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donald, Assistenzarzt auf dem Schiffe,,Herald", jetzt im südwestlichen Grossen Ocean, hat kürzlich einige sehr werthvolle Beobachtungen über lebende Formen dieser Art nach England geschickt, die er in dem Magen von MeerMollusken antraf und die also gewiss Bewohner der oberflächlichen Schichten des Oceans sind. Aber es ist eigenthümlich, dass nur eine der von Herrn Macdonald abgebildeten Formen einer Globigerina ähnlich sieht, und selbst diese hat einige Charaktere, die mich an ihrer Verwandtschaft mit jener Gattung zweifeln lassen. Sie ist mit langen strahlenförmigen Fortsätzen versehen, von denen ich nie eine Spur an einer Globigerina gesehen habe. Sollte diese letztere wirklich solche Fortsätze besitzen, so würde diess erklären, was sonst ein gewichtiger Einwurf gegen die Annahme der Hypothese ist, wie nämlich die schwere Globigerina sich an der Oberfläche des Wassers halten könnte.

Wenn die organischen Körper in den Proben aus grossen Tiefen weder dahin geschwemmt, noch von oben gefallen sind, so bleibt nur eine Alternative, sie müssen daselbst gelebt haben und gestorben sein. Dieser Ansicht stellen sich sofort gewichtige Einwendungen entgegen. Wie kann man begreifen, dass animalisches Leben unter solchen Bedingungen des Lichts, der Temperatur, des Druckes und Luftgehaltes bestehen kann, wie sie jene ungeheuren Tiefen bieten? Darauf kann man nur erwidern, dass wir mit Sicherheit von sehr hoch organisirten Thieren wissen, dass sie in Tiefen von 300 bis 400 Faden zu leben vermögen, und dass der Unterschied in der Quantität des Lichtes und der Wärme bei 400 und bei 2000 Faden wahrscheinlich viel geringer ist, als der Unterschied in der Komplicirtheit der Organisation zwischen diesen Thieren und den niedrigen Protozoa und Protophyta der Proben aus grossen Tiefen. Obwohl weit davon entfernt, es schon jetzt für ausgemacht zu halten, dass die Globigerinae in diesen Tiefen leben, scheint mir doch die Balance der Wahrscheinlichkeiten sich mehr nach dieser Seite zu neigen."

Neue bevorstehende Arbeiten des K. Preuss. Generalstabs für das Jahr 1858 u. s. w. Durch gefällige Mittheilung des Herrn Major von Wrangel, Chefs der Topographischen Abtheilung des K. Preuss. Generalstabes, sind wir in den Stand gesetzt, folgende Notiz über die Arbeiten des Topographischen Bureau's des Königl. Preuss. Generalstabs zu veröffentlichen, welche im Laufe der nächsten Zukunft zur Ausführung kommen sollen. Es wird nämlich beabsichtigt, 1) in diesem Sommer die Hohenzollern'schen Fürstenthümer von einer Abtheilung des Topographischen Bureau's vollständig aufnehmen zu lassen, um hiernach eine Karte derselben im Maassstab von 1:50.000 zu publiciren; 2) die Vermessung der Altmark zu beendigen, um im Jahre 1859 mit allen Kräften die Provinz Preussen anfassen zu können; 3) die Aufnahme der Umgegend von Berlin wird vollendet und revidirt und im Maassstab von 1:50.000 in Kupfer gravirt werden; 4) eine Karte von Schleswig-Holstein im Maassstab von 1:100.000 wird mit Nächstem vollendet und gedruckt; 5) es sollen umfassende Versuche in Anwendung der Pho

tographie für die Zwecke des Topographischen Bureau's angestellt werden.

Die Seehöhe von Dresden.

Ingenieur-Major Peters, Direktor des Königl. Sächs. Topographischen Bureau's zu Dresden, schreibt uns: ,,Durch die von Herrn J. F. Julius Schmidt, Astronomen der Sternwarte zu Olmütz, in seinem Aufsatze,,die Seehöhe von Olmütz", mitgetheilt im Dezemberhefte 1857 der „,Geographischen Mittheilungen", mit Recht hervorgehobene Wichtigkeit der Feststellung von Seehöhen möglichst vieler Orte, als Basis für weitere Höhenmessungen, veranlasst, theile ich in Nachstehendem dasjenige mit, was, an die Arbeiten der Herren Schmidt und Prof. Böhm anknüpfend, zur Bestimmung der Seehöhe von Dresden, beziehentlich des NiveauUnterschiedes des Adriatischen Meeres und der Nordsee, beitragen dürfte. Die Berechnungen gründen sich theils auf selbst ausgeführte Nivellements (Eisenbahn von der Sächsisch - Böhmischen Grenze bis Dresden), theils auf mehrjährige Barometer - Beobachtungen Herrn Wiemann's (vergl. die Orts- und Höhenbestimmungen zum Topographischen Atlas vom Königreich Sachsen), und es ist dabei 1 Wiener Klafter 3,34875 Dresdener Ellen 0,97313 Toisen 6,04314 Preuss. Duodezim.-Fuss 6,49854 Bayerische Fuss angenommen. Reducirt man auf die Höhe des Bahnhofes zu Olmütz über dem Adriatischen Meere, und zwar nach Böhm's Annahme = 107,44 Toisen, so erhält

man:

Bahnhof Olmütz

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=

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8,2 102,2

99,45

342,24

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Kolin

10,7

99,7

97,03

333,87

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Prag

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Raudnitz

32,7

77,7 75,61 260,19

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Lobositz

37,2

73,2

71,23 245,12

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Aussig

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66,56

229,05

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50,7

59,7 58,09 200,42

Bodenbach

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57,2 53,2 51,77 178,15

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über der Nordsee (nach den früheren Angaben Lohrmann's 179,5 Ellen = 52,16 Toisen); es wäre hiernach der Niveau-Unterschied des Adriatischen Meeres und der Nordsee 0,56 Toisen. Man kann daher wohl mit Hinweis auf Al. v. Humboldt im Kosmos, Band 1, Seite 324, sagen, dass die Oberfläche beider Meere hinsichtlich ihrer mittleren Höhe in Niveau stehe. Es würde von wissenschaftlichem Interesse sein, sowohl vorstehende Werthe, als überhaupt mehrere barometrisch ermittelte Höhenbestimmungen nach Maassgabe der vorhandenen Eisenbahnund Strom-Nivellements beurtheilen, beziehentlich berichtigen zu können. Wenn daher die Herren Ober-Ingenieure der zum Deutschen Eisenbahn-Vereine gehörigen Bahnen die Koten ihrer betreffenden Bahn-Anschlüsse durch Dr. Petermann's,,Geogr. Mittheilungen u. s. w." veröffentlich

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Barometrische Höhenmessungen im Mars-Gebirge in Mähren, von Heinrich Wolf. Herr H. Wolf, Geolog der K. K. Reichsanstalt in Wien, theilt uns folgende werthvolle, bisher noch nicht publicirte Höhenmessungen mit: Ich wollte mich durch eine Durchschnittsreise von Kremsier über Zdaunek, Strzilek durch das Mars-Gebirge gegen Ungarisch - Hradisch überzeugen, ob der geologische Bau und die Schichtenfolge in demselben analog sei wie im grossen Karpathen-Zug, an der Grenze Mährens, Galiziens und Ungarns, in den Bieskiden und in dem dem WienerWald angehörigen Gebiete längs des Nordabfalls der nordöstlichen Alpen, wo mir schon diese Schichtenfolge durch die geologischen Aufnahmen bekannt war. Diese Voraussetzung hatte sich vollkommen bestätigt, und bei dieser Durchschnittsreise war zugleich die Gelegenheit geboten, mehrere Höhenmessungen mittelst Barometer auszuführen, welche ich hier bekannt gebe. Diese Messungen sind mit einem Gefäss-Barometer nach Capeller's Konstruktion ausgeführt, welches noch vor der Exkursion Herr Dr. J. Schmidt, Astronom an der Sternwarte in Olmütz, durch zwölf Ablesungen zu vergleichen die Güte hatte. Um diese Abweichungen so wie um die durch die Konstruktion des Instruments bedingte Korrektion wegen der Veränderlichkeit des Nullpunktes der Scala im Gefäss wurden meine Ablesungen korrigirt.

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Mittelst der sehr zahlreichen Ablesungen des Herrn Dr. Schmidt konnte die Tageskurve des Luftdrucks konstruirt werden, um darauf eine richtige Interpolation von Barometerständen für solche Zeiten zu gründen, in welchen meine Beobachtungen mit denen des Herrn Dr. Schmidt nicht zusammenfielen. Die Berechnung der Höhen wurde nach der bekannten Gauss'schen Formel: A (log.) (H), bei vorhergegangener Reduktion der Barometerstände auf 0 Grad Temperatur und bei Vernachlässigung des Einflusses der horizontalen und vertikalen Komparente in der Intensität der Schwere, durchgeführt. Die KorrespondenzBeobachtungen wurden dem Barometer im Arbeitszimmer des Dr. Schmidt entnommen, dessen Nullpunkt 117,50 Toisen 120,74 Wiener Klafter, nach den neueren Bestimmungen des Dr. Schmidt, über dem Adriatischen Meere sich befindet. Bevor ich noch die Messungen hier anschliesse, will ich Einiges über die orographischen Verhältnisse des Gebietes, in welches sie fallen, voraussenden. Da wie vorhin erwähnt wurde, die Schichtenfolge im

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Mars-Gebirge eine analoge, aus denselben Gesteinen bestehende ist, wie die in dem nördlichen Karpathen-Zug und in dem nördlichen Abfall der Alpen, so lässt sich dadurch ein fast ununterbrochener Zusammenhang beider Gebirgsketten nachweisen. Dieser Zusammenhang lässt sich auch durch eine Erhebungslinie erkennen, die sich genau nach dem Streichen der Schichten zwischen die Endpunkte der beiden Gebirgssysteme einschaltet. Diese Erhebungslinie beginnt schon im Wiener-Wald von den westöstlich laufenden Alpen gegen NO. abzuweichen, gerade da, wo die Wien-Linzer Poststrasse die Wasserscheide überschreitet. Diese nordöstliche Richtung der Hebungslinie bleibt nun konstant bis zur Wasserscheide zwischen den Quellen des Oder-Flusses in Schlesien und dem WaagFlusse in Ungarn, welche auch von der Strasse von Teschen über Jablunkau, Czacza, Neustadtl nach Silein überschritten wird. An dieser Wasserscheide') beginnen die Karpathen ihren südöstlichen Verlauf. Die ganze, 33 Meilen lange Zwischenlinie zwischen den Alpen und den grossen Karpathen wird von drei Flüssen durchrissen, deren Richtung an den Durchreissungsstellen senkrecht auf die erwähnte Erhebungslinie zu stehen kommt. Es sind diess die Donau zwischen Korneuburg und Wien, die Thaia zwischen Wisternitz und Eisgrub und die March zwischen Kremsier und Napagedl. Das zwischen der Donau und der Thaia liegende Stück der Erhebungslinie zeichnet sich aus durch die Höhen des Ernstbrunner-Waldes und der Palauer Berge, und das zwischen der Thaia und der March befindliche zeichnet sich durch das MarsGebirge aus. Dieses Mars-Gebirge als ein Verbindungsglied der Alpen mit den Karpathen hervorzuheben, war der Zweck des Vorhergehenden. Andere topographische und orographische Verhältnisse dieses Gebirges werden näher in Walny's Topographie von Mähren gegeben.

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1 Kremsier, Gasthaus z. Primas, 1. Stock (Mittel von zwei Messungen)

2 Luttopetz, West von Kremsier

3 Slobitz, West von Kremsier

4 Wesselka, Wirthsh., W. v. Kremsier, SO. v. Niemtschitz

5 Sattel zwischen Tettelitz u. Weczek, SW. v. Kremsier

6 Potschenitz, am Bach, NNO. v. Morkowitz

7 Morkowitz, Schloss, Basis

8 Slizan, O. bei Morkowitz, am Bache.

9 Mühle bei Traubek, W. v. Zdaunek

10 Zdaunek, am Bache, bei dem Schlosse

11 Diwok, S. v. Zdaunek

12 Roschtin, Kirche, Basis

13 Obere Kirche, S. bei Roschtin.

15 Strzilek, Wohnung des Herrn Waldbereiters Nassek,

14 Zetechowitz, Schloss, Basis.

1. Stock (Mittel aus zwei Messungen)

16 Ruine Hrad, Basis, SO. bei Strzilek.

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138,83 135,10

154,13 149,99

160,38 156,07

126,04 122,55

118,70 115,51

132,81 129,24

152,22 148,13

169,00 164,46

171,83 167,21

189,32 184,23 283,94 276,31

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Gheel, eine Stadt von Geisteskranken. Mitten in dem sterilen Kempen-Lande in der Belgischen Provinz Antwerpen liegt ein Städtchen Namens Gheel, welches eine so seltsame Erscheinung bietet, dass es schwer halten 'dürfte, ihm etwas Ähnliches an die Seite zu stellen. Dorthin werden nämlich seit alten Zeiten zahlreiche Geisteskranke aus den benachbarten Provinzen gebracht, um im Schoosse der einheimischen Familien ein gesunderes und freieres Leben zu führen, als diess gewöhnlich in Hospitälern möglich ist. Man zählt unter den 9- bis 10,000 Einwohnern etwa 7- bis 800 Geisteskranke, die letzteren machen also etwa den zwölften Theil der Bevölkerung aus. Sie werden nicht durch Mauern von der Mitwelt abgeschlossen, nicht durch die strenge Disziplin der Irrenhäuser gequält, sondern leben mitten unter der gesunden Bevölkerung, als freie Glieder der Familien, deren Obhut sie anvertraut sind, sie nehmen Theil an deren Arbeiten im Hause und auf dem Felde, an den Vergnügungen wie an den religiösen und patriotischen Festlichkeiten. Nur die Ungleichheit des Verstandes unterscheidet die Bürger der Gemeinde von ihren geisteskranken Gästen, und dieser intellektuelle Gegensatz macht den Irren zu einem Schützling des Vernünftigen, der die moralische und gesetzliche Verantwortlichkeit übernimmt. Unter der einfachen Garantie dieser Vormundschaft herrschen Ruhe und Sicherheit zu Gheel eben so wie an irgend einem Orte der Welt. Jules Duval, der in der „Revue des deux Mondes" diese eigenthümlichen gesellschaftlichen Zustände von Gheel in lebendiger Weise schildert, erzählt eine anziehende Legende über die Gründung des Ortes und den Ursprung der Irren - Kolonie. Die Gründung von Gheel, heisst es, fällt in die erste Zeit nach Einführung des Christenthums in Belgien. Seit dem siebenten Jahrhundert erhob sich in den Wüsten des Kempen-Landes eine Kapelle, die dem heiligen Martin, dem Apostel der Gallier, geweiht war. Einige von frommen Leuten erbaute Zellen umgaben sie und bildeten den ersten Kern des heutigen Gheel. Hierher flüchtete sich die junge Tochter eines Königs von Irland, um sich der sträflichen Liebe ihres Vaters zu entziehen. Dymphne, diess war der Name der Prinzessin, wurde auf ihrer Flucht von einem Priester Namens Gerrebert begleitet, der sie zum Christenthum bekehrt hatte. In diesem Asyl hoffte sie in Frieden zu leben und vergessen von der Welt zu sterben, aber weder Einsamkeit noch Entfernung konnte sie schützen. Ihr Vater entdeckte ihre Spur, verfolgte und erreichte sie; Gerrebert liess er durch seine Diener ermorden, und da sich Niemand fand, seine blutigen Befehle gegen seine Tochter auszuführen, enthauptete er sie mit eigener Hand. Arme Irren des Landes, die Zeugen des entsetzlichen Vorganges waren oder, wie andere Berichte sagen, die das Mitleid auf das Grab der Schlachtopfer führte, wurden geheilt. Das Verdienst dieser Heilung schrieb man dem heiligen jungen Mädchen zu, die seitdem die geliebte Schutzpatronin der Geisteskranken geworden ist. Angezogen durch die Hoffnung auf ein Wunder, führten neue Familien ihre irren Angehörigen an den Fuss des Kreuzes, das zur Erinnerung an die Tugend und das Märtyrerthum der heiligen Dymphne errichtet worden war. Bald wurde der Ge

brauch allgemein, die Besucher vertrauten ihre Kranken der Sorgfalt der Bewohner an, die sich in immer grösserer Zahl um die heilige Stätte ansiedelten; es entstand ein Städtchen, und wo früher die Kapelle des heiligen Martin stand, wurde im zwölften Jahrhundert eine schöne, grosse Kirche zu Ehren der heiligen Dymphne erbaut. Durch viele Jahrhunderte hat sich die Kolonie ungestört erhalten und seit 1803 werden sogar die meisten Irren aus dem Hospital zu Brüssel dahin gebracht, so dass ein grosser Theil der Bewohner Gheel's durch die Verpflegung Geisteskranker ihren Unterhalt erwirbt.

G. Lejean's Aufnahmen in der Türkei. Je seltener und schwieriger es ist, zuverlässige Data über die Geographie der noch so unvollständig bekannten Europäischen Türkei zu erlangen, um so mehr freuen wir uns, in einem der nächsten Hefte unsern Lesern einige neue hierauf bezügliche Forschungen mittheilen zu können. Herr G. Lejean, Mitglied der Commission centrale de la Société de Géographie in Paris, hat die Güte gehabt, uns Bericht und Karte über seine im vergangenen Jahre (1857) ausgeführte Reise in Bulgarien und Rumelien zu übersenden. Wir bereiten diese vielfach interessanten Dokumente, die zum Theil gänzlich unbekannte, von einem Europäer noch nie betretene Theile, besonders im Hohen Balkan, betreffen, zur ehesten Bekanntmachung in dieser Zeitschrift vor.

Von

Neuestes von Dr. J. B. Roth in Palästina. diesem trefflichen Reisenden liegt uns ein interessantes Schreiben, datirt,,Jerusalem, 4. März 1858", vor, in welchem er sich hauptsächlich über die bisher dunkel gebliebene Gegend der Wasserscheide im Wady El Arabah1) ausspricht. Gleichzeitig erfahren wir zu unserer grossen Freude, dass Roth auf den Vorschlag Alexander v. Humboldt's den weitern Auftrag erhalten hat, das Basalt-Felsenthal von Aden, die Basalt - Insel Perim 2), die Insel Peral mit den Obsidian - Strömen, Zobayer und Farsan, den Vulkan Djebel - Tair und den Vulkan von Medina zum Zweck geologischer Forschungen zu bereisen. Dr. Roth's Brief lautet:,,Da die Vermuthung ausgesprochen wurde, als sei es mir nicht gelungen, oder als hätte ich versäumt, auf meiner Reise durch die Araba im April und Mai 1857 den Punkt zu ermitteln, von welchem ab die Regenwasser eines Theils nördlich in das Todte Meer, andern Theils südlich in das Rothe Meer fliessen, so gewährt es mir nicht geringe Befriedigung, Ihnen mittheilen zu können, dass die Aufsuchung dieses wichtigen Punktes von mir weder versäumt worden ist, noch misslungen scheint. Er befindet sich bei und um den Brunnen Godián, nur sieben Stunden Kameel-Schrittes von dem nördlichsten Ende des Ailanitischen Meerbusens, über welchen Meeresspiegel der Salzmarsch von Godián höchstens 200 Fuss 3) sich erheben mag. Da ich die barometrischen Beobachtungen nicht berechnet habe, auch nicht weiss, was

1) S. Geogr. Mitth. 1857, SS. 260-266, 410-416; 1858, SS. 1-5. 2) S. darüber S. 163 dieses Heftes.

3) Nach den sehr sorgfältigen Berechnungen Prof. Kuhn's (s. Geogr. Mitth. 1858, Heft I, SS. 1-3) liegt der Salzbrunnen Godián 106 Par. Fuss über dem Niveau des Mittelländischen Meeres.

sie ergeben werden, stütze ich mich auf die einfachsten Wahrnehmungen in trockenen Rinnsalen, auf die Lage von Triftgegenständen. Die ganze Breite der Araba an der besagten Stelle bietet keine unmittelbar augenfällige Steigung oder Senkung dar, sondern im Gegentheil ebene Flächen, die während der Regenzeit mit Wasser bedeckt sind, und aus welchen kleine Inselchen mit Cyper-Gräsern herausragen, wie Erdaufwürfe eines gigantischen Maulwurfes, oft so nahe beisammen, dass man, von einem zum andern springend, weit in die Mitte des trockenen See's gelangen kann. Zu Ende April war das Wasser verschwunden (eingesessen oder verdampft), aber der thonige Boden noch an vielen Stellen sehr feucht und nachgiebig, so dass die Kameele tief einsanken. Die Wasseransammlung ohne Abfluss erstreckt sich etwa eine Stunde im Umkreise, dann kommt südlich und nördlich eine nur an Triftgegenständen (Reisig, dürren Binsen u. s. w.) bemerkliche Abdachung, die sich auf der Westscite des Thales als der tieferen befindet; die Regenbäche kommen zum grösseren Theile aus dem Edomiter-Gebirge heraus und führen bedeutende Massen Schuttes mit sich, der jene Seite fortwährend erhöht.

,,Ich habe keinen Zweifel, dass die Araba ein uraltes Jordan-Bett ist dass das Todte Meer und das JordanThal bis zum Tiberias-See durch einen Einsturz gewaltiger Höhlen (Sinkwerken in riesigem Maassstabe durch Auflösung von Steinsalzlagern) zur jetzigen Depression gekommen sind

und dass die vulkanischen Erscheinungen, von welchen die Genesis bei der Katastrophe von Sodom und Gomorrha berichtet, und welche in geringem Grade noch bis heute fortdauern, aus Bränden in den Lagern des bituminösen Schiefers erklärt werden können. Schlacken dieses Schiefers habe ich erst vor einigen Tagen wieder gefunden in dem unteren Theile des Kidron-Thales, zwei Stunden vom Todten Meere; die Lager sind hier vom Thale durchbrochen und zeigen oben ganz unverkennbare Spuren von Verbrennung, die auch die nicht Bitumen haltenden oberen Kalksteinschichten merkwürdig verändert hat. Ich bin noch nicht bereit, diese Ansichten ganz darzulegen, da noch so viele Ergänzungen zu meinen Beweisen nöthig sind, welche im Laufe dieses Frühjahres und Sommers eingesammelt werden sollen.

,,In zehn Tagen von heute ab gedenke ich über Usdum nach Kerek, Tafileh und Bozra und dann entlang der Ostküste des Todten Meeres bis zur Jordan-Einmündung zu reisen; weiter können mich die Jehalin-Beduinen nicht bringen. Zur Reise nach Gilead (es-Szalt) muss ich hier andere Leute und Thiere suchen; wenn mir einmal dieses Geschäft obliegt, kann ich Ihnen von der Vollendung einer schwierigen Exkursion berichten."

Cyril C. Graham's Entdeckungen im Osten von Djebel Hauran. Herr Cyril C. Graham hielt in der ersten Sitzung der Literarischen Gesellschaft zu Jerusalem einen Vortrag über eine interessante Reise, die er kürzlich von Damaskus aus nach der gänzlich unbekannten Gegend im Osten des Djebel Hauran ausgeführt hat. Auch schickte er einen Bericht über dieselbe an die Asiatische Gesellschaft zu London ein, begleitet von einer Anzahl alter

Inschriften in einem noch unentzifferten Alphabet. Aus diesen beiden Berichten (im Auszug publicirt im Athenaeum 26. Dezember 1857, S. 1623, und 27. Februar 1858, S. 279) entnehmen wir Folgendes: Als sich Herr Graham im vorigen Jahre zu Damaskus aufhielt, erregte der Anblick der von den Höhen bei der Stadt in der Ferne sichtbaren Berge in ihm den Wunsch, nach Osten vorzudringen. Man wusste, dass diese Berge zu einer ausgedehnten felsigen Gegend Namens el Safah führen, in deren Nähe sich nach den Aussagen der Araber viele Ruinen alter Städte finden sollen, eine Gegend, die in ihrer Physiognomie dem el Ledjah im Hauran ähnlich ist und den Hebräern als das Land Baschan bekannt war. Er verliess Damaskus im, September und begab sich mit dem Missionar Porter nach Salkhut und in die Ledjah; von hier längs des Ostrandes derselben hinwandernd, gelangte er zur Ostseite des Djebel Hauran (der äussersten Grenze der bisherigen Forschungen der Europäer in diesen Gegenden), unter der Leitung des Araber-Stammes Ghias. Bald nachdem er den Hauran verlassen hatte, betrat er eine Ebene, bedeckt mit grossen Basaltsteinen, die lose auf dem Boden lagen, aber so dicht an einander, dass die Kameele kaum hinreichend Raum fanden, ihre Füsse in die Zwischenräume zu setzen. Dieser steinige Landstrich, der sich von Ost nach West fünf, von Nord nach Süd zwei Tagereisen weit erstreckt, wird von den Arabern el Hharrah genannt. In ihm befindet sich der Distrikt el Safah, eine vulkanische Gegend, ähnlich dem Distrikt el Ledjah im Hauran. Ihr Aussehen vergleicht er mit dem einer geschmolzenen Masse, die durch ein mächtiges Agens aufgerührt und dann plötzlich abgekühlt wurde. Die Richtung von el Safah ist nahezu nordsüdlich. Auf seiner Oberfläche findet sich nicht ein einziger Tell (natürlicher oder künstlicher Hügel, Stätte einer alten Stadt), aber eine Hügelkette von 40 Engl. Meilen Länge zieht sich fast in derselben. Richtung, nur etwas nach Nordwest abweichend, durch dasselbe hindurch. Herr Graham überschritt diese vulkanische Insel nicht, sondern er ging an ihr nach Süden hin und passirte sie auf dieser Seite nach der westlichen Ebene zu, um nach den Städteruinen zu suchen, von denen er gehört hatte. Bald darauf fand er einen grossen Stein mit einer Inschrift in unbekannten Schriftzügen, die er sorgfältig kopirte. Einige Zeit später traf er einen ähnlichen Stein und in fast demselben Zwischenraum einen dritten. Er kam nun auf die Vermuthung, dass diese Steine zu dem Zwecke aufgestellt worden seien, um die Entfernung von irgend einer wichtigen Stadt anzugeben, dass sie also Meilensteine wären. Plötzlich stiess er auf eine in Ruinen liegende Stadt aus weissen Steinen, wie er sie nirgends auf der Ebene gesehen hatte, die ganz aus dunkelfarbiger Lava bestand. Vier ähnliche Städte existiren um Safah, aber in keiner konnte Graham eine Inschrift finden, obwohl viele sonderbare und rohe Skulpturen umherlagen. Von hier ging der Reisende einige Tagereisen weiter nach Osten und fand dabei mehr'mals kleine Strecken von 300 bis 400 Yards Umfang, auf denen fast jeder Stein die rohe Darstellung von Kameelen, Gazellen, Affen, Pferden, Reitern u. s. w. zeigte, immer von Inschriften begleitet. Etwa zwanzig von diesen In

schriften schickte Graham an die Asiatische Gesellschaft, viele davon waren aus dem Wadi el Nimâreh, einem schmalen, mit einer Menge von Panthern bevölkerten Landstrich südöstlich von Safah, wo sich die Ruinen einer Stadt und viele tausend Steine mit Inschriften befinden. Andere wurden aus dem östlicheren Thål Warran genommen. Der Hügel Omm el Djeried am Ausgang des Wadi el Nimâreh ist die letzte Erhebung des Bodens, von welcher an die Wüste in einer vollkommen ebenen Fläche sich fünf Tagereisen weit bis zum Euphrat erstreckt. Überall in dieser Region trifft man auf viele alte Städte, die bisher noch nie besucht wurden und vortrefflich erhalten sind, mit Inschriften in verschiedenen Charakteren. Die von Graham kopirten Inschriften bilden nur einen sehr kleinen Theil von der grossen dort umher zerstreuten Anzahl; aber die Furcht der Araber vor ihren Feinden, den benachbarten Anezi, und der Mangel an Wasser verhinderten einen längeren Aufenthalt an diesem Orte. Die Araber haben keine Überlieferung in Bezug auf die Inschriften oder das Volk, von dem sie herrühren; aber sie stimmen darin überein, dass alle Einwohner von Tamerlan hinweggetrieben worden seien. Die Schriftzeichen sind roh, analog den ältesten Griechischen und Phönizischen Alphabeten; sie werden bald von rechts nach links, bald von links nach rechts gelesen und gleichen bald mehr dem Griechischen, bald mehr dem Hebräischen Alphabet, sind aber keine Palmyrenische Schrift. Bis jetzt ist noch kein ernstlicher Versuch gemacht worden, sie zu entziffern; unglücklicher Weise sind die von Graham kopirten sehr kurz.

In westlicher Richtung zurückkehrend, kam der Reisende über eine herrliche Römische Strasse, die von Bosrah nach Bussorah führt, alle Brunnen aber fand er mit Steinen angefüllt. Im Norden von Amman und im Südwesten von Bosrah gelangte er zu einer Reihe alter Städte, unter ihnen Kirioth und Kiriathaim (vergl. Jeremias XLVIII, 23, 24), welche auch heute noch die Namen Kiriath und Kiriatain führen und deren Gebäude so gigantische Verhältnisse und primitive Formen zeigen, dass man fast glauben sollte, sie seien das Werk der Emims oder Riesen der Vorzeit. Sie sind stark genug, der Zerstörung durch Menschenhände, so wie der Wirkung gewöhnlicher Erdbeben zu trotzen. Ihre Dächer sind von neben einander gelegten, 25 Fuss langen Steinen gebildet, die von viereckigen Steinpfeilern getragen werden, und die unförmlichen Thüren bestehen jede aus einer einzigen Steinplatte. Die hauptsächlichste dieser Städte ist Omm el Djamal, in der citirten Stelle des Jeremias Bethgamul genannt. Die alten, zwar verlassenen, aber noch ausgezeichnet gut erhaltenen Städte sind in den von Herrn Graham besuchten Landstrichen so zahlreich, dass er in fünf Tagen durch 37 derselben kam.

N. v. Seidlitz's Reise um den Urmia-See in Persien im Jahre 1856. Ein junger Russischer Gelehrter, Nikolai von Seidlitz, hat uns über seine Reise um den Urmia-See einen Bericht zugeschickt, der von mannigfachem Interesse ist und die Natur dieses grossartigen Gebirgs-Beckens in lehrreicher und anziehender Weise schildert, auch unter

Anderm Mängel und Irrthümer berichtigt, wie sie auf unsern besten Karten dieser Region vorkommen. Wir hoffen diesen Bericht im nächsten Heft der ,,Geographischen Mittheilungen" aufzunehmen.

Tigerjagd in Radschputana.

Lieut. Will. Rice giebt

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in seinem Buche,,Tiger-Shooting in India etc." folgende Beschreibung der Art und Weise, wie eine Treibjagd auf Tiger in Radschputana angestellt wird. Nachdem wir wieder geladen und die Treiber sich uns angeschlossen hatten, begannen wir nach dem zuerst verwundeten Tiger zu suchen. Zu diesem Zweck wird ein Zug gebildet, wie folgt. In der vordersten Reihe geht zwischen uns, sich stets zur Erde bückend, unser Haupt-Shikarree, oder erster Jäger, der sorgfältig jede Fussspur oder den kleinsten Blutstropfen beachtet und die Richtung andeutet, welche das verwundete Wild eingeschlagen hat. Indem wir über ihm mit gespannten Büchsen Wache halten, gehen wir an der Spitze des keilförmigen Zugs. Unmittelbar hinter uns folgen unsere besten und ruhigsten Leute, die vorräthig geladenen Flinten tragend. Dann kommt die,,Musikbande", welche aus vier oder fünf Pauken und einer grossen Trommel besteht; ein Mann läutet eine ungeheuer grosse Glocke, andere blasen etwa ein grosses Blechhorn oder schlagen Cymbeln; ausserdem feuern zwei von unseren Leuten fortwährend blinde Schüsse aus ein Paar grossen Reiterpistolen. Auf beiden Seiten dieses Haufens gehen einige mit blanken Säbeln und zwei Hellebarden, oder äusserst furchtbar aussehenden Speeren bewaffnete Leute; letztere dienen dazu, die Treiber zusammenzuhalten, da alle deren breite, glänzende Spitzen sehen können, auch wenn sie durch Gras und Binsen höher als ihre Köpfe gehen. Ganz zuletzt kommen eine Anzahl Männer, die fortwährend grosse Steine schleudern, die sie entweder im Vorrücken auflesen, oder vorräthig mit sich führen, je nachdem der Boden steinig ist oder nicht. Diese Steine fallen überall, vorn und auf den Seiten, dicht am Zuge nieder und jagen oft einen verwundeten Tiger auf, der sonst uns vielleicht, trotz des betäubenden Lärms dicht bei ihm, hätte vorübergehen lassen. Ein Mann auf einem Baum, den er dann und wann erklettert, ehe wir an demselben vorüber kommen, überblickt Alles und schaut gut aus nach allem grossen Wild, das sich etwa vor uns herbewegt. Die ganze Gesellschaft geht dicht aneinandergeschlossen in einer kompakten Masse im Schneckenschritte vorwärts, fortwährend aus Leibeskräften schreiend, so dass in der That ein ganz höllischer Lärm entsteht. Kein Tiger wird vor einer solchen Masse Lärm und Menschen Stand halten, und wenn dieselben auch bisweilen bis wenige Ellen im Angriff nahe rücken, wendet er sich doch jedesmal zur Flucht, nachdem er meistens bei diesem missglückten Versuch wohlgepfeffert oder todt geschossen worden ist. Bei diesem Verfahren ist jedermann vollkommen sicher, während einzelne Leute oder Nachzügler unfehlbar bei dem Versuch, einen verwundeten Tiger in seinem Schlupfwinkel aufzusuchen, zerrissen werden würden. Wir hatten auch niemals Mühe, die Leute zur Begleitung auf die Tigerjagd zu bewegen, nachdem sie gefunden hatten, dass so wenig

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