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N.FUND LAND

Geographische Notizen.

Hier riss das Telegraphentan am 11. August 1857.

Profil von Lieut. Dayman's (im Engl. Dampfer,,Cyclops") Tiefen-Messungen im Nord-Atlantischen Ocean 1857, in der natürlichen Krümmung der Erde. (Die Tiefen sind verhältnissmässig 10mal grösser gezeichnet als in der Natur.)

Die Englischen Tiefen - Messungen, auf dem sogenannten ..Telegraphen-Plateau" im J. 1857. Auf Tafel 24 des vorigen Jahrganges der ,,Geogr. Mitth." legten wir unsern Lesern eine Zeichnung von vier Profilen vor, welche die Resultate der von Berryman und Dayman ausgeführten Tiefen-Messungen im Atlantischen Ocean zwischen Irland und Neu-Fundland in vergleichender Zusammenstellung veranschaulichen. Lieut. Maury, der uns diese Profile einzusenden die Güte hatte, begleitete sie mit einigen kurzen Erläuterungen, indem er die Unzuverlässigkeit der Berryman'schen Messungen nachweist, die des Lieut. Dayman dagegen als Vertrauen verdienende bezeichnet, wobei er jedoch bemerkt: „Ich habe keinen Bericht über die Methode gesehen, die er bei seinen Messungen angewendet hat, und kann desshalb kein Urtheil über die Genauigkeit seiner Resultate abgeben, doch sehe ich auch keinen Grund, sie anzufechten." Dieser Bericht wurde erst einige Monate später von der Britischen Admiralität herausgegeben1) und ist uns so eben von Kapitän Washington, Chef der Hydrographischen Abtheilung der Britischen Admiralität, gütigst mitgetheilt. Wir nehmen desshalb Veranlassung, hier noch einmal auf den so höchst interessanten Gegenstand zurückzukommen.

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längliche Gestalt erhielt und an Eisendrähten statt an Leinen aufgehängt wurde, damit es sich leichter ablöse, und dass die Klappe, welche dazu bestimmt ist, Proben des Meeresbodens mit heraufzubringen, eine andere Einrichtung bekam. Ausser der gewöhnlichen Lothleine, von 18,000 Faden oder 108,000 Fuss Länge, wurden 4000 Faden Walfischleine und 5000 Faden seidene Leine von

Zoll Durchmesser angewendet. Die letztere, von Dufreney und Comp. in Paris gefertigt, hatte der Französische Ingenieur Delamarche bei seinen Sondirungen im Mittelländischen Meere zwischen Frankreich und Algerien im Jahre 1856 benutzt. Die Sondirungen wurden mit den Massey'schen Maschinen bewerkstelligt, deren sich 20 an Bord befanden. Die Zeitintervalle zwischen dem Ablaufen von je 100 Faden wurden sorgfältig notirt und sie zeigten mit ein oder zwei Ausnahmen, wann das Blei zu fallen aufgehört hatte; in diesen Ausnahmsfällen nahm man die Angaben der Maschine, korrigirt nach den ermittelten Fehlern des Index, als die gefundene Tiefe an. ,,Der grosse Fehler der Massey'schen Maschine in ihrer jetzigen Form", sagt Dayman,,,ist, dass der Zapfen, welcher niederfällt und die Walze anhält, sobald das Loth aufhört zu fallen, so schwer ist, dass er, wenn bei sehr tiefen Sondirungen das Loth langsam sinkt, in Folge der grossen Menge Leine, die es nachziehen muss, durch sein eigenes Gewicht niederfällt und die Walze feststellt, ehe das Loth den Boden erreicht hat, so dass die Angaben der Maschine werthlos werden."

Wenn das Resultat einer Sondirung fehlerhaft ist, so muss es nothwendig zu gross sein, wie auch Lieut. Maury a. a. O. bemerkt, und zwar giebt Lieut. Dayman als Fehlerquellen an: 1) Zeitverlust bei Berechnung des Momentes, in welchem das Loth aufhört zu sinken, mittelst der Zeitintervallen; 2) Verlust von Leine, verursacht durch die Abweichung gewisser Theile derselben von der senkrechten Linie, wenn sie durch Wasser geht, das von tiefen Strömungen bewegt wird. Die erstere Fehlerquelle kann durch Übung in der sorgfältigen Überwachung des Ablaufens der Leine auf ein verhältnissmässig kleines Maass reducirt werden, aber bei aller Sorgfalt geben nach Dayman's Meinung Sondirungen in Tiefen über 1000 oder 1500 Faden keine genauen Resultate innerhalb 20 bis 25 Faden, ausgenommen bei Anwendung sehr dünner und leichter Leinen. In Bezug auf die zweite Fehlerquelle versichert Dayman, dass er nach den ersten zwei oder drei Sondirungen keine Schwierigkeit fand, den ,,Cyclops" während der ganzen Operation genau auf demselben Punkte zu fixiren, und fügt hinzu:,,Ohne die theoretischen Voraussetzungen von der Existenz tiefer Strömungen zu diskutiren, will ich einen merkwürdigen Vorfall erzählen, der sich im Laufe unserer Fahrt ereignete und der nach meiner Ansicht beweist, dass die Wirkung solcher Strömungen auf unsere Sondirungen

IRELAND

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nicht in Betracht kommt. Am Abend des 16. Juli, als die See für die Anwendung dünnerer Leinen zu hoch ging, wenn man Aussicht haben wollte, Proben des Meeresbodens heraufzubringen, sondirte ich mit der verjüngt zulaufenden Walfischleine und einem Loth von 96 Pfund Gewicht, hinsichtlich der Tiefenangabe mich auf die Maschine verlassend, deren Fehler mit derselben Leine ermittelt war. Die so gefundene Tiefe betrug 2176 Faden, aber man hatte 2400 Faden ablaufen lassen, um sicher zu sein, dass das Gewicht sich loshänkte, und zu unserem Erstaunen kamen die 200 Faden, welche dem Loth am nächsten waren, in einem verwirrten Knaul an die Oberfläche. Das Loth hatte sich abgelöst und die Klappe, wie gewöhnlich im tiefsten Wasser, war voll weichen Schlammes; aber jener Theil der Leine, der als ein Knaul am Boden gelegen hatte, war an vielen Stellen mit demselben Schlamm bedeckt und dieser war während der ganzen Passage bis zur Oberfläche an ihm haften geblieben. Ziehen wir 200 von 2400 Faden, der Länge der abgewickelten Leine, ab, so erhalten wir die annähernde Tiefe von 2200 Faden oder etwa 24 Faden mehr als die von der Maschine angezeigte. Da das Schiff während der ganzen Operation genau über der Leine fixirt wurde und die Angabe der Maschine, auf die man sich in diesem Falle glücklicher Weise verlassen konnte, bis auf 24 Faden mit der Länge der Leine (abgerechnet die 200 Faden, die am Boden gelegen hatten) übereinstimmt, so erhellt, dass die Leine nahezu perpendikulär hinabgegangen sein muss und daher von keiner Strömung in der Tiefe afficirt wurde. Es kamen noch ein oder zwei Fälle ähnlicher Art vor, aber da dieser der merkwürdigste und befriedigendste war, so ist es unnöthig, sie anzuführen."

Der Cyclops" hielt sich auf dem grössten Kreise zwischen der Valencia-Bai in Irland und der Trinity- Bai in Neu-Fundland, Dayman's Sondirungslinie liegt daher im Allgemeinen etwas nördlicher als die Berryman's im „Arctic". Die Hauptresultate fasst Dayman in seinem Berichte folgendermaassen zusammen.

Von der Irischen Küste bis 11° 15' W. L. v. Gr. ist der Boden sandig und die Tiefe nimmt allmälig bis 90 Faden zu. Unter 12° W. L. fanden wir felsigen Boden und eine Tiefe von 200 Faden, von da bis 13° 15′ W. L. eine durchschnittliche Tiefe von 400 Faden mit schlammigem Boden. Eine sandige Ebene mit einer mittleren Tiefe von 200 Faden liegt zwischen 13° 30′ und 14° 30' W. L. Unter 14° 48' W. L. haben wir 550 Faden bei felsigem und unter 15° 6' W. L. 1750 Faden bei schlammigem Boden. Diess ist die stärkste Neigung in dem ganzen Ocean.

Zwischen 15 und 45° W. L. liegt der tiefste Theil des Meeres, dessen Boden fast ganz aus derselben weichen, mehligen Substanz besteht, die ich in Ermangelung einer besseren Bezeichnung Schlamm genannt habe. Diese Substanz ist merkwürdig klebrig, da sie, wie oben angegeben wurde, an der Sondirungsleine während deren Passage vom Grund bis an die Oberfläche haften blieb, bisweilen aus einer Tiefe von mehr als 2000 Faden. Sie liegt wahrscheinlich in einer Schicht von unbedeutender Dicke, denn in manchen Fällen fanden sich kleine Gesteinstückchen in der Klappe, die den Schlamm enthielt, woraus ich schliesse,

dass die Spindel durch die weiche Masse auf den festen Grund gedrungen war, auf dem sie lagert.

Innerhalb des genannten Raumes ergaben die Sondirungen an zwei Stellen einen Boden anderer Art, das eine Mal in 52° 14' N. Br. und 30° 45′ W. L., das zweite Mal in 51° 52′ N. Br. und 33° 21′ W. L. An der ersteren Stelle, bei einer Tiefe von 1765 Faden, hatten wir zerbrochene Muscheln, darunter ein Fragment von bedeutender Grösse, das aber unglücklicher Weise in den Händen des Arztes zerbröckelte, als er es abwusch. Da dieses die interessanteste Probe des Meeresbodens war, die wir erhalten hatten, war es ärgerlich, sie auf diese Weise zu verlieren, und ich versuchte, das Blei an derselben Stelle noch einmal hinabzulassen, wurde aber durch schlechtes Wetter daran verhindert. An der letzteren Stelle hatten wir 1600 Faden und brachten nur zwei kleine Steine herauf. Diess sind die einzigen Ausnahmen von dem gleichförmigen Charakter des Bodens zwischen 15° und 45° W. L. Lieut. Maury hat diese Strecke das „,TelegraphenPlateau" genannt, und obgleich die wiederholten Sondirungen gezeigt haben, dass die Tiefen auf ihr zwischen 1450 und 2400 Faden wechseln, so sind diess doch verhältnissmässig kleine Unebenheiten auf ihrer Oberfläche und bieten keine neue Schwierigkeit für das Projekt, das Tau quer durch den Ocean zu legen. Die Bedeutung der wechselnden Tiefen schwindet ganz, wenn man die Ausdehnung des Raumes, über den sie vertheilt sind, in Betracht zieht. Die grösste Schwierigkeit liegt in der erwähnten plötzlichen Senkung nahe der Irischen Küste, wo in wenig mehr als 10 Engl. Meilen Entfernung die Tiefe sich um 7200 Fuss verändert; aber diese Senkung war bei dem letzten Versuch, das Tau zu legen, einige Zeit, bevor dasselbe riss, glücklich überwunden.

Zwischen 45° W. L. und der Küste von Neu-Fundland sind die Tiefen unregelmässig und der Boden besteht aus Steinen und Kies. Dieser ungünstige Theil kann vermieden werden, wenn man etwas nach Norden von der Linie des grössten Kreises geht, wo die auf dem Rückweg gemachten Sondirungen zwar eine ähnliche Unregelmässigkeit in der Tiefe, aber eine andere Beschaffenheit des Bodens, einen dicken Schlamm, ergaben. In der Trinity-Bai ist das Wasser sehr tief und der Boden ein dicker, zäher Schlamm. Die Küsten dieser Bai sind auf allen unsern Karten falsch gezeichnet und müssen genauer aufgenommen werden.

Die Strömungen an der Oberfläche fanden wir unbeständig in der Richtung und von geringer Stärke. Auf der Hinreise nach Neu-Fundland befand sich das Schiff mehrere Tage nach einander um Mittag einige Meilen nördlich von der berechneten Linie und wir schlossen, dass diess die Wirkung des Golfstroms sei, bei der Rückfahrt aber fanden wir auf derselben Strecke nicht die geringste Strömung. Eben so hatten wir in der Nähe der Neu-Fundländischen Küste, unter günstigen Umständen und bei grosser Aufmerksamkeit auf das Steuern, mit Dampf allein einen genauen Kurs eingehalten, um auf dem grössten Kreise zu bleiben, und als wir uns am nächsten Tage Mittags 6 Engl. Meilen südlich von der berechneten Position befanden, so schlossen wir, von der Südwest-Strömung, welche an dieser

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Wie diese Differenzen entstanden sind, vermögen wir nicht anzugeben; es scheint fast, als sei es das unvermeidliche Schicksal der Tiefenmessungen auf dem sogenannten Telegraphen-Plateau, dass ihre Resultate in verschiedenen Lesarten veröffentlicht werden. Selbst das von Lieut. Dayman seinem Berichte beigegebene Profil enthält einzelne von den im Berichte angeführten abweichende Zahlenangaben.

Ferner war bei Lieut. Maury's Profil der Maassstab der Höhe im Verhältniss zu dem der Länge so bedeutend, dass es schwer hielt, sich danach eine annähernd richtige Vorstellung von den Unebenheiten längs der sondirten Linie zu bilden. Es kam darauf an, die Abweichungen der Dayman'schen und Berryman'schen Resultate recht deutlich hervortreten zu lassen, und dazu musste ein so unnatürliches Verhältniss der Maassstäbe gewählt werden; da ein solches aber leicht zu Missverständnissen führt, so haben wir bei dem neuen Profil das Verhältniss der Maassstäbe 10:1 zu Grunde gelegt, was schon eine viel natürlichere Ansicht giebt, obgleich die perpendikulären Abstände immer noch zehnmal zu gross, die Abhänge noch zehnmal zu steil sind. Es war Anfangs unsere Absicht, den Maassstab der Höhe dem der Länge gleich zu setzen, wir hätten aber dann die letztere übermässig ausdehnen.

1) An der Küste bei St. John's, Neu-Fundland.

2) In dem zu Dayman's Bericht gehörigen Profil als o bezeichnet. 3) In dem genannten Profil 1975.

müssen, um die Unterschiede der Tiefen noch einigermaassen bemerkbar zu machen.

Diese Unterschiede sind zwar nicht unbedeutend, denn die durchschnittliche Tiefe zwischen 15° und 45° W. L. v. Gr. beträgt etwa 2000 Faden oder 11,260 Pariser Fuss und an Einer Stelle sinkt der Boden bis 2424 Faden oder 13,646 Par. Fuss unter das Niveau, aber man sieht schon aus unserem Profil, wie sie durch ihre Vertheilung auf die bedeutende Strecke von 45 Längengraden gemildert werden, obgleich sie hier in zehnmal zu grossem Maassstabe dargestellt sind. Wenn auch die bisherigen Sondirungen auf dieser Linie noch nicht genau und zahlreich genug sind, um die Neigungswinkel mit einiger Sicherheit bestimmen zu können, und es daher nicht unmöglich ist, dass auf ihr Erhebungen vorkommen, die ähnlich wie das Harzgebirge oder der Thüringer Wald plötzlich aus den ebeneren Theilen hervorspringen, so macht dieser Theil des Meeresbodens doch mehr den Eindruck einer sanften, wellenförmigen Einsenkung, die nur unter dem 15° W. L. v. Gr. mit der starken Neigung von etwa 1 auf 81 Fuss von 1750 zu 550 Faden (9850 zu 3100 Par. Fuss) steil emporsteigt, von wo sich dann nach Osten jene Hochebene fortsetzt, die den Boden der Meerestheile um Gross-Britannien und der Nordsee bildet. Für Lieut. Maury's Annahme, dass der tiefe, zwischen 15° und 45° W. L. gelegene Theil des Nord - Atlantischen Oceans ein Plateau darstelle, vermögen wir in Dayman's Messungen auch keine rechte Stütze zu finden, denn Lieut. Dayman giebt die grösste Tiefe des Wassers nicht, wie Lieut. Maury sagt, zu beiden Seiten seines Mittelgrundes an, sondern vielmehr gegen die Mitte desselben, in 26° und 40° W. L. Der Vergleich mit einer hakenförmigen Landzunge, die sich unterseeisch von Grönland aus fortsetze, scheint uns daher nicht recht haltbar, so lange nicht neue Messungen eine andere Konfiguration des Meeresbodens ergeben, als die Dayman'schen. Wohl könnte man aber diese verhältnissmässig flache Einsenkung eine Hochebene nennen im Vergleich zu den enormen Tiefen, die weiter im Süden des Oceans aufgefunden wurden, besonders wenn man das Projekt der Telegraphen Verbindung im Auge behält, welches ohne Zweifel nicht wenig dadurch begünstigt wird, dass der Atlantische Ocean gerade an der schmalsten Stelle zwischen Europa und Amerika einen viel höheren und ebeneren Boden hat, als weiter südlich.

Endlich schien es uns nicht ohne Interesse, das Profil eines Theils der Erdoberfläche einmal in seiner wahren Lage zum Mittelpunkt der Erde, d. h. mit der der Wirklichkeit entsprechenden Krümmung darzustellen, besonders da wir dadurch dem gegen uns direkt ausgesprochenen Wunsche mehrerer unserer verehrten Leser und Korrespondenten, wie des Herrn Strong, General-Bevollmächtigten des,,Hamburger Korrespondenten", nachkommen. Sie dürfte allerdings ein viel anschaulicheres und natürlich auch richtigeres Bild von dem Meeresboden geben, als eine Projektion, wo die Meeresoberfläche als horizontal angegeben wird.

In dem Anhang zu Dayman's Bericht erfahren wir auch Näheres über die Beschaffenheit des Meeresbodens durch Thomas H. Huxley, welchem die Proben zur Untersuchung

übergeben worden waren. Seine Bemerkungen enthalten manches Neue und wir theilen sie desshalb im Auszug mit.

Eine Probe des Nord-Atlantischen Ocean-Bodens in einer Tiefe von 2400 Faden oder 14,400 Engl. Fuss (in Vergrösserung gezeichnet).

a b. c. d. e. Globigerinae von verschiedener Grösse, ganz.
f. Fragment einer Globigerina.
g. Unorganisches Bruchstick.

„Die von mir untersuchten Proben wurden aus Tiefen von 1700-2400 Faden heraufgebracht, welche also Höhen zwischen dem Pik von Teneriffa und dem Mont Blanc entsprechen. Eine sonderbare Gleichförmigkeit herrscht im Charakter derselben, so weit sie mir vorliegen. Sie bilden ein ausserordentlich feines, hellbraunes, schlammiges Sediment in den Flaschen, in denen sie aufbewahrt wurden, aber in diesem Schlamm kann man eine gewisse leicht fettige Substanz bemerken, die aus kleinen harten, kaum 50 Zoll im Durchmesser haltenden Partikeln besteht. Wenn man ein wenig von diesem Schlamm herausnimmt und vollständig trocknet, so wird er weiss oder röthlich-weiss und sehr feiner Kreide ähnlich.

Fast in allen Sedimenten finde ich eine Menge merkwürdiger, rundlicher Körperchen, die allem Anschein nach aus verschiedenen koncentrischen Schichten bestehen, welche ein kleines helles Centrum umgeben, und die auf den ersten Blick wie einzelne Zellen der Pflanze Protococcus aussehen; da sie aber von verdünnten Säuren rasch und vollständig aufgelöst werden, so können sie nicht organischer Natur sein und ich will sie einfach Coccolithen nennen. Ausser diesen Bestandtheilen sieht man immer eine grössere oder geringere Menge eckiger Fragmente eines hellen Minerals, dem Anschein nach Quarz, und sehr

oft solche einer eigenthümlich durchsichtigen grünen Mineralsubstanz. Manche dieser Fragmente sind so gross wie Erbsen.

Die oben erwähnten, verhältnissmässig schweren und festen kalkigen Organismen bilden durch ihre grössere Gestalt die Hauptmasse der fettigen Substanz. Sie sind fast undurchsichtig und erscheinen bei auffallendem Lichte weiss. Ich habe ihre Masse zu 10 des Ganzen geschätzt und ich bleibe gewiss noch hinter der Wahrheit zurück, wenn ich behaupte, dass 81⁄2 Zehntel von diesen 9/10, oder 85 Proz. des Ganzen, aus einem Genus und, wie ich glaube, aus einer Species der Foraminiferae, nämlich der Globigerina, in allen ihren verschiedenen und mannigfachen Entwickelungsstufen bestehen. Die übrigen 5 Prozent der kalkigen Organismen sind Foraminiferae von höchstens 4 oder 5 Arten. Die noch fehlenden 10 Prozent des ganzen Sedimentes bestehen theils aus der oben erwähnten granulösen Substanz, theils aus thierischen und vegetabilischen Organismen, die mit kieseligen Skeletten und Schalen versehen sind. Unter den letztern, die man Diatomaceae nennt, kommt ein auffallend grosser und schöner Coscinodiscus in grosser Menge vor, aber gewöhnliche Diatomaceae sind ausserordentlich selten und gewöhnlich zerbrochen und leer. Die ersteren sind entweder Polycistineae, darunter eine Anzahl schöner Formen, wie Flustrella, Eucyrtidium, Stylosphaera, Haliomma u. s. w., oder zugespitzte Körper, gewöhnlich bekannt als Spongolitharia, oder solche zweifelhafte Organismen wie Codium und Rhizosalenia.

Wenn man das ungeheure Areal bedenkt, über welches dieses Lager ausgebreitet ist, die Tiefe, in der seine Bildung vor sich geht, und seine Ähnlichkeit mit Kreide oder mehr noch mit solchen Gesteinen wie die Mergel von Caltanisetta, so gewinnt die Frage: woher kommen alle diese Organismen ein hohes wissenschaftliches Interesse. In Übereinstimmung mit der vorherrschenden Ansicht, dass das Leben auf verhältnissmässig geringe Tiefen beschränkt ist, hat man vermuthet, dass diese Organismen entweder aus seichteren Gewässern an ihre jetzige Stelle geschwemmt worden sind, oder dass sie an der Oberfläche des Meeres leben und erst später auf den Boden niederfallen.

Der ersteren Vermuthung widerspricht die scharf markirte zoologische Eigenthümlichkeit der tiefen Meer-Fauna. Wären die Globigerinae aus seichtem Wasser nach ihrer jetzigen Stelle geschwemmt worden, so müsste man mit ihnen vermischt eine grosse Menge der charakteristischen Bewohner seichter Gewässer finden, und diess müsste um so mehr der Fall sein, als die in bedeutenden Tiefen so häufigen grossen Globigerinae solider und massiver sind, als fast irgend eine andere Foraminifere. Aber es ist Thatsache, dass die Menge der anderen Foraminiferae ausserordentlich klein ist; auch habe ich bis jetzt in den Proben aus grossen Tiefen keine Spur von Fragmenten von Mollusken, wie Echini u. s. w., aufgefunden, die in seichtem Wasser gemein sind und eben so gut weggeschwemmt werden könnten, wie die schweren Globigerinae.

Die zweite Hypothese ist viel wahrscheinlicher und erhält eine kräftige Stütze durch die Thatsache, dass man von vielen Polycistineae und Coscinodisci recht wohl weiss, dass sie an der Oberfläche des Meeres leben. Herr Mac

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