vom Zuider-See bis zur Nieder-Elbe erstrecken und gegen 1451⁄2 Quadratmeilen einnehmen. Es ist hierbei aber anzumerken, dass zwischen der Weser und Elbe kein Moor mehr gebrannt wird, und dass die Strecken im Oldenburgischen, wo das Moorbrennen üblich ist, selbst noch ziemlich weit vom linken Ufer der Weser entfernt bleiben.

so ist Emden und der nördlich davon liegende Küstenstrich vom Moorrauch frei, indem letzterer sich nun über Deutschlands Gauen verbreitet, und zwar um so weiter, je trockner die Witterung und je andauernder die Windrichtung ist. Das Voranstehende setzt Jeden in den Stand, aus der herrschenden Windrichtung mit Sicherheit auf die Gegenden schliessen zu können, welche beim jeweiligen Brennen der Ost-Friesischen Moore vom Moorrauche heimgesucht werden. Umgekehrt bezeichnet eine durch die Orte, an welchen der Moordampf nach und nach aufgetreten ist, gezogen gedachte Linie die Richtung der über den Niederungen Nordwest-Deutschlands hinweggegangenen Luftströmung. Eben hierdurch können die auf das Auftreten des Moordampfs gerichteten Beobachtungen in der Folge für die Meteorologie von bedeutendem Nutzen werden.

Es ist schon hervorgehoben, dass bei nördlichen, nordwestlichen und südwestlichen Winden Emden und die Umgegend vom Moordampfe frei bleibt. Bei einem einigermaassen starken Winde kann sogar ungeachtet der Nähe der Brandstätte der auf der entgegengesetzten Seite des Horizonts liegende Theil des Himmels bis zum Zenith hinauf ganz hell und klar erscheinen. In diesem Falle gewähren die auf der andern Seite in die Höhe steigenden, vom Winde umgelegten und fortgetriebenen Rauchsäulen, deren Komplex dann den Horizont in einer Ausdehnung von 60, 100 und mehreren Graden deckt, einen höchst interessanten Anblick. Die grossartigste Erscheinung dieser Art ist der im vollen Brande befindliche nördlichste Theil des Bourtanger Moores, diesen vom diesseitigen Ufer des Dollart aus betrachtet.

Bei einem solchen Brande fand ich die Grösse des Winkels, unter welchem die Höhe der Rauchmasse gesehen wurde, durch Messung 11°. Die nächsten Punkte, von welchen der Rauch aufstieg, waren zwei Meilen entfernt. Hieraus ergiebt sich als Höhe der Rauchmasse 9000 bis 10,000 Fuss.

Der Moorrauch im Jahre 1857. Im März und in der ersten Hälfte des April des Jahres 1857 war die Luft feucht und der Boden nass. Am 21. April wurde der Wind wieder östlich. Die nun auftretende und andauernde Polarströmung trocknete den Boden schnell aus, so dass schon in den ersten Tagen des Mai mit dem Moorbrennen begonnen werden konnte. Am 6. Mai habe ich dasselbe zuerst bemerkt. Von da an dauerte es, die Tage vom 24. bis 29. Mai ausgenommen, wo es von dem die Gewitter begleitenden starken Regen unterbrochen wurde, bis gegen Mitte Juni fort. Vom 6. bis 8. Mai wurde das Moorbrennen von hier aus deutlich gesehen, bei N.- und NO.-Wind blieben wir indess vom Moordampfe verschont. Vom 8. an spielte der Wind zwischen O. und SO. und nun wurde auch der Rauch hierher getrieben. Am 11. und 12. war der Himmel wieder klar, erst am 12. Abends 7 Uhr kam abermals eine Rauchwolke, und nun hatten wir hier den Moorrauch vom 13. bis 23. bald mehr, bald weniger dicht; am 19. und 22. war jedoch der Himmel frei. In Folge des die Gewitter am 24. und 26. begleitenden starken Regengusses musste das Moorbrennen eingestellt werden. Am 2. Juni wurde das Brennen wieder

aufgenommen, jedoch in schwächerem Grade. Am 18. und 19. Juni habe ich den Moorrauch zuletzt bemerkt.

Dieser Moorrauch hat sich weit verbreitet. Nach den mir zugekommenen Nachrichten wurde derselbe beobachtet: am 10. und 11. Mai in Ansbach, am 16., 17. u. 18. in Hannover, Münster, im Siebengebirge, an der Ahr, in Vischel, bei Altenahr, Gera, Frankfurt, Neunkirchen, in Köln und Bonn (in den beiden letzten Städten aber nur schwach), am 17., 18. und 19. in Bamberg, am 17. und 18. in Wien, am 18. und 19. in Dresden, am 19. in Krakau.

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10

1826

11

1827

15

1829

1830

Sa.

7

17

Jahr.

Monat.

Juli.

6 52 55 10

August.

September.

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7

Oktober.

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10

13

3

21

130

Die Zahl der Tage mit Moorrauch gestattet einen Rückschluss auf die Feuchtigkeit oder Trockenheit der Jahre und Monate, für welche sie angegeben sind. Da indess das Auftreten des Moorrauchs an Orten, die nicht auf dem Hochmoore selbst liegen, durch die Windrichtung bedingt ist, so ist dabei grosse Vorsicht nöthig. Eine genaue Angabe der Tage, an welchen auf dem Gesammtgebiete des Hochmoors gebrannt worden und in welchem Umfange diess geschehen sei, würde einen sichern Schluss auf die Trockenheit oder Feuchtigkeit des Jahres zulassen.

Das Brennen im September findet nicht in dem Umfange Statt, wie im Mai und Juni, und geschieht nur dann, wenn das Feld statt mit Buchweizen mit Roggen bestellt werden soll. Im September 1855 verbreitete der Nordwind den Moorrauch auf sehr bemerkliche Weise über Westphalen und Rheinland.

Wie folgende nach Eisenlohr') entworfene Tabelle zeigt, ist die Verbreitung des Moorrauchs auf einige 60 Meilen von seiner Erzeugungsstätte nicht so ganz selten. Nach den von 1779 bis 1780 zu Karlsruhe geführten meteorologischen Tagebüchern ist die Zahl der Tage, an welchen Höhrauch (Moorrauch) beobachtet wurde, folgende:

1) O. Eisenlohr, Untersuchungen über das Klima und die Witterungs-Verhältnisse von Karlsruhe. Karlsruhe, 1832. 4.

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Die meisten Erscheinungen, welche in den meteorologischen Annalen als Haar- oder Höhenrauch, brouillard sec, dry fog, aufgeführt werden, sind durch Brennen auf den Hochmooren in Nordwest-Deutschland entstanden. Es liegt aber vor Augen, dass jeder ausgedehnte Heide-, Steppenoder Waldbrand dieselben Erscheinungen hervorzurufen im Stande ist.

Es ist hier in Ost-Friesland üblich, das sogenannte Rapssaatstroh, nachdem es auf dem Felde ausgedroschen ist, an Ort und Stelle zu verbrennen. Im Juli und August zählt man an einem Tage in der Umgebung von Emden zuweilen 20 und mehrere davon herrührende Feuer. Als Brennmaterial eines solchen Feuers ist nicht selten das Kraut von 20 bis 30 Morgen Landes zusammengehäuft. Schon der hierbei aufsteigende Rauch ist bei Windstille und schwachem Winde im Stande, die gesammte sichtbare Halbkugel des Himmels leicht zu trüben und dieselbe erscheinen zu lassen, als ob sie schwach mit cirro-stratus überzogen wäre. Dabei sind die entfernten Gegenstände am Horizonte in Duft eingehüllt, und gegen Abend lagert fern am Horizonte eine dunkle, wolkenartige Schicht. Diese Erscheinung zeigte sich im vorigen Jahre an den Tagen vom 29. Juni bis zum 3. August bei völlig wolkenlosem Himmel ganz ausgezeichnet. Am 31. August erschien die Sonne, durch eine solche dunkle Schicht von Rauch gesehen, ganz blutroth, wie bei Moorrauch. Auch diese und ähnliche Erscheinungen mögen wohl hin und wieder als Höhrauch aufgeführt sein. Ob und wie weit diese Erscheinungen über Ost-Friesland hinaus vorkommen, darüber lässt sich bis jetzt nichts angeben. Ähnlich wie auf die oben angegebene Weise, wiewohl seltener, wird der Höhenrauch durch die vulkanischen Erdbrände verursacht. Ein auffallendes Beispiel der Art wurde im Jahre 1783 während der Thätigkeit der Vulkane in Süd-Italien

und auf Island beobachtet, wodurch auch die grosse Zahl von Tagen, an denen in Karlsruhe im Jahre 1783 Höhenrauch auftrat, Erklärung findet.

Einfluss des Moorrauchs auf die Witterung. Es bleibt nun noch übrig, die Thatsachen, aus welchen man auf einen Einfluss des Moorrauchs auf die Witterung und das organische Leben hat schliessen wollen, näher zu betrachten. Finke) schreibt dem Moorrauche folgende Wirkungen zu: 1) der Moorrauch vertreibt den Regen; 2) er vertreibt die Gewitter;

3) das Moorbrennen erzeugt Wind;

4) der Moordampf ist kalt und giebt zu Nachtfrost Veranlassung.

Diese Sätze hat Finke durch Schlüsse aus der Erfahrung nachzuweisen versucht. Wir können aber durchaus nicht sagen, dass ihm diess auch nur im Entferntesten geglückt ist; ja wenn man die Sache genauer betrachtet, so folgt aus dem, was vorliegt, gerade das Gegentheil von dem, was bewiesen werden soll. Früher sollte der Moorrauch nach einer in Nord-Deutschland weit verbreiteten

Meinung ein „,zersetztes Gewitter" sein. Hier wird er nun als Gewitter - zersetzend hingestellt. Wie sich aus folgenden Thatsachen ergeben wird, hat der Moorrauch weder auf Gewitter, noch auf den Regen Einfluss. Diese sind in unsern Breiten einzig und allein eine Folge des Konflikts warmer und kalter Luftströme, vorzugsweise des Polarstromes und Äquatorialstromes.

Der Umfang, in welchem hier in Ost-Friesland im Jahre 1857 Moor gebrannt wurde, ist oben angegeben; wir wollen jetzt noch die das Moorbrennen und den Moorrauch begleitenden atmosphärischen Erscheinungen betrachten. Der Wind war vom 1. bis 7. Mai N. u. NO., wurde am 8. O. und verharrte in dieser Richtung bis zum 16. Darauf drehte sich der Wind, er krimpte, wie man hier sagt, und trotz des enormen Moorbrandes und Moordampfes trat bei dieser Drehung des Windes am 21. ein Gewitter mit Regen auf. Der Äquatorialstrom war aber nicht mächtig genug, um den Polarstrom zu verdrängen, der Wind wurde wieder NO. und behielt diese Richtung am 22. und 23. Am 24. begann die Drehung und der Kampf der Luftströme aufs Neue, begleitet von Gewittern und Regen am 24. und 26. Der Wind wurde darauf abermals ost-nördlich. Der Boden war nun aber durchnässt und das Moorbrennen musste einige Tage aufhören. Am 1. Juni war das Erdreich so weit abgetrocknet, dass die Abbrennung des Moores auch in grösserem Umfange wieder aufgenommen werden konnte. Diess geschah und trotz des Moorrauchs regnete es, wenn auch nicht stark, am 3. Juni. Darauf wurde das Moorbrennen immer stärker, musste aber am 7. wegen des durch den SW.-Wind herbeigeführten Regens wieder eingestellt werden. Die eminente Moordampf-Entwickelung am 3., 4., 5. und 6. war durchaus unvermögend, das Gewitter und den Regenguss (67 Kubikzoll auf einen Quadratfuss) am 7. zu hindern oder auch nur zu schwächen. Der Moorrauch war vom Regen völlig niedergeschlagen und verschwand wieder bis zum 12. Als es wieder abgetrocknet war, wurde vom 16. an noch an 1) A. a. O. S. 36.

einigen Orten Moor gebrannt, aber schwach. Die Arbeit des Moorbrennens war für dieses Jahr vollendet, aber trotzdem, dass der Moordampf aufhörte, blieb es bis zum letzten Juni trocken, ja dürr.

Genau denselben Verlauf der Erscheinungen zeigen die Beobachtungen früherer Jahre. Am 12. Mai 1853 war der Moorboden so weit trocken geworden, dass mit dem Brennen begonnen werden konnte. Der Wind war NO. und behielt diese Richtung bis zum 26. Vom 16. bis 26. lagerte über Emden und der Umgegend eine dichte Schicht von Moorrauch. Am 26. ging der Wind über O., SO., S. nach SW. herum, und schon am Abend dieses Tages kam ein heftiges Gewitter zum Ausbruch. Bei fortdauerndem Kampfe des Polarstromes mit dem Äquatorialstrome und stetigem Wechsel von SO., SW., NW., N., NO. wiederholten sich die Gewitter am 27., 28. und 31. Am 28. Mai 1852 hatten wir hier bei NO.-Wind Moorrauch. Am 29. wurde der Wind SW. und es fing an zu regnen. Am 1. und 2. Juni dauerte der Regen bei NW. fort. Am 3. wurde der Wind wieder NO., der Regen hörte auf und am 12. trat der Moorrauch wieder auf. Am Abend dieses Tages wurde der Wind SW. und es fing auch wieder an zu regnen. Der Wind wechselte darauf bis zum 24. seine Richtung häufig. Die Folge war, dass auch Regen, Moorrauch und Gewitter abwechselten, und zwar auf folgende Weise:

Den 12. Juni Mittags Südwind und Moordampf, Abends Südwestwind und Regen; den 13. und 14. Südwestwind und Regen; den 16. Wind S., bei Tage Moordampf, Abends Gewitter; den 17. bei Tage Südwind und Moordampf, Abends SO. und Gewitter; den 18. Wind SzO. und Moordampf; den 19. Morgens SW.-Wind und Regen, Abends N.; den 20. Nordwind und Regen; den 21. Moordampf bei S. und SzO.; den 22. Morgens Südwind und Moordampf, Abends SO. und Gewitter; den 23. Morgens SW., Mittags N., Gewitter und Regen; den 24. Moordampf mit NO.; dann vom 27. bis 30. Regen.

Den 31. Mai 1851 NO.-Wind und Moorrauch; den 1. und 2. Juni Wind NO. und O., Moorrauch. Vom 2. bis 7. war der Wind N., NW. und W. Emden blieb vom Moorrauche frei, indem letzterer nach Deutschland fortgeführt wurde. Am 8. Juni wurde der Wind SW. und damit stellte sich wieder Regen ein, welcher am 11., 12. und 13. durchhielt.

Diese Erscheinungen bleiben sich durch alle Jahre hindurch gleich; auf dieselben fussend schliesse ich, dass der Moorrauch weder Gewitter noch Regen zu vertreiben oder abzuleiten im Stande ist.

Dass das Moorbrennen Ursache eines mässig starken Windes werden kann, will ich nicht in Abrede stellen, nur kann derselbe dann in Lingen nicht die von Finke angegebene Richtung haben. Finke sagt nämlich: „Wenn der Moordampf aus dem Saterlande kommt, so kommt er mit NO.; wenn er aus dem Oldenburgischen kommt, mit Nordwind, und wenn er aus Ost- und West-Friesland kommt, so führt ihn der NW. herbei." Die Ursache der Windrichtungen, welche Finke hier bezeichnet, kann nicht in dem Moorbrennen an den genannten Orten gesucht werden. Für Lingen würde ein durch das Moorbrennen im Saterlande erzeugter Wind SW., ein durch das Brennen

im Oldenburgischen S., ein in West-Friesland verursachter aber SO. sein.

Um aber nachzuweisen, dass der Moordampf weder kalt macht, noch zu Nachtfrösten Veranlassung giebt, hat man nicht erst nöthig, die Beobachtungs-Journa le zu Rathe zu ziehen. Bei NO.-Wind ist der Himmel in der Regel klar und die Luft kalt und trocken. Ist der NO. anstehend, so ist die obere Schicht des Moores in wenigen Tagen trocken genug, um angezündet werden zu können. Ist dann das Moor im Brennen begriffen, so geht der NO. mit seinen Attributen und zugleich mit dem Moorrauche weiter. Die Kälte und Trockenheit an den unter dem Winde liegenden Orten ist dann aber nicht Folge des Moorrauches, sondern der nordöstlichen Luftströmung. Nach Hannover kommt der Moorrauch mit SW., und mit dem Moorrauch tritt daselbst drückend schwüle, warme Luft ein.

Ausser auf die Witterung hat man dem Moorrauche auch einen nachtheiligen Einfluss auf die, Gesundheit der Menschen und Thiere, so wie auf die Vegetation zugeschrieben. Da hierüber bis jetzt nur Meinungen, nicht aber Thatsachen und Erfahrungen vorliegen, so könnten wir über diese Vorurtheile mit Stillschweigen hinweggehen, wenn nicht gerade von letztern in jüngster Zeit wieder als von etwas über allen Zweifel Erhabenem die Rede gewesen wäre. So lautet der Schlusssatz eines Artikels der ,,Nord-Deutschen Zeitung", mit ,,Gefahren des Moordampfes" überschrieben: ,,dass die Kultur des Moores durch Abbrennen kein Erfolg sei für den enormen Schaden, den sie in Deutschland anrichte." In einer Sitzung des Landraths in Ansbach trug ein Abgeordneter vor, dass wir fast jedes Jahr im Monat Mai (wie dieses Jahr am 10. und 11. wieder), zu der Zeit, wo in Franken das Korn und die Obstbäume in Blüthe stehen, von dem über unsere Höhen sich lagernden sogenannten Höhenrauche heimgesucht werden, und dass dieser Rauch der Erfahrung gemäss höchst nachtheilig auf die Blüthe wirkt" u. s. w. In Ost-Friesland hat sich bis jetzt ein nachtheiliger Einfluss des Moorrauchs auf die Blüthen u. s. w. nicht herausgestellt.

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Den Einfluss auf die Gesundheit betreffend, so schrieb der Medizinalrath von Halem an Finke, dass weder er, noch andere Ost-Friesische Ärzte je erfahren hätten, dass der Gesundheitszustand der Menschen, die sich mit Moorbrennen abgeben und dessen Dampf in vollen Zügen einziehen, davon alterirt worden sei. Ja, was noch mehr ist, bei engbrüstigen und zum Blutspeien geneigten Personen, wenn sie sich auch Stunden lang dem dicksten Dampfe ausgesetzt hätten, sei keine Vermehrung ihrer Zufälle entstanden. In dem vor mir liegenden, aus der Bibliothek des Medizinalraths v. Halem stammenden Exemplare der Schrift von Finke hat v. Halem bemerkt:,,Das lange fortgesetzte Moorbrennen des Jahres 1819 hat bekanntlich hier weder die Vegetation, noch den Gesundheitszustand alterirt und der trockne, heisse Sommer hat uns nicht mehr geschadet, als andern Provinzen, worin kein Moorbrennen Statt hat1).

Bei den grossen Unannehmlichkeiten, welche der die

1) Beiläufig mag hier noch bemerkt werden, dass der Moorrauch auch auf das Schonbein'sche Ozonometer keine merkbare Einwirkung

Atmosphäre verdunkelnde Moorrauch dadurch bereitet, dass er den heitern Himmel dem Blicke verschleiert und, wie das Auge, so das Gemüth umdüstert, behält das Moorbrennen für die Moorgegenden eine hohe Bedeutung. besteht darin, dass es die verständigen, ordentlichen, arbeitsamen und nüchternen Kolonisten und die sogenannten kleinen Leute in den alten Dörfern ohne Geld und ohne Geldverdienst in den Stand setzt, einen kleinen Grundbesitz urbar zu machen, so dass sie darauf allein durch ihrer Hände Arbeit und unter mancherlei Entbehrungen für sich und ihre Familien eine, wenn auch sehr bescheidene, doch selbstständige und gesicherte Existenz gewinnen. Um aber den Moorrauch ganz verschwinden zu lassen, giebt es nur Ein Mittel. Dieses ist die Entwickelung der Moorkolonien durch Anlage von Kapital. Hierüber vergleiche man ,,Griesebach, Über die Bildung des Torfes in den Ems-Mooren".

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Bekanntlich ist das Hospiz auf dem Grossen St. Bernhard nicht nur eine der höchsten permanenten Wohnungen in Europa, sondern auch eine wichtige meteorologische Station, deren regelmässige Beobachtungen von den Mönchen des Hospizes angestellt werden. Um aber den vollen Nutzen aus dem Vergleichen dieser mit den auf anderen Stationen erhaltenen Beobachtungen ziehen zu können, war es nöthig, die Höhe des Hospizes auch auf anderem Wege als dem mit Hülfe des Barometers zu bestimmen. Diess wurde z. B. nöthig, um den Grad der Genauigkeit festzustellen, zu welchem man bei barometrischen Höhenmessungen gelangt, wenn man die verschiedenen hypsometrischen Methoden und Tafeln benutzt, oder um den

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