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wonnen hat; wenn aber in Deutschland Kartographen bei gegenwärtigen neuen Bearbeitungen Frankreichs das Vorhandensein der schönen Quelle der Karte des Dépôt de la Guerre völlig ignoriren, so entspricht das dem Rufe der Deutschen Gründlichkeit keineswegs, am allerwenigsten aber der Gewissenhaftigkeit, welche Jeder üben sollte, der die Benutzung der neuesten Quellen auf den Titeln seiner Werke anpreist. Auch in Weimar ist eine Generalkarte von Frankreich') im J. 1857 erschienen.

VI. Spanien und Portugal.

So weit es öffentlich bekannt geworden ist, beschränkt sich die Erweiterung der topographischen Erkenntniss der ganzen Halbinsel durch die Kartographie für das Jahr 1857 auf den Fortgang des Coëllo'schen Atlas 2). Dass dieser dem Bedürfnisse nur unvollkommen entspricht, haben wir in unserem früheren Berichte angedeutet; wir bedauern also den Stillstand der kartographischen Hülfsquellen, welche zu Anfang unseres Jahrhunderts einen so regen Aufschwung zu nehmen schienen, und müssen von den neuerlichst eingeleiteten Maassregeln das Beste für die hoffentlich nahe Zukunft erwarten.

VII. Italien.

Während Sardinien durch fortgesetzte Publikation seiner Spezialkarte im Maassstabe 1:50.0003) für die genauere Einsicht in die Topographie des Festlandes sorgt, liegen für die Instruktion über die Insel Sardinien zwei Karten vor, welche uns bei Abfassung des ersten Berichtes nicht zur Hand waren. Beide haben den General Marmora zum Autor und schliessen sich in den Maassstäben von 1:250.000 und 1:500.000 den Verhältnissen des Bildes der Terra ferma an. Die grössere, von 1845 datirende Karte1) dokumentirt sich in jeder Beziehung als das elegant und korrekt ausgeführte Resultat durch und durch wissenschaftlicher Bearbeitung; mit der eigenthümlichen Darstellungsmanier des Terrains söhnen zahlreich eingetragene Höhenzahlen aus, die Unterscheidung kultivirten und unkultivirten Bodens ist höchst werthvoll und das reiche Detail der geographischen Erkenntniss nach vielen Richtungen hin dienlich. Die kleinere Karte ist eine nicht minder schön ausgeführte Reduktion") der ersteren aus dem Jahre 1853 und'

1) Weimarisches Landes-Ind.-Compt.: Generalkarte von Frankreich, revidirt von C. Gräf; Maassst. 1: 1.200.000, 4 Blt. 2 Thlr.

2) D. Francisco Coello: Atlas de España y sus Posesiones de ultramar; die Europ. Provinzen. Maassst. 1:200.000, circa 60 Blt., Madrid, seit 1848, à Blt. 2 Thlr. Im J. 1857 erschienen die Provinzblätter: Orense, Almeria, Pontevedra; bis jetzt 27 Blt.

3) Kgl. Sard. Generalstab: Carta degli Stati de Sua Maestà Sarda in Terra-ferma; Maassst. 1:50.000, 91 Blt., Turin, seit 1850, à Blt. 14 Thlr. Neu erschienen No. 5, 19, 28, bis jetzt 51 Blt.

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gewährt in ihren gedrängteren Formen ein überraschendes Bild der natürlichen Bodenplastik, sobald man sich an die Auffassung der einseitigen Beleuchtung gewöhnt hat.

In der nunmehr vollendeten,,Carte de la Partie SudOuest des États de l'Église"), mit anderen Worten,,der Umgebung Roms im weitern Sinne", hat das Französische Dépôt de la Guerre wiederum einen neuen Beweis seiner vorzüglichen Leistungen geliefert. Es ist interessant, diese Karte mit den betreffenden Blättern der vom Österreichischen General-Quartiermeisterstabe herausgegebenen Karte von Mittel-Italien zu vergleichen. Dieselben zeichnen sich durch kräftige, charaktervolle Haltung aus; dennoch müssen wir den Französischen Blättern den Vorzug geben. Nicht um des grösseren Maassstabes willen, was bei dem geringen Unterschiede zwischen 1:86.400 und 1:80.000 wenig ausmacht, wohl aber im Interesse einer grösseren Klarheit und absoluten Wahrheit, als Resultat einer Aufnahme in äquidistanten Horizontalen. Die grosse Menge eingetragener Höhenzahlen lässt hierüber keinen Zweifel aufkommen und belehrt von Neuem wenn darüber noch verschiedene Meinungen herrschen sollten, dass nur die Anwendung der Höhenschichten-Methode das Terrain bis in seine kleinsten Falten naturgetreu auflöst und vor den so häufig vorkommenden Übertreibungen und gemachten Bildern schützt. Wenn die Österreichische Aufnahme, wie wir glauben, ohne Anwendung äquidistanter Horizontalen geschehen ist, so gereicht der Ausfall der Karte den Zeichnern zur grössten Ehre; um wie viel mehr würden aber solch' wohlgeprüfte Augen und geschickte Hände leisten, wollten sie die sicheren Führer jener Horizontalen nicht verschmähen! Ein Plan von Rom im Maassstabe 1:20.000 verleiht der Französischen Karte noch einen besonderen Vorzug.

Von der höchsten Bedeutung und von der Wissenschaft mit spannender Freude begrüsst wird unzweifelhaft die Nachricht, dass im Militär-geographischen Institute zu Wien an einer grossen Generalkarte von ganz Italien im Maassstabe 1:288.000 in 27 Blatt gearbeitet wird, und dass bereits einige Blätter im Kupferstich vollendet sind; möchten wir bald über den Beginn der Publikation berichten können!

VIII. Türkisch-Griechische Halbinsel.

Die unmittelbare Erweiterung unserer Kenntniss der Halbinsel ist zwar um ein Beträchtliches vorgeschritten durch die nunmehr vollendete Triangulirung und Detailmappirung der Walachei Seitens Österreichischer Offiziere;

1) Dépôt de la Guerre: Carte de la Partie Sud-Ouest des États de l'Église, rédigée et gravée au Dép. d. la Gur. à l'échelle de 1: 80.000 d'après la triangulation et les levés exécutés par les officiers du corps d'état-major. (Étant Directeur le Colonel Blondel.) Paris, 1856, 4 Blt. 10 Thlr.

zum Gemeingute wird die Frucht dieser mit unsäglichen Schwierigkeiten und Anstrengungen verknüpft gewesenen Arbeit aber erst werden können, wenn die gegenwärtig im Wiener Militär-geographischen Institute bearbeitete Karte im Maassstabe von 1:288.000 auf sechs Blatt veröffentlicht ist.

IX. Österreich.

Trotz der eben erwähnten topographischen Thätigkeit, welche Österreich ausserhalb seiner Reichsgrenzen entfaltet, schreitet dieselbe innerhalb derselben auf seiner bekannten vortrefflichen Grundlage rustig weiter, verleiht den verschiedensten kartographischen Leistungen stets neue Nahrung und muntert dazu auf, die Ausbeuten des reichen Quellenmaterials in die Interessen des praktischen Lebens hinüberzutragen. Während man zu einer neuen Aufnahme von Salzburg unter schärferer Berücksichtigung reichhaltiger Höhenangaben vorschreitet, lieferte das Jahr 1857 für die Fortsetzung der Spezialkarte von Böhmen1) fernere sieben Sektionen und den Schluss der Komitatskarten von Ungarn2). Dass diese, laut früher ausgesprochener Vermuthung, nur als einstweilige Lückenbüsser einer grösseren Arbeit vorangingen, findet erfreuliche Bestätigung in der Mittheilung von der Angriffnahme einer sechzehnblättrigen Generalkarte von Ungarn im Maassstabe 1:288.000, mit braun eingedrucktem Terrain, deren fünf erste Sektionen (No. 1, 11, 13, 14, 15) mit Nächstem das Militär-geographische Institut zu Wien verlassen werden. Wie unablässig dessen Leistungen nach Vervollkommnung streben und von einer höchst einsichtigen, tüchtigen Leitung Zeugniss geben, das zeigt unter Anderem das bis Gloggnitz und zum Schneeberg reichende vierte Blatt, welches neuerlichst der Umgebungskarte von Wien 3) im Maassstabe 1:43.200 hinzugefügt worden ist. Kummersberg's Karte von Galizien1) im Maassstabe 1:115.200 hat einen gleich schätzenswerthen Zuwachs von vier Blatt, worunter ein Blatt einen höchst sauberen Plan von Krakau im Maassstabe von 1:10.800 darbietet, erfahren, wodurch das Kartenmaterial für die östlichen nicht Deutschen Kronlande immer mehr an Vollständigkeit gewinnt. In dieser Beziehung verfehlen wir nicht auf zwei Karten hinzuweisen, welche in unserem früheren Berichte mit Recht vermisst

1) K. K. General-Quartiermeisterstab: Spezial-K. d. Kgrch, Böhmen, Maassst. 1144.000, 39 Blt., Wien, Milit.-geogr. Inst., seit 1849. Im J. 1857 erschienen No. 1a, 2, 12, 14, 18, 19, 26, bis jetzt 26 Blt. à Blt. 1 fl. 40 kr. oder 50 kr.

2) K. K. Milit.-geogr. Institut: Komitats-Karten des Königr. Ungarn, Maassstab 1:288.000, Wien, 32 Blt., 1854-1857, à Blt. oder Thlr. 3) Dasselbe: Umgebungen von Wien, Maassstab 1:43.200, nunmehr 4 Bl., 8 fl.

4) Karl Kummerer Ritter von Kummersberg, K. K. Hauptm.: Administrativ-Karte v. d. Königr. Galizien und Lodomerien etc., Maassstab 1:115.200, 60 Blt., Wien, seit 1855, à Blt. 12 Sgr. Bis jetzt 29 Bl., im J. 1857 erschienen No. 2a, 13, 43, 48.

werden. Einmal Mersich's Karte von Siebenbürgen1) im Maassstabe von 1:432.000, welche durch Angabe der Bewaldung und genaue Nachweisung der administrativen Eintheilung nächst Bevölkerung, auch Vermerk mehrerer Höhenpunkte eigenthümlichen Werth erhält und einigermaassen die gänzlich fehlende Terrainzeichnung ersetzt; alsdann von Friedberg's Karte der Serbischen Woiwodschaft, des Temescher Banates2) u. s. w. im Maassstabe 1:288.000, so in einer klaren und sicher ausgeführten Haltung das beste Kartenmaterial für jene Landschaften darbietet.

Während die Spezialkartographie solcher Gestalt fortfährt, die nähere Kenntniss einzelner Landschaften zu befördern, bleibt die Sorgfalt für die Zusammenarbeitung zu grossartigeren Gesammtübersichten nicht zurück. Zunächst müssen wir in dieser Hinsicht anführen, dass von der Scheda'schen Karte des Österreichischen Kaiserstaates3) im Maassstabe von 1:576.000 drei fernere Blätter erschienen sind. Dieselben liefern die interessanten Bilder Italiens bis zum Parallel von Rom und des westlichen AlpenGebietes mit nördlicher Umgebung bis zum Parallel von Strassburg. Es ist auf diesen Blättern die Vereinigung von kräftigem und charakteristischem Terrainbilde mit ausserordentlich reicher Situations- und Schriftfülle mit einer grossen Meisterschaft beherrscht worden, und wer die Schwierigkeiten nur entfernt ahnt, welche die gewissenhafte Bearbeitung und die technische Herstellung eines so grossartigen Werkes verursacht, der wird dem Autor seine höchste Anerkennung nicht versagen, selbst wenn er vermeinte, dass Diess oder Jenes anders gehalten sein könnte. Dem Major Scheda ist die ausserordentlich schwierige Aufgabe gestellt, nach zwei Seiten Front zu machen; er soll eben so wohl charaktervoll und in prägnanten Zügen generalisiren, wie topographisch möglichst speziell nachweisen, denn die praktische Beziehung lehrt, dass die meisten Besitzer einer solchen zwanzigblättrigen Karte ihr verschie dentliches Bedürfniss vollständig durch sie befriedigt wissen wollen. Es ist viel leichter, eine Spezialkarte in grösserem Maassstabe genügend herzustellen oder ein ganz allgemeines Bild flüchtig zu skizziren, als sich mit glücklichem Takte in der schwierigen Mitte zu bewegen; der Autor arbeitet sich mit eben so viel Talent wie kräftiger Ausdauer hindurch; wir wünschen ihm aufrichtig die fernere Gunst der letzteren, damit er sein grosses Ziel erreiche. Nach langem

1) A. Mersich, K. K. Katastral-Landes-Obergeometer: K. d. Grossfürstenthums Siebenbürgen, Maassst. 1:432.000, 2 Blt., herausg. v. d. K. K. Organisirungs-Landes-Kommission, Hermannstadt 1854. 2) E. von Friedberg, Hauptm. im Genrlqurtmst.: General-K. der Vojvodschaft Serbien und des Temescher Banates etc.; Maassst. 1:288.000, 4 Blt., 1853.

3) J. Scheda, K. K. Major: General-K. d. Österreichischen Kaiserstaates; Maassstab 1:576.000, 20 Blt., Wien, seit 1856. Bis jetzt er schienen No. 6, 11, 12, 16, 17, à Bl. 14 fl.

Hoffen ist endlich der Anfang des von Czörnig'schen Ethnographischen Werkes ) über die Österreichische Monarchie veröffentlicht worden. Der engere Zweck unseres Berichtes gestattet es nicht, auf den so höchst bedeutungsvollen und interessanten Inhalt dieses berühmten Werkes einzugehen; wir müssen uns auf den Vermerk beschränken, dass zwei ethnographisch kolorirte Karten dasselbe begleiten. Die grössere derselben hat den Maassstab von 1:864.000, bietet auf vier Blatt eine recht vollständige geographische Unterlage für das mit grosser Genauigkeit, geschmackvoll und deutlich in verschiedenfarbigen Gruppen bezeichnete ethnographische Element und ist in ihrem ausgezeichneten Werthe durch eine übersichtliche Terrainzeichnung in Kreidemanier wesentlich gesteigert worden; die kleinere Karte in Einem Blatte entbehrt der letzteren Beigabe, genügt aber, besonders unter Hinzuziehung des erläuternden Textes über die Vertheilung der Völkerstämme und deren Gruppen in d. Österr. Monarchie (Sprachgrenzen und Sprachinseln)", für eine allgemeine Orientirung vollständig. Alle bezüglichen Karten älteren Datums sind hierdurch entbehrlich gemacht; Freiherrn von Czörnig's verdienstliches Wirken für die Statistik im ausgedehnteren Sinne ist hiermit durch neue glänzende Beiträge gekrönt worden. Die Statistik liefert mittel- und unmittelbar überhaupt wichtige Beiträge zur Kartographie; die vortreffliche Arbeit des Ministerial-Sekretärs Streffleur über ,,die Strassen-Statistik des Österr. Kaiserstaates und die Strassenbeschreibung des Hrzth. Kärnten" in dem 1. Hefte des 5. Jahrg. der ,,Mittheilungen aus dem Gebiete der Statistik"?) ist hierfür ein schlagender Beweis, welcher sich beiläufig durch eine Kommunikations-Übersichtskarte des ganzen Kaiserstaates und eine gleiche, mit charakteristischer Terrainzeichnung versehene Karte von Kärnten auszeichnet. Von dem StromAtlas der Donau in 50 Blt., deren sieben bereits dem Statistischen Kongress zu Wien vorgelegen haben, ist uns leider noch keine nähere Einsicht geworden, wir müssen uns aber freuen, dass der Donau endlich das Recht wird, das sie schon lange beanspruchen konnte. Die immer weitere Ausbildung von ,,Sanitätskarten" scheint zumal in Österreich durch die militärische Rücksicht der Bequartierungsverhältnisse geboten zu sein und dürfte wiederholentlich den vielseitigen Werth kartographischer Darstellungen darthun. Mit unermüdlichem Eifer setzt die

1) Karl Freiherr von Czörnig: Ethnographie der Österreichischen Monarchie. Wien, Braumüller, 1857. Grosse Textausgabe mit der vierblättrigen Karte 18 Thlr., mit der Karte in 1 Blt. 12 Thlr. Kleine Textausgabe (d. i. oben genannte Abhandlung) m. d. K. in 4 Bl. 8 Thlr. und dieselbe m. d. K. in 1 Bl. 2 Thlr.

2) Mittheilungen aus dem Gebiete der Statistik, herausg. v. d. Direktion d. administr. Statistik im K. K. Handels-Ministerium. 5. Jahrg. 1. Heft, Wien, Braumüller, 1856. 3 fl.

Geologische Reichsanstalt ihre Arbeiten fort und die bei dieser Gelegenheit angestellten Höhenmessungen liefern der allgemeinen Kartographie um so werthvollere Beiträge, als auf den topographischen Spezialkarten das hypsometrische Element bisher nicht ausreichend genug vertreten war.

X. Preussen.

Der Königliche Generalstab widmet dem Fortschreiten der Spezialtopographie Preussens seine vollste und theilweis höhere Thätigkeit, als aus diesem oder jenem Passus unseres früheren Berichtes vielleicht entnommen werden könnte, weil der gänzliche Mangel offizieller Nachrichten uns öfters dazu nöthigte, die mühevolle Zusammenstellung eines abgerundeten Bildes aus den verschiedensten nicht amtlichen Nachrichten zu schöpfen. Wie wir damals zu nicht geringer Erschwerung unserer Arbeit das Fehlen jedes amtlichen Nachweises über Geschichte, System und Leistung der Preussischen Topographie bedauern mussten, in demselben Maasse erkennen wir jetzt die einigen uns gütigst gemachten Mittheilungen dankbar an. Die Thätigkeit des Generalstabes für die rein kartographische Seite der Spezialtopographie können wir füglich dreifach gliedern vorbereitend, unmittelbar erzeugend und publicirend und das Veröffentlichte revidirend und auf dem Laufenden erhaltend. Vorbereitend hat im Laufe des Jahres 1857 die Trigonometrische Abtheilung gewirkt durch Triangulirungen in West-Preussen und der Altmark Behufs demnächst beginnender Detailaufnahmen, durch Dreieckmessungen von der Jade bis nach Holstein für den Zweck einer genauen Küstenkarte und durch ein Nivellement vom Brocken nach der Nordsee hin. Über den trigonometrischen Dreiecks-Anschluss mit Russland, wie über das vollständig ausgeglichene Dreiecksnetz von Thüringen, basirt auf das Dreieck Brocken, Inselsberg und Herkules (bei Kassel),, ist mit Nächstem eine Publikation zu erwarten. Von der Topographischen Abtheilung werden jährlich an 80 bis 100 Quadratmeilen vermessen, reducirt und publicirt. Die acht im Laufe d. J. 1857 erschienenen Blätter der topographischen Karte des Osttheiles1) im Maassstabe 1:100.000 (nämlich: Wittenberg, Jüterbogk, Eisleben, Querfurt, Naumburg a. d. Saale, Lucka, Gera und Altenburg) repräsentiren einen Flächeninhalt von etwas mehr wie 140 Quadratmeilen und man sieht es dem gleichmässigen, deutlichen und durch reichlich eingetragene Höhenzahlen werthvollen Charakter derselben an, dass die Leitung der betreffenden Arbeiten in vortrefflichen Händen

1) K. Preuss. Generalstab: Topographische K. v. östlichen Theile der Monarchie; Maassstab 1:100.000, 320 Blt., Berlin, à Bl. bis 1 Thlr. Bis jetzt 156 Blt. Obige Sektionen haben nach der Eintheilung des alten, nicht mehr gültigen Übersichts-Tableau's (wie es auf der Petermann'schen Karte im vorigen Jahre noch beibehalten werden musste) die No. 132, 133, 146, 163, 180, 182, 199, 200.

ist, welche, in Huldigung der neuesten Aufnahmemethoden, nach festen Grundsätzen ihr Ziel verfolgen. Alle Kräfte auf die Förderung der topographischen Spezialkarte koncentrirend, hat sich der Generalstab aller anderen Unternehmungen entschlagen, daher auch den Plan einer (früher erwähnten) Gebirgs-, Gewässer- und Strassenkarte von Central-Europa im Maassstabe von 1:500.000 ganz aufgegeben. Nur näher liegende Einzelerscheinungen können unter solchen Umständen Berücksichtigung finden; so die Herausgabe einer Karte der Umgegend von Halle'), bestimmt für das Manöver des vierten Armeecorps, im Maassstabe 1:50.000 und ein Buntplan der Gegend von Berlin und Charlottenburg im Maassstabe 1:12.500, dessen Publikation jeden Augenblick zu erwarten. Durch die Revisionsarbeiten des Topographischen Bureau's sind im J. 1857 von der Karte des westlichen Theiles der Preuss. Monarchie im Maassstabe 1:80.000 14 Blätter bei Nachtrag der Eisenbahnlinien mit einer dritten Auflage2) und vom östlichen Theile im Maassst. 1:100.000 19 Sektionen3) mit einer zweiten Auflage bedacht worden, und es ist diese wenig erquickliche Arbeit des Nachtragens aller wichtigen baulichen Veränderungen nicht genug anzuerkennen, da die topographischen Karten gewöhnlich dem Schicksale eines schnellen Veraltens verfallen. Es muss dieses Verdienst des Generalstabes um so höher angeschlagen werden, als die neunblättrige Karte des Cours-Bureau's nur noch in den Eisenbahnen nachgetragen wird und bis jetzt vergeblich auf die Publikation der grossen Strassenkarte gewartet worden ist, welche das Handelsministerium zur Herausgabe vorbereitet hat. Auf diese Weise in der Hoffnung getäuscht, ein hervorstechendes neues kartographisches Werk über ganz Preussen aus dem J. 1857 namhaft machen zu können, führen wir die Bereicherungen an, welche mehrere Theile der Monarchie durch Monokartographien erfahren haben. Von den Hohenzollern'schen Landen nennen wir zunächst die Liebenow'sche Karte1) im Maassstabe 1:100.000, welche wir um so mehr bedauern in unserem früheren Berichte aus Versehen ausgelassen zu haben, als sie in ihrer höchst vollständigen, korrekten und

1) Karte für die Übungen des 4. Armeecorps (Halle) 1857; Maassstab 1:50.000, Berlin, Schropp, Thlr.

2) K. Preuss. Generalstab: Topogr. K. v. d. Prov. Westphalen und der Rheinprovinz etc., Maassstab 1: 80.000, 72 (nicht 70) Blt. Berlin, Schropp, à und Thlr. In dritter Ausgabe die Sektionen: 1 Rheine, 2 Wester-Cappeln, 7 Tecklenburg, 8 Versmold, 9 Bielefeld, 20 Wesel, 21 Dorsten, 22 Dortmund, 23 Soest, 28 Crefeld, 29 Schwelm, 30 Iserlohn, 35 Düsseldorf, 36 Solingen.

3) Von der Topogr. K. des östlichen Theiles der Monarchie in zweiter revidirter Ausgabe: 156 Friedeberg, 157 Filehne, 171 Landsberg a. d. W., 172 Schwerin a. d. W., 187 Frankfurt, 192 Posen, 207 Kosten, 208 Schrimm, 221 Fraustadt, 222 Lissa, 223 Gostyn, 237 Glogau, 238 Guhrau, 239 Kobylin, 148 Seehausen, 149 Werben, 164 Gardelegen, 165 Tangermünde, 197 Magdeburg.

4) W. Liebenow: K. d. Hohenzollern'schen Lande; Maassst. 1:100.000, Berlin, D. Reimer, 13 Thlr.

eleganten Ausführung nur der grössten Anerkennung werth ist und weit über den anderen Karten jener Landschaften steht. Nach ihrer Bestimmung nicht minder werthvoll erscheint die geognostische Karte1) von Achenbach im Maassstabe 1:150.000, welche einer Geognostischen Beschreibung der Hohenzollern'schen Lande beigegeben ist. Die ausgezeichnete geologische Karte der Rheinprovinz und Westphalens2) ist um die Sektionen Warburg und Köln vorgerückt, vom Kreise Salzwedel3) liegt eine Karte des Hauptmanns Liebeskind im Maassst. 1:75.000, von der Umgegend Brombergs ein Plan des Premierlieut. v. Schulz1) im Maassstabe 1:25.000 vor; Herr Nowack liefert eine gute Spezialkarte des Reg.-Bez. Frankfurt) im Engelhardt'schen Charakter zum Maassstabe von 1:300.000, und eine Karte des Kirchspiels Neuende und Heppens") stellt zum ersten Male die Räumlichkeit des Preussischen Hafengebietes an der Jade in dem grossen Maassstabe von 1:10.000 dar.

XI. Deutschland.

Nächst Preussen und Österreich hat nur Bayern im J. 1857 durch Vermehrung seines topographischen Atlas im Maassstabe 1:50.000 um die Blätter Homburg und Gerolzhofen dazu beigetragen, die Lücken in den publicirten topographischen Spezialkarten Deutschlands auszufüllen, während andere Staaten noch mit den Vorbereitungen zu ferneren Publikationen beschäftigt geblieben sind. Wir glauben den gegenwärtigen Standpunkt der auf neueren offiziellen Arbeiten beruhenden Spezialkartographie Deutschlands nicht kürzer bezeichnen zu können, als durch Aufzählung der Lücken, welche unsere Kartensammlungen noch aufzuweisen haben. Es restiren die topographischen Atlanten von Bayern noch mit 9 Blatt (Lichtenfels, Culmbach, Orb, Aschaffenburg, Lauterecken, Kaiserslautern, Frankenthal, Zweybrücken, Pirmasens); von Sachsen mit 8 Blatt (Bautzen, Grossenhayn, Oschatz, Löbnitz, Elsterberg, Plauen, Schönberg und Lückendorf); von Kur-Hessen mit 6 Blatt (Kassel, Schmalkalden, Steinbach, Rodenberg, Rinteln, Oldendorf); von Oldenburg mit 14 Blatt. Es sind noch gar

1) Ad. Achenbach: Geognostische Beschreibung der Hohenzollern'schen Lande mit geogn. Karte im Maassstabe 1: 150.000 (besonderer Abdruck a. d. Zeitschr. d. Deutschen Geolog. Gesellschaft, Jahrg. 1856), Berlin, W. Hertz, 1857, 14 Thlr.

2) H. v. Dechen: Geologische Karte der Rheinprovinz und d. Prov. Westphalen etc.; Maassstab 1: 80.000, 35 Blt., Berlin, seit 1856, bis jetzt 11 Blt. à 1 Thlr.

3) Hptm. C. Liebeskind: K. v. Kreise Salzwedel, Maassst. 1: 75.000, 1857, 1 Thlr.

4) Premierlieut. v. Schulz: Plan v. Bromberg u. Umgeg., Maassstab 1:25.000, 4 Blt., Bromberg, Aronsohn, 1857, 11 Thlr.

5) Nowack: Spezialkarte v. d. Reg.-Bez. Frankfurt, Maassst. 1:300.000, Berlin, Schropp, 1857, 1 Thlr.

6) K. v. Kirchspiele Neuende und Heppens, auf Grund der KatasterFlurkarten angefertigt; Maassstab 1:10.000, 1856.

nicht durch neuere topographische Spezialkarten vertreten: die Mecklenburg'schen Grossherzogthümer, die Lippe'schen Fürstenthümer, Waldeck und Nassau. Die Gebiete der Freistädte Lübeck und Bremen dürfen wir nicht zu diesen Lücken zählen, da sowohl die Behrens'sche Karte vom Lübecker Gebiete ), wie die Thätjenhorst'sche von Bremen2) das Resultat neuerer trigonometrischer Arbeiten sind, obwohl es in Betreff der letzteren Karte dahin gestellt bleibt, ob sie vor den ausserordentlich gründlichen Arbeiten von Heinecken in d. J. 1798 und 1805 einen Vorzug des inneren Gehaltes besitzt. Von der Hannöver'schen unpublicirten Vermessungskarte im Maassstabe 1:21.333 liegen uns durch sehr gütige Überweisung wiederum 11 Blatt aus der Aufnahmeperiode von 1856 vor; wir können nur wiederholt auf den originellen und praktischen Werth aufmerksam machen, welcher in der Vervielfältigung der OriginalAufnahmen, sei es auch in der roheren Gestalt flüchtiger Metallographie, liegt, und möchten wünschen, dass Hannover in dieser Auszeichnung nicht isolirt stände.

Bei dem bekannten zersplitterten Zustande der Deutschen Spezialtopographie ist es den sammelnden Generaloder Spezialkarten immer sehr schwer, sich von inneren Inkonsequenzen, selbst Unrichtigkeiten, zu befreien, und es wird noch eine geraume Zeit vergehen, bis es möglich ist, ein in sich harmonirendes, kritisch durchgearbeitetes kartographisches Gesammtbild Deutschlands in dem angemessenen mittleren Maassstabe von etwa 1:500.000 herzustellen. Die Holle'sche Karte von Deutschland3) scheint sich über diese Schwierigkeiten hinweg zu setzen, denn sie ist bereits bis zum 20. Blatte vorgeschritten und liefert gerade solche Gegenden, welche eigentlich nur mit Zaghaftigkeit betreten werden können. Die Reymann'sche Karte von Deutschland) lässt klüglich die Erneuerung solch empfindlicher Stellen vorläufig auf sich beruhen und schreitet im Süden auf der Grundlage offizieller neuerer, wenn auch nur theilweise neuester, Arbeiten vor. Sie lieferte im J. 1857 die lithographirten Sektionen Regensburg, Colmar, Villingen und München und die in Kupfer gestochenen Blätter Bruneck und Botzen, welche in ihrer vortrefflichen

1) H. L. und G. Behrens: Topogr. K. d. Geb. der freien HanseStadt Lübeck, Maassstab 1: 91.700, Lübeck, v. Rohden, 2. Aufl. 1843, 13 Thlr.

2) J. H. Thätjenhorst und A. Duntze: K. v. d. Geb. der freien Hanse-Stadt Bremen. Nach trigonometr. Messungen entworfen u. n. d. Kataster-Karten bearbeitet. Bremen, Kaiser, 1851, 3 Thlr.

3) Holle'sche Spezialkarte v. Deutschland etc., Maassstab 1: 200.000, Wolfenbüttel, seit 1851, à Bl. Thlr. (Nach d. 1. Lief. No. 1-9 erschienen: No. 16 Rendsburg, 17 Rostock, 18 Stralsund, 24 Leeuwarden, 25 Neu-Strelitz, 29 Leyden, 30 Amsterdam, 31 Berlin, 32 Frankfurt, 35 Rotterdam, 36 Cleve.)

4) Reymann's Spezialkarte v. Deutschland etc., Maassstab 1: 200.000, Glogau, Flemming. Bis zum 1. Januar 1858 in neuer Ausgabe erschienen 291 Blatt à Thlr.

Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft IV.

inneren und äusseren Durcharbeitung sehr vortheilhaft abstechen. Wir haben in unserem früheren Berichte den Werth dieser Karte gebührend hervorgehoben und im Mitgefühle der grossen Schwierigkeiten, mit denen sie zu kämpfen hat, gar manche Mängel nicht für nöthig gehalten besonders aufzustechen. Auch jetzt unterlassen wir's, in Anbetracht der grossen relativen Dienste, welche das grossartige Werk geleistet hat und auch ferner zu leisten. im Stande ist, insofern es gelingt, den Verlust der thätigen und umsichtigen Redaktion und unmittelbaren Betheiligung des Herrn Handtke entsprechend zu ersetzen. Als Epoche machend für eine ganz neue Richtung der Kartographie müssen wir die Publikation der beiden ersten Blätter von Papen's Höhenschichten-Karte Central-Europa's') im Maassstabe 1:1.000.000 bezeichnen. An und für sich sind Höhenschichten-Karten nichts Neues, Major Papen selbst hat schon im J. 1844 einen Vorläufer zu seiner jetzigen Arbeit durch das Höhennetz seiner Karte von Hannover geliefert; aber das so eben veröffentlichte Werk verspricht zu zeigen, was konsequente Durchführung äquidistanter Höhenkurven innerhalb gewisser Grenzen auf einen grösseren Länderraum für eine überraschend anschauliche Wirkung hervorbringt. Wollten wir eine detaillirte Recension über die beiden ersten Blätter niederschreiben, so würden wir vielleicht hier und da Ausstellungen nicht unterdrücken und würden namentlich die zu minutiöse Ausführung unseren Augen zu Liebe abgestellt, dagegen das deutlichere Hervortreten mehrerer landschaftlicher Kulminationspunkte zugesetzt wünschen, um für die Orientirung zahlreichere Anhalt- und Ruhepunkte zu haben; es wäre aber am unrechten Platze, wollten wir das Resultat einer so riesigen Arbeit bei ihrem ersten Auftreten in seinem weit reichenden Werthe irgendwie herabsetzen. Wir haben einzelne Gegenden, besonders auf Französischem Boden, mit zufällig ganz gleich gerichteten eigenen Untersuchungen verglichen und sind erstaunt gewesen über die Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit, mit welcher der Autor zu Werke gegangen ist; er hat uns ein Vertrauen für den ganzen Fortgang seines Unternehmens abgewonnen, welches wir für Pflicht halten öffentlich weiter zu geben. Der von Hrn. Ravenstein geleitete höchst schwierige Buntdruck ist vortrefflich ausgeführt und es scheint nichts gespart zu werden, den Erwartungen von einem Werke zu entsprechen, welches wir betonen es nochmals bestimmt zu sein scheint, der Kartographie einen unentbehrlichen Schlüssel zur naturgetreuen Darstellung des Bodenreliefs in die Hand zu geben,

1) Major Papen: Höhenschichten-Karte von Central-Europa, Maassst. 1: 1.000.000, Frankfurt a. M., Ravenstein's Geogr. Institut, 1857, à Bl. 1 Thlr.

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