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und die Bewohner der Grossen Lutschu-Insel und erstattet zugleich mit Bayard Taylor Bericht über ihre gemeinsame Erforschung der Peel-Insel (Bonin-Gruppe). Der Geistliche der Expedition, Kaplan George Jones, beschreibt die geologischen Verhältnisse der Grossen Lutschu-Insel, eine Mineralquelle bei Hakodadi und seinen Besuch der Kohlenlager auf Formosa. Von den letzteren hat er eine Kartenskizze nach dem Augenschein entworfen. Prof. B. F. Bache giebt eine vergleichende Analyse der Cumberland-, Formosa- und Japan-Kohlen. G. R. West spricht über die Agrikultur in China und giebt mehrere Abbildungen von Geräthschaften und Maschinen daselbst. Lieut. Boyle berichtet über seine Untersuchung der Vulkan-Bai auf der Insel Jesso; Kapitän Abbot über die zwischen Hakodadi und Simoda längs der Japanischen Küste ausgeführten Sondirungen und über seine Erforschung der Bonin-Inseln. Diesen meist kurzen Berichten folgt eine Abhandlung von Commodore Perry über die Leichtigkeit, den Amerikanischen Handel in Ost-Asien noch mehr zu heben, und eine zweite über die zu erwartenden Handelsbeziehungen Amerika's zu Japan und den Lutschu-Inseln; ferner William C. Redfield's Arbeit über die Typhune des westlichen Grossen Oceans mit Kartenskizze (s. Geogr. Mitth. 1857, S. 452); Lieut. Bent's Aufsatz über den Kuro-Siwo (s. Geogr. Mitth. 1857, SS. 36 und 37) mit einer Karte zur Vergleichung dieses Stromes mit dem Golfstrome; die systematische Beschreibung der während der Expedition gesammelten naturhistorischen Gegenstände (die Vögel von John Cassin, die Japanischen Fische von James Carson Brevoot, die Muscheln von C. Jay, die Pflanzen von Prof. Asa Gray bearbeitet) mit schön und luxuriös ausgeführten Abbildungen; eine Zusammenstellung von Segel-Direktionen und nautischen Bemerkungen, und ein Bericht von Kapitän Adams über den Hergang bei der Ratifikation des zwischen Japan und den Vereinigten Staaten abgeschlossenen Vertrags. Im Anhang ist noch das von einem Chinesen während des zweiten Besuchs der Expedition in Japan geführte Journal aus dem,,Overland Register" reproducirt und ein Facsimile des Vertrags in Japanischer Schrift gegeben. Die wichtigsten Karten befinden sich schon in Hawk's Werk in reducirtem Maassstabe (wir haben sie in der obigen Liste mit bezeichnet), die grösseren Übersichtskarten sind nur

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2. Bei unserer Erwähnung der ,,Arbeiten der Mitglieder der Russ. Geistlichen Mission in Peking. St. Petersburg 1852-1857" im vorigen Jahrgange (S. 273) dieser Zeitschrift sprachen wir unser Bedauern aus, dass die Benutzung der reichen, in vielfacher Hinsicht bedeutungsvollen Materialien, welche in jenen Arbeiten niedergelegt sind, durch die Russische Sprache erschwert werde. Dankbar erkennen wir daher das Verdienst der Herren C. Abel und F. A. Mecklenburg_an, eine Deutsche Übersetzung von dem interessanten Werke geliefert zu haben. Durch Zusammenziehung einzelner Abhandlungen ist der Umfang von drei auf zwei Bände vermindert worden. In Kurzem soll auch eine Englische Übersetzung von Dr. Abel publicirt werden.

3. Die zweite Nummer des zweiten Bandes (Neue Folge) von Logan's vortrefflichem Journal des Indischen Archipels enthält zunächst zwei Arbeiten über Pulo Pinang, die Englische Kolonie in der Strasse von Malaka, eine sehr ausführliche Schilderung der Malaien auf der Insel wie in der gegenüberliegenden Provinz Wellesley von J. D. Vaughan, der sieben Jahre unter ihnen lebte und ihre Gebräuche, Beschäftigungen, ihre dramatischen und musikalischen Leistungen, ihre Jagden, die Zubereitung der Speisen, die Trachten, die religiösen Ceremonien und Anschauungen, die abergläubischen Vorstellungen, ihre Wohnungen, Waffen, Krankheiten, Spiele aufs Genaueste beschreibt und zum Schluss eine Anzahl Legenden beifügt, und unter dem Titel ,,Notices of Pinang" eine Reihe von offiziellen Dokumenten, die sich auf die Reisen und Verhandlungen des Kapitäns Light vor dessen Gründung der Kolonie Pinang im Juli 1786 beziehen. Ferner finden wir aus dem ,,Bencoolen Miscellany" von 1822 das Tagebuch des Kapitäns Salmond über seine im Jahre 1818 ausgeführte Reise von Fort Marlborough nach Palembang auf Sumatra reproducirt. Er ging von Fort Marlborough (bei Bencoolen an der Westküste von Sumatra) den BencoolenFluss hinauf, überstieg das Gebirge und folgte dem Musi und Palembang-Fluss abwärts. Die Reise ist desshalb von besonderem Interesse, weil Salmond, so viel man weiss, der erste Europäer war, der Sumatra von einer Küste zur anderen durchkreuzte. Paul Ambrose Bigandet, Bischof von Kamatha, theilt ein vergleichendes Vokabulär der Sprachen der Schan (Laos), Ka-kying und Pa-laong mit, das er in Bhamo, der grossen Birmanischen Handelsstadt am oberen Irawaddi, sammelte. Logan, der dieses Vokabular mit einigen Erläuterungen begleitet, macht darauf aufmerksam, dass von den beiden letzteren Sprachen bisher

keine Wörtersammlungen existirten. Die Ka-kying bewohnen die Berge im Norden, Osten und Süden von Bhamo und sind verwandt mit den Karenen; ihre Sprache ist ein Dialekt des Sing-pho. Die Pa-laong leben in den Thälern südöstlich von Bhamo, jenseit der ersten Bergkette, und ihr Dialekt gehört zu der kleinen Reihe der Ost-Himalayischen Sprachen (Annam, Kambodja, Mon, Kasia) Hinter-Indiens.

4. Von Kotschy's Skizze des Bulghar Dagh (s. Geogr. Mitth. 1858, Heft II, SS. 74 und 75) haben wir einen besonderen Abdruck erhalten.

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5. Im,,Ausland" wird die neueste Geschichte der Beziehungen der Hinter-Indischen Länder, Birma, Laos-Staaten, Siam, Annam und Kambodja, zu den Engländern und Franzosen kurz und übersichtlich erörtert.

6. Im August vorigen Jahres reisten drei Engländer von Schanghai über Kiahing, Hangtscheu und Schauhing nach Ningpo. Aus ihrem Berichte (in der ,,Times"), der manches Interessante über das Leben und Treiben in diesen grossen Chinesischen Städten enthält und einen abermaligen Beweis liefert, wie freundlich die Chinesen im Allgemeinen den Fremden gegenüber sich zeigen, giebt der ,,New-York Tribune" einen Auszug, ist aber der irrthümlichen Meinung, die Reisenden seien nach dem Hangtscheu in der Provinz Hunan, nordnordwestlich von Canton, gelangt.

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8. Melville v. Carnbee's Atlas von Niederländisch-Indien schreitet rüstig vorwärts, so dass wir abermals über vier neue Blätter zu berichten haben. Das eine ist eine Karte der Residentschaft Probolinggo im Maassstab von 1:266.000, von M. v. Carnbee im Jahre 1856 gezeichnet. Das dargestellte Gebiet nimmt den schmalen Isthmus im östlichen Java, südlich von der Strasse von Madura, ein und fasst u. A. das durch Junghuhn näher bekannt gewordene Tengger-Gebirge in sich, von dem auch ein Profil beigegeben ist. Ein zweites Blatt, von M. v. Carnbee im Jahre 1855 gezeichnet, enthält die Residentschaft Kediri im mittleren Theile von Java, im Maassstabe von 1:327.000, von welcher auf einem dritten Blatte die Abtheilung Ngrowo nach 'der Aufnahme von J. D. van Herwerden in den Jahren 1835-1839 eine speziellere Darstellung erfahren hat. Sie ist im Maassstabe von 1:193.000 von M. v. Carnbee im Jahre 1855 ausgeführt. Dieses wie das folgende Blatt ist durch eine höchst sonderbare, naturwidrige Bergzeichnung verunziert. Das vierte Blatt, eine Karte der Insel Banka nach der topographischen Aufnahme des Lieut. L. Ullmann aus den Jahren 1852-1855 und im Maassstab von 1:560.000, ist von weit grösserer Bedeutung, als die vorerwähnten, welche durch die Junghuhn'sche Karte von Java ziemlich überflüssig gemacht worden sind; auch enthält es eine Zusammenstellung von einer grösseren Anzahl Höhen.]

AFRIKA. Bücher.

1. Rev. Joseph Shooter: The Kafirs of Natal and the Zulu Country. London, E. Stanford, 1857.

Aufsätze.

2. Theodor Kotschy: Allgemeiner Überblick der Nilländer und ihrer Pflanzenbekleidung.

3. V. A. Malte-Brun: Resumé historique du voyage d'exploration à la côte orientale d'Afrique, exécuté pendant les années 1846, 1847, 1848 sous le commandement de M. le Capitaine Guillain. Mit Karte. (Nouvelles Annales des Voyages, 1857, Dezember.)

4. Valentin Ferdinand's Beschreibung der Westküste Afrika's bis zum Senegal mit Einleitung und Anmerkungen von Dr. Friedrich Kunstmann. (Abhandl. der Histor. Klasse der K. Bayer. Akademie der Wissenschaften. Bd. VIII, Abth. 1.)

Karten.

5. Dr. H. Brugsch: Karte des Alten Ägypten. 1857. Leipzig, J. C. Hinrichs. Mst. 1:1.530.000.

[1. Der Verfasser des Buchs über die Kaffern von Natal und das Sulu-Land lebte in der erstgenannten Kolonie über vier Jahre als Geistlicher und benutzte namentlich einen intelligenten und zuverlässigen eingebornen Diener, um Aufschlüsse über das Leben und Treiben seiner Landsleute zu erhalten, nächstdem aber andere gedruckte und ungedruckte Aufzeichnungen über jene Länder (so die,,Travels" des Mr. Isaacs, eines der ersten Kolonisten in Natal, das Manuskript des Reisenden Green u. A.), mündliche Mittheilungen der Missionäre (u. A. des Deutschen Missionärs Dohne). Es ist dem Verfasser auf diese Weise gelungen, eine umfangreiche Schilderung des socialen und öffentlichen Lebens der Kaffern jener Gebiete zu entwerfen; namentlich

ist auch den in den letzten Jahrzehnten dort vor sich gegangenen gewaltsamen Umwälzungen, den Kriegen des berühmten Sulu-Häuptlings Tschaka und seiner Nachfolger mit Kaffern und Boers, Aufmerksamkeit geschenkt worden. Der Anhang enthält eine kurze physikalisch-geographische Skizze der Kolonie Natal von wenig Werth, erwähnt die Operationen und Erfolge der Missionäre und giebt eine kurze Aufzählung und Beschreibung der verschiedenen Stämme der Sulu - Kaffern nebst einigen Notizen über deren Sprache. Zur Illustration des Werks dienen eine kleine unbedeutende Kartenskizze, einige Lithographien und Holzschnitte.

2. Von Kotschy's vortrefflicher Arbeit über die Vegetation der Nilländer (s. Geogr. Mitth. 1857, S. 439; 1858, Heft II, S. 77) ist uns ebenfalls ein besonderer Abdruck zugegangen.

3. V. A. Malte-Brun giebt einen kurzen Auszug aus Guillain's Werk und begleitet ihn mit der grossen Übersichtskarte aus demselben. (S. Geogr. Mitth. 1857, S. 222.)

4. Valentin Ferdinand (Fernandez Aleman) aus Mähren lebte zu Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts als Buchdrucker und Notar zu Lissabon und verfasste ausser mehreren Übersetzungen ein genealogisches Werk über die Abstammung des Kaisers Max I. und eine geographische Beschreibung der von den Portugiesen in Afrika und Indien entdeckten Länder (de insulis et peregrinatione Lusitanorum). Diese letztere, eine Kompilation aus den Berichten des Diego Gomez, Johann Rodriguez, Thomas Piriz, Hans Maier (eines Deutschen, welcher den Vicekönig Don Francisco de Almeida 1505 nach Indien begleitete) und mehrerer Anderer, so wie aus Azurara's Chronik über die Entdeckung von Guinea, wurde in den Jahren 1507 und 1508 geschrieben und fand sich in unvollendetem Zustande unter dem Nach

lasse Konrad Peutinger's in Augsburg vor. Gegenwärtig befindet sie sich in der Königl. Bibliothek zu München. Von diesem, für die Geschichte der geographischen Entdeckungen wichtigen, Schriftstücke giebt Dr. Kunstmann eine auszugsweise Übersetzung mit werthvollen kritischen und erläuternden Noten und einer längeren Einleitung über die Lebensverhältnisse und schriftstellerischen Verdienste Valentin

Ferdinand's.

5. Dr. H. Brugsch's Karte des Alten Ägypten verdient diejenige Aufmerksamkeit und Anerkennung, die alle Arbeiten dieses ausgezeichneten Forschers beanspruchen. Nur wäre eine bessere technische Bearbeitung und Ausführung zu wünschen gewesen; so unterscheiden sich z. B. die heutigen Arabischen Ortsnamen von den antiken Benennungen wenig oder gar nicht.]

AUSTRALIEN UND POLYNESIEN.
Aufsätze.

1. Ludwig Becker an Geheimerath von Leonhard. (Neues Jahrbuch für Mineralogie u. s. w. 1857, Heft 6.)

2. Les vignes de l'Australie méridionale. (Moniteur univ. 14. Januar.)

3. Schilderungen der Loyalitäts-Inseln (Uëa). (Ausland, 1858, Nr. 2.)

[1. In einem Schreiben an Geheimerath v. Leonhard, datirt Melbourne, den 21. Juli 1857, bespricht L. Becker mehrere geologische und mineralogische Entdeckungen in Victoria, namentlich das Vorkommen von gediegenem Zink am Mittamitta-Fluss, 160 Engl. Meilen nordöstlich von Melbourne, das Auffinden einer Höhle nahe Mount Macedon, 40 Engl. Meilen nordwestlich von Melbourne, durch den Regierungs-Geologen Selwyn. Sie befindet sich im Basalt, der auf dem Silurischen ruht, und besteht aus niedrigen, verschlungenen Gängen; darin vorgefundene fossile Knochen sind Reste von Thieren, die den jetzt lebenden sehr ähnlich waren, lauter Beutelthiere. Auf solche und andere Erscheinungen gestützt, hält L. Becker die Fauna und Flora Australiens für die älteste der Erde, da sie seit der Silurischen Periode nicht gestört worden sei.

2. Ein Herr Babbage verlas in der Adelaide Philosophical Society ein Mémoire über den Weinbau in Süd-Australien, dem der ,,Moniteur univ." einige statistische Angaben entnimmt. Im Jahre 1847, in welchem zuerst Wein in grösserer Menge angebaut wurde, waren 198 Acres damit bestellt. Diese Zahl hob sich im Jahre 1854 auf 4094 und im Jahre 1856 auf 753 Acres. Die hauptsächlichsten Distrikte, in denen Weingärten liegen, sind: Brighton, Burnside, Echunga, Noarlunga, Onkaparinga, Para Wirra und West Torrens mit je 11 bis 15 Acres; Angaston, East Torrens, Mount Crawford und Yatala mit je 21 bis 30 Acres; Clarendon, Morphett Vale und Tanunda mit je 43 bis 50 Acres; Highercombe mit 75 Acres; Mitcham mit 87

Acres und Payneham mit 109 Acres. Diese Distrikte liegen sämmtlich zwischen 34° 20' und 35° 10' S. Br., meist in der Grafschaft Adelaide, einige auch in der nördlich daran stossenden Grafschaft Light. Der Wein wird meist im Lande konsumirt, doch wurden schon 1853 82 Gallonen, 1854 480, 1855 880, aber 1856 nur 334 Gallonen exportirt. In Neu-Süd-Wales versuchte man den Weinbau schon 1801, aber erst seit 1829 hat man ihm dort grössere Aufmerksamkeit zugewandt; die besten dort erzielten Weine sind der Cambden und Irrawang.

3. Das,,Ausland" entnimmt den neuesten Mittheilungen Henri de Coux' einige interessante Notizen über die Insel Uea von der Gruppe der Loyalitäts-Inseln (östlich von Neu-Caledonien), ihre Bewohner und die Geschichte der Französischen Mission daselbst.]

AMERIK A. Bücher.

1. Report from the Select Committee on the Hudson's Bay Company; together with the proceedings of the Committee, minutes of evidence, appendix and index. Ordered, by The House of Commons, to be printed, 31 July and 11 August 1857. Mit 1 Karte.

2. Annual Report of the Board of Regents of the Smithsonian Institution, showing the operations, expenditures and condition of the Institution, for the year 1856. Washington 1857.

3. Balduin Möllhausen: Tagebuch einer Reise vom Mississippi nach den Küsten der Südsee. Eingeführt von Alexander von Humboldt. Mit Illustrationen in Ölfarben- und Tondruck, mit Holzschnitten und einer Specialkarte. 2 Bände. Leipzig, Herm. Mendelssohn, 1858.

Aufsätze.

4. Fr. Lichterfeld: Californien. I. Entdeckung und Geschichte Californiens bis zum Eintritt Ober- oder Neu-Californiens in den Nord-Amerikanischen Staatenverband. (Westermann's Illustrirte Deutsche Monatshefte, 1858, Januar.)

5. Earthquakes in the Mississippi Valley. (New-York Tribune, 23. Oktober 1857.)

6. B. F. Prince: The Indians of the Great Basin. (Ebenda, 27. Oktober 1857.)

7. An excursion in the North-West. (Ebenda, 15. Dez. 1857.) 8. Dr. Karl Rohrbach: Der Asphalt-See in Trinidad. (Ausland, 1858, Nr. 3 und 4.)

9. Adolphe de Circourt: Annexao ao relatorio do ministerio dos negocios estrangeiros de 1857. Limites com a Guyana Franceza. Protocollos das conferencias havidas na corte de Paris entre os plenipotenciarios do Brasil e de França para a determinação da quelles limites (Nouv. Annales des Voyages, 1857, Dezember.) Karten.

10. J. Arrowsmith: Map of North America. Mst. 1:11.774.000. (Zu Nr. 1.) 11. Dr. H. Lange: Karte zu Balduin Möllhausen's Reise vom Mississippi nach der Südsee im Jahre 1853-1854. Maassst. 1:6.015.000. (Zu Nr. 3.)

[1, 10. Nachdem im Jahre 1838 der Hudsonsbai-Kompagnie das Recht des ausschliesslichen Handels über den nordwestlichen Theil von Britisch-Amerika (Indian Territory) gegeben war, forderte das nahe Erlöschen dieses Termins zu einer eingehenden Untersuchung des Zustandes derjenigen Länder auf, über welche jene Kompagnie entweder das Eigenthumsrecht (Rupert's Land, Stromgebiet der Hudsonsbai) oder nur ausschliessliche Handelsbefugniss oder ähnliche Rechte besitzt (Indian Territory, Vancouver's Island), namentlich da Canada eine Änderung dieser Verhältnisse beanspruchte, um weiteres Gebiet zur Kolonisation zu erlangen. Die Untersuchung wurde einem Select Committee des Parlaments übergeben, dessen Arbeiten und Resultate seit dem Sommer 1857 in einem über 500 Folioseiten umfassenden Blue Book dem Parlamente vorgelegt worden sind. Dieses enthält ausführliche Vernehmungen früherer Beamten und Residenten jener Länder, nach denen die Kommission zu dem Beschluss gekommen ist, dem Parlament zu empfehlen, einzelne Distrikte (am Red River und Saskatchewan) an Canada zu überlassen, Vancouver's Island aus der Verbindung mit der Hudsonsbai-Kompagnie zu lösen und diese Kolonie durch Zuweisung eines festländischen Küstenstrichs westlich der Felsengebirge zu vergrössern, alle übrigen der Kompagnie untergebenen Länder aber in dem bisherigen Verhältniss zu derselben zu belassen. Auf der beiliegenden Karte sind das Gebiet, welches die HudsonsbaiKompagnie kraft der Belehnungs-Urkunde von Karl II. beansprucht, die

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2. Der Bericht des Direktorenhofes der Smithsonian Institution für das Jahr 1856 hat dieselbe Einrichtung wie der für das Jahr 1855 (s. Geogr. Mitth. 1857, S. 279); der erste Theil giebt Aufschluss über die Vorgänge und Veränderungen, die Finanzen, den Zuwachs der Sammlungen und enthält daneben eine Übersicht der von den Vereinigten Staaten ausgegangenen wissenschaftlichen Expeditionen und Reisen während des genannten Jahres, so wie eine Liste sämmtlicher meteorologischer Stationen innerhalb der Vereinigten Staaten; in dem zweiten Theile finden sich eine Anzahl Vorlesungen, anderweitige Abhandlungen und Korrespondenzen zusammengestellt. Unter ihnen haben wir zu erwähnen J. G. Kohl's Vortrag über seine Sammlung Amerikanischer Karten (s. Geogr. Mitth. 1857, SS. 444 und 445); Vorschriften für das Sammeln, Aufbewahren und Transportiren naturhistorischer Gegenstände von Professor S. F. Baird; eine Liste der Fische von New York mit kurzen Beschreibungen von Theodore Gill; einen Bericht über die bisherigen Resultate der zu praktischen Zwecken unternommenen geologischen Aufnahme von Trinidad von G. P. Wall und Jas. Sawkins; eine Beschreibung des von Charles Smallwood errichteten Observatoriums zu St. Martin, Isle Jesus, in Ost-Canada (45° 32' N. Br., 73° 36′ W. L. v. Gr., 118 Engl. Fuss über dem Meere); eine längere Abhandlung von L. W. Meech über die relative Intensität der Wärme und des Lichtes der Sonne in verschiedenen Breiten der Erde, und den Schluss des ins Englische übertragenen Berichtes über die neueren Fortschritte der Physik von Prof. Joh. Müller in Freiburg.

3, 11. Nachdem bereits im Januar dieses Jahres der erste Theil des Tagebuchs u. s. w. von Möllhausen veröffentlicht war, liegt dieses anziehende und vom Verleger prächtig ausgestattete Werk (beinahe 500 Seiten gross Quart) durch die im Mai erfolgte Ausgabe des zweiten Theils nunmehr vollendet vor uns. Gegenstand dieses Tagebuchs ist die Beschreibung der Expedition, welche unter dem Amerikanischen Ingenieur-Lieutenant A. W. Whipple in den Jahren 1853-54 vom Fort Smith am Arkansas längs des 35. Breitengrades nach dem Hafen von San Pedro an der Kalifornischen Küste sich bewegte, um auf dieser Route das Terrain in Beziehung auf eine anzulegende Eisenbahn zu untersuchen. Möllhausen, welcher diese Expedition als Geograph und Zeichner begleitete, beabsichtigt in seinem Tagebuch keineswegs eine wissenschaftliche Darstellung derselben; er schildert dieselbe vielmehr in der Absicht, dem Leser ein getreues Bild der grossartigen Natur jener weiten Landstriche und des Kulturzustandes ihrer Indianischen Urbewohner zu geben, so wie des Lebens und Treibens derjenigen,,Bleichgesichter", welche entweder vorübergehend als Reisende oder dauernd als Hinterwäldler und Pelzjäger jene Gegenden durchwandern; um dieses zu erreichen, erzählt er uns nicht nur von ihm selbst Gesehenes und Erlebtes, sondern flechtet auch die Erlebnisse und Schilderungen Anderer ein. Wir finden aus demselben Grunde die eigentliche Topographie nur gelegentlich besonders beachtet, so im ersten Theil (von Fort Smith längs des Thals des Canadian über den oberen Lauf des Rio Pecos nach dem Rio Grande del Norte) bei der Beschreibung der Cross Timbers, jenes merkwürdigen Waldstrichs, der von Arkansas bis zum Brazos die baumlosen Regionen des fernen Westens durchzieht, der Llano Estacado u. s. w.; häufiger geschieht es im zweiten, welcher uns von Albuquerque am Rio Grande über die Sierra Madre und zwischen den S. Francisco- und Bill Williams-Bergen hindurch nach dem Rio Colorado bei der Mündung des Bill Williams Fork und von hier durch das Thal des Mohave und den CajonPass nach der Küste des Stillen Meeres führt, eine Route, die zu eingehenderen topographischen Schilderungen schon desshalb mehr aufforderte, weil das durchzogene Terrain eine grössere Mannigfaltigkeit bot und nur erst sehr spärlich bekannt war. Die Pflanzen- und namentlich die Thierwelt wird in ihren charakteristischen Exemplaren vorgeführt, ohne dass das Buch in dieser Beziehung etwas Neues bieten dürfte. Besondere Beachtung wird, wie schon erwähnt, den verschiedenen Indianer-Stämmen geschenkt, ihren Traditionen, ihrer Herkunft, Geschichte und jenen merkwürdigen Bauwerken und historischen Überbleibseln, welche in den Pueblos von Neu-Mexiko angetroffen werden. Dass aber das Werk Möllhausen's trotz der absichtlich mangelnden Wissenschaftlichkeit unsere besondere Aufmerksamkeit verdient, dafür möchte das Vorwort Humboldt's und sein darin niedergelegtes Urtheil schon ein vollgültiger Beweis sein (s. Geogr. Mitth. 1857, S. 545). Dem zweiten Band sind eine Reihe von Anmerkungen beigefügt, meistens Auszüge aus dem Bericht des Geologen der Expedition, Herrn

Jules Marcou, jetzt Professor an der Polytechnischen Schule in Zürich; ferner ein Auszug aus dem offiziellen Bericht des Kriegsministers in Washington, Jefferson Davis, über die erlangten Resultate der Expedition in Bezug auf die Anlegung einer Eisenbahn, so wie endlich Erläuterungen zu der beigegebenen Karte von Dr. Henry Lange, nebst einem Verzeichniss der auf derselben eingetragenen astronomischen Positionen. Diese deutlich und geschmackvoll ausgeführte Karte umfasst das Gebiet zwischen 30 und 38° N. Br. und zwischen dem Grossen Ocean und Fort Smith am Arkansas. Die Materialien, welche die neuen Aufnahmen und Rekognoscirungen der projektirten Eisenbahnrouten, so wie die Vermessungen in Arizona und Neu-Mexiko geliefert haben, sind darin vollständig verarbeitet und ihr Werth wird noch erhöht durch die Beigabe eines Höhen-Profils von Fort Smith bis zum Grossen Ocean im Höhenmaassstab von 1:150.000. Volle Anerkennung verdient auch die typographische Ausstattung des Werkes, welches ausser einigen Holzschnitten mit 13 Illustrationen in Ölfarbenund Tondruck geziert ist.

4. Dr. Lichterfeld giebt in dem ersten Abschnitt seines Aufsatzes über Kalifornien einen klaren und lebendigen Abriss der Entdeckungsund Kolonisations-Geschichte Kaliforniens bis zur Zeit seines Eintritts in die Reihe der Vereinigten Staaten und einen kurzen Überblick der physikalischen Geographie des Landes.

5. Veranlasst durch das Erdbeben am oberen Mississippi vom 8. Oktober vorigen Jahres, über welches in derselben Nummer des ,,New-York Tribune" mehrere Berichte abgedruckt werden, kommt ein Korrespondent dieser Zeitung auf die heftigen Erderschütterungen zu sprechen, welche vom 16. Dezember 1811 bis Mitte Februar 1812 die Länder am Mississippi heimsuchten, über die aber nur sehr unvollkommene Berichte existiren. Er stellt zusammen, was man von der Ausdehnung und Heftigkeit jenes Erdbebens in Erfahrung gebracht hat, und beschreibt ausführlicher einzelne Scenen und Wirkungen. Die Spuren haben sich bis jetzt noch nicht ganz verwischt; in der Nähe von Neu-Madrid in Missouri, dem Centrum der Erschütterung, findet man noch heute zahlreiche Erdspalten und Schluchten, welche damals entstanden sind; hier wie in der Grafschaft Hickman in Kentucky und weiter hinab in Tennessee sind noch viele See'n und Teiche, durch das Eindringen des Wassers in die Erdspalten und Senkungen gebildet, zu sehen und der St. Francis-Fluss im Norden von Arkansas windet sich durch eine Wildniss von See'n, Sümpfen und stehenden Kanälen, welche derselben Ursache ihre Entstehung verdanken. Man hat dieses Erdbeben irrthümlich mit dem zusammengeworfen, welches am 25. März 1812 Caracas zerstörte, am Mississippi hatten aber nachweislich die Erschütterungen schon im Februar aufgehört.

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6. B. F. Prince schildert kurz die physischen und moralischen Eigenschaften der drei Indianer-Stämme, welche das Grosse Bassin im Utah-Territorium bewohnen, der Piots, Schoschonen und Utahs, und stellt ihren Charakter und ihre Fähigkeiten in ein sehr günstiges Licht. Die Piots haben das Gebiet zwischen der Sierra Nevada und dem Humboldt-See, einschliesslich des ganzen Carson-Thales, inne, die Schoschonen leben zwischen dem Humboldt-See und dem Goose-Creek-Mountain, die Utahs zwischen diesem und dem Ostrande des Beckens. Ihre Gesammtzahl schätzt Prince, der sich 6 Jahre lang unter ihnen aufhielt, auf 60- bis 75,000. Nebenbei erfahren wir, dass er den Lauf von vier verschiedenen Flüssen, ausser dem Humboldt, verfolgte, die alle wie dieser in See'n enden und noch auf keiner Karte verzeichnet sein sollen, und dass die Kolonisationsfähigkeit des Landes zu beiden Seiten des Humboldt je nach der Entfernung zunehme.

7. In demselben Journal finden wir die Beschreibung einer grössten Theils zu Wasser zurückgelegten Reise im Quellgebiet des Mississippi. Der Verfasser hatte den grossen und herrlichen Leech-See besucht und fuhr auf seiner Rückkehr nach Crow Wing (an der Mündung des gleichnamigen Flusses in den Mississippi) auf dem breiten, ruhigen, von wilden Reisfeldern und üppiger Sumpf - Vegetation bekleideten Leech-Fluss in den Mississippi hinab, folgte diesem bis zu den Fällen oder richtiger Stromschnellen von Pekagema, machte einen Abstecher nach dem lieblichen Sandy-See und fuhr dann wieder auf dem Mississippi nach Crow Wing. Die Erzählung ist belebt und anschaulich. Dass der Mississippi oberhalb Crow Wing mit Dampfern befahren werden könne, hält der Verfasser nicht für wahrscheinlich, da auch unterhalb Pekagema noch ein halbes Dutzend Stromschnellen existiren.

8. Dr. Rohrbach giebt eine ausführliche Beschreibung des berühmten Asphalt- oder Pech-See's bei La Brea auf der Insel Trinidad. Er bestätigt im Allgemeinen die Angaben früherer Reisenden, z. B. J. E. Alexander's (Edinb. New Philos. Journal, 1833. XXVII, pag. 94 ff.), bemerkt aber, dass der Rand des Thonbeckens, welches die Asphalt

ansammlung ausfüllt, an seiner höchsten Stelle etwa 25 bis 40 Fuss und die Asphaltfläche selbst nur 30 Fuss über dem Meere liege, während Montgomery Martin und Alexander die Höhe zu 80 Fuss angeben. Von dem Asphalt auswerfenden Schlunde bei Naparima glaubt er, dass er mit dem See in unterirdischer Verbindung stehe.

9. A. de Circourt theilt aus den Protokollen der jüngsten Konferenz zur Bestimmung der Grenze zwischen Französisch-Guyana und Brasilien Einiges mit und bespricht die historische Entwickelung jener Grenzfrage.]

ALLGEMEINES.

Bücher.

1. Dr. Wilhelm Hoffmann: Encyklopädie der Erd-, Völker- und Staatenkunde, eine geographisch - statistische Darstellung der Erdtheile, Länder, Meere, Inseln, Gebirge, Berge, Vorgebirge, Buchten, Häfen, Flüsse, Seen, Völker, Staaten, Städte, Flecken, Dörfer, Bäder, Berg- und Hüttenwerke, Leuchtthürme, Kanäle, Eisenbahnen u. s. w. nebst den geographisch-astronomischen Bestimmungen der Lage der Orte. Lief. 1-27. Leipzig, Arnold, 1854-1857.

2. Dr. H. Berghaus: Was man von der Erde weiss. Lief. 19-23. Berlin, Hasselberg, 1857.

3. Dr. Franz Locher: Allgemeine Erdkunde oder neuestes Handbuch zur Beförderung und Belebung des geographischen Sinnes und Wissens für Schule und Haus. Lief. 1-5. Regensburg, G. J. Manz, 1857.

4. Dr. Alexander Schöppner: Hausschatz der Länder- und Völkerkunde. Geographische Bilder aus der gesammten_neueren Reiseliteratur. Mit 24 Ansichten in Tondruck und 38 Vignetten. Leipzig, 1858.

5. Dr. J. Roth: Die Fortschritte der physikalischen Geographie im Jahre 1854. (Abgedruckt aus dem zehnten Jahrgange der ,,Fortschritte der Physik".)

6. E. A. Zuchold: Bibliotheca historico-naturalis. 7. Jahrgang, 1. Heft. Januar bis Juni 1857. Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht.

7. Dr. A. Mühry: Klimatologische Untersuchungen oder Grundzüge der Klimatologie in ihrer Beziehung auf die Gesundheits- Verhältnisse der Bevölkerungen. Mit einer geographisch geordneten, die gesammte Erde umfassenden Sammlung klimatologischer Schilderungen. Mit 2 Karten. Leipz. u. Heidelb., C. F. Winter, 1858. 8. Report of the twenty-sixth meeting of the British Association for the Advancement of Science, held at Cheltenham in August 1856. London, J. Murray, 1857. Mit 2 Karten.

9. William C. Redfield: Observations in relation to Cyclones of the Western Pacific: embraced in a communication to Commodore Perry. Mit einer Karte.

10. Prof. Dr. Denison Olmsted: Address on the scientific life and labors of William C. Redfield, A. M., first president of the American Association for the Advancement of Science. Delivered before the Association at their annual meeting in Montreal, August 14, 1857. New Haven 1857.

11. John Rodgers and Anton Schönborn: On the avoidance of the violent portions of Cyclones; with notices of a typhoon at the Bonin Islands (from the American Journal of Science and Arts, Vol. XXIII. March 1857).

12. Report of the Secretary of War, communicating information respecting the Purchase of Camels for the purposes of military transportation. Washington, 1857.

13. Rapport sur l'Exposition Universelle de 1855 présenté à Empereur par S. A. I. le Prince Napoléon, président de la Commission. Paris, Imprimerie impériale, 1857. Mit 2 Plänen.

14. Chr. Frisch: Joannis Kepleri astronomi opera omnia. Vol. I. Francofurti et Erlangae, Heyder & Zimmer, 1858.

Aufsätze.

15. A. Steinhauser: Über die Grösse der Geographischen Quadratmeile und ihr Verhältniss zur Österreichischen Quadratmeile. (Ztschr. für die Österr. Gymnasien. 1858, Heft 1.)

16. John Watkins Brett: On the Submarine Telegraph. (Notices of the Meetings of the Members of the Royal Institution of Great Britain. Part VII. Nov. 1856 bis Juli 1857.) Karten.

17. Hygrometeorische Weltkarte, zu allgemeinster Übersicht der Vertheilung der vollen Dampf-Saturation (Regen); mit Angaben über

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die Haupt-Temperatur-Linien und Haupt- Winde. Mst. 1:130.000.000. Die vier klimatischen Gebiete von Deutschland. Mst. 1:9.000.000. (Zu Nr. 7.) 18. Die Mündung des Mersey nach den Vermessungen aus den Jahren 1689, 1755, 1813 und 1847. Arran Island, Frith of Clyde. Mst. 1:300.000. (Zu Nr. 8.)

19. Exposition Universelle. Plan d'Ensemble. Mst. 1:4000. Exposition universelle. Plan de la Cérémonie de Clôture du 15 Novembre 1855. Mst. 1:1000. (Zu Nr. 13.)

[1. Der neueren geogr. Literatur fehlt es nicht an guten und brauchbaren geogr. Lexicis und unser Jahrzehnt allein hat eine ganze Reihe solcher Werke entstehen sehen (wir erwähnen nur: A Gazetteer of the World, Edinburgh, Fullarton, 1850-1857; The Imperial Gazetteer, Glasgow, Blackie, 1850-1855; Lippincott's Pronouncing Gazetteer, Philadelphia, 1855; die vierte Auflage von Ritter's Geogr.-statist. Lexikon, Leipzig, 1855). Es ist diess das beste Zeichen, wie das Bedürfniss nach Orientirung in den rasch wachsenden geographischen und statistischen Materialien auch im grossen Publikum mehr und mehr zunimmt. Dass sich bei Vergleichung dieser gleichzeitig entstandenen, ein und dasselbe Ziel verfolgenden Werke häufig eine Identität herausstellt, kann nicht Wunder nehmen, aber es wäre voreilig, desshalb neue ähnliche Unternehmungen für überflüssig zu erklären. Im Gegentheil muss uns immer noch ein jedes geographische Lexikon willkommen sein, sobald es in sachkundiger und selbstständiger Weise bearbeitet ist; denn nicht nur schreitet die Wissenschaft täglich mit raschen Schritten vorwärts, sondern es ist selbst für ein umfangreiches Werk dieser Art unmöglich, den Stoff vollständig zu bewältigen, so dass erst eine grössere Anzahl dem Bedürfniss genügen kann. Ist schon aus diesem Grunde die Hoffmann'sche Encyklopädie eine erfreuliche Erscheinung, so wird sie es doppelt, wenn man ihren inneren Werth be rücksichtigt. Überall zeigt sich das eigene, selbstständige Studium, ein unermüdlicher Fleiss in Benutzung auch der neuesten Forschungen und eine Vorliebe für wissenschaftliche Behandlung im Verein mit praktischem Sinn für kurze, übersichtliche Darstellung. Dabei ist eine seltene Vollständigkeit erreicht worden, wie denn diese Encyklopädie bei gleich kompressem Druck und etwas grösserem Format ziemlich die doppelte Bogenzahl des Ritter'schen Lexikons erhalten wird. Die bis jetzt erschienenen 27 Lieferungen gehen bis zu dem Namen Hubalow, bilden also erst die kleinere Hälfte des Ganzen, und doch umfassen sie bereits 135 Bogen. Nicht geringer Werth ist auch auf die Wohlfeilheit des Buches zu legen (jede Lieferung von 5 Bogen kostet nur 4 Sgr.), da sie die allgemeinere Verbreitung so sehr begünstigt. Gegenüber solchen Vorzügen und den ungeheuren Schwierigkeiten, welche einer derartigen Arbeit sich entgegenstellen, wollen wir dem Verfasser keinen Vorwurf daraus machen, dass hie und da veraltete, namentlich statistische, Angaben, wie wir sie z. B. in dem Stein'schen Lexikon finden, sich eingeschlichen haben.

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2. Die Lieferungen 19-23 des früher (s. Geogr. Mitth. 1857, S. 452) von uns näher besprochenen Werkes ,,Was man von der Erde weiss" von Dr. H. Berghaus enthalten den Schluss der trefflichen allgemeinen Übersicht von Deutschland und die spezielleren Schilderungen des Alpenlandes und der Deutschen Mittelgebirgs-Landschaften nach ihren physikalischen Verhältnissen, ihren Bewohnern und deren Lebens- und Wirthschaftsweise.

3. Die sich stark mehrende Zahl der geographischen Handbücher es sind jetzt gleichzeitig wohl ein Dutzend im Erscheinen begriffen giebt ein unzweideutiges Zeugniss von der Unzulänglichkeit der bisherigen ab. Wie Ausgezeichnetes auch auf einzelnen Gebieten der Geographie geleistet wird, die schwierige Aufgabe eines vollständigen, dem neuesten Standpunkte entsprechenden Handbuches ist noch nicht gelöst worden. Eine solche Aufgabe lässt sich aber auch kaum an einen Einzelnen stellen und meist begnügen sich daher die Verfasser geogr. Handbücher damit, einen besonderen Theil der Wissenschaft vorzugsweise zu bearbeiten oder ihr Werk für die geringeren Bedürf nisse der Schulen und des grösseren Publikums einzurichten. In dieser Weise fassen wir auch das Handbuch von Dr. Fr. Locher auf, das von der mathematischen (13 Seiten) und allgemein physikalischen (33 Seiten) Geographie nur flüchtig skizzirte Andeutungen enthält, in den topographischen, historischen und statistischen Theilen aber ziemlich ausführlich wird, wenn auch immer in mehr populärer Weise. Warum es,,zur Beförderung und Belebung des geographischen Sinnes und Wissens" mehr als andere ähnliche Werke geeignet sein soll, sehen wir nicht ein, da die Darstellung möglichst trocken ist und das Buch in dieser Hinsicht manchen anderen, diesen speziellen Zweck berücksichtigenden, Schriften weit nachsteht. Die in der Ankündigung ge

machte Bemerkung, das Handbuch habe u. A. den Zweck,,,gewissen Grundsätzen, Schlagwörtern und dem schleichenden Gifte mancher geogr. Werke entgegenzutreten", können wir nur auf einige wenige Stellen beziehen, in denen auf die bekannte, längst abgedroschene Weise die Zweckmässigkeit der Einrichtungen der Natur und die Weisheit des Schöpfers an einzelnen Beispielen gezeigt wird. In wissenschaftlicher Beziehung genügt das Handbuch nicht, selbst zum Nachschlagen der Zahlenangaben ist es nicht zu gebrauchen, weil es hierin meist auf älteren Quellen basirt. Das ganze Buch ist auf 10 Lieferungen zu je 5 bis 6 Bogen berechnet; die uns vorliegenden 5 ersten enthalten die allgemeine Beschreibung von Europa und die speziellere von Deutschland, Italien, der Schweiz und den Niederlanden.

4. Dr. Schöppner ist bei der Zusammenstellung seines Hausschatzes von dem Grundsatz ausgegangen, dass man beim Unterricht in der Geographie der phantasievollen, frischen Jugend zuerst lebendige, konkrete Gestalten, nicht aber traurige, Geist und Gemüth tödtende, schematische Kompendien vorlegen, dass nach dem Ausspruche des Dänischen Naturforschers Schouw ein Lehrbuch der Erdbeschreibung,,sich lesen lassen müsse". Um dem aus der Nicht beachtung dieses Grundsatzes entstehenden Bedürfniss abzuhelfen, will er neben das systematische,,Lehrbuch", welches vorwiegend eine Beschreibung des ,,Landes" giebt, ein ,,Lesebuch" stellen, in welchem hauptsächlich die Staffage des Landes, ,,die Leute", ins Auge gefasst und lebendige Charakter-Bilder der Länder- und Völkerkunde gegeben werden. Es ist dem Verfasser nun auch unstreitig gelungen, aus den klassischen Werken fast ausschliesslich der Deutschen Reiseliteratur eine höchst ansprechende und lehrreiche Sammlung jener Bilder zusammenzustellen. Für den dabei angewendeten Fleiss spricht das angehängte Quellenverzeichniss, welches 264 Nummern enthält; jeder einzelne Aufsatz ist mit der entsprechenden Nummer bezeichnet, so dass auch der Leser der Quelle desselben nachfolgen kann. Das Werk enthält über 800 Seiten in gross Oktav und ist in einer Weise ausgestattet worden, die der Verlagshandlung grosse Ehre macht; besonders sind die ganz vorzüglichen Holzschnitte in Tondruck zu rühmen, welche dieses empfehlungswerthe Werk schmücken.

Nr. 5 ist eine Zusammenstellung von kurzen Besprechungen, theilweise auch nur der Titel, von etwa 80 Büchern und Aufsätzen aus dem Jahre 1854. Sie sind je nach ihrem Inhalt in die Abschnitte: Hydrographie, Orographie, Vulkane und Erdbeben, und Allgemeines geordnet, der Literatur verschiedener Länder entnommen und geben, da meist nur bedeutendere, auf die Fortschritte der physikalischen Geographie einwirkende Arbeiten gewählt wurden, einen allgemeinen Überblick über diese Fortschritte selbst.

6. Vergl. Geogr. Mitth. 1857, S. 229.

7, 17. Dr. A. Mühry's nosogeographische Untersuchungen, deren erste Früchte im Jahre 1856 dem Publikum geboten wurden '), sind seitdem bedeutend vorwärts geschritten, so dass nach kaum zweijährigem Zeitraum abermals ein starker Band mit einem grossen Schatz neu gesammelter Materialien vor uns liegt. Wie in dem früheren Werke wurden auch hier wieder die speziellen klimatologischen und biostatistischen Schilderungen aus den verschiedensten Theilen der Erde in dem zweiten Abschnitt zusammengestellt, während die aus ihnen abgeleiteten allgemeineren Schlüsse und Gesetze in dem ersten kürzeren Abschnitt Platz fanden. Mit bewunderungswürdigem Fleisse hat der Verfasser die geographische, namentlich die Reiseliteratur zu seinen Zwecken ausgebeutet und beide Werke zusammen enthalten nicht weniger als 570 gesammelte und ausgezogene Berichte. Gleichen Schritt hat die Verarbeitung derselben gehalten, die hauptsächlich den Zweck verfolgt, nach und nach eine Grundlage der klimatischen Ätiologie zu gewinnen, und die bis jetzt gewonnenen Resultate, obwohl kein vollständiges System darstellend, verdienen alle Anerkennung, da sich der Verfasser auf ein höchst mangelhaft angebautes Feld der Forschung begeben hat. Gleich das erste Kapitel bringt eine vortreffliche Abhandlung über die Klimatologie der Gebirge, in welcher von unserem Standpunkt aus als besonders rühmlich hervorzuheben sind der Versuch zur Konstruktion von Hypsothermen, d. i. Linien oder vielmehr Flächen gleicher mittlerer Temperatur, welche durch die Erhebung über den Meeresspiegel bedingt ist, und ein Versuch, die Schneegrenze im Winter und Sommer getrennt festzustellen. Dieser Abschnitt scheint uns der bedeutendste des Werkes zu sein. Das zweite Kapitel handelt von der Absenz der Lungenschwindsucht auf einigen Arealen und besonders in der dünneren Luft hoher Regionen; das dritte von der

1) S. Geogr. Mitth. 1856, S. 305.

Salubrität der Klimate, deren Bedingungen und relativen Unterschieden, Unterschied für Eingeborne und Fremde, Acclimatisation u. s. w. mit einer Übersicht von Beispielen der vorzüglichsten gesunden und ungesunden Wohnorte der Erde. In dem kurzen vierten Kapitel,,über die Mischungsverhältnisse der Atmosphäre in geographischer Hinsicht" wird dargethan, dass das Verhältniss der Bestandtheile der Atmosphäre überall und immer dasselbe ist und dass nur in den accidentellen, gasförmigen oder inhärirenden, Beimischungen einige Besonderheiten Statt finden. Nachdem in dem fünften Kapitel die Salubritäts-Verhältnisse kleiner Inseln und der Meeresküsten noch besonders besprochen worden, unterzieht der Verfasser im sechsten das Klima von Deutschland einer ausführlicheren Untersuchung, indem er dabei vier klimatische Gebiete unterscheidet. Diese werden getrennt durch die von Nord nach Süd über Rostock, Halle, Regensburg verlaufende Isochimene von 0° R. und durch die westöstlich über Trier, Hof, Oppeln verlaufende Isothere von 14° und 15° R., so dass sie als die Gebiete der Nordsee, der Ostsee, des Ober-Rheins und der Ober-Donau, und der MittelDonau bezeichnet werden können (auf einer Kartenskizze ist diese Eintheilung angegeben). Im siebenten Kapitel wird eine Klassificirung der Krankheiten nach ihrer Abhängigkeit von der Temperatur versucht. Die fünf übrigen Abschnitte des allgemeinen Theils gehen wieder spezieller auf die geographische Verbreitung einzelner Krankheitsformen ein, wie der Malaria, der Pest, des Kropfes und Cretinismus, Gicht, Krebs und einiger anderer. Schliesslich werden noch einige werthvolle Erläuterungen über die an sich unbedeutende, nichts Neues enthaltende Regenkarte gegeben. Man sieht aus dieser Übersicht des Inhaltes, dass noch nichts Ganzes und Fertiges vorliegt, aber die Anfänge sind bedeutend und höchst beachtenswerth, und es steht zu hoffen, dass auf so gutem Boden dieser fast neue Zweig der Wissenschaft sich bald kräftig entfalten wird.

8, 18. Eine ähnliche Anordnung, wie sie bei den Versammlungen der,,British Association for the Advancement of Science" beobachtet wird und wie wir sie unseren Lesern im vorigen Jahrgange dieser Zeitschrift (SS. 387 ff.) in dem Resumé über die Versammlung zu Dublin vom August 1857 angedeutet haben, zeigt sich auch in den ausführlichen Berichten, welche über jede dieser Versammlungen ausgegeben werden. Wir finden also darin zuerst die Statuten der Gesellschaft und die Liste ihrer Mitglieder, ein Verzeichniss der vorausgegangenen Versammlungen mit Namhaftmachung der Präsidenten und Sekretäre, die Berichte des Kassirers, des Ausschusses, des GeneralComité's und der einzelnen Comité's. Hierauf folgt der Abdruck der Adresse des Präsidenten, in welcher die Fortschritte der Naturwissenschaften während des verflossenen Jahres skizzirt werden, die Berichte über Forschungen und Arbeiten, die von der Gesellschaft bei Gelegenheit früherer Versammlungen angeregt und zum Theil unterstützt wurden, und endlich Auszüge, oft auch nur die Titel der Vorträge, welche in den einzelnen Sektionen gehalten wurden. In der Versammlung zu Cheltenham im August 1856, von welcher der letzte uns vorliegende Bericht handelt, war Dr. Charles Daubeny, Professor der Botanik an der Universität Oxford, Präsident. Er verbreitete sich in seiner Adresse hauptsächlich über die Fortschritte der Chemie und Botanik, und weil vor ihm nur einmal ein Chemiker und noch nie ein Botaniker von Fach Präsident gewesen war, so griff er auf einen längeren Zeitraum zurück, wodurch seine Übersicht einen nicht gewöhnlichen Werth erhält. Unter den Berichten über die von der Gesellschaft angeregten Untersuchungen nehmen die von Robert Mac Andrew und Philip P. Carpenter über die Mollusken des nordöstlichen Theils des Atlantischen und der benachbarten Meere und über den gegenwärtigen Zustand unserer Kenntniss der Mollusken an der Westküste von Nord-Amerika bei weitem den grössten Raum ein, sie füllen etwa ein Drittel des ganzen starken Quartbandes und sind mit mehreren Tafeln Abbildungen ausgestattet. Ausserdem interessiren uns von diesen Berichten nur der von Baden Powell über die in den Jahren 1855 und 1856 beobachteten leuchtenden Meteore und der von einer besonderen Kommission erstattete Bericht über die Veränderungen, welche mit dem Fahrwasser und den Sandbänken am Ausfluss des Mersey innerhalb der letzten 50 Jahre vor sich gegangen sind. Der letztere wird durch eine Karte illustrirt, auf welcher die Resultate der Vermessungen von Collins im Jahre 1689, von Eyes im Jahre 1755, von Thomas im Jahre 1813 und von der Admiralität im Jahre 1847 niedergelegt sind. So interessant diese Karte auch ist, so giebt sie doch ein unklares, verwirrendes Bild, weil die verschiedenen Konturen nicht neben einander, sondern auf ein und demselben Blatte, sich vielfach durchkreuzend, dargestellt sind. Aus der grossen Reihe von Vorträgen, von denen. meist nur sehr kurze Auszüge, nach den Sektionen geordnet, gegeben

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