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Namens Moenda en Goma; ein anderer konischer Hügel am jenseitigen Ufer heisst Kasisi (Priester)."

Bei Senna besteht die Formation aus einem granitischen Sandstein, durchbrochen von mehreren kegelförmigen Trapphügeln, wie z. B. von dem 3- bis 400 Fuss hohen Baramuana, 1⁄2 Engl. Meile westlich von Senna, und weiter unten im Delta des Zambesi wird der Sandstein von Kalktuff überlagert.

An nutzbaren und werthvollen Mineralien ist das Centralland, so viel uns Livingstone darüber Aufschluss giebt, sehr arm. Ausser Eisenerzen, welche die hübsche grüne Kette der Saloischo-Hügel östlich vom Lieba in Menge beherbergt und die von den Balonda bearbeitet werden, ist nur das Salz zu erwähnen, welches die Salzlachen der Tuff-Ebene nördlich von Ntschokotsa liefern. Ähnliche Lachen sollen jedoch auch etwa 14 Tagereisen westlich von Naliele sich befinden und Livingstone erhielt während seiner Anwesenheit in dieser Stadt einen kleinen Vorrath von dem dort gewonnenen Salze. Sonst scheint dieses wichtige Nahrungsmittel im Innern Süd-Afrika's, wie im Sudan, äusserst selten zu sein und bildet z. B. auch im Reiche des Muropue einen bedeutenden EinfuhrArtikel. Merkwürdiger Weise soll sein Mangel selbst Europäern wenig fühlbar sein, sobald nur Fleisch und Milch in genügender Menge vorhanden sind. Auch in den höheren und gebirgigen Theilen im Osten und Westen des Centrallandes ist Salz gerade nicht häufig. So war das Salz, welches die Eingebornen aus dem Sande des Flüsschens Tschowe, das bei Mosusa's Dorf in 31° Östl. L. v. Gr. in den Zambesi fällt, gewinnen, das erste, welches Livingstone auf seiner Route von Loanda nach Quilimane antraf, seitdem er Angola verlassen hatte. In dieser Kolonie wird es nur im Lande der Quisama am NordUfer des unteren Coanza in grösseren Quantitäten producirt und in Krystallmassen von etwa 12 Zoll Länge und 12 Zoll Dicke verkauft, indem es nächst Calico als vorzüglichstes Tauschmittel in Angola angesehen wird. Andersson sah Salzinkrustationen in der Schlucht Etoscha im Ovampo-Lande.

An Metallen sind dagegen die östlichen und westlichen Gegenden Süd-Afrika's keineswegs arm. Bei Ambriz, nördlich von Loanda, wird bekanntlich Kupfer gewonnen, der Distrikt Cazengo in Angola besitzt reichhaltiges schwarzes magnetisches Eisenerz, das eingeborne Bergleute und Schmiede auf Kosten der Regierung bearbeiten. und daraus monatlich 480 bis 500 Barren gutes Eisen produciren. In den Bergen bei dem Bassin Otschikoto finden die Buschmänner Kupfererze, die sie an die Ovampos verkaufen; in Gross-Namaqua-Land findet man Zinn, Blei, Eisen und Kupfer und namentlich enthalten alle Berge um Re

hoboth reiche Erzstufen mit 40 bis 90 Prozent Kupfer 1). Auf dem östlichen Höhenzuge bereiten die Batoka und Banyeti Eisen durch Ausschmelzen des Erzes und liefern jährlich eine grosse Menge Hacken als Tribut nach Linyanti; die Hügelreihen am nördlichen Ufer des unteren Kafue sind reich an magnetischem Eisenerz; eben so sollen die Basenga, nördlich vom Zambesi, Überfluss an schönem, reichhaltigem Eisenerz haben und dasselbe eifrig bearbeiten. Weiter hinab am Zambesi nimmt das Gold den ersten Rang unter den Mineralprodukten ein. Livingstone erzählt, dass er von Tete aus das Flüsschen Mokorozo besucht habe, in dem früher die Portugiesen Gold gewaschen hätten, und fügt hinzu: „Das Gold kommt in dem Sande in sehr kleinen Blättchen vor. Ausserdem giebt es in Nord und Ost von Tete sechs wohlbekannte Stellen, wo Gold gewaschen wurde, sie heissen Maschinga, Schindundo, Missala, Kapata, Mano und Jaua 2). Wahrscheinlich findet sich das Gold sowohl in Thonschiefer als in Quarz. Nach Westen zu erwähnen die alten Portugiesen eine Station Namens Dambarari in der Nähe von Zumbo, am Flusse Panyame, wo viel Gold gefunden wurde. Weiter westlich lag das jetzt unbekannte Königreich des Abutua, das ehemals wegen des Metalles berühmt war; dann nach Osten uns wendend haben wir die Goldwäschen von Maschona oder Bazizulu und weiter östlich die von Manica, wo Gold viel häufiger gefunden wird, als an allen anderen Punkten dieses Landes, und welches Land von Manchen für das Ophir des Königs Salomon gehalten worden ist. Ich sah von dort Goldkörner von der Grösse der Weizenkörner. Das in den Flüssen, die nach dem Kohlenfeld fliessen, gefundene besteht aus sehr kleinen Blättchen. Wenn wir den einen Schenkel eines Zirkels in Tete einsetzen und den andern 32 Grad erweitern und ihn von Nordosten von Tete über West nach Südost fortbewegen, so berühren oder schliessen wir das ganze Land ein, welches als Gold producirend bekannt ist. Da das Gold an dieser Peripherie in gröberen Körnern gefunden wird, als in den Strömen, welche nach dem Mittelpunkt oder Tete zugehen, so vermuthe ich, dass das eigentliche Goldlager rings um das Kohlenfeld herumliegt, und bestätigt sich meine Konjektur, so haben wir Kohlen, von einem Goldlager umgeben, Überfluss an Holz, Wasser und Lebensmitteln bei einander, eine Kombination, die sich nicht häufig in der

1) Andersson erzählt, dass 8 bis 10 Tagereisen östlich von Bethania Meteor - Eisen in fast unerschöpflicher Menge vorkomme. ,,Ich habe Stücke von mehreren hundert Pfund Gewicht gesehen."

2) Gamitto, in der Beschreibung seiner Expedition von Tete nach Cazembe's Stadt, erwähnt ausser diesen Stellen noch das Vorkommen von Gold auf den Krongütern Inhasingere und Soxe in geringer Entfernung nördlich von Tete, goldhaltige Steine in dem Flüsschen Mussupuze und die Goldminen von Senguereze.

Welt findet." Ferner erwähnt der Reisende, dass die Portugiesen in früheren Zeiten nach den Maschinga-Bergen gegangen seien, um dort Gold zu waschen, und dass ihm ein Häuptling am Flusse Nake gesagt habe, die Eingebornen hätten vormals auch aus dem Sande der Flüsse Mazoe und Luia, die sich in den Luenya vereinigen, Gold gewonnen. Die Goldausfuhr der Portugiesen in diesem Theil Afrika's betrug früher jährlich etwa 130 Pfund, jetzt nur 8 bis 10 Pfund.

men.

Ausser Kohlen und Gold giebt es am unteren Zambesi nur Eisen, aber dieses von vorzüglicher Güte und in grosser Menge. Silber oder Kupfer scheinen nicht vorzukomMalachit wird zwar von den Leuten des Cazembe bearbeitet, doch sah Livingstone keinen solchen, noch irgend ein anderes Metall. Gelegentlich findet man einige wenige Edelsteine, mit Achaten aber sind manche Stellen ganz bedeckt. In den Tschopo-Hügeln, nordöstlich von den Bamangwato - Bergen, kommt nach Moffat viel Kupfer- und Eisenerz vor, und in den Gebieten der Holländischen Freistaaten und der Englischen Kolonie Natal hat man Eisen, Kupfer, Spuren von Gold und Kohle gefunden.

II. HYDROGRAPHIE.

Wie hinsichtlich der Bodengestaltung und geologischen Struktur Süd-Afrika's stimmen Livingstone's Angaben auch in Bezug auf die ehemalige Existenz ausgedehnter Binnensee'n mit Murchison's Ansicht überein. Er äussert sich darüber in folgender Weise:,,Sowohl der Lekone als der Unguesi fliessen in einer dem Zambesi entgegengesetzten Richtung nach dem Centrum des Landes, es war also klar, dass wir stiegen, indem wir nach Osten gingen. Das Niveau des unteren Theils des Lekone liegt etwa 200 Fuss höher als das des Zambesi bei den Fällen und bedeutend höher als Linyanti '), folglich war zu der Zeit, als der Fluss in seinem alten Bette floss 2), anstatt durch die Spalte, das ganze Land zwischen hier und dem Höhenzug jenseits Libebe im Westen, dem See Ngami und dem Zuga im Süden und bis jenseits Ntschokotsa im Osten ein grosser Süsswasser-See. Von der Existenz und der Ausdehnung dieses mächtigen See's in den angedeuteten Längen und in der Breite zwischen 17 und 21° S. Br. giebt es hinlängliche Beweise. Dieser ganze Raum ist mit einem

1) Da Linyanti in 140 Engl. Meilen direkter Entfernung von den Victoria-Fällen am Tschobe liegt, der sich 35 Engl. Meilen oberhalb der Fälle in den Zambesi ergiesst, so kann das Bett des unteren Lekone unmöglich bedeutend höher als Linyanti liegen, zumal wenn es nur 200 Fuss über dem Niveau des Zambesi bei den Fällen liegt.

2) Livingstone hält das Bett des Lekone für das alte Strombett des Zambesi, das er erst nach der Bildung der Spalte, in die er sich jetzt stürzt, verlassen habe. Er giebt aber keine näheren Gründe dafür an.

ses.

Tuff bett gepflastert, das mehr oder weniger weich ist, je nachdem es mit Erde bedeckt oder den atmosphärischen Einflüssen ausgesetzt war. Überall, wo Ameisenfresser tiefe Löcher in diesen alten Boden graben, werden Süsswasser- -Muscheln ausgeworfen, identisch mit, den jetzt im Ngami und Zambesi lebenden. Aus diesem grossen See floss wahrscheinlich ehemals der mächtige alte Fluss Mokoko in den See Butschap. Das Barotse-Thal war ein anderer See von ähnlicher Natur, ein dritter existirte jenseit Masiko und ein vierter in der Nähe des Orange-FlusAlle diese See'n wurden mittelst der Spalten abgelassen, welche durch die Hebung des Landes in den einfassenden Höhenzügen entstanden. Die Spalte bei den Victoria - Fällen liess das Wasser dieses grossen Thales heraus, indem nur ein kleiner Fleck, wahrscheinlich an der tiefsten Stelle, unter Wasser blieb, der jetzige Ngami. Die Fälle von Gonye boten dem See des Barotse-Thales einen Ausweg und eben so war es mit den anderen grossen See'n der früheren Zeit. Auch der Congo findet seinen Ausweg nach dem Meere durch eine enge Spalte, so wie der Orange-Fluss, im Westen. Alle bis jetzt entdeckten Afrikanischen See'n sind seicht, da sie nur die Residua viel grösserer ehemaliger Wassermassen sind."

Lässt sich hiergegen im Einzelnen auch Manches einwenden, so sprechen doch die Beschaffenheit des vermeintlichen ehemaligen Seebodens und die so auffallend sich wiederholenden Durchbrüche und Katarakten im unteren Laufe aller grösseren Süd-Afrikanischen Flüsse 1) entschieden für Murchison's und Livingstone's Ansicht. Durch diesen Vorgang des Abflusses von See'n, auf deren Grund sich dann die Flüsse ihren Weg suchten, erklärt sich Livingstone auch die Bildung der vielen Anastomosen unter ihnen, die er freilich meist nur nach den Aussagen der Eingebornen auf seiner Karte verzeichnet hat und von denen weiterhin die Rede sein wird.

Der Ngami-See, eins der Residuen jener ehemaligen Binnensee'n, stellt ein in sich abgeschlossenes System dar, analog dem Tsad. Denn wenn es sich auch, was sehr problematisch ist, erweisen sollte, dass sein einziger Zufluss, der Teoge, durch den Embarrah mit dem Tschobe und Zambesi in Verbindung steht, so fehlt ihm doch ein

1) Auch der Coanza bildet bei der Mündung des Lombe und weiter hinab bei Cambambe grosse Wasserfälle, zwischen denen der Fluss eine reissende Strömung und ein felsiges Bett hat; und von den Flüssen der Westküste im Allgemeinen berichtet Ladislaus Magyar (s. Geogr. Mitth. 1857, S. 184):,,Die in das Atlantische Meer sich ergiessenden Flüsse Süd-Afrika's sind wenig geeignet zur Schifffahrt. Südlich von dem Äquator erstrecken sich viele Gebirgszüge in paralleler Richtung mit dem Ufer, welche die Becken der meistens von Ost nach West strömenden Flüsse durchkreuzen und in denselben eine grössere oder geringere Zahl von Katarakten bilden, welche die Schifffahrt erschweren oder ganz verhindern."

Abfluss, der seine Gewässer dem Meere zuführt. Der Embarrah theilt sich nach Livingstone's Vorstellung in den Teoge und Tzo, dieser wieder in den Mababe und Tamunakle, von denen der erstere in einem Sumpfe enden soll), der letztere aber sich in den Zuga fortsetzt. Der Punkt, wo der Tamunakle den Namen Zuga annimmt, steht zwar durch einen schmalen und seichten Arm mit dem Ostende des Ngami-See's in Verbindung, doch ist dieser Arm kaum als ein Ausfluss des See's zu betrachten, denn er ist vollkommen stagnirend, man hat ihn nie nach der einen oder anderen Seite fliessen sehen. Der Zuga dagegen ist zur Zeit des Hochwassers breit und tief, wird aber allmälig schmäler, je weiter man ihn abwärts verfolgt, und verliert sich in den kleinen See Kumadau von etwa 3 bis 4 Engl. Meilen Breite und 12 Engl. Meilen Länge. War die Wassermasse grösser als gewöhnlich, so fliesst ein wenig auch noch über den Kumadau hinaus in das trockene felsige Flussbett, das von ihm nordöstlich abgeht. Die allmälige Abnahme der Wassermenge des Zuga nach seinem unteren Laufe hin erklärt Livingstone nicht durch Einsickern, das er überhaupt bei keinem Afrikanischen Fluss bemerkt hat, sondern durch Verdunstung bei langsamen Zufluss. In Folge der anhaltenden Regengüsse, welche weiter im Norden, im Quellgebiet des Teoge und Tzo, während der Monate Februar, März und April fallen, beginnen sich im März oder April diese Flüsse zu füllen, während vorher ihr Bett so ausgetrocknet war, dass nur einzelne, durch lange Zwischenräume getrennte Tümpfel stehen geblieben waren. Die herabkommenden Wassermassen werden durch die geringe Neigung und den ausserordentlich gewundenen Lauf der Flussbetten 2) aufgehalten und kommen kaum vor Ende Juni bis in den Kumadau, natürlich nur zum kleinsten Theil, da bei Weitem das meiste Wasser durch den Tschobe in den Zambesi und durch den Teoge in den Ngami-See gelangt. Im September hören die Flüsse wieder auf zu fliessen, und da zu dieser Zeit das Bett des Zuga noch nicht einmal vollständig ausgefüllt ist, so verdampft sein

1) Auf der Karte zu Livingstone's Werk ist eine Verbindung des Mababe mit dem Tschobe vermittelst eines Flusses Namens Sonta angedeutet, in dem Texte aber findet sich hierzu keine Erklärung und der Sonta ist daselbst gar nicht genannt.

2) Der Teoge windet und schlängelt sich in seinem unteren Laufe so vielfach, dass Andersson in dreizehn Tagen, während welcher er ihm aufwärts folgte, nur ungefähr einen Breitengrad nördlich von dem See aus zurücklegte, und doch reiste er in dieser Zeit durchschnittlich täglich 5 Stunden und machte die Stunde 24 Engl. Meilen. Ähnlich ist es mit dem Tschobe. Livingstone und seine Makololo brauchten 422 Stunden, um bei einer Schnelligkeit von 5 Engl. Meilen in der Stunde von Linyanti nach der Mündung (etwa 130 Engl. Meilen direkte Entfernung) zu rudern; und der Fluss soll bisweilen 40 Engl. Meilen oberhalb Linyanti bereits 14 Tage früher über seine Ufer treten, ehe die Fluth Linyanti erreicht.

Wasser rasch in der Luft, ehe er zu vollkommener Entwickelung gelangt ist.

Der Ngami-See selbst hat seinen höchsten Stand im Juni, Juli und August und sein Wasser ist dann vollkommen süss, den übrigen Theil des Jahres hindurch hat es dagegen einen salzigen Beigeschmack und eine so geringe Tiefe, dass die Kähne mit Stangen fortgestossen werden und das Vieh nur mit Mühe durch die sumpfigen, schilfbewachsenen Ufer das Wasser erreichen kann. Den Umfang des See's schätzt Andersson auf 60 bis 70, Livingstone auf 75, J. Macabe, der ihn im Jahre 1852 ganz umging, auf 90 bis 100 Engl. Meilen 1).

Andere Überreste der ehemaligen grossen Binnensee'n finden wir in den zahlreichen und zum Theil sehr ausgedehnten Salzlachen östlich vom Ngami-See, welche bei dem Mangel an jedem Zufluss gänzlich eingetrocknet sind und sich nur in der Regenzeit mit etwas Wasser füllen. Würde der Ngami-See nicht durch den Teoge gespeist, so würde er jeden Falls zu einer ähnlichen Salzlache geworden sein, da er, wie bemerkt, bei Abnahme des Zuflusses von süssem Wasser salzig wird. Ein grosses ausgetrocknetes Seebett fanden Chapman und Edwards (welche den Missionar Moffat auf dessen Reise zum Mosilikatse begleiteten, um zu jagen und Handel zu treiben) östlich vom See Kumadau. Sie schätzten seinen Umfang auf 300 Engl. Meilen und erfuhren von den Buschmännern, dass die trocknen Flussbetten, welche von den Bergen im Osten (von ihnen

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1) Von einer vollständigeren Beschreibung des Ngami und Teoge kann hier abgesehen werden, da eine solche schon früher in den,,Geogr. Mittheilungen" (1855, SS. 42-50, und 1856, S. 103) gegeben wurde und weder Livingstone's noch Andersson's Werk etwas wesentlich Neues enthält. Nur eine Angabe aus dem letzteren über ein der Fluth und Ebbe ähnliches Phänomen auf dem Ngami möge hier Platz finden: ,Ehe der See entdeckt wurde und als man ihn nur gerüchtweise kannte, hörte man von den Eingebornen, dass sein Wasser,,sich täglich zurückziehe, um Nahrung zu holen". Ich vermuthe, dass man damit auf ein eigenthümliches Phänomen hindeutete, welches ich auf einer Fahrt auf dem breiten Wasserspiegel des Ngami beobachtete und damals vom Winde herleitete, obwohl ich bei näherem Nachdenken mit grösserer Wahrscheinlichkeit annehmen zu müssen glaube, dass es in der Anziehungskraft des Mondes seinen Grund habe. Bei unserer Fahrt auf dem See stiegen wir gewöhnlich jeden Abend ans Land, um hier die Nacht zuzubringen, und ich beobachtete die Vorsicht, das Wichtigste. was wir bei uns hatten, mit ans Land zu nehmen. Die Boote wurden stets so nahe ans Ufer gezogen, als das seichte Wasser es erlaubte, und etwa 150 Ellen vom Lande sich selbst überlassen. Als ich den Leuten Vorstellungen darüber machte, dass sie nicht besser für unsere kleine Flottille sorgten, antworteten sie, dass alle weiteren Vorsichtsmaassregeln überflüssig seien, da das Wasser, weil die Ebbe schon eintrat, in kurzer Zeit sich zurückziehen und die Boote auf dem Trocknen zurücklassen würde. Ich wollte es ihnen nicht recht glauben, aber liess sie gewähren. Im Verlauf der Nacht wurde es ruhig. Es hatte nämlich den Tag über ein frischer Wind geweht, und am nächsten Morgen fanden wir, dass unsere Ruderer recht gehabt hatten; die Boote standen eben so weit vom Wasser entfernt, als sie am Abend vorher vom Ufer entfernt waren. Sobald der Wind wieder zu wehen begann, kam das Wasser allmälig zurück und etwa um 9 Uhr Morgens hatte es seine gewöhnliche Höhe wieder erreicht, so dass die Boote ohne eine Bemühung von unserer Seite wieder flott waren."

Matoppo-Berge genannt) nach dem ehemaligen See hinlaufen, früher immer Wasser geführt hätten 1). Nördlich vom Gebiete des Ngami kommen wir zu dem grossen System des Liambye, von dessen Existenz man vor Livingstone's Reisen keine Ahnung hatte. Livingstone betrachtet den Liambye als den oberen Lauf des Zambesi, und wenn er den Zusammenhang zwischen beiden auch nicht ausser allen Zweifel gestellt hat, so sprechen doch SO viele Gründe zu Gunsten seiner Ansicht, dass ihre Richtigkeit in hohem Grade wahrscheinlich wird. Nachdem er den Fluss früher von Sescheke aufwärts bis zur Mündung des Lieba befahren hatte, verfolgte er ihn bei seiner letzten Reise von diesem Punkt abwärts bis zu den grossen Mosioatunya- oder Victoria-Fällen 2) in 18° S. Br. und 25° 45' Östl. L. v. Gr. Sekwebu, ein Makololo, der, als Knabe von den Matebele geraubt, mit ihnen bis in die Nähe von Tete gewandert und später mehrmals längs beider Ufer des Zambesi gereist war,,,ein Mann von Verstand und gesundem Urtheil", rieth ihm, sich von da an vom Flusse fern zu halten wegen des felsigen Bodens und wegen der Tsetse-Fliege, die ihn unfehlbar seiner Ochsen, des einzigen Transportmittels, beraubt haben würde. Er entschloss sich desshalb, wenn auch ungern, in nordöstlicher Richtung über den Kamm des östlichen Höhenzuges nach dem Kafue zu gehen, und kam erst 8 Engl. Meilen unterhalb der Mündung des Kafue wieder an den Zambesi, ohne den Zusammenfluss selbst zu sehen. Die gerade Entfernung zwischen den Victoria-Fällen und dem Punkte, wo Livingstone zuerst wieder an den Zambesi gelangte, beträgt etwa 270 Engl. oder 58 Deutsche Meilen, d. i. etwa eben so viel als die Entfernung von Ulm nach Magdeburg. Denkt man sich, es ginge ein mit den Deutschen Flusssystemen gänzlich unbekannter Reisender die Donau bis Regensburg hinab, verliesse hier den Fluss, wendete sich links in das Gebirge und käme nach langer Landreise bei Dresden an die Elbe, so könnte er diese mit vieler Wahrscheinlichkeit für die Fortsetzung der Donau halten, wenn er von deren Ablenkung nach Südosten nichts in Erfahrung gebracht hätte. In ähnlicher Weise könnte sich auch Livingstone getäuscht haben und man wäre zu dieser Annahme um so mehr berechtigt, als der Liambye bis zu den Victoria - Fällen eine südöstliche, also nicht nach der Mündung des Kafue hinweisende Richtung hat. Dagegen lässt sich nun Folgendes anführen. Zunächst

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die Identität des Namens:,,Die Barotse nennen den Strom Liambai oder Liambye, d. h. der grosse Fluss oder der Fluss par excellence. Luambeji, Luambesi, Ambezi, Ojimbesi und Zambesi sind Namen, die ihm in verschiedenen Theilen seines Laufes gegeben werden je nach dem Dialekte der Anwohner, und alle drücken denselben Begriff aus, dass dieser Strom der Hauptfluss des Landes sei." Wir legen dem jedoch keine grosse Beweiskraft bei, weil die Flüsse im Innern Afrika's meistens keine specifischen Namen besitzen, sondern schlechthin,,Fluss" genannt werden ) und weil es sogar noch mehrere andere,,Zambesi" daselbst giebt. Gewichtiger sind Sekwebu's bestimmte, unzweideutige Aussagen. Dieser mit dem Zambesi genau bekannte Makololo sagte Livingstone, als er ihm von der weiteren Verfolgung des Flusses über die Victoria-Fälle hinaus abrieth, dass der Liambye jenseits der Fälle sich nach Nordnordost wende. Als ferner Livingstone auf dem Höhenzug am Flusse Dila war, erzählte er ihm, dass einst die Matebele diesem Punkt gegenüber den Zambesi überschritten und Sebituane angegriffen hätten, der damals gegen die Batoka Krieg führte. Von Monze's Dorf aus sah Livingstone im Südosten dunkle Bergketten, die ihm als längs der Ufer des Zambesi liegend bezeichnet wurden, und erfuhr, dass dort die Stromschnelle Kansala wäre, die ein Hinderniss für die Schifffahrt sei. Oberhalb derselben solle der Fluss einen ruhigen Lauf haben bis hinauf zu dem Gebiete des Sinamane, eines Batoka-Häuptlings, der den Fluss unterhalb der Fälle beherrsche. Auf zuverlässige Angaben der Eingebornen muss sich Livingstone auch stützen, wenn er sagt: Von dem Gipfel der Komanga-Hügel (am nördlichen Ufer des Kafue) genossen wir eine prachtvolle Aussicht. In geringer Entfernung unter uns sahen wir den Kafue sich über eine bewaldete Ebene dem Zusammenflusse zuwinden und auf der anderen Seite des Zambesi, jenseit des Zusammenflusses, lag eine lange Kette dunkler Hügel. Eine Reihe flockiger Wolken zeigte sich längs des Laufes des Zambesi an ihrem Fusse." Diess sind sicher nur wenige von den Erkundigungen, die der Reisende über die so wichtige und ihn selbst so lebhaft interessirende Frage einzog, obwohl er es nicht für nöthig hält, noch weitere anzuführen. Er ist der festen Überzeugung, dass der Liambye mit dem Zambesi ein und denselben Fluss bildet, dass, wie er sich an einer Stelle ausdrückt, die Mosioatunya-Fälle,,das verbindende Glied (the connecting link) zwischen den unbekannten und bekannten Theilen des Flusses" sind. Da er der einzige Europäer ist, der Gelegenheit gehabt hat, an Ort und Stelle

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1) Vergl.,,Die Nomenklatur der Afrikanischen Flüsse" in ,,Geogr. Mitth." 1857, S. 526.

Erkundigungen einzuziehen, da seine Forschungen durchweg das Gepräge eines redlichen Strebens nach Wahrheit tragen und da er sogar mitten in den Triumphen, die er nach seiner Rückkehr in England feierte, bemüht gewesen ist, die übertriebenen Erwartungen seiner Landsleute von den Folgen seiner Entdeckungen auf ihr richtiges Maass zurückzuführen, so sind wir nicht berechtigt, seine bestimmten Versicherungen mit Misstrauen zu betrachten.

Dazu kommt noch, dass seine Ansicht eine kräftige Stütze an den Beobachtungen Moffat's findet. Dieser berühmte, mit dem Charakter der Eingebornen und den Sprachen Süd-Afrika's wie Wenige vertraute Missionar näherte sich von Mosilikatse's Stadt den Victoria-Fällen auf nicht ganz zwei Breitengrade und lässt auf seiner Karte) die im Lande der Matebele von ihm überschrittenen Flüsse sämmtlich durch den Longwe in den Theil des Zambesi fallen, der zwischen den Victoria-Fällen und der Mündung des Kafue liegt. Diesem Theil des Flusses giebt auch er eine nordöstliche Richtung und ausserdem deutet er noch zwei Nebenflüsse an, den Sepungwe und Luize, die ebenfalls jenen Theil des Zambesi von Süden her erreichen. In seinem leider sehr kurzen Reisebericht führt er allerdings nicht an, worauf sich diese Zeichnung stützt, er sagt darin nur, dass jene Flüsse dem Zambesi zuströmen. Jenseit des Kleinen Schaschi oder SchaschaneFlusses angelangt schreibt er in sein Tagebuch: „Alle Flüsse, die wir von dem Banguaketse an passirt hatten, liefen nach Osten und Ostsüdosten. Heute haben wir Flüsse passirt, die alle nach Nordnordwest fliessen, während weiter rechts noch Nebenflüsse des Limpopo sich befinden. Wir reisen also längs des Rückgrates oder des höchsten Punktes dieses Theils von Afrika zwischen 27° und 29° Östl. L. v. Gr. Alle nordwestlich fliessenden Flüsse wenden sich nach Norden und fallen in den Zambesi." Es ist aber anzunehmen, dass seine Zeichnung auf den Aussagen der Matebele beruht, und dass diese mit dem Laufe des Liambye genau bekannt sein mussten, unterliegt keinem Zweifel, da sie langjährige Kriege mit den Völkerschaften im Norden dieses Flusses geführt hatten. Behielte der Liambye jenseits der Victoria - Fälle seinen südöstlichen Lauf bei, um etwa durch den Sabia das Meer zu erreichen, so würden die Matebele, welche Moffat abschickte, um Livingstone Unterstützung zuzuführen, nicht den weiten Weg nach der Insel oberhalb der VictoriaFälle eingeschlagen haben, sondern sie würden dann in nordöstlicher Richtung gegangen sein, dahin, wo Moffat

1) Map to illustrate a visit to Moselekatse, king of the Matebele, by the Rev. R. Moffat 1856. Im Journal of the R. Geogr. Society, Vol. XXVI.

den Sabia andeutet, nur etwa 16 Deutsche Meilen von Mosilikatse's Residenz.

Ferner sind auch die Gründe durchaus unhaltbar, welche man gegen den Zusammenhang des Liambye mit dem Zambesi angeführt hat. Der Hauptgegner Livingstone's in Bezug auf diese Frage ist W. Desborough Cooley, ein auch unseren Lesern bekannter, um die Geographie Afrika's. hoch verdienter Gelehrter. Schon in seinem Werke „Inner Africa laid open, London 1852" und später in mehreren Artikeln, die im ,,Athenaeum" (Nr. 1507, 1520 und 1581) veröffentlicht sind, macht er hauptsächlich zwei Einwürfe geltend. Der erste stützt sich auf die angeblich verschiedene Zeit des hohen Wasserstandes im Liambye und Zambesi. Cooley sagt:,,Die Gewässer des Innern sind am niedrigsten im März und April, wenn der Cuama (Zambesi) ganz voll ist, und der höchste Wasserstand findet im Juli und August Statt, wenn der Cuama kaum mit einem Boote befahren werden kann. Diese klare, unzweideutige, bestimmte Thatsache erledigt die Frage vollständig und beweist, dass durchaus kein Zusammenhang zwischen diesen beiden Zambesis existirt, deren beiderseitige Quellen in gänzlich verschiedenen Klimaten liegen. Der Kontrast zwischen den beiden Flüssen ist so stark als möglich. Der östliche Zambesi wird im Juli so niedrig, dass der grössere Theil seines Bettes trocken liegt und eine Zeit lang die Hauptstrasse des Landes bildet. Die unbedeckten Schlammufer erheben sich 20 Fuss über den Wasserspiegel und eine kurze Strecke oberhalb Tete kann man den Fluss durchwaten, während zu derselben Jahreszeit sich eine ungeheure Fluth über die Ebenen des Innern ergiesst, in einer Entfernung von vielleicht 500 Engl. Meilen, die eine Wasserfluth leicht in 5 Tagen zurücklegen könnte. Umgekehrt, wenn der östliche Fluss seine Fluthen herabwälzt, sind dieselben Ebenen ganz trocken und von Salzinkrustationen glänzend. Die NichtIdentität beider Flüsse bedarf keines weiteren Beweises."

Dieser Einwurf ist leicht zu beseitigen, ja Cooley scheint ihn später selbst fallen gelassen zu haben, da er ihn in seinem letzten Artikel (Athenaeum Nr. 1581, 13. Februar 1858) nicht wieder vorbringt. Er verwechselt nämlich die Zeit des Hochwassers im Ngami-See mit der im Liambye. Der Ngami hat seinen höchsten Wasserstand allerdings im Juni, Juli und August, da sein Becken von dem Teoge gefüllt wird, der vom März bis September fliesst; das Hochwasser des Liambye fällt dagegen in die Monate Februar, März und April ), also genau in dieselbe Jahreszeit wie im unteren Zambesi. Ein Theil des Wassers bei der Überschwemmung kommt von Nordwest

1) Siehe den folgenden Abschnitt.

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