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Zweckmässigkeit der Darstellung, vornämlich aber durch vollständige Beherrschung des verarbeiteten Materials vortheilhaft aus. Der Verfasser hat acht Jahre in dem Lande der Hereró mit seiner zum Theil dort gebornen Familie gelebt und spricht, wie diese, die Sprache des Volkes fast so vollkommen wie seine Muttersprache, ein seltener Vortheil für den Verfasser einer Afrikanischen Grammatik, der dem Werke in allen seinen Theilen sichtlich zu Gute gekommen ist. Die Grammatik umfasst 93 Seiten gross Oktav, das Wörterbuch 104 Seiten. Unter den angehängten Tabellen befindet sich noch ein vergleichendes Vocabularium über die Sprachen zwölf verschiedener Süd-Afrikanischer Völkerschaften, unter denen vier (die Tsuana, Zulu, Nika, Galla) eine von der Hereró-Sprache abweichende reden.

4. Inspektor J. C. Wallmann macht in seinem Schriftchen, mit Zugrundelegung der linguistischen Arbeiten der Deutschen und Englischen Missionare des Namaqua-Landes, einen Versuch zu einer Formenlehre der Namaqua-Sprache, welcher er eine Übersetzung des kleinen lutherischen Katechismus angehängt hat. Die Namaqua bewohnen bekanntlich das trockene Küstenland des westlichen Süd-Afrika zwischen dem 20. und 30. Breitengrade; sie gehören zu den Hottentotten und bilden gegenwärtig den ansehnlichsten und originalsten Rest dieses merkwürdigen Volkes.

5. Der Astronom der Kapstadt, Maclear, theilt die Resultate der meteorologischen Beobachtungen mit, die von Anfang 1842 bis Ende 1855 auf dem unter seiner Leitung stehenden Observatorium angestellt wurden, und begleitet sie mit Bemerkungen über die angewendeten Methoden und Instrumente, so wie über die allgemeinen Schlüsse, zu denen sie Veranlassung geben. Die hauptsächlichsten Data haben wir S. 42 dieses Jahrganges zusammengestellt.

6. V. A. Malte-Brun erzählt nach General Desvaux' Bericht1) den Hergang bei der Anlegung der sechs Artesischen Brunnen in der Algerischen Sahara, indem er zugleich die früheren, vielleicht bis zum sechsten Jahrhundert zurückzuführenden Versuche zum Graben von Brunnen daselbst und den wohlthätigen Einfluss der neu angelegten auf die einheimische Bevölkerung berührt.

7. Der Britische Konsul Barrow in Rabat beschreibt die den Mohammedanern für heilig geltenden Ruinen der Stadt Schella am Flusse Buragreg, etwa vier Engl. Meilen oberhalb Rabat, und ein Lager der Kabylen an demselben Flusse.

8. Lieut. Napier Hewett schildert die Dscholloff und ihr Land, das sich an der Westküste Afrika's zwischen Senegal und Gambia ausbreitet. (Siehe S. 115 im vorhergehenden Hefte.)

9, 12. Kapitän Vignon, der 10 Jahre in Senegambien auf verschiedenen Posten gedient hat, veröffentlichte in der ,,Revue coloniale" vom November 1856 einen Artikel über Segu, den V. A. Malte-Brun in den ,,Nouvelles Annales" reproducirt und mit einer Kartenskizze begleitet. Der Artikel stützt sich auf die Angaben eines eingebornen Sergeanten Namens Dhiamadoula, der lange Zeit in Segu und an anderen Orten am oberen Laufe des Djoliba gelebt hat. Er enthält eine spezielle Beschreibung von der Hauptstadt des Königreichs Segu und den Sitten und Gebräuchen der Bambaras, nebst einigen auf die Geographie der Gegenden am oberen Djoliba bezüglichen Angaben. Nach diesen letzteren soll der Djoliba im Lande Male auf einem kahlen Berge entspringen, den die umwohnenden Malinke ,,Kongoloma", die Mandingo ,,Kongo" und die Bambaras ,,Kuru" nennen. Zur Regenzeit soll sich das Wasser aus dem See Debo in den Fluss ergiessen, so dass dieser rückläufig wird. Der Fluss, an welchem die Stadt Bure liegt, habe nicht den Namen Tankisso, sondern Bafing. Die Karte stellt den Lauf des Djoliba von Yamina bis Isaca dar und giebt ein von den bisherigen sehr abweichendes Bild, doch beruht sie nur auf einer Skizze, die Kapitän Vignon nach den Aussagen der Eingebornen gezeichnet hat, ist also wenig zuverlässig. Der Carton ist nach einem Blatte aus Stieler's Hand-Atlas gezeichnet.

10. Der Französische Missionär Frédoux in Motito bespricht kurz die wichtigsten wissenschaftlichen Reisen in das Land der Betschuanen, zählt die bekanntesten Stämme dieses Volkes auf und erwähnt einige ihrer Gebräuche und Traditionen.

11. Francis Fleming machte im Jahre 1853 von King William Town eine Exkursion nach der Mündung des Gnabaka-Flusses, der sich südwestlich vom Baschi ins Meer ergiesst, und untersuchte daselbst flüch

1) S. Geogr. Mitth. 1857, SS. 540 und 541.

tig die in den dortigen Sandstein- und Oolit-Felsen vorkommenden Überreste riesenhafter Saurier. In der kurzen Notiz, welche er über diese Exkursion publicirt, finden sich einige werthvolle Angaben über Namen und Lauf der Flüsse, die zwischen dem Grossen Kei und dem Baschi das Meer erreichen.]

AUSTRALIEN UND POLYNESIEN.
Aufsätze.

1. A. C. Gregory: Continuation of the Report of the North Australian Expedition. (Proceedings of the R. Geogr. S. of London. Nr. XI.)

2. Wm. H. Fitton: On the Structure of North-Western Australia. (Ebenda.)

3. The new home of the Pitcairners. (Illustr. London News, 21. November.)

4. Pacific Papers. Christmas Island, and Harbours of Hiraoa, Marquesas. (Naut. Magazine, Dezember.)

Karten.

5. Englische Admiralitäts-Karten von Neu-Seeland:

a) New Zealand, North Island, West Coast. Entrance to Manukau Harbour. Mst. 1:24.300.

b) New Zealand, Middle Island, Sheet VIII. Cape Campbell to Banks Peninsula, surv. by Capt. Stokes etc. Mst. 1:270.000.

c) New Zealand, Middle Island. Awarua or Harbour of the Bluff and New River, surv. by Capt. Stokes etc. 1850. Mst. 1:36.400. Cartons: Entrance to Awarua Harbour, Mst. 1:8.110. Continuation of New River to Invercargill, surv. by J. T. Thomson 1856.

[1. Die,,Proceedings" bringen den Schluss von Gregory's offiziel lem Bericht an den Staatssekretär für die Kolonien, H. Labouchere, über den Verlauf der Nord-Australischen Expedition.

2. Dr. Fitton spricht über die geognostische Beschaffenheit des nordwestlichen Theils von Australien, so weit man sie durch die Untersuchungen von Flinders, King, Leichhardt, Stokes und Wilson kennen gelernt hat. Es scheint ihm eine Thatsache, dass der ganze Küstenstrich vom Golf von Carpentaria bis zur Scene von Kapitän King's Untersuchungen im Westen, also auf eine Strecke von 14 Längengraden oder etwa 973 Englischen Meilen, ein grosses Lager alten rothen Sandsteins sei.

3. In der ,,Illustr. London News" wird die Norfolk-Insel, die neue Heimath der Pitcairn - Insulaner, nach geognostischer Beschaffenheit, Flora und Fauna kurz beschrieben und ein Theil derselben abgebildet. Bei den äusserst günstigen klimatischen Bedingungen, welche diese kleine Insel für die Kultur subtropischer Produkte, wie Sea-IslandBaumwolle, Bataten, Arrowroot u. s. w., bietet, ist der Mangel eines sicheren Hafens sehr zu bedauern.

4. Kapitän Hooper wurde im vorigen Jahre von den SandwichInseln abgeschickt, um das Wrack der Barke,,Fremont" aufzusuchen, welche im November 1856 an der Weihnachts-Insel (des Grossen Oceans; bekanntlich besitzt der Indische Ocean eine andere Insel desselben Namens) Schiffbruch gelitten hatte. In seinem Bericht über diese Expedition finden sich einige interessante Notizen über das Innere der Insel, wo er u. A. einige See'n mit stark koncentrirtem Salzwasser und mehrere kleine Wälder von Kakao-Bäumen fand. Derselbe Artikel enthält Vorschriften für Seeleute, welche nach den Häfen der Fanning- und Weihnachts-Insel und nach denen der Marquesas-Inseln, Hiwaoa, Fatuhiwa und Fetuhuhu, steuern, so wie die Nachricht, dass Kapitän English in 8° 40' N. Br. und 157° 20′ W. L. v. Gr. eine Untiefe entdeckte, die nur mit 6 Fuss Wasser bedeckt ist und ,,Diana Shoal" genannt wurde.

5. Die oben aufgeführten neuen Blätter der ausgezeichneten, unter der Leitung von Kapitän Stokes, Drury und anderen Offizieren der Britischen Marine ausgeführten Küsten-Aufnahme von Neu-Seeland stellen die Nordostküste der mittleren Insel vom Kap Campbell bis zur Banks-Halbinsel, den Eingang zum Manukau-Hafen an der Westküste der nördlichen und den Awarua-Hafen mit dem New River aufwärts bis Invercargill an der Südküste der mittleren Insel dar. Sie beschränken sich nicht auf die Küştenlinien und Inseln, sondern zeigen. wie die früher erschienenen Sektionen, die Beschaffenheit des Landes auf eine bedeutende Entfernung landeinwärts.]

(Geschlossen am 27. April 1858.)

Süd-Afrika im Jahre 1858.

Eine geographische Skizze der neu erforschten Regionen des Innern.

Vornämlich nach Dr. D. Livingstone von E. Behm.

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(Nebst Karte von A. Petermann, s. Tafel 7.)

Die letzten zehn Jahre haben uns so umfangreiche, zugleich aber eben so wichtige und zuverlässige Aufklärungen über die Geographie der Südhälfte Afrika's gebracht. Dank sei es den erfolgreichen Reisen eines Livingstone, Oswell, Murray, Vardon, Moffat, Galton und Andersson, Gassiott, Ladislaus Magyar u. s. w. dass man mehr und mehr in den Stand gesetzt wird, die geographischen Grundzüge dieses Theils unseres Planeten festzustellen. Ganz besonders aber hat die letzte grosse Reise Livingstone's, von Loanda nach Quilimane, eine feste Linie erforschten Landes ergeben, die in ihrer Stellung zu allen übrigen Forschungen als Hauptbasis erscheint, an die sich selbige anschliessen und herumlagern. Die geographischen Resultate von Dr. Livingstone's Reisen ins Auge fassen, heisst also eine Basis unserer geographischen Vorstellung Süd-Afrika's im Lichte der Gegenwart entwerfen. Bereits waren diese Reisen seit dem ersten Beginn dieser Zeitschrift wiederholt Gegenstand ihrer Abhandlungen und Besprechungen gewesen). Es wurden einzelne Abschnitte derselben nach den jedesmal vorliegenden Briefen bearbeitet und durch Karten erläutert, kritische Untersuchungen über zweifelhafte und widersprechende Angaben angestellt und ein übersichtliches Gesammtbild des Verlaufs und der hauptsächlichsten Resultate gegeben. Jetzt bleibt noch übrig, auf Grundlage des seitdem erschienenen vollständigen Reisewerkes und der ausführlichen, dasselbe begleitenden Karte. das wissenschaftliche Material zusammenzufassen, mit dem

1) Die in den,,Geogr. Mittheilungen" bisher veröffentlichten Arbeiten über Dr. Livingstone's Reisen sind folgende:

Die neuesten Forschungen in Süd-Afrika. Von A. Petermann. Jahrg. 1855, SS. 41-53. Mit Karte, Tafel 5.

Mit

Dr. Livingstone's Reise vom Flusse Liambey nach Loanda, 1853-1854.
Von W. Desborough Cooley. Jahrg. 1855, SS. 311-318.
Karte, Tafel 21.

Dr. Livingstone's neue Reise ins Innere von Afrika. Jahrg. 1856, S. 114.
Entdeckung der Quelle des Zambesi-Flusses. Jahrg. 1856, S. 486.
Dr. Livingstone's Reisen in Süd-Afrika, 1841-1856. Jahrg. 1857,
SS. 91-108. Mit Karte, Tafel 3.

Vergl. auch: Joaquim Rodriguez Graça's Reise zu dem Muata-ya-nvo in Inner-Afrika. Von W. Desborough Cooley. Mit Bemerkungen von A. Petermann. Jahrg. 1856, SS. 309-320. Mit Karte, Tafel 17. Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft V.

diese wichtigen Reisen die Geographie bereichert haben. Wenn auch die Briefe des kühnen Missionars, auf denen alle jene Arbeiten beruhten, und die nach seinen astronomischen Beobachtungen und eingesandten Skizzen angefertigten Karten uns mit den Hauptzügen der von ihm erforschten Regionen bekannt machten, so erhalten wir doch erst in seinem Reisewerke die Gesammtmasse seiner vielumfassenden Untersuchungen; Vieles ist genauer und vollständiger angegeben, mancher Zweifel und mancher Widerspruch gehoben, und reiche Materialien sind ganz neu und werden hier zum ersten Male geboten. Mit diesem Werke hat Livingstone die Publikationen über seine bisherigen Reisen abgeschlossen, in ihm findet sich alles das vereint, was er beobachtet und erkundet hat, es bildet desshalb die einzige genügende Grundlage zu einer Darstellung dessen, was wir über die zuerst von Livingstone erforschten Theile Afrika's wissen.

Eine solche Darstellung zu geben, ist der Zweck dieser Arbeit. Karte und Text gehen auch hier Hand in Hand; was jene an sich schon deutlich zeigt, bedarf keiner weitläufigen Auseinandersetzung im Texte. Nähere Angaben über die in der Karte verarbeiteten Elemente werden am Schlusse folgen, hier soll nur noch kurz das Wesentlichste über die Art der Bearbeitung des Textes berührt werden.

In Livingstone's Werk sind, wie es in Reisewerken gebräuchlich ist, die wissenschaftlichen Beobachtungen aller Art mit der Erzählung der persönlichen Erlebnisse, den eingezogenen Erkundigungen, den subjektiven Ansichten und Ideen aufs Innigste vermengt; das thatsächliche wissenschaftliche Material abzusondern und SO zu ordnen, dass man eine rasche Übersicht über das durch Livingstone's Forschungen Gewonnene erhält, war daher die nächste Aufgabe dieser Arbeit. Ein grosser Theil des eigenthümlichen Reizes, den das Werk selbst hat, geht hierdurch gänzlich verloren, die höchst originelle Darstellung des Reisenden, der sich durch seinen vieljährigen Aufenthalt tief im Innern des Kontinentes, fast abgeschnit

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ten von jeder Berührung mit Europäern, ganz in die Anschauungsweise der Eingebornen eingelebt hat, die vielen unwillkürlich hervortretenden Zeichen seines geraden und einfachen Charakters, seiner liebenswürdigen Bescheidenheit, seines glücklichen Humors, die zahlreichen spannenden Schilderungen der Gefahren und Abenteuer, Nichts von alledem konnte hier auch nur angedeutet werden. Dagegen wurde mit Sorgfalt dahin gestrebt, den wissenschaftlichen Stoff, wenn auch in sehr gedrängter Weise, wie diess der Raum dieser Zeitschrift erfordert, möglichst vollständig zusammenzustellen und in verschiedene, sich natürlich abgrenzende Rubriken zu bringen, so dass dadurch einer dereinstigen Bearbeitung der Geographie Süd-Afrika's Vorschub geleistet werde. Für den interessantesten und wichtigsten Schauplatz von Livingstone's Reisen, das eigentliche Centralland Süd-Afrika's, für einen Raum von 15 Breitengraden und fast eben so viel Längengraden, bilden seine Forschungen das einzige sichere Material; für die in Ost, West und Süd anstossenden Gebiete konnten dagegen die Ergebnisse früherer und gleichzeitiger Reisen benutzt werden, und wenn im Folgenden auch für diese Livingstone's Beobachtungen stets als Hauptsache hingestellt bleiben, so wurden sie doch mit denen. Anderer in Verbindung zu bringen gesucht. Kritische Diskussionen wurden dabei möglichst vermieden, das kritische Element der Arbeit liegt nur in der Auswahl der Angaben, die als auf Thatsachen beruhend angenommen wurden, während alles Subjektive weggelassen oder einfach als solches hingestellt und das nicht von Livingstone selbst Wahrgenommene, sondern aus zweiter Hand Mitgetheilte in einen besonderen Abschnitt verwiesen wurde.

In der Reihenfolge der einzelnen Abschnitte nimmt. der über die Bodengestaltung in Verbindung mit der geologischen Struktur des Landes als Grundlage alles Übrigen billig den ersten Rang ein.

I.

BODENGESTALTUNG UND GEOLOGIE.

Der berühmte Englische Geologe Sir Roderick I. Murchison war der Erste, der die Konfiguration Süd-Afrika's im grossen Ganzen erkannte und seine Ansicht darüber bestimmt und öffentlich aussprach. In dem Jahresbericht, den er als Präsident der Geographischen Gesellschaft zu London am 24. Mai 1852 erstattete 1), erwähnte er einer von Hall an Ort und Stelle angefertigten Karte der KapKolonie und knüpfte daran folgende Auseinandersetzung:

,,Unsere Kenntniss von Afrika ist durch diese werthvolle Originalkarte in solcher Weise erweitert worden, dass wir, wie ich zu zeigen versuchen werde, fast zu der

1) The Journal of the R. Geogr. Soc. of London, 1852, p. CXXII.

Annahme berechtigt sind, die vorherrschende Struktur jenes Welttheils sei ähnlich der seines Südendes. Zur Stütze der allgemeinen Ansicht, auf welche ich jetzt Ihre Aufmerksamkeit lenke, muss ich voraus bemerken, dass ich mir dieselbe in Folge der Darlegung der geologischen Phänomene der Kap-Kolonie durch Herrn A. Bain gebildet habe. Dieser bescheidene, aber energische Mann, viele Jahre als Wegevermesser in der Kolonie thätig, hat auf allen seinen Exkursionen Probén der Felsarten und ihrer Fossilien gesammelt, die verschiedenen Formationen verfolgt und sie auf der erwähnten Karte angedeutet 1). Auf diese Weise hat er uns gezeigt, dass die ältesten Gesteine (krystallinischer Gneis und Thonschiefer, hie und da von Granit durchbrochen) einen unterbrochenen Küstensaum im Süden, Westen und Osten um die Kolonie bilden und von Sandsteinen überlagert werden, welche nach den eingeschlossenen Fossilien Äquivalente der silurischen oder ältesten Versteinerungen führenden Gebilde sind. Diese Urschichten nehmen die höheren Strecken ein, wovon der Tafelberg ein Beispiel ist, neigen sich von allen Seiten nach dem Innern des Landes und werden von kohlenführenden Schichtgesteinen überlagert. überlagert. Über all diesen alten Schichten und daher ein grosses Centralbecken einnehmend kommen Schichtgesteine vor, die dadurch bemerkenswerth sind, dass sie nur Land- und Süsswasser-Fossilien führen, und es war in einem Theil dieser Anhäufung, dass Herr Bain die Knochen höchst eigenthümlicher Vierfüssler entdeckte. Einer dieser Typen, von Professor Owen Dicynodon genannt, ist ein der Sekundär-Periode angehö riger Repräsentant der Hippopotami der jetzigen See'n und Flüsse. Die Betrachtung dieser Karte hat mich daher veranlasst, Ihnen zu zeigen, wie gross das Feld eines Gedankens ist, den die Arbeiten eines einzigen emsigen Geologen hervorgerufen haben, und meiner Seits auszusprechen, wie warm wir die Verdienste des Pionniers unter den Gesteinen anerkennen sollten, der uns in den Stand setzt, eine, wenn auch noch unzulängliche, Theorie zu bilden über das ganz neue und grossartige geographische Phänomen, dass, wie Süd-Afrika jetzt ist, so seine Hauptzüge durch zahllose vergangene Jahrhunderte, vor der Er

1) Die geologische Karte des Südendes von Afrika von Andrew Geddes Bain nebst einer Reihe geologischer Profile, Abbildungen von Fossilien und mehreren interessanten Abhandlungen: On the Geology of Southern Africa, by Andrew Geddes Bain; Description of Fossils from the Secondary Rocks of Sunday River and Zwartkop River, South Africa, collected by Dr. Atherstone and A. G. Bain. By D. Sharpe; Description of Palaeozoic Fossils from South Africa, by D. Sharpe and J. W. Salter; Report on the Reptilian Fossils of South Africa, by Prof. Owen befindet sich in den ,,Transactions of the Geological Society of London. Second Series, Vol. VII, Part IV. London, 1856." Nach ihr wurden die geologischen Formationen im südlichsten Theile von Afrika auf unserer Karte, Tafel 7, eingetragen.

schaffung des Menschengeschlechts, gewesen sind. Denn die alten Gesteine, welche seinen äussern Saum bilden, umgaben ohne Zweifel ein sumpfiges oder seeartiges Land im Innern, in welchem der Dicynodon zu einer Zeit blühte, als nicht ein einziges Thier irgend einem lebenden Ding, das jetzt die Oberfläche unserer Erdkugel bewohnt, ähnlich sah. Die gegenwärtigen Gewässer der centralen Längszone, See'n, Flüsse oder Sümpfe, die sich vom Tsadbis zum Ngami-See erstrecken, mit den Flusspferden an ihren Ufern, sind daher nur die grossen modernen, übrig gebliebenen Erscheinungen derer aus dem mesozoischen Zeitalter. Die Unterschiede zwischen der geologischen Vergangenheit Afrika's und seinem jetzigen Zustande sind jedoch ungeheuer. Seit jener Urzeit ist das Land bedeutend über das Meeresniveau gehoben worden, Eruptivgesteine sind stellenweise durchgebrochen, tiefe Spalten und Engpässe haben sich plötzlich in den umgebenden Höhenzügen gebildet, durch welche einige Flüsse nach Aussen entkommen, während andere in dem Sand und den See'n des Innern sich verlieren; und mit diesen grossen Veränderungen sind ganz neue Racen geschaffen worden."

Zu derselben Anschauung gelangte Livingstone durch seine ausgedehnten Forschungen an Ort und Stelle. Seine Reise von Loanda nach Quilimane hat es klar erwiesen, dass der mittlere Theil Süd-Afrika's ein von Nord nach Sud gestrecktes, bedeutend über den Meeresspiegel gehobenes Becken darstellt, das zu beiden Seiten von nordsüdlich verlaufenden Höhenzügen eingefasst ist. Livingstone's Höhenmessungen beschränkten sich zwar auf Beobachtungen des Kochpunktes, die nicht ganz genaue Resultate ergeben, da es sich aber hier um Unterschiede von mehreren tausend Fuss handelt, so reichen sie vollkommen hin, um die Konfiguration Süd-Afrika's im grossen Ganzen zu zeigen 1).

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Das grosse Centralbecken, im Süden von den Küstengebirgen der Kap-Kolonie begrenzt, senkt sich von da allmälig bis zum Gebiete des Ngami-See's, wo es wahrscheinlich im See Kumadau seine niedrigste, nicht viel über 2000 Fuss über dem Meere gelegene Einsenkung erfährt. Von Kolobeng bis zum Kumadau beträgt die Senkung nach Livingstone's Schätzung mehr als 2000 Fuss. Von hier aus steigt es nördlich bis zur Wasserscheide zwischen Kasai und Liambye wieder um etwa 2000 Fuss an, um dort die Hochebene von Lobale und Londa zu bilden, die sich wahrscheinlich weit nach Nord, West und Ost vollkommen horizontal erstreckt. ,,Nördlich vom oberen, ostwestlichen Laufe des Lieba", erzählt der Reisende,,,betraten wir eine ausgedehnte, wenigstens 20 Engl. Meilen breite Ebene, die an den seichtesten Stellen mit knöcheltiefem Wasser bedeckt war (Anfang Februar). Wir wichen etwas von unserem nordwestlichen Kurs ab und behielten den ersten Tag die Piri-Hügel fast zur Rechten, um die noch höher überflutheten Ebenen von Lobale im Westen zu vermeiden. Diese sollen nach den Aussagen der Eingebornen gegenwärtig unpassirbar sein, da das Wasser einem Manne bis an den Schenkel reicht. Die Ebenen sind so vollkommen horizontal, dass das Regenwasser auf ihnen Monate lang steht. Sie waren nicht vom Lieba überschwemmt, denn dieser war noch tief zwischen seinen Ufern. Hier und da sind kleine Inseln, mit Dattelgebüsch und mageren Bäumen besetzt, über die Oberfläche zerstreut. Die Ebenen selbst sind mit einer dicken Schicht Gras bedeckt, welche das Wasser verbirgt und die Fläche wie eine grosse blassgelbe Prärie erscheinen lässt, mit ununterbrochenem Horizont. Das helle Regenwasser muss schon einige Zeit zwischen dem Gras gestanden haben, denn eine grosse Menge Lotuspflanzen waren in voller Blüthe, Schildkröten und Krabben wurden bemerkt, so wie andere Thiere, welche den Fischen nachstellen, die ihren Weg auf die Ebenen gefunden haben... Die Ebene von Lobale im Westen soll weit ausgedehnter sein, als die, welche wir zu sehen bekamen, und eine ähnliche Vegetation von Gras mit wenigen und mageren Bäumen besitzen; sie sind das Quellland sehr vieler Flüsse, die vereint den tiefen, In ähnlichen ausgeimmer fliessenden Tschobe bilden. dehnten Flächen entspringen der Loeti und Kasai." Auch vom Dilolo zum Kasai setzt sich diese horizontale Fläche

Dass diese Höhenbestimmungen auf keine grosse Genauigkeit Anspruch machen können, wird schon deutlich durch die Angaben für den See Dilolo und die Mündung des Loeti, die beide in gleicher Höhe liegen sollen, während doch der Lotembwa und Lieba von dem ersteren bis zu dem letzteren Punkte eine Strecke von etwa 45 Deutschen Meilen direkter Entfernung durchlaufen, eine Abdachung, wenn auch noch so gering, also sicher Statt findet.

fort, auch hier steht das Wasser alljährlich so lange, dass Lotus und andere Wasserpflanzen zur Reife gelangen.

Diese Hochebene nennt Livingstone eine Art erhöhter Scheidewand (elevated partition) in dem grossen Längsthal Süd-Afrika's, er glaubt, dass sie sich vom 12° bis 6° S. Br. erstrecke und dass auf ihr die Hauptarme des Zambesi, des Kasai und vielleicht auch des Nil entspringen. Nach Norden hin muss dann eine ähnliche Neigung des Centrallandes existiren, wie nach Süden, denn der südlichste von Dr. Vogel erreichte Punkt im Mussgu-Lande (9° N. Br.) liegt nur 900 Par. Fuss über dem Meere. Das Gebiet des Tsad (800 F.) würde also eine dem des Ngami (3500 F.) analoge Einsenkung bilden, nur dass sie beträchtlich niedriger ist, während ferner das Hochland der Sahara dem der Wüste Kalahari und ihre nördlichen Randgebirge den Abfällen des Plateau's im Kap-Lande entsprechen.

Nach Osten und Westen steigt das Centralbecken ganz allmälig nach den Höhenzügen an, die es von den Küstenstrichen scheiden. Über sanfte Wellenbildungen kommt man unmerklich auf eine Höhe von etwa 5000 Par. Fuss über dem Meere, die Livingstone auf dem Ostrande des Quango-Thales und auf dem Kamm des Höhenzugs zwischen dem Zambesi und Kafue mass. Die Entfernung zwischen den Kämmen des östlichen und westlichen Höhenzugs schätzt er auf etwa 10 Längengrade oder 150 Geogr. Meilen. Von Berggipfeln auf denselben konnte er nichts. in Erfahrung bringen und auch in dem von ihnen umschlossenen Raume befindet sich kaum ein solcher. Der Monakadze, östlich vom Lieba, ist der höchste, aber er erhebt sich nicht mehr als etwa 900 Par. Fuss über den Boden des Thales. Die Berge ausserhalb dieser Höhenzüge sind nur eine niedrige Einfassung, oft nicht viel höher als der Boden des grossen Central-Thales. ,,An der Stelle, wo der östliche Höhenzug sich nach Westen, bis zu den Victoria-Fällen, einbiegt, kann man die Gestalt des Landes als eine Furche in der Mitte, mit hohen, etwa 200 Engl. Meilen breiten Höhenzügen an den Seiten, bezeichnen, von denen sich das Land beider Seits nach dem Meere abdacht."

Wie weit sich der östliche Höhenzug nach Nordosten erstreckt, konnte Livingstone nicht angeben; südlich von den Victoria-Fällen biegt er nach Südosten um, da die Berge der Maschona nach Moffat etwa vier Tage östlich von Matlokotloko, der jetzigen Residenz Mosilikatse's, erscheinen. In etwa 221 S.- Br. wird er vom Limpopo durchbrochen, setzt sich aber dann in den Tafel-Ländern der Trans-Vaal'schen und Oranje-Fluss-Republik mit einer Meereshöhe von etwa 5- bis 7000 Fuss nach der KapKolonie fort, östlich mit dem Quathlamba - Gebirge und

den bis 9000 Fuss ansteigenden Draken-Bergen steil abfallend, westlich aber in allmäliger Senkung in das Centralbecken übergehend. Dieselbe sanfte Abdachung nach dem Innern nahm Moffat wahr, als er von Mosilikatse's Residenz westlich nach dem Kame vordrang. Den westlichen Höhenzug überschritt Livingstone da, wo das Thal des Quango in denselben einschneidet. Dieses ganze breite Thal ist wahrscheinlich durch eine Wasserfluth ausgehöhlt worden, denn noch stehen in ihm Stücken des Plateau's, welches einst den jetzt leeren Raum ausfüllte, und zeigen dieselbe Struktur rother horizontaler Schichten von gleicher Höhe wie die an den Rändern des Thales. Eine dieser isolirten Massen, Namens Kasala, etwa 10 Engl. Meilen WSW. von Cassange, erhebt sich über 1000 Fuss hoch und hat so steile Abhänge, dass selbst die Eingebornen es für fast unmöglich halten, ihren Gipfel zu erklettern. Gleichfalls sehr steil und nur an einzelnen Stellen zu passiren ist der 1500 Par. Fuss hohe östliche Rand des Quango-Thales, der wegen der vielen Einschnitte und vorspringenden Kanten ein gesägtes Aussehen hat. Der westliche Rand, Tala Mungongo (,,Sieh die Bergkette!") genannt, erhebt sich nur etwa 1000 Par. Fuss über die Thalsohle, ist aber sonst genau so beschaffen wie der östliche.

Jenseits des Tala Mungongo senkt sich dieser Höhenzug nur langsam nach der Küste, da er bei Pungo Andongo immer noch gegen 4000 Fuss Meereshöhe hat, und umgrenzt von zahlreichen einzelnen Bergen und Hügelketten geht er allmälig in die Ebene am unteren Coanza über. Nördlich setzt er sich durch das Tafelland Hungo und über den Congo hinaus fort, der seine Granitmassen durchbricht; südlich bildet er wahrscheinlich das Hochland, auf dem die Zuflüsse des Ngami und die westlichen Nebenflüsse des Liambye einer Seits, der Coanza, Cunene und die zwischenliegenden, der Atlantischen Küste zuströmenden Gewässer anderer Seits entspringen. Im Damara-Lande zeigt sich seine Fortsetzung in dem von Galton zu 6000 Engl. Fuss Meereshöhe angegebenen Plateau nördlich von Schmelen's Hope und steigt in den OmatakoBergen bis 8800 Engl. Fuss an. Eben so lässt er sich durch Gross- und Klein-Namaqua-Land verfolgen, wo er bereits näher an die Westküste gerückt erscheint 1).

Hand in Hand mit der allgemeinen Konfiguration Süd

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