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Schiessscharten ziehen sich an den Bergen hinauf, doch in Folge dieses aufsteigenden Terrains ist das ganze Innere der Befestigungen, mit Ausnahme jenes kleinen Theils am Wasser, jedem feindlichen Feuer blossgestellt1). Nur die Forts auf den beiden Wantong-Inseln würden mit einer besseren als der Chinesischen Besatzung dem Eintritt feindlicher Schiffe in den Fluss wirksamen Widerstand leisten können. Die einzelnen Forts sind: östlich das ChuenpeeFort an der Westspitze der gleichnamigen Insel, ein Fort an der Kwan-Spitze im Süden der Anunghoy-Insel, und das Nord- und Süd-Fort am Fuss des Anunghoy-Pik, von denen das erstere vor der Einnahme im November 1856 mit 100, das letztere mit 120 Kanonen armirt war. Auf der gegenüberliegenden Tycocktow-Insel nimmt ein gleichnamiges grosses Fort, dessen 55 Kanonen im Herbst 1856 durch Kapitän Stewart vernagelt wurden, die Südostspitze ein; ein kleineres von 50 Kanonen liegt der südlichen Wantong-Insel gegenüber und ein drittes von 40 Kanonen befindet sich auf den inselartig aus dem niederen, überflutheten Lande nördlich vom Tycocktow-Berge hervortretenden Hügeln bei Scott-Spitze 2). Nord-Wantong war im November 1856 mit 100, Süd-Wantong mit 80 Kanonen. armirt. Zu den Bogue-Forts kann man auch noch das an dem Nordostufer der Tiger-Insel errichtete zählen, an welchem die Schiffe, wegen der Towling-Bank am linken Ufer des Flusses, sehr nahe vorbei müssen.

Oberhalb der Tiger-Insel trifft man keine Festungswerke bis zur Ersten Barre, wo sich am linken Ufer die grosse Erste Bar-Batterie erhebt, die im Jahre 1841 errichtet wurde, und gegenüber am rechten Ufer eine andere, bei weitem kleinere Batterie steht. Wichtiger aber ist der Punkt am Westende der Whampoa-Insel, denn hier wird der Fluss nicht nur durch eine Barrière von Pfählen abgesperrt, sondern auch durch drei Forts und vier Batterien an den Ufern vertheidigt. Die Forts sind: das HowquaFort auf der Westspitze der Whampoa-Insel, das NapierFort mit 22 Kanonen auf der Ostspitze der Kuper-Insel und das diesem gegenüber am linken Ufer gelegene Barrière-Fort mit 24 Kanonen. Von den Batterien stehen zwei von je 26 Kanonen am rechten Ufer, auf der Strecke zwischen den beiden genannten Inseln, eine dritte dem Howqua-Fort gegenüber, auf dem linken Ufer, und eine vierte von 12 Kanonen etwas weiter unterhalb an demselben Ufer. Dieser Punkt würde unüberwindlich sein, wären nicht die Forts ungeschickter Weise in vollkommen

1) Heine a. a. O.

2) Dieses Fort ist auf der Admiralitätskarte nicht angegeben, es befindet sich aber auf einer Skizze der Bogue-Forts in ,,Illustr. London News" vom 31. Januar 1857, der wir auch die Kanonenzahl dieser Forts entnommen haben.

quadratischer Form gebaut, so dass sie, wenn sich ein Schiff einem ihrer Winkel nähert, kaum eine Kanone auf dasselbe richten können. Die Schiessscharten oder vielmehr Fenster sind fast gross genug für einen Lord Mayor'sWagen und mit hölzernen Thürflügeln versehen, die bei der Beschiessung reichliche Splitter für die Garnison liefern1). Es kostete desshalb Sir Michael Seymour am 21. Oktober 1856 nur wenig Mühe, diesen stärksten Vorposten von Canton zu überwinden.

Seit der Entdeckung und Benutzung der BlenheimPassage durch die Engländer haben die Chinesen auch hier einige Festungswerke angelegt; so auf einer kleinen Insel in ihrer nordwestlichsten Strecke, der Macao-Passage, das Macao- oder Teatotum-Fort und weiter oben am linken Ufer derselben die Vogelnest- (Birds Nest-) Batterie, welche beide von Sir Seymour längere Zeit hindurch besetzt gehalten wurden. Im Fatscham-Creek hatten sie ebenfalls unweit der Hyacinth-Insel eine Batterie von 16 Kanonen errichtet, aber auch diese gerieth in die Hände der Engländer, als Kapitän Keppel daselbst die Chinesischen Dschunken zerstörte.

Canton selbst wird auf der Südseite durch vier. Forts geschützt. Das wichtigste darunter ist das Dutch Folly auf einer kleinen Felseninsel mitten im Fluss. Mittelst seiner günstigen Lage beherrscht es nicht allein die Landungsplätze und die ganze Flussstrecke längs der Stadt, sondern auch einen grossen Theil dieser selbst. Erst nach bedeutenderem Widerstande gelang es Sir M. Seymour, sich seiner zu bemächtigen und von ihm aus den Palast des Vice-Königs zu beschiessen. An die südwestliche Vorstadt, jenseits der Faktoreien, schliesst sich das unbedeutende Shameen (Schamien-) Fort an; den Faktoreien gegenüber, auf der Nordwestspitze der Honan-Insel, erhebt sich das kleine Rothe Fort (Red Fort), dessen Mauern unten mit rother Farbe bemalt sind, und vor der Südostecke der Stadt, in dem Winkel, den der Canton-Fluss mit einem kleinen Kanale bildet, stand früher das French Folly genannte Fort, das aber Sir M. Seymour gänzlich zerstört hat. Ausserdem werden die Hügel im Norden der Stadt von fünf kleinen Forts gekrönt und die massiven Mauern der Stadt selbst sind mit groben Geschützen besetzt.

Wie man sieht, ist die Zahl der Festungswerke am Canton-Fluss bedeutend, und reichlich sind sie mit Kanonen bespickt; dass sie aber trotzdem kriegsgeübten Europäischen Schiffen den Zugang zu Canton nicht verwehren konnten, haben die mehrmaligen Kriege mit England hinlänglich bewiesen.

1) Sir John Fr. Davis, Memoir of the Neighbourhood of Canton and Hongkong (Proceedings of the R. G. S. of London, No. IX).

Die sogenannten „König Max-Inseln", Kerguelen, St. Paul, Neu-Amsterdam u. s. w., eine geographische Skizze der hauptsächlichsten Inseln im südlichen Indischen Ocean.

Von A. Petermann.

(Mit Karte, Tafel 1.)

I. DIE SOGENANNTEN,,KÖNIG MAX-INSELN". Seit Kurzem ist in vielen Deutschen Blättern eine angebliche Entdeckung neuer Inseln ausposaunt worden, welche im Indischen Ocean zwischen dem Vorgebirge der Guten Hoffnung und Australien belegen sind, und über welche Dr. G. Neumayer berichtet und sie zu Ehren des Königs von Bayern benannt hat. Seine Majestät wird sich aber für die ihm zugedachte Ehre bedanken, wenn er erfährt, dass diese Inseln von vielen Schifffahrern und Entdeckern vor Neumayer nicht bloss gesehen, sondern auch genau bestimmt, beschrieben und auf Karten niedergelegt worden sind, und dass diese wahren Entdecker, die bereits der Inselgruppe andere Namen gegeben, jene Ehre bestreiten können und sicherlich werden. In der That sind der wissenschaftlich-geographischen Welt diese Inseln bereits seit länger als drei Jahren bekannt, indem sowohl die Amerikanische als auch die Englische Admiralität in ihren offiziellen, allgemein zugänglichen, Schriften und Karten seit Juli 1854 wiederholt darüber Bericht erstattet hat. Wer aber über nautische Entdeckungen schreibt und dabei die Arbeiten der Britischen und Amerikanischen Admiralität ignorirt, würde ähnlich handeln, als wollte er über die Andes von Süd-Amerika berichten, ohne A. v. Humboldt und seine Forschungen einer Berücksichtigung zu würdigen.

Wir wollen damit nicht sowohl Herrn Neumayer einen Vorwurf machen, oder ihm etwas Unrechtes zur Last legen, als vielmehr an die Leichtigkeit erinnern, mit welcher über geographische Dinge ohne Sachkenntniss und Kritik geschrieben wird, während doch selbst für den Fachmann die Beherrschung der riesenhaft wachsenden geographischen Literatur und geographischen Wissenschaft überhaupt immer schwieriger und umfangreicher wird. Angesichts dieser Schwierigkeit darf es daher auch weder befremden, noch als rücksichtslos ausgelegt werden, wenn diese Zeitschrift, in ihrem Streben nach Unparteilichkeit und Wahrheit, dann und wann auf geographische Irrthümer aufmerksam macht und sich bemüht, dieselben zu berichtigen, Zweifel zu lösen, oder nicht allgemein bekannte Thatsachen vorzuführen.

Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft I.

Der ausführliche Bericht von Dr. G. Neumayer, der bekanntlich auf Kosten des Königs von Bayern auf einer wissenschaftlichen Reise nach Australien und den SüdseeInseln sich befindet, lautet, nach der Australischen Zeitung „Der Kosmopolit", vom 23. Juni 1857, wie folgt:

,,Auszug aus dem Journale des Schiffes,,La Rochelle", Kapitän Johann Meyer, und dem Abstract-Log, geführt von G. Neumayer am Bord desselben Schiffes auf einer Reise von Hamburg nach Melbourne, 10. Januar 1857. Durch Maury's Sailing Directions aufmerksam gemacht, welchen zu Folge am 25. November 1853 der „,Oriental", ĮKapitän Heard, eine Insel passirte (auf 53° 10′ S. Br. und 740 15 bis 74° 40′ Ö. L.), wurde die verflossene Nacht mit verdoppelter Sorgfalt nach Land ausgesehen. Jede Gelegenheit wurde wahrgenommen, um die Schiffsposition so genau, als unter den gegebenen Verhältnissen nur immer möglich, zu bestimmen. Schon während des Nachmittags wurde die Lokal - Attraktion durch einen Kompass im Kreuztop bestimmt, dagegen konnte eine Beobachtung der Variation nicht gemacht werden, da das Wetter durchaus ungünstig war. Wir nehmen dieselbe desshalb so an, wie sie sich aus einer Reihe Beobachtungen ergab, welche früher an der Südküste von Kerguelen - Eiland gemacht wurden, nämlich zu 28° W.) Glücklicher waren wir dagegen mit den Beobachtungen, welche zur Berichtigung der Chronometer Nr. 568 und 831 (Delolme) dienen konnten. Beide wurden beständig verglichen, und wir geben hier nur die Bestimmungen, die sich auf den Chronometer 831 (Delolme) beziehen, da dieser bei den Beobachtungen, deren Resultate hier folgen, ausschliesslich beobachtet wurde. Am Abend des 9. Januar 1857 klärte es etwas auf, und wir konnten mehrere Distanzen zwischen Jupiter und dem Monde messen. Das Wetter war sehr unfreundlich und die See rauh; dessen ungeachtet wurde der Stand des Chronometers 831 zu + 7 M. 20 S. gegen Greenwich mittlerer Zeit gefunden, welches Resultat mit einer

1) Die Variation an der Stelle, von der Dr. Neumayer spricht, ist etwa 330 W.

3

Reihe nachfolgender Beobachtungen und dem ursprünglichen Gange des Chronometers ziemlich übereinstimmt, wenn man überdiess noch erwägt, dass die beiden Gestirne nahe am Horizont standen (scheinbare Höhe des Mondes 4o 42', jene des Jupiter 10° 57').

Erst am 19. Januar bot sich wieder Gelegenheit, eine Monddistanz zu beobachten, und nach dieser wurde der Stand des Chronometers zu + 7 M. 46 S. gegen Greenwich mittlerer Zeit gefunden, ein Resultat, das um SO mehr Vertrauen verdient, da die Verhältnisse günstig und die Sonne zur Distanz-Messung benutzt worden war. Aus einer Reihe von Beobachtungen, welche am 26. Januar beim Kap Otway gemacht wurden, ergiebt sich der Stand desselben Chronometers zu + 8 M. 11 S. Verbinden wir die beiden Stände des Chronometers am 19. und 26., so erhalten wir einen Gang von 3,6" verzögernd, der mit dem Original-Gang von Hamburg (3,8") und mit jenen auf der Reise abgeleiteten (3,0", 3,4", 3,8") nahe übereinstimmt, und den wir um desswillen als richtig annehmen konnten. Die beiden Chronometer behielten während der Reise vom 10. bis zum 27. Januar, wenn beide für den einem jeden eigenen Gang verbessert waren, dieselbe Differenz im Stande gegen mittlere Greenwich-Zeit bei. Diese Umstände geben ein Mittel an die Hand, um den für den 10. Januar 1857 abgeleiteten Stand des Chronometers 831, der zu + 7 M. 15 S. angenommen wurde, und die Genauigkeit der darauf sich gründenden Ortsbestimmungen zu beurtheilen.

Am Morgen des 10. Januar wehte der Wind lebhaft aus NO. und das Schiff eilte mit einer Fahrt von 11 Meilen auf dem Breitenparallel von 530 S. Br. hin. Wir hatten beständig Regen und dichten Nebel, so dass nur wenig Hoffnung vorhanden war, eine gute Beobachtung machen zu können. Gegen Mittag wurde der Nebel lichter und plötzlich sah man nahe beim Schiffe einen zuckerhutförmigen Felsen aus dem Nebel tauchen und unmittelbar darauf eine sattelförmige Insel. Die Peilung war W. per Kompass, Entfernung 2 bis 22 Seemeilen ungefähr um 12 U. 15 M. Einige Minuten später wurde von der Ausguck eine zweite Insel gemeldet, welche voraus in Lee aus den Wolken ragte. Die Peilung war S. zu O., während die erste Insel nun NNW. von uns lag. Dadurch wurden wir gezwungen, den Kurs von SO. in SO. umzuändern. Um 1 U. 6 M. Nachmittags wurde der Himmel klar und die Sonne kam durch, so dass wir eine Bestimmung der Breite ausser Mittag machen konnten, da wir um 2 U. 38 M. eine zweite Beobachtung der Sonne erhielten. Aus verschiedenen Reihen solcher Beobachtungen ergab sich die geographische Lage der verschiedenen Hauptpunkte, wie folgt:

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Die grösste

Es wird wohl von Interesse sein, etwas über die äussere Erscheinung dieser so weit südlich gelegenen Gruppe zu erfahren, und wir geben hier das, was uns bei der Fahrt längs der Küste der grösseren Insel wahrzunehmen gegönnt war. Zuvor jedoch etwas über die Umrisse der kleineren Insel. Wie wir oben bemerkt haben, zeigt dieselbe die Form eines Sattels, wenn sich ein Schiff westlich davon 2 bis 3 Meilen entfernt befindet. Doch weiter gegen Süden steuernd, erscheinen die beiden Erhöhungen des Sattels mehr getrennt, und wir waren versucht zu glauben, dass ein kleiner Arm des Meeres sie trennte. Die grösste Erhöhung wurde gemessen, und wir geben hier das Resultat, ohne auf eine grosse Genauigkeit, die bei den ungünstigen atmosphärischen Verhältnissen kaum zu erwarten war, Anspruch machen zu wollen. Höhe wurde gefunden zu 286' und die grösste Erstreckung von S. 17° 0., rechtweisend, zu 4,5 Meile. Des grossen Nebels wegen konnte eine Ansicht über die Erstreckung von O. gegen W. nicht gebildet werden, jedoch ist wohl anzunehmen, dass diese die Erstreckung gegen Süden nicht übersteigt. Die zweite, grössere Insel flacht gegen Norden zu ganz ab; erst 4 Meilen SO. zu 0. von dem nördlichen Ende erhebt sich ein hoher Pik, und von nun an sind die Ufer, welche sich im Bogen gegen Süden ziehen, etwas steiler und endigen mit dem höchsten Berge der Insel in SW. Die ganze Länge der Insel wurde zu 36 Meilen berechnet und auf dem dritten Theile dieser Länge, von Norden gerechnet, erstreckt sich eine kleine Bucht in das Land, welche durch einen grossen, abenteuerlich aussehenden Felsen beinahe abgeschlossen wird. Es war kaum möglich, eine Höhenmessung der Berge auszuführen, da die Verhältnisse ungünstiger wurden; allein, wenn wir die Höhe des höchsten Punktes über der Meeresfläche zu 1000' angeben, so werden wir nicht weit von der Wahrheit entfernt sein.

Das Land gewährte einen winterlichen, grossartigen Anblick. Scharf begrenzt hoben sich die Eismassen der Berge, deren Gipfel in Wolken gehüllt waren, von dem

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den letzteren machte sich besonders bemerkbar der Pinguin und der chokoladenbraune Albatros. In der Strasse zwischen den beiden Inseln trieben Eisschollen und nahe dem Lande bemerkte man häufige Brandung an vereinzelten Klippen. So sieht es in diesen Breiten im Sommer aus, und wie wird erst der Winter die Scene verändern!

Bis zum Mittag war der Wind frisch aus NNO., Nachmittags ging er durch Norden nach Westen hinüber; um 12 Uhr in der Nacht war er NW W. Auffallend war die Bildung der Wolken während des Nachmittags; dieselben hatten fast unveränderliche Formen (Cumulus) und waren wegen ihrer reinen weissen Farbe kaum von den Schneemassen zu unterscheiden, gegen das Blau des Himmels einen schönen Kontrast bildend. Alles Gewölke hing durch feine Streifen mit einer dichten Cumulus-Wolke zusammen, die den Gipfel des südlichen Berges einhüllte.

Zur Zeit der dritten Beobachtung, die zur Aufnahme der Küste dienen sollte, 5 U. 30 M. Nachmittags, brach der Wind mit einer solchen Gewalt herein, dass kaum die Zeit gegeben war, das Schiff unter kleine Segel zu bringen. Wir lenzten vor dem Winde, während die Marssegel dicht gerefft, Klüver, Grosssegel und Besahn festgemacht wurden. In wenigen Augenblicken war die Oberfläche des Wassers in ein Schaummeer gepeitscht, die Heftigkeit des Windes war zeitweise 7-8, und es konnte wohl kein Zweifel sein, dass die kalte Luft der hohen Berge und des von Eis starrenden Eilandes durch das Verdrängen der wärmeren Luft über der Wasserfläche diese lokale Störung' des atmosphärischen Gleichgewichts verursachte. Dieser Erklärung zu Folge ist es auch sehr begreiflich, dass die See keine hohen Wellen hatte; trotzdem kam aber doch das Wasser zuweilen hinten übers Heck herein und störte die Beobachtungen. Gegen 5 U. 45 M. hatte der Wind die grösste Heftigkeit und nahm nach 6 Uhr ab, und um 7 U. 30 M. wehte nur noch eine frische Brise. Beim Untergang der Sonne sah die Luft ringsum aus, als wollte der Wind von allen Seiten hereinbrechen, allein gegen Mitternacht konnten wir schon einige Reefe ausstecken, und man sah so, dass die Störung des Gleichgewichts nur eine lokale war. Wenn wir die meteorologischen Beobachtungen, die unter der Küste gemacht wurden, etwas näher betrachten, so sieht man auch deutlich, wie

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2) Ozonpapier (6)*.

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2,4 Stratus (2)

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2)

བ གྱི་ཕྱི 9

Gegen Abend konnte man weit in die Ferne sehen, so dass man sagen kann, dass die grössere Insel sich wenigstens noch 20 Meilen gegen Osten erstreckte, von dem SW.-Ende aus gerechnet. Es wäre sehr zu wünschen, dass eine jener Seestaaten, die grosse Kriegsflotten besitzen und die zumeist bei dem Handel nach dem Australischen Kontinente betheiligt sind, Schritte thun möchten, um auch die Ostgrenze dieser Gruppe genau festzustellen. Wir haben bei unserem flüchtigen Besuche dieser unwirthlichen Gestade zunächst im Auge gehabt, die geographische Lage der vorzüglichsten Punkte der Gruppe zu bestimmen, um diesen Theil des Oceans sicherer zu machen und dem Seemann, im Falle er so weit südlich zu gehen vorziehen sollte, die Gelegenheit zu bieten, auf der langen Reise nach Australien einen erwünschten Punkt zur Berichtigung seines Chronometers zu bieten. Bis heute ist es uns nicht gelungen, irgend eine zuverlässige Verzeichnung dieser Inselgruppe in den Karten, noch irgend etwas darüber veröffentlicht gesehen zu haben, mit Ausnahme dessen, was wir im Eingange citirten.

Wir gaben daher denselben den Namen „König MaxInseln", zu Ehren des Königs von Bayern, dessen unerschütterlicher Eifer für die Wissenschaft auch den Berichterstatter zu einer Ermittelung der magnetischen Konstan

1) Die Richtung des Windes, so wie die Peilungen sind immer per Kompass zu verstehen, wenn es nicht ausdrücklich anders erwähnt wird.

Der Barometerstand ist hier in Pariser Linien gegeben, die Temperatur in Réaumur-Scala. Ozonpapier (10) 12 bedeutet: Ozon die Scala 10, nachdem es 12 Stunden lang exponirt war; B ist Regen, A Nebel. A/2 bedeutet: 2 Stunden Nebel. Der Barometerstand ist überdiess auf 0o Réaumur und den Barometer (a) des Herrn Professor Dove in Berlin reducirt.

Unter Meilen sind immer solche zu verstehen, wovon 60 auf einen Grad des Äquator gehen.

ten auf dem Australischen Kontinente und den umliegenden Meeren ausgesendet hat. Jener Insel, die wenigstens in Breitengraden am meisten mit der von Heard gesehenen Insel stimmte, gaben wir den Namen „Heard's-Insel", während die Strasse zwischen beiden Inseln,,La RochelleStrasse" genannt wurde"1).

Dr. Neumayer citirt zwar im Anfange seines Berichtes jenes klassische Werk,,,Maury's Sailing Directions", und erwähnt auch, dass durch Kapitän Heard's Entdeckung einer neuen Insel seine Aufmerksamkeit auf jene Gegend gelenkt worden sei, doch, scheint er am Schluss seines Aufsatzes das, was in Maury's Werk zu finden ist, sehr gering anzuschlagen. Diese Stelle heisst nun wörtlich so2):

,,Zwischen den Parallelen von 520 53′ 36" und 530 12' S. Br. und den Meridianen von 72o 35' und 74° 40' Ö. L. v. Gr. liegt eine kürzlich entdeckte und noch nicht genau bestimmte Inselgruppe. Sie wurde zuerst von Kapitän Heard von der Amerikanischen Barke „Oriental” am 25. November 1853 gesehen. Am 12. Juni 1854 berichtete ich über diese Entdeckung an die Regierung der Vereinigten Staaten und es wurde dem Marine-Departement vorgestellt, wie wichtig es sei, ein Schiff auszusenden, das sie aufsuchen und ihre Position bestimmen sollte. Seit ihrer Entdeckung durch den ,,Oriental" wurden sie von

1) Aus einem kürzern Bericht aus Briefen Neumayer's in der Allg. Augsb. Ztg. vom 25. September 1857 (zuerst in der Neuen Münchener Zeitung publicirt) entnehmen wir noch Folgendes:,,Die Strasse, in der die,,La Rochelle" steuerte, war voll von Eis und alle Vorsicht war nöthig, ein Kollidiren zu vermeiden. So ging Alles vortrefflich bis gegen 4 Uhr; die nöthigen Ortsbestimmungen waren beinahe alle gemacht; da näherten wir uns einer kleinen, sich in das Land erstreckenden Bucht, und nun erhob sich mit einem Male von den klaren, schneeigen Höhen der Berge ein heftiger Wind; kaum hatten wir Zeit, die nöthigsten Segel zu bergen. Die Sache war nun verändert. An Deck war Niemand mehr, der nicht zum Dienst gehörte; alle Passagiere (70 an der Zahl) flüchteten sich in ihre Betten und wussten ihrer Angst nicht anders Luft zu machen, als in einem Strom von Schimpfreden über mich, den sie als die einzige Ursache des vermeintlichen Untergangs betrachteten. Man überlegte nicht, dass auch ich etwas zu verlieren hatte; alle meine Instrumente waren nicht versichert, und was hätte selbst diese Versicherung hier genützt? Allein zu solchen Reflexionen hatte ich keine Zeit. Ich stand auf dem Hinterdeck, um meine Beobachtungen zu vollenden, als eine hohe Welle von hin-, ten hereinbrach (die See lief schneller, als wir segeln konnten) und uns Alle überdeckte, die beiden Leute am Ruder und mich; die Instrumente wurden vom Strome mit fortgerissen. Ein Blick überzeugte mich, dass der Unfall durch ein Versehen am Steuer veranlasst wurde, und im Augenblick legte ich meinen Sextanten hinweg und sprang zum Ruder, seit drei Jahren zum ersten Mal wieder in die mir wohlbekannten Speichen greifend. Merkwürdiger ich möchte sagen wunderbarer Weise war nicht ein einziges der Instrumente über Bord gespült; alle fanden sie sich durchnässt, aber ohne erheblichen Schaden. Das war vorübergehend; die Segel wurden gereeft; um 6 Uhr passirten wir die südlichste Landzunge der grossen Insel und gegen 8 Uhr verschwanden die höchsten Spitzen unseres neu entdeckten Landes. Der Kurs war nun wieder Australien! Die Erstreckung der grösseren Insel von Süd nach Nord ist zehn Deutsche Meilen, von Ost gegen West etwa zwölf. Die geographische Lage der ganzen Gruppe ist 53° 8' S. Br. und 720 24' Ö. L. v. Gr. bis 53° 47' S. Br. und 73° 40' Ö. L. v. Gr."

2) Lieut. Maury's Sailing Directions, 7. Ausgabe, Juli 1855, S. 862.

vier Englischen Schiffen gesehen, nämlich dem,,Samarang", Kapitän Macdonald, am 3. Januar 1854; dem,,Earl of Eglinton", Kapitän Hutton, am 1. Dezember 1854; dem ,,Lincluden Castle", Kapitän Rees, am 4. Dezember 1854, und dem,,Herald of the Morning", Kapitän Attwaye, am 3. und 4. Dez. 1854. Kapitän Heard berichtet, dass ein Pik der von ihm gesehenen Insel 5000 Engl. Fuss hoch sei."

Es ist allerdings möglich, dass Dr. Neumayer eine andere Stelle desselben Werkes citirt (nämlich S. 766), wo einfach nur erwähnt wird, dass Heard die besagte Insel passirt habe, und ferner, dass er die von uns citirte Stelle übersehen hat. Merkwürdiger ist, dass man nichts Näheres über diese Inseln in Melbourne hätte wissen sollen, von wo aus gerade der früheste publicirte Bericht ausgegangen ist und wo, aus naheliegenden, unten näher erörterten Gründen, viele der nachfolgenden Berichte zuerst ans Licht traten.

Diese früheste uns bekannte Notiz nämlich ist datirt: Melbourne, 5. Februar 1854, und findet sich in der ,,Shipping Gazette" vom 17. Mai 1854, ferner im „Nautical Magazine", Juli 1854, S. 395, wie folgt:

,,Neue Inseln; Melbourne den 5. Februar. Kapitän Macdonald vom Schiffe Samarang, der so eben in Sidney angelangt ist, berichtet die Entdeckung zweier Inseln, scheinbar vulkanischen Ursprungs; die eine liegt in 53° S. Br. und 72° 35′ Ö. L. (v. Gr.), die andere in 53° 3′ S. Br. und 73° 31' Ö. L. Er hat die erstere Macdonald-, die letztere Young-Insel genannt.”

Einige Zeit darauf gelangten drei weitere Berichte nach London, die von drei Englischen Schiffs-Kapitänen herrührten, welche unabhängig von einander, und ohne von Macdonald's und Heard's Entdeckung zu wissen, dieselben Inseln passirt und ihre Lage bestimmt hatten. Die Berichte dieser drei Schifffahrer finden sich in der AprilNummer 1855 des,,Nautical Magazine" und lauten, wie folgt:

1. Kapitän J. S. Hutton an den Sekretär des Londoner Lloyds (Schiff Earl of Eglinton, auf See, 1. Dez. 1854). ,,Ich habe die Ehre, Sie zu benachrichtigen, dass auf meiner Reise von Greenock, welchen Hafen ich am 24. Sept. 1854 in dem neuen, unter meinem Kommando stehenden und nach Port Phillip in Australien bestimmten Schiffe ,,Earl of Eglinton" verliess, in 52° 53′ 36" S. Br. und 73° 40' Ö. L., bei 420 westlicher Abweichung, während das Schiff südöstlich steuerte, am 1. Dezember um 2 Uhr Vormittags ein Strich Landes gerade vor uns gesehen wurde. ganze Mannschaft wurde sogleich gerufen, die Leesegel wurden eingezogen und wir steuerten unter der Nordwestspitze bis innerhalb vier Meilen') von der Küste. Es

Die

1) Es sind hier überall nautische Meilen (60 1o des Äquators) gemeint. A. P.

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