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schien kein Strauch, keine Spur von Grün auf ihr zu sein und sie diente nur zahllosen wilden Vögeln zur Wohnung, die uns ganz beschatteten, als sie über uns hinflogen. Nachdem wir uns auf etwa 7 Meilen vom Lande entfernt hatten, lag die Nordwest-Spitze Nordwest 14 West, die äusserste südliche Spitze Südwest; die letztere schien sich in der Ferne zu verlieren und mit Schnee bedeckt zu sein. In seiner Richtung von Nordwest nach Südwest erschien das Land 15 bis 20 Meilen lang. Ein grosser kegelförmiger Berg, dem Pik von Pico auf den Azoren ähnlich, war am Südende, nebst einem flachen Tafelland, etwa von der Höhe und dem Ansehen des Tafelberges in der Kap-Kolonie, wenn von der Tafel-Bai aus gesehen. Ich füge eine Skizze davon bei. Die Position, aus früheren und späteren Beobachtungen berechnet, ist für die Nordwest-Spitze 52° 53' S. Br. und 73° 50′ Ö. L. Noch kann ich hinzufügen, dass zwei kleine Felsen vor dem Westende liegen, mit einer offenen Passage, so viel ich sehen konnte, zwischen dem Festland und der Insel. Ich habe die Gruppe Sands-Gruppe und die grosse Insel Hutton-Insel genannt."

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2. Kapitän G. Hyde an den Sekretär des Londoner Lloyds (Königl. Postdampfschiff Argo, 15. März 1855). ,,Ich habe die Ehre, Ihnen mitzutheilen, dass Kapitän Rees vom Schiff „Lincluden Castle" im südlichen Indischen Ocean zwei Inseln entdeckt hat, die auch von Kapitän Hutton im,,Earl of Eglinton" und von Kapitän John Attwaye im ,,Herald of the Morning" gesehen wurden. Der letztere berichtet:,,Am 3. Dezember entdeckte ich eine Insel und fand in 73 Faden Tiefe Grund, aus schwarzem Sand bestehend. In der Entfernung von etwa 10 Meilen wurde ein Hafen bemerkt, der sich gut präsentirt, aber den Westwinden ausgesetzt ist. Am nächsten Tage, den 4. Dezember, zeigte sich eine kleine, von der grösseren etwa 10 Meilen entfernte Insel und ein steiler Felsen, ungefähr eine Meile von ihr; die grosse Insel ist etwa 40 Meilen, die kleine 9 Meilen lang. Die Mitte der grossen setze ich in 53° 10′ S. Br. und 74° 36′ Ö. L. Die Länge ist nach den Chronometern bestimmt, die sich bei meiner Abreise vom Kap der Guten Hoffnung am 18. Dezember als korrekt erwiesen.'

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3. W. Rodgerson an den Redacteur des Nautical Magazine (Liverpool, 20. März 1855). ,,Wenn Sie in das Nautical Magazine den folgenden Auszug eines Briefes aufnehmen, den ich von Kapitän Rees vom Schiff,,Lincluden Castle", datirt Melbourne den 8. Januar 1855, erhielt, werden Sie vielleicht den zahlreichen Kapitänen, welche jetzt diesen Hafen besuchen, eine Wohlthat erweisen. ,,Am 4. Dezember 1854, um 8 Uhr Morgens, während eines klaren, aber sehr kalten Wetters (Thermo

meter 280 F.) entdeckten wir zu meinem grossen Erstaunen etwas wie eine Insel. Auf der Karte ist in dieser Gegend kein Land angedeutet. Es lag etwa Süd bei West; wir steuerten um diese Zeit südöstlich bei 43o Abweichung. Ich lenkte sogleich nach Süd bei Ost ein. Um 10 Uhr Morgens fuhren wir innerhalb 3 Meilen bei einer felsigen Insel vorbei, die anscheinend etwa 4 bis 5 Meilen Umfang hatte und 400 bis 500 Fuss hoch war. Getrennt von der Insel, etwa 1 Meile nach Westen, stand ein hoher zuckerhutförmiger Felsen, der die Insel überragte. Ich konnte ihn deutlich vom Hintertheil in 18 Meilen Entfernung sehen. Die Position der Insel nach guten Beobachtungen ist 530 2 S. Br. und 72° 50' Ö. L. Ich nannte sie Gray-Insel nach dem Matrosen, der sie zuerst bemerkt hatte. Als wir dieser Insel gegenüber waren, wurde ein hohes Ufer im Südosten gesehen, das mit Schnee bedeckt und dessen höchster Pik in Wolken gehüllt war. Mittags befanden wir uns 7 bis 8 Meilen von der Nordwest-Spitze; von dieser aus erstreckte sich das Land nach Südwesten, so weit das Auge reichte; es war hoch und steil. Wir segelten längs der Nordküste 22 Stunden lang mit einer Schnelligkeit von 10 Knoten, worauf die Südost-Spitze in Südwest 1⁄2 Süd lag. Während der Fahrt längs der Nordküste sah ich eine Öffnung zwischen zwei hohen Hügeln, einem schönen Hafen sehr ähnlich; nach aussen davon erschien eine gute Bai, die nur den Nordwest-Winden offen ist. Wir passirten zwei anscheinlich ganz kahle Felsen-Inseln, etwa 6 oder 7 Meilen von der grossen Insel entfernt. Die letztere bot einen herrlichen Anblick; die Sonne schien glänzend auf ihre Schneedecke und ihr höchster Gipfel verlor sich in den Wolken. Ich konnte das Hochufer im Sonnenschein deutlich 50 Meilen weit verfolgen. Breite des NordwestEndes 53o 2 S., Länge 73° 20' Ö. Breite des SüdostEndes 53° 12', Länge 73° 50′. Ich nannte diese Dunn-Insel.""

In der nautischen Welt war inzwischen die Entdeckung so weit bekannt geworden, dass zu Anfang 1855, also zwei Jahre vor Neumayer, eine ganze Flotte von Schiffen nach den neuen Inseln abging, theils um sie näher zu untersuchen, theils um auf die Jagd von See-Leoparden und See-Elephanten auszugehen, die daselbst in ungeheuerer Anzahl vorkommen'). Überhaupt haben

1) So berichtet John G. Cameron, Kapitän des Schiffes,,Anne", an die,,Commercial Gazette", eine Zeitung, die auf der Insel Mauritius erscheint, 26. Mai 1855 (s. auch Nautical Magazine 1855, p. 674 und 675): ,,Erlauben Sie mir, durch die Spalten Ihres Blattes eine Nachricht zu veröffentlichen, welche den Kapitänen von Nutzen sein wird, die das Prinzip des Great Circle Sailing auf ihrer Route nach Indien oder Australien befolgen. Als ich vom 28. April bis 4. Mai d. J. zu Desolation (soll wahrscheinlich Kerguelen sein, von Cook„Desolation" genannt, A. P.) mich aufhielt, berichteten mir die Kapitäne Rogers, Church und Brown, dass eine grosse Insel oder ein Festland südöst

seit dem Jahre 1854 ohne Zweifel viele andere Schiffe in ähnlicher Weise diese Inseln passirt, ohne dass darüber, als etwas schon Bekanntes, berichtet worden ist. Denn bereits im Dezember 1854 legte Kapitän Macdonald der Britischen Admiralität die Karte seiner Route und der Inseln, so wie eine Ansicht derselben und sein Logbuch vor1), und danach wurden die neuen Inseln sofort in die jene Region betreffenden Seekarten, welche von allen seefahrenden Nationen benutzt werden, eingetragen. Von denjenigen dieser Seekarten, die in unserem Besitz befindlich sind, ist die vom Indian Ocean, Western sheet, Nr. 748a, die erste, welche die besagten Inseln enthält; dieses Blatt wurde bereits am 21. Januar 1856 ausgegeben. Auf ihm und allen nachfolgenden sind die Inseln ,,Macdonald-Inseln" benannt worden, was auch gewiss gerecht ist; denn wenn auch Lieut. Maurynachdem die Berichte der vier Englischen Kapitäne schon publicirt waren eine Mittheilung macht, nach welcher der Amerikanische Kapitän Heard auf eine gewisse Priorität der Entdeckung Anspruch zu haben scheint, so kann sich dieses Prioritätsrecht doch nur auf eine der Inseln erstrecken, da Heard nur von Einer solchen Insel spricht. Diesem Anspruch könnte sein Recht widerfahren, wenn man die westlichere Insel, statt dafür den Namen Macdonald zu wiederholen, Heard-Insel nennt. Sogar das Schiff, auf dem Neumayer seine Reise machte, kann billiger Weise bei der Nomenklatur verewigt

lich und etwa 300 Meilen von Kerguelen entdeckt worden sei; bei genauer Nachforschung fand ich, dass diess wahr sei. Kapitän Rogers, der eine Nachricht davon durch einen Kapitän Heard vom Amerikanischen Schiff,,Oriental" erhalten hatte, begab sich, sobald es die Jahreszeit erlaubte, im,,Corinthian" nach jener Gegend und fand Land, ob aber einen Kontinent oder eine Insel, konnte er nicht sagen; er kehrte nach Kerguelen zurück, verschaffte sich vier Tender, nämlich den,,Atlas",,,Mechanic", „Exile" und ,,Franklin", und brach abermals nach dem neuen Lande auf. Er kam im März 1855 mit dem Corinthian, Atlas und Mechanic dort an, schickte Kapitän Brown vom Atlas an die Küste, nach einem Hafen zu suchen, und segelte zugleich längs des Landes hin, indem er seine Beobachtungen auf demselben anstellte. Schliesslich entdeckten sie einen kleinen Creek, nach Kapitän Rogers, einem guten Beobachter, unter 530 S. Br. und 72° 31′ Ö. L. Kapitän Church vom Alert setzt ihn nach seinem Chronometer, das, wie ich mich selbst überzeugte, richtig ging, in 73° Ö. L. Rogers und die Mannschaft von zwei Booten erhielten in einem Tage 400 bis 500 Fässer Öl von See-Elephanten, und von einem kleinen Vorgebirge aus sah Rogers mit Einem Blicke so viele See-Elephanten und SeeLeoparden, dass man 100,000 Fässer mit ihrem Thran hätte füllen können.

Da der Corinthian das erste Schiff ist, das hier vor Anker ging, so denke ich, die Insel oder das Land soll Corinthian genannt werden. Kapitän Rogers segelte längs der Nordostküste desselben etwa 30 Meilen weit und entdeckte einen kleinen Hafen, wo er den Atlas und Corinthian vor Anker legte; aber es scheint ein unsicherer Hafen zu sein. Er lag, wie er sagt, zehn Tage in grosser Gefahr während eines Südost-Sturmes. Das Land scheint mit Eis und ewigem Schnee bedeckt zu sein und kann nur eine Station für Walfischfahrer werden, da in der Mitte des Sommers hier nicht ein Grashalm zu sehen ist.

Bei der grossen Anzahl von Schiffen, welche für den Handel von Ost-Indien, China und namentlich Australien benutzt werden, und bei dem Umstand, dass dieses Land gerade auf einer sehr frequentirten Route liegt, sollte man keinen Tag zögern, es genau aufzunehmen." 1) Nautical Magazine 1855, p. 221.

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werden, wenn die von ihm befahrene Strasse zwischen beiden Inseln ,,La-Rochelle-Strasse" benannt bliebe. Der ganzen Gruppe jedoch, welche Macdonald zuerst genauer sichtete und bestimmte, gebührt entschieden der Name dieses Seefahrers.

Ein grösseres Verdienst um diese Entdeckung als alle diese Männer hat vielleicht der geniale Lieut. Maury, indem er sein Great Circle Sailing principle (Schifffahrt im grössten Kreise) zur allgemeinen Beachtung brachte und geltend machte und dadurch die Entdeckung dieser Inseln veranlasst hat. Great Circle Sailing oder Schifffahrt im grössten Kreise nämlich ist das Segeln in dem grössten Kreisbogen, welcher zwei Punkte auf der Erdoberfläche verbindet, und welcher zugleich der kürzeste Weg zwischen diesen beiden Punkten ist. Auf einer Mercator's Karte, wie sie in der nautischen Geographie allgemein gebräuchlich ist, bildet eine gerade Linie nicht den kürzesten Weg zwischen zwei Punkten, ausser unter dem Äquator und auf den Meridianen, weil auf einer solchen Karte die Kugelfläche der Erde als eine ebene Fläche dargestellt ist und Alles ausgereckt und verzerrt erscheint. Der kürzeste Weg von Panama nach China (sage Schanghai) z. B. geht nicht über die Sandwich-Inseln, sondern von Panama durch das Mexikanische Meer, das westliche Gebiet des Mississippi, das Russische Amerika, die Behring'sStrasse, nördlich von Kamtschatka, durch das Ochotskische Meer, die Insel Sachalin und westlich von Korea; diese Linie ist nicht weniger als 1200 nautische Meilen kürzer als diejenige über Hawaii'). Eben so geht der kürzeste Weg von Europa und Nord-Amerika um das Kap der Guten Hoffnung nach Australien in einem weit nach Süden laufenden Bogen, der gegen 500 bis 600 nautische Meilen von der Breite des Kaps und von Melbourne sich entfernt, daher auch südlich von Kerguelen - Land läuft und die Macdonald-Inseln berührt.

Nachdem Maury's Arbeiten und Vorschläge einmal in der nautischen Welt Eingang gefunden, konnte es nicht fehlen, dass der bisher gewöhnlich befolgte Schiffskurs nach Australien, durchschnittlich auf dem 39o S. Br., aufgegeben und weiter nach Süden verlegt wurde 2). Eine natürliche Folge davon war die Entdeckung der MacdonaldInseln, und es kann nur ein Lächeln erregen, wenn in schätzbaren Deutschen Journalen im vollen Ernst geschrieben steht, dass Neumayer,,in den höheren Breiten, welche

1) Ich habe dieses Thema durch Karte und Text bereits vor beinahe 10 Jahren näher erörtert (s. Petermann und Milner, Atlas of Physical Geography, sheet 8, pp. 121 und 122). A. P.

2) Nach Maury (Sailing Directions, 7. Ausg. p. 745) sind auch die Winde in südlichern Breiten viel günstiger und beständiger, so dass er annimmt, dass Schiffe auf dem Wege nach Australien für jeden Breitengrad, den sie südlicher vom 39° halten, nicht weniger als 3 Tage gewinnen.

die Walfischfänger im Suchen nach ihrer immer seltener werdenden Beute in allen Richtungen durchkreuzen", seine Entdeckung gemacht habe, da der Kurs an den MacdonaldInseln vorbei gegenwärtig gewiss von allen einsichtsvollen. und praktischen Seeleuten eingehalten wird und in der That als die grosse Fahrstrasse nach Australien angesehen werden kann. Es ist desshalb auch nicht zu Verwundern, wenn binnen drei Tagen drei verschiedene Schiffe dicht bei den Inseln vorübersegeln, wie es mit den von den Kapitänen Hutton, Attwaye und Rees geführten der Fall ist, über die wir im Obigen berichtet haben.

Es ist uns leider bei dem beschränkten Raum dieser Zeitschrift nicht gestattet, auf die einzelnen Angaben der sieben von uns vorgeführten Anfahrten und Besuche bei den Macdonald-Inseln speciell einzugehen, dieselben zu zergliedern und wo möglich in Einklang zu bringen. Wir haben aber, zur schnellern und bequemern Übersicht des Lesers, sechs kleine Kartenskizzen (s. Tafel 1) entworfen, welche die Beobachtungen und Beschreibungen von Heard, Macdonald, Hutton, Attwaye, Rees und Neumayer graphisch darstellen, und haben ausserdem, in der allgemeinen Skizze im untern Theil der Karte, das allgemeine Resultat, welches sich bei einer Vergleichung der verschiedenen Beobachter ergiebt, anzudeuten versucht. Wenn man bedenkt, dass alle unsere Berichterstatter ihre Bestimmungen und Beobachtungen nur en passant machten, so kann man sie im Wesentlichen als ziemlich übereinstimmend ansehen. Es geht aus ihnen hervor, dass diese Inselgruppe hauptsächlich aus zwei Inseln besteht, einer grössern, östlich liegenden, und einer kleinern, westlich davon. Die grössere erstreckt sich von Nordwest nach Südost und trägt in der Nähe ihres Nordendes einen hohen Berg; sie scheint 30 bis 40 nautische Meilen (71⁄2 bis 10 Deutsche Meilen) lang zu sein, ist also etwa noch einmal so gross als Bornholm. Nach der einstimmigen Aussage der Beobachter erheben sich die Inseln bedeutend über das Meeresniveau; eine wirkliche Messung scheint indess nur Neumayer an der kleineren Insel angestellt zu haben. Er fand ihre Höhe zu 286 Fuss, während sie Rees zu 400 bis 500 Fuss angiebt. Noch abweichender sind die Schätzungen der Höhe des Piks auf der grossen Insel; denn wenn ihm Neumayer nur etwa 1000 Fuss Höhe giebt, erschien er Heard (der ohne Zweifel die grössere Insel sichtete) 5000 Fuss, und Hutton vergleicht ihn sogar mit dem Pik von Pico (Azoren), der sich 7860 Fuss über das Meer erhebt. Der letztere stellt auch das Plateau am Südost-Ende der grossen Insel dem Tafelberge (3590 F.) gleich. Ausserdem haben wir hinsichtlich des Reliefs der Gruppe nur noch die Angabe von Neumayer, dass die kleine Insel eine sattelförmige Gestalt habe, und

die von Rees, dass der zuckerhutförmige Felsen im Westen derselben höher als die Insel selbst sei. Dieser Felsen liegt nach Attwaye und Rees 1 Meile westlich von der kleinen Insel, womit auch Neumayer's Positionsbestimmungen in Einklang stehen; ob das Felsenriff, welches Cameron 40 bis 42 Meilen West bei Nord von dem Nordende der grossen Insel sah, derselbe zuckerhutförmige Felsen war, oder ein anderer, noch weiter westlich gelegener, ist aus den vorliegenden Berichten nicht zu ersehen; doch ist es wahrscheinlich, dass die Gruppe noch von mehreren kleinen Inselchen und einzelnen Felsen umgeben ist, da Cameron viele solcher kleinen Inseln gesehen haben will. Jedem Zweifel überhoben ist, wie es scheint, die Existenz zweier Felsen in der Nähe der Nordwestspitze der grösseren Insel. Die von Neumayer an der Südwestküste dieser letzteren gesehene Bucht wurde auch von Attwaye wahrgenommen, und eine ähnliche fanden Rees und Rogers an der Nordostküste. Rogers' kleiner Bach würde nach seinen eigenen Positions-Angaben auf der kleineren Insel zu suchen sein, doch stimmt damit der ganze Bericht über seine Exploration nicht, vielmehr befand er sich danach an der Südwestküste der grossen Insel, was auch Church's Beobachtung zu bestätigen scheint. Auf die klimatischen und naturhistorischen Verhältnisse der Insel brauchen wir hier nicht näher einzugehen, da die Aussagen darüber klar und übereinstimmend sind. Die Beobachtungen erwiesen auch bei diesen Inseln, wie in allen anderen arktischen und antarktischen Gegenden, eine ausserordentliche Entwickelung des Thierlebens im Gegensatz zu einer höchst geringen Vegetation.

Was bei den Neumayer'schen Angaben über die Macdonald-Inseln besonders neu ist, oder wenigstens von den übrigen Angaben abweicht, ist die bedeutende Erstreckung der grossen Insel nach Süden. Doch ist dieselbe sehr fraglich und hat auch bei der Britischen Admiralität, der sein Bericht bekannt ist, keine Berücksichtigung gefunden. Dieselbe hat in ihrer Generalkarte vom Indischen Ocean, Nr. 2483 (ausgegeben am 15. April 1857) westlich der beiden Macdonald-Inseln eine dritte verzeichnet und dieselbe „Meyer, 1857" benannt; doch muss sie auf die Position nicht viel Werth legen, da ein D (= doubtful, zweifelhaft) dabei steht. Ein grosses Verdienst um die Kunde dieser Inseln würde sich Neumayer erworben haben, wenn er gelandet wäre und eine Aufnahme oder Erforschung derselben bewerkstelligt hätte.

Nicht unmöglich ist es, dass eine genaue Aufnahme der Macdonald-Inseln Englischer oder Amerikanischer Seits bereits vorgenommen ist, obschon wir darüber noch nichts erfahren haben. Vielleicht dass die Österreichische Novara-Expedition, die besonders auf Oceanische Entdeckun

gen und Forschungen ausgegangen ist, diese interessante Gruppe bei ihren Arbeiten berücksichtigen wird.

II. KERGUELEN-INSEL.

Ungleich genauer, wenn auch noch sehr mangelhaft, ist die von den Macdonald-Inseln über 250 nautische Meilen oder 60 Deutsche Meilen nordwestlich liegende Insel Kerguelen bekannt, welche wegen ihrer ausgezeichneten Häfen und reichen Kohlenlager von Wichtigkeit ist und desshalb auch wohl eine vollständige Aufnahme und genauere Erforschung verdient. Am 13. Januar 1772 entdeckte der berühmte Französische Seefahrer Kerguelen die an der Westseite dieser Inseln belegenen Fortune-Inseln (s. Tafel 1) und bemerkte östlich davon ein Land, das er für einen grossen südlichen Kontinent hielt. Wegen stürmischen Wetters konnte er die Küste nicht erreichen und kehrte nach Mauritius zurück. Seine Entdeckung machte aber so allgemeines Aufsehen, dass er beordert wurde, mit zwei Kriegsschiffen, ,,Roland" und „L'Oiseau", das Land genauer zu untersuchen. Im Dezember 1773 kam er abermals in Sicht der Haupt-Insel und benannte das nordöstliche Vorgebirge Cap Français, wurde aber wieder durch Stürme an der Landung verhindert. Kapitän Rosnevet vom „L'Oiseau" fuhr jedoch am 6. Januar 1774 in den südlich von Cap Français belegenen Hafen ein und nahm von der Bai und dem ganzen Lande im Namen des Königs von Frankreich Besitz. Kapitän Cook bereitete sich gerade auf seine dritte und letzte Reise vor, als die Nachricht von dieser Entdeckung nach England kam. Die Admiralität instruirte ihn desshalb, auf seinem Wege nach Tasmania genauere Nachforschungen darüber anzustellen. In die Nähe des neuen Landes gekommen, fand er zunächst zwei Inseln von beträchtlicher Höhe und 8 bis 9 Engl. Meilen Umfang, die er Cloudy- (Wolkige) Inseln nannte, und bald darauf einen augenfälligen hohen Felsen, Bligh's Cap, dem schon früher Kerguelen den Namen Isle de Réunion gegeben hatte. Am Weihnachtstage ankerte er in der Bai des,,L'Oiseau" und seitdem hat dieser vortreffliche Hafen den Namen Christmas

(Weihnachts-) Hafen behalten. Eine genaue Aufnahme desselben und eine allgemeine Rekognoscirung der Nordostküste der Insel vom Cap Français bis Cap George waren die Früchte des Besuchs jenes grossen Seefahrers. Die Illusion, dass das neue Land ein Theil eines ausgedehnten südlichen Kontinentes sei, wurde durch das LogBuch des Kapitän Furneaux, der Cook auf dessen zweiter Reise begleitete, vernichtet, denn aus ihm ging hervor, dass die,,Adventure" im Febr. 1773 den Meridian der Insel etwa 50 Engl. Meilen südlich vom Cap George gekreuzt hatte.

Nach Cook wurde die Nordostküste der Insel von Kapitän Rhodes im Jahre 1799 genauer erforscht. Dieser

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treffliche Seemann lag acht Monate lang mit seinem Schiffe ,Hillsborough" im Winter-Hafen in der Hillsborough-Bay und untersuchte während dessen auf Booten über funfzig Buchten und Baien der benachbarten Küste. Ihm verdankt man fast ausschliesslich die Kenntniss von der Gestaltung der wunderbar zerrissenen Umgebungen der Hillsborough- und Whale Bay (Walfisch-Bai), so wie des Busens, der zwischen Port Palliser und Howe's Vorgebirge in die Insel einschneidet und in der Tiefe durch einen Isthmus von nur 34 Engl. Meilen Breite von der Walfisch-Bai getrennt wird. Die Südost-, Süd- und Westküste sind dagegen bis jetzt nur nach den allgemeinsten Umrissen bekannt, wie diess die im Jahre 1855 von der Britischen Admiralität herausgegebene Karte zeigt, welche unserem Carton (auf Tafel 1) zu Grunde liegt. Eben so weiss man von dem Innern der Insel noch so gut wie nichts, da nur ein sehr kleiner Theil im Norden durch die Expedition des Sir James Clark Ross untersucht wurde. Eine Abtheilung dieser Expedition ging nämlich im Jahre 1840 von der Cumberland-Bai quer über das Land nach der Westküste, hatte aber mit unsäglichen Beschwerden zu kämpfen und konnte desshalb nur wenige Beobachtungen anstellen. Auch dort, wie in der nächsten Umgebung von Christmas-Hafen, bestand der Boden aus vulkanischen Gesteinen, so dass man zu der Annahme berechtigt ist, Kerguelen-Insel verdanke eben so vulkanischen Kräften ihren Ursprung, wie die anderen Inseln dieses Theils der Erde, die Crozet-, Prinz Edward-, Macdonald-Inseln u. s. w. Sir James Clark Ross hielt sich 68 Tage im ChristmasHafen auf und machte von diesem und seiner Umgegend eine genaue Aufnahme. Eine grössere Ausdehnung seiner Forschungen verhinderte das ausserordentlich stürmische Wetter; dafür haben aber die Offiziere der Expedition und namentlich der berühmte Botaniker Dr. Hooker viele höchst interessante Beobachtungen angestellt, die über die Naturbeschaffenheit der Insel und die meteorologischen Erscheinungen des südlichen Indischen Oceans die wichtigsten Aufschlüsse geben. Da durch sie auch die oben angeführten Berichte über die Natur und das Klima der Macdonald-Inseln eine weitere Bestätigung und Ergänzung erfahren, so wollen wir einige Haupt-Resultate kurz anführen.

Das Nordende der Insel ist ganz und gar vulkanischen Ursprungs; die kühnen Vorlande der Kaps Cumberland und Français gewähren einen auffallenden Anblick von der See aus, da das Trap-Gestein, aus dem sie bestehen, eine Reihe fast horizontaler Terrassen bildet, welche eine grosse Ähnlichkeit mit geschichtetem Sand- oder Kalkstein haben. Basalt ist das vorherrschende Gestein, er tritt in prismatischer Form auf und geht häufig in Grünstein und die verschiedenen Modifikationen von Amygdaloid und Porphyr

über. Die allgemeine Richtung der Bergketten ist von. Südwest nach Nordost, ihre Höhe variirt zwischen 500 und 2500 Fuss. Viele Hügel werden von Trapp-Adern durchsetzt. Einige derselben, mit kraterähnlichen Gipfeln, sind augenscheinlich einst vulkanische Öffnungen gewesen. Drei oder vier eigenthümliche, isolirte Hügel in der Cumberland-Bai bestehen aus Fragmenten eines vulkanischen Gesteins, durch die an manchen Stellen die Hauptmasse in prismatischen Säulen hervorbricht, und haben sehr sanfte Umrisse. Die ungeheure Menge Trümmergestein, die sich an ihrem Fusse aufgehäuft hat, erreicht an vielen Punkten die Höhe von 200 bis 300 Fuss und giebt einen schlagenden Beweis von der raschen Verwitterung, welcher die Felsen hier bei dem häufigen und plötzlichen atmosphärischen Wechsel unterworfen sind. Die merkwürdigste geologische Erscheinung der Insel ist das Vorkommen von fossilem Holz und Kohlen.

Das erstere,

meist stark versteinert, findet sich im Basalt eingeschlossen, während die Kohle in Lagern von wenigen Zoll bis 4 Fuss Mächtigkeit in den Schluchten zu Tage tritt, in engem Kontakt mit dem darüber liegenden Porphyr- und Amygdaloid-Grünstein. Die Oberfläche der ganzen Insel

scheint von zahlreichen kleinen See'n und Wasserläufen unterbrochen zu sein. Von den heftigen Regenfällen angeschwellt, welche mit Schnee und Frost abwechseln und von starken Windstössen begleitet werden, rauschen die letztern den Abhang der Berge und längs der Schluchten in unzähligen wilden Bächen hinab, an vielen Stellen schöne schäumende Kaskaden bildend, waschen die Gesteine aus und bestreuen die Ebenen und Thäler mit Gerölle und fruchtbarem Alluvium.

Die Vegetation von Kerguelen - Insel ist entschieden antarktisch, obwohl die Insel in einer verhältnissmässig niederen Breite liegt. Aus einiger Entfernung hat sie das Ansehen vollkommener Sterilität und die Scenerie verbessert sich kaum, wenn der Reisende näher herankommt. Ein schmaler Gürtel grünen Grases zieht sich längs der Ufer des Hafens hin, untermischt und weiterhin verdrängt von grossen rundlichen Massen von schmutzig-grüner oder rostbrauner Farbe, die aus einer merkwürdigen, dem Bolax oder Balsam-Bog der Falkland-Inseln verwandten Umbellifere gebildet werden. Höher an den Hügeln hinauf besteht die Vegetation nur in zerstreuten Büscheln derselben Pflanzen, die die niedere Ebene bewohnen, und in der Höhe von 1000 bis 1200 Fuss hört sie fast ganz auf. Selbst Kapitän Cook's Beschreibung bleibt noch hinter der Wahrheit zurück, wenn er, Anderson's Journal citirend, sagt:,,Vielleicht bietet kein bis jetzt entdeckter Punkt unter demselben Parallel in beiden Hemisphären ein für den Naturforscher so kärgliches Feld, als dieser öde Fleck"; Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1858, Heft I.

Die

denn er hätte für die südliche Hemisphäre noch 10, für die nördliche über 20 Breitengrade hinzunehmen können als die Grenzen, innerhalb deren eine solche Armuth an Pflanzen-Species nicht weiter vorkommt. Selbst auf Spitzbergen giebt es fast dreimal mehr Phanerogamen als hier1). Die Zahl der während Cook's Aufenthalt auf der Insel entdeckten Species war, einschliesslich der Kryptogamen, 18; diese fand Dr. Hooker, mit Ausnahme einer Flechte, alle wieder und brachte durch neu aufgefundene Species die Flora der Insel auf etwa 150 Arten, nämlich 18 Phanerogamen, 3 Farren, 25 Moose, 10 Jungermannien, einen Schwamm, gegen 100 Flechten und Algen. Monokotyledonen verhalten sich zu den Dikotyledonen wie 1 zu 2, das niedrigste Verhältniss, welches bis jetzt aufgefunden wurde. Am nächsten kommt hierin die MelvilleInsel im Arktischen Meere, für die sich auf Kapitän Parry's erster Reise das Verhältniss von 2 zu 5 herausstellte. Von den 18 Phanerogamen gehören zwei zu Gattungen, welche der Insel eigenthümlich zu sein scheinen, eine merkwürdige Kohl - Pflanze (Pringlea antiscorbutica) und cine Portulacee. Die erstere, welche an der Küste in Menge wächst und auch an den Hügeln bis zu deren Gipfel hinauf vorkommt, diente während 130 Tagen der Mannschaft der Expedition als Gemüse, und in dieser ganzen Zeit stellte sich keine Krankheit an Bord ein. Von den übrigen 16 Phanerogamen bewohnen 10 auch das antarktische Amerika und 4 sind neue Species von Gattungen, die daselbst gefunden werden. Sechs trifft man auch auf der Auckland- und Campbell-Insel und zwei sind in der ganzen gemässigten und kalten Zone beider Hemisphären gemein. Von den Kryptogamen kommen die meisten in höheren südlichen Breiten häufig vor, viele sind Bewohner der Europäischen Alpen und noch mehr der nördlichen Polar-Regionen, etwa zwanzig scheinen aber der Insel eigenthümlich zu sein. Das Verhältniss der mit Pflanzen bedeckten Oberfläche ist ungefähr dasselbe wie auf Spitzbergen und der Melville-Insel, doch steht die relative Zahl der Species zu den Individuen weit zurück; denn während die Flora der Melville-Insel 67 und Spitzbergen 45 phanerogame Species hat, besitzt Kerguelen-Insel deren nur 18 und von diesen bedecken nur acht einen irgend beträchtlichen Theil der Oberfläche. Das Klima der Insel, obwohl rauh, gestattet doch eine perennirende Vegetation und kaum kann eine der Pflanzen, selbst von den Gräsern, unter die einjährigen gezählt werden.

Landthiere wurden nicht gesehen, dagegen ist die See in der Nähe der Insel reich an animalischem Leben. Die

1) Weihnachts-Hafen liegt in ziemlich derselben Breite als Paris oder Stuttgart.

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