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sobald die Benutzung von richtigem Verständniss geleitet wird.

Für einzelne Theile Deutschlands haben wir mancherlei Werthvolles anzuführen, manches Verfehlte zu bedauern. Der Elb-Strom ist in seinem Laufe innerhalb des Königreichs Sachsen durch eine meisterhafte und höchst elegant ausgestattete amtliche Karte') im Maassstabe von 1:12.000, wie auch durch eine Reduktion von Platt, an seiner Mündung durch zwei werthvolle Karten von Hübbe 2) vertreten. Trommer's Höhenkarte von Sachsen3) verbirgt guten Kern in sehr mangelhafter Schale und die topographische Spezialkarte des Königreichs Sachsen von M. von SüssmilchHörnig verleugnet in ihrer Ausführungsweise ganz und gar das ihr so nahe stehende ausgezeichnete Vorbild einer meisterhaften Darstellungskunst. Das Grossherzogthum Baden veröffentlicht zwei Sektionen seiner längst erwarteten Reduktionskarte) auf das Maass von 1:200.000 in einer höchst vollkommenen, durch Höhenangaben, bedeutende Grenzübergriffe und kräftige Zeichnung bevorzugten Weise, wählt aber leider die lithographische Herstellung und setzt sich, wie wir's erfahren haben, einem recht ungleichen Drucke aus. Diesem schliesst sich eine ganz neue Karte des Grossherzogthums Hessen) an, leider nicht in dem Maassstabe, denn sie hat die Reduktion von 1:250.000, wohl aber in der vortrefflichen Ausführung. Das interessante Terrain des Grossherzogthums mit seinen Angrenzungen ist auf zwei grossen Blättern auf das Bestimmteste und Klarste veranschaulicht, das reiche Material ist nach einigen angestellten Untersuchungen höchst korrekt und beim Maasse glücklichen Taktes doch in grosser Vollständigkeit niedergelegt; die Kartographie Deutschlands kann sich zu dieser neuen Bereicherung nur gratuliren. Von speziellen Umgebungskarten ist die Luxemburgs vom Hauptmann von Dömming) besonders anerkennend hervor

1) Kgl. Sächsisches Finanzvermessungs-Bureau: Karte des Elb-Stromes innerhalb des Königr. Sachsen mit Angabe des durch das Hochwasser vom 31. März 1845 erreichten Überschwemmungsgebietes. Maassstab 1:12.000, 15 Sekt., bearbeitet von in d. J. 1850-55, 8 Thlr.

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2) H. Hübbe: Stromkarte der Elbe v. Hamburg bis zur Mündung etc., Maassstab 1: 100.000, 2 Blt., Hamburg, Nolte & Köhler, 1857, 1 Thlr. Derselbe: Stromkarte der Elbe v. der Mündung der Lühe bis Glückstadt etc., ebend. 1856, 14 Thlr.

3) Trommer: Höhenkarte (von Sachsen), enthaltend die Höhen nach Pariser Fuss v. 234 Ortschaften u. 272 Bergen; Leipzig, 1857, Thlr. 4) M. v. Süssmilch-Hörnig: Topogr. Spezialkarte v. Königr. Sachsen ; Maassstab 1:250.000, 4 Blt., Dresden, Burdach, 1857, 2 Thlr.

5) Grossherzogl. Bad. Generalquartiermeisterstab: Das Grossherzogthum Baden; Maassstab 1:200.000, 6 Blt., erschienen Blt. Karlsruhe und Freiburg, à Blt. 1 Thlr., 1857.

6) Grossherz. Hessischer Generalquartiermeisterstab: Karte von dem Grossherzogthum Hessen und den angrenzenden Ländern; Maassstab 1: 250.000, 2 Blt., Darmstadt, Jonghaus, 1857.

7) Hptm. von Dömming: Plan der Umgegend v. Luxemburg, Maass

stab 1:25.000, 4 Blt., Luxemburg, Bück, 2 Thlr.

zuheben; von den geologischen Karten ist es erfreulich diejenige Hessens Seitens des Mittel-Rheinischen Vereins um die Sektion Büdingen') vermehrt und die Roemer'sche des Königreichs Hannover auf Grundlage der Papen'schen Karte in drei wiederum vortrefflich durchgearbeiteten Blättern2) fortgesetzt zu sehen, während v. Strombeck auf derselben Basis eine nicht minder ausgezeichnete Arbeit für Braunschweig) geboten hat.

XII. Schweiz.

Eine Fortsetzung der eidgenössischen Spezialkarte im Maassstabe 1:100.000 hat uns im J. 1857 zwar nicht beglückt, dagegen ist die Topographische Karte vom Kanton Zürich) bereits in 13 Blatt veröffentlicht und präsentirt sich als eine der hervorragendsten Schöpfungen der Topographie. Der Buntdruck, Isohypsen von 10 zu 10 Meter, der grosse Maassstab von 1:25.000, Alles trägt dazu bei, eine so klare und scharf zerlegende Landschaftsansicht zu entwerfen, wie es nur gewünscht werden kann. Eine weitere kartographische Belehrung verdanken wir wiederum Herrn J. M. Ziegler. Derselbe hat seine rühmlichst bekannte Karte der Schweiz im Maassstabe 13:80.000 in einer neuen Gestalt herausgegeben"); er hat durch den braunen Eindruck des Terrains und dessen bestimmteren Ausdruck in seiner bekannten genialen Manier die Deutlichkeit des ganzen Bildes mehr gehoben und durch Berichtigungen und Nachträge verschiedenster Art die Korrektheit mit möglichster Sorgfalt erzielt. Auch die beigegebenen Erläuterungen enthalten der Ergänzungen, namentlich für die Hypsometrie, sehr beachtenswerthe, und ein nur flüchtiger Einblick überzeugt davon, dass der Autor seine Aufgabe mit demjenigen Verständniss und Gefühl gelöst hat, wodurch allein die scheinbar todte Form inneres Leben erhält. Auch eine geographische Karte der Schweizerischen Gewerbsthätigkeit") des Herrn Ziegler können wir nicht unerwähnt lassen. Auf der bekannten plastisch

1) Karten u. Mittheilungen des Mittel-Rheinischen Geologischen Vereins etc. 3. Sekt. Büdingen, Maassstab 1:50.000, Darmstadt, Jonghaus, 1857, 23 Thlr.

2) H. Roemer: Geognostische K. v. Königr. Hannover; Maassstab 1:100.000; bis jetzt (seit 1852) erschienen: Sekt. Hildesheim, Einbeck, Profile hierzu, Clausthal, Wolfenbüttel, Göttingen und Farbenerklärung. Berlin, Schropp, in Summa 114 Thlr.

3) A. v. Strombeck: Geognostische K. d. Herzogth. Braunschweig etc., Maassstab 1: 100.000, 3 Blt. incl. 1 Blt. Profile. Braunschweig, Schulbuchhandlung, 1856, 4 Thlr.

4) Topograph. K. vom Kanton Zürich; Maassstab 1:25.000, 32 Blt., bis jetzt erschienen: Übersichtstableau und die No. 11, 13, 14, 15, 17, 18, 19, 21, 22, 23, 25, 26, 30, à Blt. Thlr.

5) J. M. Ziegler: Neue Karte der Schweiz; Maassstab 1: 380.000, mit Erläuterungen etc., Winterthur, Wurster & Comp., 1857; auf Leinwand in Carton 3 Thlr.

6) Derselbe: Geogr. K. d. Schweizerischen Gewerbsthätigkeit; Maassstab 1: 600.000, ebend. 1857, Thlr.

[Alle vorstehend angeführten Karten sind jederzeit durch die Simon Schropp'sche Landkarten-Handlung (L. Beringuier) zu Berlin (Jägerstrasse 24) zu beziehen.]

sprechenden Grundlage des Schweiz-Blattes aus des Verfassers Hand-Atlas drücken verschiedenfarbige Flächentöne und Signaturen die manchfachen Industrierichtungen aus, so dass man z. B. auf den ersten Blick die Verbreitung der Alpenwirthschaft südöstlich der Linie Appenzell-Vevay, die Zone der Uhrmacherei im Bereiche des Jura-Systems, die Region der spinnenden und webenden Industrie zwischen Bodensee und Reuss u. s. w. erkennt. An und für sich fesselt die praktische Bedeutung des Bildes ungemein, zur vollständigen tieferen Auffassung gehören jedoch noch andere Angaben, und wir möchten wünschen, dass das vorliegende Blatt eine Nummer aus einem systematisch geordneten social-statistischen Atlas der Schweiz sei, dessen Abfassung des Verfassers Fleiss und Talent ohne Zweifel vollkommen beherrscht.

XIII. Gross-Britannien.

Unser früherer Bericht versuchte es, ein allgemeines Bild des spezial-topographischen Standpunktes zu entwerfen, ohne auf einer so ausführlichen Quelle fussen zu können, wie sie gegenwärtig in einem offiziellen Berichte über die ,,Ordnance Survey" des Vereinigten Königreichs für die Periode 1855-56 Seitens des Chefs der offiziellen Landesaufnahme, des Lieutenant-Colonel of Royal Engineers Henry James, vorliegt. Es enthält dieser Bericht genaue Nachweise über die disponibeln personellen und finanziellen Kräfte, wie über den Gang und gegenwärtigen Stand von Aufnahme, Reduktion, Zeichnung, Stich und der Publikation der Generalstabskarten, er wirft also ein helles Licht auf die grossartig entfaltete Thätigkeit. Er liefert aber auch in 28 artistischen Beilagen nicht allein die ÜbersichtsTableaux, sondern vorzüglich auch die Proben des Stichs, der photographisch erzielten Reduktionen in verschiedenen Maassstäben und der manchfaltig angewandten Manieren der Vervielfältigung und gewährt einen so lehrreichen Einblick in die umsichtige Leitung der ganzen Aufnahme und ihrer weiteren Fixirung, dass dieses Aktenstück Niemand fehlen wird, der sich näher von dem heutigen Stande der topographischen Wissenschaft informiren will. In Anbetracht dessen können wir uns auf einige allgemeine Resultate beschränken und überlassen es der eigenen Einsicht in dieses Jedem zugängliche Fragment der Parlamentspapiere1), sich von den Mitteln zu überzeugen, wodurch diese Resultate erzielt worden. Die Anwendung der Maassstäbe für die Aufnahme der Städte mit mehr wie 4000 Einwohnern von 1:500 und der Kirchspiele in stark angebauten Gegenden von 1:2500 lässt auf eine grosse Genauigkeit der Beibringung

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des Details schliessen, und dass die Reducirung dieser Details zur Einverleibung in die Grafschaftskarten in 1:10.560 und wiederum die Übertragung dieser in die grosse Karte des ganzen Königreichs in 1:63.360 auf dem Wege der Photographie geschieht, gewährt für die Zusammenstellung der Zeichnungen ein grosses Vertrauen, abgesehen von den bedeutenden Zeit- und Geldersparnissen, welche dieses Experiment mit sich bringt. Rechnen wir hierzu die Aufnahmemethode des Terrains mit äquidistanten Horizontalen und dabei noch die Einzeichnung der Bergstriche, so wüssten wir nicht, was der Stecher noch wünschen sollte, um seine Aufgabe möglichst vollkommen lösen zu können. Wenn die neuen Blätter von Nord-England und Schottland alle so aus der Hand des Graveurs hervorgehen, wie es die Proben des besagten Berichtes zeigen, so stellen wir die OrdnanceMaps der Gegenwart unbedenklich in die erste Reihe aller Generalstabskarten. Noch das Aufgeben der geflammten Bergstriche, für deren Festhaltung wir nun einmal keinen Grund finden, eine korrektere Stellung derselben und die ' deutliche Markirung der Horizontalen im Stich, aber nicht das Wiederfallenlassen dieser so mühsam errungenen sicheren Führer und wir würden die Britischen topographischen Spezialkarten als Musterbilder hinstellen, obwohl wir sehr. gut einsehen, dass nicht überall dieselben Mittel zu Gebote stehen und auch die absolute Nothwendigkeit nicht vorliegt, die höchsten Stufen der Kunst auf diese eine Seite der vom Staate ausgehenden Belehrung zu werfen, wenn andere Interessen darunter leiden sollten. Immerhin sei es uns vergönnt, das Ideal der topographischen Wissenschaft zu verfolgen und demnach auch zu wünschen, dass dem rühmlichen Verdienste des Lieutenant-Colonel James nichts in den Weg trete, was die volle Ausführung des so vortrefflich Eingeleiteten beeinträchtige.

Was den Fortschritt der topographischen Karten der einzelnen Haupttheile anbetrifft, so sei Folgendes angeführt. a. England. Von den sechs nördlichen Counties, welche im Maassstabe 1:10.560 gravirt werden, sind publicirt: Lancashire, Yorkshire und Durham, in Arbeit und theilweise publicirt: Westmoreland und Northumberland, noch ganz aufzunehmen: Cumberland. Die Reduktion auf den Maassstab 1:63.360 zum Anschluss an die übrigen Theile von England und Wales ist für Yorkshire im Stich und wird für die übrigen Grafschaften unmittelbar ihrer Vollendung im grösseren Maassstabe folgen. b. Schottland. In dem grossen Maassstabe von 1:10.560 sind publicirt: Edinburgshire, Haddington, Linlithgow (auch im Maassstab 1:2500), Fife, Kinross, Wigtownshire, Kirkcudbright, Isle of Lewis; aufgenommen und theilweise publicirt: Ayr, Dumfries, Renfrew, Peebles, Berwick; aufgenommen und in Zeichnung: Lanark, Roxburgh, Selkirk, Harris Island (alle

zum Theil), woraus ersichtlich, dass von Süd - Schottland nur wenig fehlt und bereits Mittel-Schottland und durch Lewis und Harris auch Nord-Schottland in Angriff genommen ist. Die ebenfalls erfolgende Reduktion auf 1:63.360 ist für die erste Gruppe der publicirten Counties in Situation bereits gestochen und von einigen Sektionen auch die Ausgabe mit ausgefülltem Terrain schon geschehen. c. Ireland. Die bereits vollendete Karte im Maassstabe 1:10.560 (ohne Terrain) wird einer neuen Revision unterzogen; dieselbe ist bereits erfolgt für den Theil nördlich einer Linie von der Donegal zur Dundalk-Bai. Die Reduktion auf das Maass 1:63.360 ist von der Hälfte der ganzen Insel vollendet und der p. Bericht verheisst die Beendigung des Stichs der Situation (of the outline) von der ganzen Karte mindestens bis zum 31. März 1859. Auch die Eintragung des Terrains schreitet vor, die Bergskizzirung von ein Viertel Irelands ist für den Stich vorbereitet und in dem grossen Maassstabe von 1:10.560 sind mit Horizontalen (contours) versehen: Donegal, Londonderry, Tyrone, Antrim (theilweis), Louth, Kilkenny, Dublin. Für die Einsicht in das ausserordentlich reichhaltige Verzeichniss der Städtepläne verweisen wir auf den p. Bericht, dem wir unter Anderem auch mit Interesse die Notiz von der Existenz einer Spezialkarte der Inseln Malta und Gozo entnehmen.

von kartographischen Privatunternehmungen uns nichts neues Hervorragendes bekannt geworden ist, was den früher bezeichneten Standpunkt derselben anders charakterisirte, so schliessen wir unseren Spezialnachweis mit dem Vermerk, dass auch die Admiralität unermüdlich fortfährt, die Reihe ihrer vortrefflichen Seekarten zu vermehren, und somit in Gross-Britannien von Staats wegen für die nähere Kenntniss unserer Erde durch die Vermittelung der Karte in einer dankbar anzuerkennenden Weise gesorgt wird.

Wir halten es der Überschrift unserer kurzen Beleuchtung angemessen, wenn wir mit einigen Worten des Einflusses gedenken, welchen die Arbeiten der Spezialtopographie nachgerade auf die allgemeinere oder geographische Kartenzeichnung ausgeübt haben und welchen sie im Begriffe stehen für die Zukunft auszuüben. Das von allen Seiten zusammenfliessende Material der speziellen Landesvermessungen konnte von denjenigen geographischen Kartenzeichnern nicht lange unbenutzt gelassen werden, welchen es darum zu thun war, die nichts sagenden oder geradezu falsch sprechenden Landesbilder in naturgemässe umzuwandeln. Die raupenartigen Gebirgsbezeichnungen der Herren von der Wasserscheide-Theorie verschwanden immer mehr, nachdem man eingesehen hatte, dass der Zusammen

fall von markirter Gebirgshöhe und Wasserscheide keineswegs als ein nothwendiges Gesetz in der Anordnung der äusseren Bodengliederung anzutreffen sei. Wie es so häufig geschieht, verfiel man in das Extrem; man ging in der Zeichnung nicht mehr von den dominirenden Höhen aus, sondern von den Tiefen; jedes kleine Thälchen erhielt eine hervortretende Böschung seiner Seitenwände, man baute in geschmackvollen Gruppirungen Terrasse auf Terrasse und erhielt endlich Bilder, welche eher einer nach allen Seiten hin krystallisirenden gefrorenen Dunstfläche glichen, wie dem Abbilde einer Naturlandschaft. Immer mehr der äusseren Form der Situationszeichnenkunst Mächtige gingen an das Zeichnen geographischer Karten, sie fanden ein Vergnügen daran, die kleinsten Kärtchen mit Bergstrichen aller Nüancen anzufüllen, rissen die Kupferstecher und später die Lithographen mit fort in der Erfindung neuer Landesbilder und schufen wiederum Karten, welche in Überladung und Übertreibung die Originale der Natur verleugneten. Also stand es wenigstens mit der Metamorphose der geographischen Karte in Deutschland noch in den zwanziger Jahren unseres Jahrhunderts, wenige Autoren ausgenommen, welche rechtes Maass hielten, und viele ausgenommen, welche gar kein System verfolgten. Die Geographie fand tüchtige Lehrer, die Spezialkarten boten immer mehr Material, das Publikum forderte, von dem Allen etwas auf seinen Karten zu schauen, ohne die Bequemlichkeiten handlichen Formates und billigen Preises aufgeben zu wollen. Die vervollkommnete Technik kam den Zeichnern zu Hülfe, es wurde möglich, eine Menge Stoff auf kleinen Raum zusammenzupressen und dennoch ein wohlgefälliges Ansehen festzuhalten, ob auf Kosten der Augen und der guten Übersicht, das musste vorläufig ausser Acht bleiben. Aber je mehr Zeichen und Namen für die Karte verlangt wurden, um desto mehr kam man in Verlegenheit mit Unterbringung der Bergstriche; die Generalisirung der Terrainzeichnung fand für den denkenden Zeichner jedoch noch keinen rechten Schlüssel. Da traten die Geologen aus ihrer Abgeschlossenheit, sie reichten den Geographen die Hand zum gegenseitigen Austausch, sie zeigten ihnen ihre Karten und wiesen auf die Harmonie zwischen äusserer Terrainform und innerer Beschaffenheit hin, und so kam es denn, dass kein gewissenhafter geographischer Kartenzeichner mehr ein Landesbild entwerfen wollte, ohne auch das geologische bei Seite zu haben. Die Bilder wurden nun wieder natürlicher, in vielen Fällen erhielten sie ein überraschend treues Gepräge, aber in anderen Fällen sah man das in der Stube entwickelte System nicht mit dem äusseren Ansehen der Natur übereinstimmen. Die durchdachte geographische Karte steht noch jetzt zu einem grossen Theile auf diesem Punkte, denn das Bündniss mit der Geologie

ist noch ziemlich neu; die undurchdachte Karte wandelt ihren bequemen Weg ruhig weiter fort und hascht nur nach Äusserlichkeiten, um zu bestechen. In neuerer Zeit ist denn nun durch das Bedürfniss der Geologen, Techniker und Topographen ein neues Element mit Eifer kultivirt worden, das des geographischen Kartenzeichners Aufmerksamkeit rege hält; es ist das hypsometrische. Noch muss das ungleich vertheilte Material der Höhenkenntniss des Bodens die Verarbeitung auf der allgemeinen Karte oft in Verlegenheit setzen; aber es darf keine Mühe gescheut werden, die Höhenregister zu vervollständigen, denn es ist kein Zweifel, dass ihr Inhalt es ist, welcher ausgebeutet werden muss, um das System einer naturgetreuen Terraindarstellung zu begründen. Die geologische Karte auf der einen, die hypsometrische auf der anderen Seite, wird es der geographischen Karte bald gelingen, mit glücklichem Erfolge zu generalisiren, und jeder Beitrag wird ihr willkommen sein, welcher sie in Lösung dieser schwierigen Aufgabe unterstützt. Desshalb muss der Geograph auch mit besonderer Aufmerksamkeit die gegenwärtige Aufnahmemethode der topographischen Spezialkarten in dem Systeme der äquidistanten Horizontalen verfolgen, und wenn er's auch sehr schmerzlich empfinden muss, dass fast alle solche Karten in dem Stadium ihrer Vollendung ängstlich die Spuren dieser Linien tilgen, welche ihnen die Erzielung ihres Bildes verschafften, so freut er sich doch, dass die Resultate dieser Nivellements in reichhaltigen Höhenangaben stehen geblieben sind. Aus ihnen und aus der Menge sich durchkreuzender Nivellements, welche gegenwärtig unsere kultivirten und kultivirt werden sollenden Landschaften durchziehen, lassen sich Höhenschichten-Karten konstruiren, welche nicht allein als die Vorläufer richtiger und charakteristischer Terraindarstellung auf Generalkarten zu betrachten sind, sondern welche auch einen unmittelbaren Nutzen für die Interessen des praktischen Lebens zu erzielen im Stande sind. Gerade in diesem Augenblicke können wir

sagen, dass die Erzeugung von Höhenschichten-Karten ein Kennzeichen für das Weiterstreben einer naturgemässen Kartographie ist; es ist daher auch unsere Pflicht, das allmälige Entstehen derselben zu verfolgen, um in der treuen Aufzeichnung der Geschichte der Kartographie nicht überstürzt zu werden von der raschen Aufeinanderfolge neuer Vervollkommnungsmittel, mit denen unser erfinderisches Jahrhundert gewiss noch nicht zu Ende ist. Herr Rath A. Steinhauser in Wien hat uns der Mühe einer bezüglichen Untersuchung überhoben; sein scharfes Urtheil und seine wissenschaftliche Weitsicht hat die Bedeutung des hypsologischen Elements in der Kartographie richtig gewürdigt und ihn bewogen, im rechten Momente über Geschichte und Bestand der Niveaukarten höchst anziehende Vorträge in der Geographischen Gesellschaft zu Wien im Anfange dieses Jahres zu halten. Herr Steinhauser führt die Geschichte der Höhenkarten auf Dupain-Triel zurück, welcher die älteste Schichtenkarte Frankreichs nach der Idee des Genfer Ingenieurs du Carla verfertigte und die ersten Begleitworte dazu vom Jahre 1791 datirt hat. Die vollständigere Ausbildung des Aufnahmesystems in äquidistanten Horizontalen gebührt la Place, die erste offizielle Anwendung fand bei Anfertigung der neuen topographischen Karte von Frankreich im J. 1818 Statt. Der Vortrag verfolgt die verschiedenen Zeugnisse für die allmälige Ausbildung des Wesens der Niveaukarte, gedenkt mit gerechter Anerkennung der bezüglichen Verdienste des Feldmarschall Hauslab für Österreich und schliesst mit Bezugnahme auf Ziegler's Hypsometrischen Atlas und Papen's Höhenschichten-Karte, als die neuesten Erscheinungen, welche das hypsometrische Element zum Hauptgegenstand ihrer Darstellungen machen. Trotz gütiger Erlaubniss wollen wir der Mittheilung dieses anziehenden Thema's durch die Zeitschrift der Wiener Geographischen Gesellschaft nicht weiter vorgreifen und uns darauf beschränken, die Aufmerksamkeit auf dieselbe zu lenken.

Die neuesten Englischen, Französischen und Russischen Aufnahmen in Hinter-Asien.

(Nebst Karte, Tafel 6.)

Nachdem wir früher auf die umfangreichen neuen Aufnahmen an den Küsten von Korea und der Mandschurei aufmerksam gemacht haben), welche besonders seit 1854 ausgeführt wurden, geben wir jetzt auf Tafel 6 die Resultate dieser Arbeiten. Unsere Karte ist nicht das Ergeb

1) S. Geogr. Mitth. 1857, S. 31, und 1858, S. 76.

niss einer einzigen fortlaufenden Vermessung, sondern sie ist zusammengesetzt aus sehr verschiedenen, von Englischen, Französischen und Russischen Seefahrern ausgeführten Spezialarbeiten und schliesst selbst noch manche Chinesische und Japanesische Elemente ein.

Da La Perouse auf seiner berühmten Entdeckungsreise im Jahre 1787 die Küsten von Korea nicht berührt hat,

so gebührt Kapitän Broughton (1797) das Verdienst, zuerst einige Punkte derselben genauer bestimmt zu haben, als diess früher durch Chinesen und Japanesen geschehen war. Aus dem Tatarischen Meerbusen zurückkehrend, sah er die Ostküste der Halbinsel unter 42° 22' N. Br., entdeckte die grosse nach ihm benannte Broughton-Bai, bestimmte die Position des Tschosan-Hafens und legte eine Anzahl der zahlreichen Inseln auf der Karte nieder, die sich der Südküste bis nach Quelpart hin vorlagern. Wie flüchtig seine Aufnahme auch war, so konnte doch Klaproth mit ihrer Hülfe die Chinesischen Karten der Ostküste Korea's so weit berichtigen, dass sie ein im Ganzen richtiges Bild gaben, während später durch Benutzung Japanesischen Materiales, das hauptsächlich durch von Siebold und von Krusenstern (1827) bekannt wurde, abermals bedeutende Irrthümer, namentlich das weite Einspringen der Pinghai-Bai nach Westen, in die Karten übergingen und noch heute die neuesten Atlanten verunstalten. Die Westküste Korea's, wegen ihrer Unzugänglichkeit viel weniger bekannt, liegt auf den älteren Chinesischen Karten viel zu weit nach Westen, sodass die Halbinsel eine unverhältnissmässig breite, viereckige Gestalt bekam, wie man diess z. B. noch auf den Karten in La Perouse's Atlas sieht. Lord Amherst und seine Begleiter, Kapitän Maxwell von der „Alceste" und Kapitän Basil Hall von der „Lyra", waren die Ersten, welche diese Küste näher untersuchten (1816). Sie fanden jene zahlreichen Inselgruppen auf, welche heute unter den Namen des Koreanischen Archipels, der Clifford-Inseln und der James Hall-Gruppe bekannt sind und auf den Chinesischen Karten offenbar zum Festland gezogen worden waren; auch erreichten sie die Westküste an der Basil - Bai und waren dadurch im Stande, die Halbinsel auf ihre wahre Breite zu reduciren. Dieselben Seefahrer dehnten ihre Vermessungen auf den Petscheli-Golf aus, dessen südlicher Theil schon durch Lord Macartney's Gesandtschaftsreise (1793) einigermaassen bekannt geworden war, und Maxwell rekognoscirte namentlich die Ostseite des Leaotong-Golfes und die Halbinsel Prince Regent's Sword, während Kapitän Hall die Südwestküsten der Petscheli-Bai untersuchte. Die Inselgruppe im Nordosten von Prince Regent's Sword blieb ihnen dagegen unbekannt, sie wurde zuerst von Klaproth, nach der grossen Jesuitenkarte aus Kaiser Khanghi's Zeit, unter dem Namen Johann Potocki - Archipel in die

Europäischen Karten eingeführt (1820) und ist bis heutigen Tages nur sehr ungenau erforscht. Eben so wenig hat man genaue Aufnahmen von den Küsten des Gelben Meeres nördlich von der James Hall - Gruppe, nur einige Punkte ausgenommen, welche der Expedition Lindsay's, im Jahre 1832 unter Begleitung des Missionär Gützlaff von Macao ausgesendet, festzustellen gelang. Dieselbe Expedition entdeckte auch nördlich von der Basil-Bai den MarjoribanksHafen.

In neuerer Zeit wurden zunächst von Sir E. Belcher im Jahre 1845 Quelpart und die nordöstlich davon gelegenen Inseln näher untersucht und es folgten darauf in den fünfziger Jahren die umfangreichen Aufnahmen der Amerikaner, Franzosen, Russen und Engländer, welche wir bereits mehrfach erwähnt haben. Die wichtigsten ihrer Arbeiten, die sich auf die in Rede stehenden Küsten beziehen, waren die Aufnahme der ganzen Ostküste Korea's durch die Russische Fregatte,,Pallas" im Jahre 1854, welche sowohl Broughton's als Mouchez' (1852 zwischen Kap Hugon und Kap Ducos ausgeführte) Rekognoscirungen vervollständigt und überflüssig gemacht hat; ferner die genauen Vermessungen des Victoria- und D'Anville-Golfes, so wie der Mandschurischen Küste weiter nach Norden, durch Hill und Freeman in den Jahren 1855 und 1856, und endlich die neue Aufnahme der Ostküste des Leaotong-Golfes durch Kapitän Ed. Vansittart im August 1855. Die Untersuchungen der Koreanischen Küsten durch ContreAdmiral Guérin von der ,,Virginie" im Sommer 1856 und die nautischen Arbeiten der Amerikanischen North Pacific Exploring Expedition im Petscheli-Golf sind unseres Wissens noch nicht veröffentlicht worden, dagegen konnten alle neueren Untersuchungen an den Küsten von Japan, so weit diese in den Bereich unserer Karte fallen, benutzt werden, wie namentlich auch die Aufnahmen der Oki- und Gotto-Inseln durch Richards im Jahre 1855.

Nächst der neuen Gestalt der Ostküste Korea's, die sich nun wieder mehr der Darstellung Klaproth's nähert, fallen namentlich die Veränderungen in die Augen, welche der südlichste Theil der Mandschurischen Küste durch Hill's und Freeman's Arbeiten erlitten hat, und wir haben sie desshalb mit allen Details der Englischen Admiralitäts-Karte in dem oberen Theil unserer Karte dargestellt.

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